UMWELTjournal 6/2023 | S46 GREEN LOGISTICS Vom Flachwasserschiff über das autonom fahrende Schiff bis hin zum Wasserstoffantrieb und naturnahen Wasserbau, der Tisch biegt sich vor lauter „gesunden“ und ökologischen Programmen. Ohne Rauch geht’s auch Tatsächlich wurden in den letzten Jahren auch schon große technologische Fortschritte erreicht und man könnte sagen, qualmende Schiffe gehören der Vergangenheit an. Von den unzähligen Programmen profitieren aber hauptsächlich die Wissenschaft und „Fördernehmer“, deren Business lukrative Fördertöpfe sind. Daneben die Banken und Versicherungen. Am wenigsten die Binnenschiffer selber. Natürlich gibt es auch zahlreiche „Kümmerer“, die nur das Beste für die Binnenschifffahrt im Sinn, aber keine Umsetzungsstrategie haben. Dazu zählt das gesamte Verbandswesen. Sargnägel der Binnenschiffahrt Zu den Sargnägeln der Binnenschifffahrt zählen aber auch staatliche Kümmerer, denen man isoliert betrachtet sogar gute Motive unterstellen könnte. In der Gesamtschau sind sie Fressfeinde der Binnenschifffahrt. In Holland zum Beispiel, immerhin ein Land mit guten Voraussetzungen für die Nasse Logistik, gibt es staatliche Emissionsschnüffler am Ufer. Man nennt sie liebevoll „Schnuffelpaal“ und wenn ein vorbeifahrendes Schiff die feine Nase stört, kommen sofort die bösen Jungs an Bord. Man stelle sich vor, so einen Schnüffler würde es auf der Westautobahn geben, der jeden LKW überwacht. Die “Ritter der Au” Das wäre ein Spaß! Man könnte an dieser Stelle auch aufhören und resignierend zur Kenntnis nehmen, dass die Binnenschifffahrt in der Logistik den Platz an der Grundlinie für alle Ewigkeit gepachtet hat. Zur Vollständigkeit fehlen aber noch die „Ritter der Au“. Das sind die natürlichen Feinde der Binnenschifffahrt, die wegen der gemeinsamen Infrastruktur Wasserstraße, jeder für sich legitime Ansprüche stellt, die kaum – oder nur wenig mit der Nassen Logistik kompatibel sind. Dazu zählen die Fischerei, die Energieversorger, die Wassersportler und die Freizeitwirtschaft. Ein Ruderer kann beispielsweise ganz selbstverständlich für sich in Anspruch nehmen, ein Recht auf die Nutzung der Wasserstraße
zu haben. Er darf sogar mit dem Rücken zum Verkehr, also blind durch die Gegend fahren. Das ist ganz in Ordnung – stellt nur leider den 10.000 Tonnen-Schubverband vor enorme Herausforderungen. Komisch – ein Radfahrer darf auf der Autobahn nicht fahren. Schon gar nicht rückwärts. Nicht mal schieben darf man seinen Drahtesel am Pannenstreifen. Fressfeinde Aktivisten und Klimaschützer Am ehesten Verständnis kann man noch mit jenen Fressfeinden der Binnenschifffahrt aufbringen, die sich unter dem Begriffen Aktivisten, Klimaschützer oder Anrainer subsumieren lassen, Sie werden gelegentlich selber instrumentalisiert oder wissen es oft nicht besser. Dann kämpfen sie einen Stellvertreterkrieg, bei dem die Binnenschifffahrt zwar angegriffen, aber gar nicht der Feind ist. Beispielhaft soll hier eine Gruppe genannt werden, die sich tatsächlich „Ritter der Au“ nennt. der Standort seit über 40 Jahren als Industriestandort gewidmet, obwohl es sich tatsächlich um ein schützenswertes Gebiet handelt und Anrainer in unmittelbarer Nachbarschaft wohnen. Industriepolitik und Raumordnung gefragt Grundsätzlich ist ein verladender Produktionsbetrieb direkt an der Wasserstraße geradezu ideal für die Binnenschifffahrt und ein Paradebeispiel dafür, wie Industrieansiedlungspolitik und Raumordnung funktionieren sollten. Nur, das besagte Chemiewerk will die direkt verfügbare Nasse Logistik gar nicht nützen. Stattdessen will man die Logistik auf der Straße abwickeln – 60 Gefahrgut-LKW Fahrten pro Tag! Damit ist es nicht nur perfekt gelungen die Anrainer auf die Palme zu bringen, der Spitzenprädator der Nassen Logistik hat zugeschlagen. Diese Bürgerinitiative bekämpft den Bau eines Chemiewerkes direkt an der Wasserstraße Donau, weil das Projekt nach ihrer Meinung Interessen der Natur und Anrainer arg benachteiligt. Leider, aus der Sicht der Umweltschützer, ist
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