UMWELTjournal 3/2023 | S8 INTERVIEW schwerer als andere Länder haben, lässt sich daher nicht pauschal sagen. Peter Nestler: Wie lässt sich Biodiversität aus unternehmerischer Sicht überhaupt messen? Gudrun Meierschitz: Aus unternehmerischer Sicht lässt sich Biodiversität derzeit noch gar nicht zuverlässig messen. Erst recht nicht mit ein paar einfachen Kennzahlen. Die vorliegende Studie ist ein Anfang und arbeitet mit Kennzahlen, die zwar verfügbar, aber leider unzulänglich sind. Wir müssen uns überlegen, wie wir eine Vielzahl von Kennzahlen sinnvoll gegeneinander abwägen. Wichtiger als die reine Messung der Biodiversität ist aber, Ziele festzulegen und zu messen, welche Maßnahmen die Biodiversität nachhaltig verbessern. Peter Nestler: Inwieweit bauen Sie als Acredia in ihre Versicherungsmodelle das Thema Biodiversität ein? Gudrun Meierschitz: Wir versichern offene Forderungen weltweit gegen Zahlungsausfall. Um das Risiko einschätzen zu können, beobachten und analysieren wir Länder, Branchen und Unternehmen. Derzeit ist das Thema Biodiversität noch zu komplex, um in unsere Risikobewertung einzufließen. Das wird sich ändern, wenn in den nächsten Jahren die erweiterten Pflichten im Rahmen der Nachhaltigkeitsberichterstattung, der sogenannten CSRD in Kraft treten. Mit diesen Daten wird das Risiko quantifizierbar, was sich dann zum Beispiel auf die Prämiengestaltung auswirken kann. Peter Nestler: Was heißt das für ihrer Kunden? Können sich die etwas sparen? Können die sich mit den Kriterien der Acredia herausputzen? Gudrun Meierschitz: Unternehmen, die sich jetzt schon mit ESG und Nachhaltigkeit beschäftigen, werden in Zukunft im Vorteil sein. Sie werden nicht nur bei den Versicherungsprämien sparen, sondern sie werden leichter Geld am Kapitalmarkt bekommen, schneller Arbeitskräfte finden und werden von den Konsumenten bevorzugt. Gleichzeitig stellen Investitionen in die Biodiversität eine große Chance dar. Unsere Studie hat ergeben, dass es Investitionen in Höhe von 711 Milliarden US-Dollar pro Jahr braucht, um die Biodiversitätsverluste bis 2030 zu stoppen. Peter Nestler: Wie steht es insgesamt mit dem Bewusstsein für Biodiversität bei Unternehmen in Österreich im internationalen Vergleich? Gudrun Meierschitz: Dazu haben wir keine Daten erhoben. Allerdings sind die Unternehmen mit vielfältigen Herausforderungen wie zum Beispiel steigende Zinsen, hohe Inflation und restriktiver Kreditvergabe konfrontiert. Es ist kaum verwunderlich, wenn Themen wie ESG und Nachhaltigkeit dabei etwas aus dem Blick geraten, und zwar weltweit, nicht nur in Österreich. Danke für das Gespräch!
Petition gegen Bodenversiegelung Österreich verschleudert sein Land, als ob es endlos wäre. Sagt zumindest Greenpeace. Es werde fahrlässig gebaut, versiegelt und planiert, ohne an die Zukunft zu denken. Jeden Tag verlieren wir bis zu 13 Hektar fruchtbare Böden an Bagger, Betonmischer und Straßenwalze. Und damit auch Naturschätze und die Versicherung für die Zukunft. Greenpeace hat es sich zur Aufgabe gemacht, die anhaltende Betonlawine zu stoppen und Böden zu schützen - nun mittels Petition. Bsind unsere Lebensgrundlage, versorgen uns mit Wasser und gesunden Nahrungsmitteln, sind Zuhause für die bunte Welt der Tiere, Pflanzen und Pilze und auch wir brauchen sie, um die Auswirkungen der Klimakrise abzufedern. Wird weiter wie bisher verbaut, seien die Konsequenzen fatal: Naturkatastrophen wie Trockenheit und Überschwemmungen werden verstärkt, weil Regenwasser nicht mehr versickern kann. Unsere Lebensmittelversorgung stehe auf dem Spiel, weil immer mehr Äcker und Wiesen verloren gehen. Das Artensterben nehme weiter zu und auch für uns Menschen werde das Leben in verbauten Ballungsräumen immer heißer und ungemütlicher. Man dürfe nicht zulassen, dass Österreichs Politik unsere Zukunft weiter verbaue! Daher fordere Greenpeace die österreichische Bundesregierung, die Landeshauptleute und Bürgermeister:innen auf, den zerstörerischen Bodenverbrauch zu beenden! es werde dringend eine starke Bodenstrategie gebraucht, die die massive Bodenzerstörung auf 2,5 Hektar pro Tag reduziert. Ab 2040 muss die Verbauung von natürlichen Böden gänzlich gestoppt werden. Zum Unterschreiben der Petiton einfach im E-Paper auf das grüne G (siehe oben) klicken und dem Link folgen. Viele Lösungen liegen auf dem Tisch, bisher fehlt laut Greenpeace jedoch der politische Wille, sie flächendeckend und weitreichend umzusetzen. Etwa stehen laut Schätzungen österreichweit ungenutzte Betriebsgelände und leerstehende Häuser auf der Fläche Wiens zur Verfügung. Diese müssen genutzt werden, bevor auf der grünen Wiese umgewidmet wird. Bereits vorhandenes Bauland müsse mobilisiert werden. Vor allem braucht es aber auch Änderungen in der Raumordnung und im Steuersystem. Sie müssen flächensparendes Planen und Bauen vorgeben und fördern.
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