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UmweltJournal Ausgabe 2017-01

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6 THERMISCHE

6 THERMISCHE BAUTEILAKTIVIERUNG UmweltJournal /Jänner 2017 Lukrative Abwärmenutzung in der Industrie Betonspeicher erhöht Energieeffizienz Wie Beton effizient als Wärmespeicher genutzt werden kann, zeigt die Firma EnergyNest. Ihre Innovation stellt über viele Stunden Prozesswärme bereit oder ermöglicht die eigene Stromversorgung für Industrieanlagen. Deutsche Industriebetriebe nutzen etwa ein Drittel des gesamten Primärenergiebedarfs Deutschlands, mehr als 75 Prozent davon werden zum Heizen verwandt. Nach dem Einsatz verpufft ein Großteil dieser Energie als Abwärme. Nur knapp ein Zehntel der Industrieunternehmen schöpft das enorme Energiepotenzial laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe aus. Der Wärmespeicher von EnergyNest, der mit Beton als Speichermedium arbeitet, macht dieses weitestgehend brachliegende Energiereservoir jetzt zu geringen Kosten nutzbar. Einmal gespeichert, lässt sich die Wärme vielfältig nutzen; etwa als Prozesswärme, zur eigenen Stromerzeugung oder zur Stabilisierung ganzer Stromnetze. Pilotspeicher in Masdar City Erste Anwender des Speichers sind thermische Solarkraftwerke, in denen ein spezielles Thermoöl auf gut 450 Grad Celsius aufgeheizt wird. Über einen Dampfkreislauf wird diese Hitze unmittelbar zur Stromerzeugung genutzt. Oder sie lässt sich im neu entwickelten Thermal Energy Storage (TES) von EnergyNest über viele Stunden speichern, um auch in Abend- und Nachtstunden die Turbinen anzutreiben und elektrischen Strom zu produzieren. Diesen Zweck erfüllt seit 2015 der EnergyNest-Pilotspeicher mit einer Kapazität von einer Megawattstunde thermisch für das Sonnenwärmekraftwerk „Beam Down“ im klimaneutralen Stadtprojekt Masdar City bei Abu Dhabi. „Ich habe viele Energiespeicher genau studiert“, sagt Dr. Steve Griffiths, Vizepräsident für Forschung am Masdar Institut. „Und der thermische Speicher von EnergyNest erfüllt unsere Erwartungen.“ Von diesen Erfahrungen mitsamt der erfolgreichen Zertifizierung durch die DNV GL können nun auch Industriebetriebe mit hochgradiger Abwärme zwischen 120 und etwa 500 Grad Celsius profitieren. Spezialbeton „Heatcrete“ Der Schlüssel liegt im verwendeten Spezialbeton „Heatcrete“, der in Zusammenarbeit mit dem Konzern HeidelbergCement entwickelt wurde. Der Beton besteht zu 75 Prozent aus Quartz (SiO2) und zu einem Viertel aus weiteren Additiven. Im Wärmespeicher umfasst der sehr kompakte Beton ein System aus Karbonstahlröhren, durch die eine Wärmeträgerflüssigkeit mit bis zu 160 bar Druck geleitet werden. Ein einziges Modul des Wärmespeichers von der Größe eines Standard-40- Fuß-Containers bietet eine Speicherkapazität von zwei Megawatt thermisch. Dank des modularen Aufbaus kann eine Speicheranlage an die jeweils gewünschten Anforderungen angepasst und problemlos bis in den Gigawatt- Bereich skaliert werden. „Unser Spezialbeton weist eine hohe Speicherkapazität und eine hohe Leitfähigkeit für Wärme auf“, sagt EnergyNest CTO Pål Bergan, der an der Entwicklung beteiligt war. Zugleich dehnt sich der Beton beim Aufheizen ähnlich stark aus wie der Stahl der Wärmetauscherröhren. So werden Risse vermieden, welche die Effizienz des Wärmespeichers stark reduzieren könnten. Auf der Basis von Belastungsversuchen prognostiziert EnergyNest eine Lebensdauer des Speichers von mindestens 50 Jahren. Interessant für Kraftwärmekopplung Mit steigenden Stromkosten ist für eine Effizienzsteigerung in der Industrie das Potenzial der Eigenstromerzeugung nicht zu vernachlässigen. Der Wirkungsgrad für eine Stromerzeugung lässt sich mit bis zu 40 Prozent abschätzen. Noch interessanter wird es aber Mit dem Spezialbeton „Heatcrete“ stellt EnergyNest eine neue Technologie für Abwärmenutzung in der Industrie vor. Eine erste Pilotanlage läuft erfolgreich in Masdar City an. Nun folgen weitere. mit Methoden der Kraftwärmekopplung oder einer parallelen Wärmenutzung, etwa für Fernwärme oder Prozesse im Temperaturbereich bis 450 Grad Celsius. Dann wären Gesamtwirkungsgrade der Wärmespeicherung von bis zu 90 Prozent erreichbar. Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt in Masdar City steigt das Interesse an den Betonspeichern von EnergyNest. Die Vorberei- tungen für drei solarthermische Kraftwerksprojekte in den USA und im Mittleren Osten laufen. Technisch anspruchsvoller gestalten sich zwei Demonstrationsanlagen in der Industrie und Energiewirtschaft, die bis 2017 umgesetzt werden sollen. Zum einen will ein Windparkbetreiber seine überschüssige Stromproduktion in den EnergyNest-Modulen zwischenspeichern. Zum Foto: Yamaoka/energynest anderen plant ein deutsches Zementunternehmen, seine Energieeffizienz mit gespeicherter Prozesswärme auf lukrative Weise zu erhöhen. WWW Besuchen Sie uns jetzt auf www.umweltjournal-online.at MIT DER NEUEN TIEFTEICH-VERSION DER FLOTTWEG DEKANTER C-BAUREIHE bei der Entwässerung und Schlammeindickung in Kläranlagen Energie sparen Eine kompromisslose Umsetzung unserer neuesten Erkenntnisse für die Trommel- und Schneckengeometrie, hohe Drehmomente an der Schnecke und ein hoher Beschleunigungsfaktor (g-Zahl) sichern für Sie beste Trennergebnisse bei minimiertem Energiebedarf. 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Jänner 2017/ UmweltJournal BAU- | GEBÄUDETECHNIK 7 Viele Wärmebilder sind „eigentlich nur für den Papierkorb geeignet“ Das Geheimnis eines guten Wärmebildes (Teil1) Wärmebildkameras haben sich in den letzten Jahren in vielen beruflichen Umfeldern verbreitet. Ihre Handhabung ist einfach, ein Wärmebild ist schnell gemacht. Dieses wird dann ebenso schnell einem Untersuchungsbericht – zum Beispiel über die Untersuchung einer elektrischen Anlage oder eines Gebäudes – als Nachweis der durchgeführten Arbeit oder gefundener Fehler und Abweichungen beigefügt. Gerne wird dabei vergessen, dass ein Bild, das als Nachweis oder gar Beweis, etwa vor Gericht, dienen soll, bestimmten Anforderungen standhalten muss. Mit einem schnellen Schnappschuss ist es nicht getan, doch was macht nun ein wirklich gutes Wärmebild aus? Christiane Buchgeister, Leiterin des FLIR Schulungscenter ITC, schreibt im UmweltJournal über Ihre Erfahrungen. Autorin: Christiane Buchgeister FLIR Schulungscenter ITC Während der praktischen Übungen in unseren Thermografieschulungen stelle ich immer wieder fest, wie schwer sich manche Teilnehmer tun, ihre Kamera optimal für die jeweilige Aufgabe einzustellen. Nicht jeder hat einen Hintergrund als Hobbyfotograf – zum Vergleich der Thermografie mit der Fotografie im nächsten Abschnitt mehr – und um ein gutes und aussagekräftiges Wärmebild aufzunehmen, sind sowohl Hintergrundwissen als auch dessen praktische Anwendung wichtig. Somit ist es nicht verwunderlich, dass immer wieder – und vor allem von nicht ausgebildeten Thermografen – Berichte mit Wärmebildern produziert werden, die jeder Aussage entbehren oder gar falsche Rückschlüsse untermauern und eigentlich nur für den Papierkorb geeignet sind. Erschreckenderweise finden sich solche Berichte nicht nur in kleinen Firmen, in denen die Thermografie nur eine begleitende „Nice to have“ Funktion erfüllt. Sondern auch in großen Betrieben, bei denen diese Berichte Bestandteil, zum Beispiel der Prozesskontrolle oder des Unterhaltsprogrammes sind. Ich sehe vor allem zwei mögliche Ursachen dafür: Entweder weiß der Anwender nicht, was ein gutes Wärmebild ist und wie er es aufnehmen kann oder es wird – aus welchen Gründen auch immer – nicht sorgfältig gearbeitet. Ein gutes Bild Einer befreundeten Profi-Fotografin habe ich die Frage gestellt, was ihrer Ansicht nach ein gutes Bild kennzeichnet. Sie nannte daraufhin drei Punkte als die Wichtigsten: 1. Es muss etwas anrühren, das heißt es muss u ngewöhnlich, auffällig oder besonders sein, das Interesse und je nach Genre auch Gefühle weckt. 2. Die Komposition und das Gleichgewicht müssen stimmen, Bildausschnitt und -inhalt müssen ästhetisch zusammenpassen. 3. Die Belichtung muss interessant sein, entweder ein Gegenlicht oder schattenwerfendes Seitenlicht, Abendlicht oder angenehm ausgeleuchtet – einfach passend zur Gesamtaussage. Inwieweit gelten diese Aussagen nun für die Thermografie? Das Motiv soll auch beim Thermografieren interessant sein, oder etwas umformuliert: Wir haben Interesse an einem Objekt oder dessen Zustand, welcher abgebildet werden soll. Emotionen sind eher nicht gefragt. Im Wärmebild stehen Fakten im Vordergrund, sofern es sich nicht um Kunstprojekte handelt. Im Arbeitsalltag geht es um die deutliche Darstellung von Wärmemustern und die Möglichkeit der Temperaturmessung. Auch das Thermogramm muss einen geeigneten Bildausschnitt aufweisen und das Objekt in geeigneter Größe und Position abbilden. Ohne Belichtung ist visuelles Sehen und auch das Fotografieren nicht möglich, da hierbei Reflexionen wahrgenommen werden. In der Thermografie nimmt die Kamera sowohl emittierte als auch reflektierte Strahlung auf. Somit ist das Verhältnis und die Intensität, sowohl der vom Objekt abgegebenen als auch der aus der Umgebung stammenden Infrarotrotstrahlung wichtig. Helligkeit und Kontrast im Bild werden durch Anpassen des gezeigten Temperaturintervalls angepasst. Wie in der Fotografie gibt es auch in der Thermografie zahlreiche Möglichkeiten ein aufgenommenes Bild nachzubearbeiten, sofern es als radiometrisches Bild gespeichert wurde. Doch nicht alle Einstellungen sind veränderbar und somit sind auch nicht alle Aufnahmefehler reparabel. Für ein gutes Wärmebild gelten drei Parameter als „Die drei Unveränderlichen“: Abb.1: Auf dem nicht fokussierten Bild (links) ist nur eine diffuse ”Wärmewolke” erkennbar. Das fokussierte Bild (rechts) zeigt deutlich, welches Objekt betrachtet wird, und wo es warm ist. Abb.2: Fokussiertes Wärmebild (links) mit Maximaltemperatur Tmax=89,7 °C und nicht fokussiertes Wärmebild (rechts) mit Maximaltemperatur Tmax = 73,7 °C. Abb.3: Derselbe Heizkörper aus derselben Entfernung mit denselben Einstellungen aufgenommen mit drei verschiedenen Wärmebildkameras: FLIR C2 (links), FLIR T440 (Mitte) und FLIR T640 (rechts). Abb. 4: T440 mit den Temperaturmessbereichen -20 bis +120 °C (links), 0 bis +650 °C (Mitte) und +250 bis +1200 °C (rechts). Alle anderen Einstellungen sind unverändert. Abb.5: Aufnahme desselben Objektes mit verschiedenen Temperaturbereichen: -20 bis 120 °C (links) und 0 bis 650 °C (rechts). Die Temperatur im linken Bild wird mit einer Warnhinweis (roter Kreis mit weißem Kreuz) angezeigt, da dieser Messwert außerhalb des kalibrierten Bereichs liegt. und der Fehlerstelle, es verursacht zudem Messfehler, die umso gravierender sind, je kleiner das Messobjekt ist. Auch wenn alle anderen Parameter richtig eingestellt sind, werden die Messwerte eines nicht fokussierten Wärmebildes mit hoher Wahrscheinlichkeit falsch sein. Selbstverständlich spielt auch die Größe der Detektormatrix bei der Bildqualität eine Rolle. Bilder von Kameras mit kleineren Detektoren (das heißt mit weniger Pixeln) sind unschärfer oder „grober“ und es entsteht leicht der Eindruck, sie seien nicht fokussiert. Dabei ist auch zu beachten, dass nicht jede Kamera fokussiert werden kann und in diesem Falle der Abstand vom Objekt die einzige Fokussiermöglichkeit darstellt (siehe Abbildung 3). 2. Temperaturmessbereich: Bei handgehaltenen, ungekühlten Mikrobolometerkameras ist die „Belichtungszeit“ durch die Bildwiederholfrequenz sozusagen voreingestellt. Somit kann nicht frei gewählt werden wie lange und damit wieviel Strahlung auf den Kameradetektor fällt. Deshalb muss ein passender Temperaturmessbereich gewählt werden, der der einfallenden Strahlungsmenge entspricht. Bei Auswahl eines zu niedrigen Temperaturmessbereichs wird das Bild übersättigt, da Objekte höherer Temperatur mehr Infrarotstrahlung abstrahlen als kältere Objekte. Wie ein zu hoher Temperaturmessbereich gewählt, ist das Wärmebild sozusagen „unterbelichtet“ und wird undeutlich, wie Sie in Abbildung 4. sehen. Für eine Aufnahme beziehungsweise Temperaturmessung sollte daher der niedrigstmögliche in der Kamera verfügbare Temperaturmessbereich gewählt werden. Gleichzeitig muss dieser die höchsten Temperaturen im Bild abdecken (Abbildung 5). Je nach Kameramodell und Einstellungsmöglichkeiten könne über- bzw. untersteuerte Bereiche auch mit einer Kontrastfarbe angezeigt werden. 3. Bildausschnitt und Abstand zum Objekt Der Ausleuchtung in der Fotografie entspricht das Zusammenspiel von Objektstrahlung und reflektierter Umgebungsstrahlung, wobei letztere stört und zumindest Punktreflexionen vermieden werden sollten. Dies geschieht durch Aufsuchen einer geeigneten Aufnahmeposition. Diese sollte auch so gewählt sein, dass auf dem Bild das Objekt von Interesse zu sehen ist und nicht verdeckt wird. Dies mag selbstverständlich erscheinen, doch gerade im Gebäudebereich habe ich schon viele Berichte gesehen, in denen die zu untersuchenden Leitungen oder Fenster von Sofas, Zimmerpflanzen oder Gardinen verdeckt waren. Die folgende Abbildung illustriert diesen doch viel zu oft vorkommenden Fall (Abbildung 6). Wichtig ist auch, dass das zu untersuchende Objekt, beziehungsweise dessen interessante Bereiche das Wärmebild ausfüllen. Dies gilt vor allem bei der Temperaturmessung von kleinen Objekten. Der Messfleck eines einzelnen Detektors muss vom Objekt vollständig ausgefüllt sein, um korrekte Temperaturmessung zu ermöglichen. Da das Bildfeld und damit die Messfleckgröße durch die Entfernung zum Objekt und die Optik definiert sind, muss in diesen Fällen der Abstand zum Objekt verringert werden („näher ran!“) oder ein Teleobjektiv gewählt werden (siehe Abbildung 7). In der nächsten Ausgabe des UmweltJournals werden weitere wichtige Parameter, die sogenannten „Veränderlichen“ gezeigt, die zu Bildoptimierung und besserer Temperaturmessung beitragen können. 1. Fokus: Ein professionelles Wärmebild ist immer fokussiert und scharf. Das Objekt und das Wärmemuster müssen klar und deutlich zu erkennen sein (siehe Abbildungen 1 und 2). Ein unscharfes Wärmebild wirkt nicht nur unprofessionell und erschwert die Identifizierung des Objektes Abb.6: „Thermografische Untersuchung“ eines nicht zugänglichen Objektes. Fotos: flir Abb.7: Zu- und Rücklaufleitungen von Heizkörpern in einem Großraumbüro. Das linke Bild wurde aus 1 m Entfernung aufgenommen, der Messfleck ist ausgefüllt und die Temperaturmessung korrekt. Das rechte Bild wurde aus 3 m Entfernung aufgenommen, der Messfleck ist nicht vollständig ausgefüllt und die gemessenen Temperaturwerte sind falsch: 31,4 und 24, 4 °C statt 33,2 und 25,9 °C.