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UmweltJournal Ausgabe 2017-01

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12 ABLUFTREINIGUNG

12 ABLUFTREINIGUNG UmweltJournal /Jänner 2017 Der abfallwirtschaftliche ergeben. Mangelnde räumliche Wandel in den letzten Erweiterungsmöglichkeiten am Jahren hat auch auf kommunaler ursprünglichen Standort machten Ebene zur Notwendig- keit der Erneuerung von gemeindeeigener Infrastruktur geführt. aber die Suche nach einem neuen Standort des ASZ notwendig. In einer Projektstudie des Um den Herausforderungen der Lehrstuhls für Abfallverwertungstechnik steigenden Abfallmengen und und Abfallwirt- Komplexität der Abfälle zukünftig schaft der Montanuniversität besser Rechnung Leoben wur- zu traden Kriterien Autoren: gen, braucht entwickelt es bürgernahe, A. Krenn, und diese auf modern Abfallwirtschaftsverband Leoben eine Reihe ausgestattete G. Kreindl, von möglichen Grund- und funktionelle Sammelstücken an- Stadtgemeinde Leoben zentren. Die Bezirksstadt Leoben mit etwa 28.000 Einwohnern ist seit 1993 Betreiber eines solchen. Mit der Planung, dem Bau des neuen Altstoffsammelzentrums (ASZ) und der Eröffnung im Frühjahr 2015 konnte ein „Ressourcenpark“ geschaffen werden, der den Zielvorgaben einer modernen und zukunftsorientieren Abfall- und Ressourcen(be)wirtschaftung entspricht. Standortsuche und Flächenbedarf Technische Überalterung, fehlende Manipulationsflächen und Übernahmekapazitäten bei gleichzeitig stark steigenden Anlieferungen – von ursprünglich 4.000 (1993) auf zuletzt 55.300 Anlieferungen pro Jahr – haben nach mehr als zwei Jahrzehnten Nutzungsdauer des bestehenden Abfallwirtschaftszentrums in Leoben die Notwendigkeit der Erneuerung und Errichtung eines neuen Altstoffsammelzentrum Exklusivinterviews Sind Mülleimer und Deponien die Schatzkammern der Zukunft? 6 GRÜNDE FÜR IHR UMWELTJOURNAL-ABO Literaturtipps gewandt. Der Vergleich von neu errichteten, gleichartigen Anlagen im Bundesland Steiermark zeigte, dass für den reibungslosen Betreib eine Mindestfläche von 8.000 Quadratmetern erforderlich ist. Neben der Grundstückgröße, Verfügbarkeit und Eigentumsverhältnisse sind auch Raumordnungskriterien, wie Erreichbarkeit und Anbindung an das überörtliche Straßennetz bei der Auswahl eines Standortes in Betracht zu ziehen. Zukünftige Erweiterungsmöglichkeiten sind ebenfalls in die Bewertung mit eingeflossen und haben den Ausschlag für das gewählte Grundstück (vgl. Abbildung 1) gegeben. Ein modernes ASZ soll nicht, wie in der Vergangenheit teilweise üblich, versteckt und schlecht erschlossen, weit weg von jeglicher Infrastruktur und Personenfrequenz betrieben werden, sondern in Stadtteilen mit hoher Besucherfrequenz eingegliedert sein. Durch die ideale Lage in einem Gewerbegebiet mit öf- NUR *) 6 Ausgaben pro Jahr, inkl. Manipulationsspesen, Versandkosten und Steuern in Österreich • Abo-Preis ausserhalb Österreichs: 23,- 16,- PRO JAHR 80 * Aktuelle Förderungen Recht und Politik Green Innovators In der Bezirkshauptstadt Leoben wurde im Frühjahr 2015 ein neues Altstoffsammelzentrum eröffnet, das in Kapazität und technischer Ausgestaltung allen Anforderungen einer modernen, ressourcenorientierten Abfallwirtschaft gerecht wird. Unter der Gesamtkoordination der Stadtgemeinde Leoben – Referat für Umwelt und Tiefbau arbeiteten interne sowie externe Experten, Planungsbüros und die Montanuniversität Leoben eng zusammen. Entstanden ist ein beispielhaftes Projekt, das alle Notwendigkeiten eines modernen Altstoffsammelzentrums integriert. fentlicher Verkehrsanbindung und die direkte Nachbarschaft zu einem großen Fachmarkt, erfüllt das neue ASZ Leoben diese Ansprüche und es können Synergieeffekte genutzt werden. Österreichs Journal für Umwelttechnik, Energie und Abfallwirtschaft ( ) Wie solche Fragen objektiv beantwortet werden können, lesen Sie im Umweltjournal. 6x jährlich in Ihrem Postfach! Bestellen Sie gleich jetzt: Fax: 01/90 680 91112 Mail: abo@umweltjournal.at Altstoffsammelzentrum Leoben – Funktionelle und konzeptionelle Planung Die Entstehung eines vorbildlichen Altstoffsammelzentrums Good Practise Funktionelle und gestalterische Planung Nach erfolgreicher Standortsuche wurde ein in Leoben ansässiges Architektenbüro mit der baulichen Planungsleistung beauftragt und auf externe Berater für die Planungskoordination, -leistungsüberwachung und abfallwirtschaftliche Begleitplanung zurückgegriffen. Ein Zivilingenieursbüro für Kulturtechnik und Siedlungswasserwirtschaft beschäftigte sich mit den Grundlagen zur Bemessung der Retentionsanlagen für die geordnete Rückführung der Niederschlagswässer. Hinsichtlich der Verkehrsführung zeigte sich die Notwendigkeit, einen externen Verkehrsplaner zu beauftragen. Eine gut durchdachte Verkehrsführung, die sich durch eine klare Trennung zwischen dem individuellen Anlieferverkehr einerseits und dem Abtransport-/Entsorgungsverkehr andererseits auszeichnet, sorgt für ein größtmögliches Maß an Verkehrssicherheit, sowohl für den Bürger als auch für die Mitarbeiter der Gemeinde und den Entsorgungsfirmen. Parallel zu den verkehrstechnischen und infrastrukturellen Planungen erfolgten die Erstellung des Bebauungsplanes und die Überführung des Grundstücks in Bauland. Nach Vorliegen der endgültigen Planung wurde die Einreichung des Projekts gemäß den Bestimmungen des Bundesabfallwirtschaftsgesetztes § 54 AWG 2002 für die Errichtung und den Betrieb eines öffentlich zugänglichen Altstoffsammelzentrums mit Sammelstelle für Problemstoffe bei der Bezirksverwaltungsbehörde vorgenommen und die Bewilligung mit Bescheid erteilt. Abgeleitet vom Flächenbedarf des bestehenden, alten Abfallwirtschaftszentrums unter Berücksichtigung der zukünftigen Zusammenführung des externen Altstoffdepots sowie der Altpapierumladestation wurde für das neu zu errichtende Altstoffsammelzentrum auch ein Raumordnungskonzept erarbeitet. Dieses vereinigt Anforderungen an Funktionalität, Platzbedarf und intelligenter Verkehrsführung mit einer architektonisch ansprechenden Gestaltung (Abbildung 3). Moderne Sägezahnrampe und Holzbau Die Realisierung einer Sägezahnrampe für die komfortable Zufahrt und den bequemen Einwurf schwerer Gegenstände wie Sperrmüll und Altholz, direkt aus dem Kofferraum oder dem Anhänger heraus in den tiefer liegenden Container, trägt in dieser Planung zur sicheren Manipulation der Abfälle bei. Der Vorteil besteht neben der besseren Einsicht der Container (Vermeidung von Fehlwürfen) darin, dass der Einwurfs- beziehungsweise Kundenbereich vom LKW-Abholungsbereich klar voneinander getrennt ist und Absetzcontainer ohne Störung des laufenden ASZ-Betriebs per Hakenlift-LKW bereitgestellt und getauscht werden können. Durch das tiefere Niveau der Container gegenüber dem Abwurf ist auch ein Hochziehen unter dem Flugdach kein Problem. Ein farbiges Kundenleitsystem mit Tafeln in unmittelbarer Nähe des Containers (zum Beispiel im Bereich des Geländers) kennzeichnet die jeweilige Abfallfraktion. Neben der funktionellen Ausstattung des neuen ASZ als Übernahmestelle und Lager für kommunale Abfälle und Altstoffe, aus denen wieder Sekundärrohstoffe generiert werden können, wurden bei der Planung auch umweltbe- Abb. 3: Planerische Umsetzung des neuen ASZ Leoben. Abb. 4: Anzahl der anliefernden Personen vorwiegend aus dem privaten Haushaltsbereich.

Jänner 2017/ UmweltJournal KOMMUNALE DIENSTE 13 Abb. 1: Auswahl des unbebauten Grundstücks (links) und fertig gestellter Bau des neuen ASZ Leoben inkl. Erweiterungsfläche (rechts). Fotos und Grafiken: Stadtgemeinde Leoben Abb. 2: Integration des Re-use-Shops in das neue ASZ Leoben. zogene Aspekte berücksichtigt. So kam der ökologischen Gestaltung des Gebäudes und der verbauten Materialien eine wichtige Rolle zu. 214 Kubikmeter verarbeitetes Fichten-Brettschichtholz speichern rund 200 Tonnen CO2. Darüber hinaus wird das Gebäude mit Erdwärme (17,2 kW Leistung) beheizt. Dazu wurden drei Tiefenbohrungen am Grundstück abgeteuft. Zusätzlich wird etwa 11 Prozent des Eigenenergiebedarfs durch eine auf dem Dach installierte Photovoltaikanlage mit 3,3 kWp gedeckt. Die überschüssige Energie, die am Standort außerhalb der Öffnungszeiten des ASZ an Sonn- und Feiertagen anfällt, wird in das externe Stromnetz eingespeist. Re-use-Shop Wurden im alten Abfallsammelzentrum noch funktionstüchtige beziehungsweise intakte Gegenstände, teilweise aus modischen Gründen oder wegen dem technischen Fortschritt vom Bürger als Abfälle zur Entsorgung gebracht, so wurde im Zuge der Planungsarbeiten dem Re-use Gedanken und der Wiederverwendung Rechnung getragen. Ein etwa 60 Quadratmeter großer Raum, der sogenannter Re-use-Shop, der zur Übernahme und dem Verkauf von brauchbaren und funktionierenden Gegenständen (Möbel, elektrische und elektronische Kleingeräte, Geschirr, Sportartikel, Spielzeug et cetera) dient und von einer gemeindeeigenen Mitarbeiterin (Altersarbeitsplatz) betreut wird, ist das Resultat (Abbildung 2). Am 13. März 2015 konnte das neue Altstoffsammelzentrum Leoben am Prettachfeld letztlich im Rahmen eines Festaktes feierlich eröffnet und seiner Bestimmung übergeben werden. Betriebsführung und Akzeptanz Nach einer gewissen Einlaufphase und den täglichen Erfahrungen aus den ersten Betriebsmonaten waren nach mehr als eineinhalb Jahren seit der Eröffnung kleinere Adaptierungen und funktionelle Verbesserungen vorzunehmen. Sie dienen einerseits einem wirtschaftlicheren Betriebsablauf und andererseits der Sicherheit der Benutzer und der Bediensteten. Das neue ASZ Leoben hat 59 Stunden in der Woche geöffnet, das heißt von Montag bis Freitag durchgehend von 7.00 bis 17.00 Uhr und am Samstag von 8.00 bis 17.00 Uhr. Der Re-use- Shop hat eine Wochenöffnungszeit von 36 Stunden (Montag bis Samstag jeweils von 9.00 bis 15.00 Uhr). Im Monatsschnitt beträgt die Anzahl der anliefernden Kunden (private Haushalte und kleiner Gewerbeanteil) über 4.600 Personen. Rund 55.500 Personen nutzen das neue ASZ im Jahr, das heißt statistisch gesehen fährt jeder Bürger zweimal pro Jahr das ASZ an. Zusammenfassend darf festgestellt werden, dass sowohl für die Kunden als auch für das Personal eine wesentliche Verbesserung eingetreten ist. Vor allem von den Anlieferern wird wiederholt zum Ausdruck gebracht, dass die Entgegennahme von Abfällen einfach und sehr benutzerfreundlich gestaltet ist. KONTAKT FÜR FÜHRUNGEN: DI Dr. Gernot Kreindl, Stadt Leoben Leiter des Referats Umwelt und Tiefbau +43 3842 4062-366, gernot.kreindl@leoben.at