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UmweltJournal Ausgabe 2018-02

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8 SMART MOBILITY März

8 SMART MOBILITY März 2018/ UmweltJournal E-Ladeinfrastruktur: Ausbau gewinnt an Fahrt Wie weit ist unser E-Ladenetz? Foto: colourbox Nicht nur in Großstädten, wie Wien (1.000 neue Ladestellen geplant), sollen die E-Ladenetze ausgebaut werden – zahlreiche Initiativen fokussieren bereits auf den Netzausbau für überregionalen Strecken. Diese Frage stellen sich viele E-Auto-Fans. Denn eine flächendeckende Ladeinfrastruktur ist weiterhin der Schlüssel für den weiteren Ausbau der E-Mobilität. In Österreich und Deutschland steigt die Zahl der möglichen Ladepunkte vor allem in den Großstädten an – und auch überregional werden E-Fahrten immer unkomplizierter. Autor: Mag. Alexander Kohl alexander.kohl@sciam.at Österreich steht auf Elektrisch. Das zeigt eine aktuelle VCÖ-Analyse: Bei den neuzugelassenen E-Pkw lag Österreich demnach auch im Vorjahr im EU-Spitzenfeld. Insgesamt wurden 5.433 E-Pkw neuzugelassen. Mit 1,5 Prozent war der E-Auto Anteil damit doppelt so hoch wie in Deutschland und zweieinhalb Mal so hoch wie im EU-Schnitt. Nur in den Niederlanden war der E-Auto Anteil im Vorjahr höher als in Österreich. 17 österreichische Bezirke, darunter Waidhofen/ Thaya im Waldviertel sowie Graz, hatten einen höheren E-Auto-Anteil als die Niederlande. In Deutschland wiederum wurden laut dem deutschen Kraftfahrt-Bundesamt von Januar bis November 2017 21.644 Elektrofahrzeuge und 26.560 Plug-In Hybride in Deutschland zugelassen – für beide Segmente ein Zuwachs von rund 115 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Dass Elektromobilität auch weiter Fahrt aufnimmt, zeigen auch die Ergebnisse einer Ende Jänner veröffentlichten Studie von WU Wien, Wien Energie und Deloitte zu den aktuellen Trends im Bereich der Erneuerbaren Energien. Ein eigenes Elektroauto zu haben, ist mittlerweile für mehr als die Hälfte der Österreicher eine realistische Option. 42 Prozent davon wollen sich bereits innerhalb der nächsten fünf Jahre eines anschaffen. Weltweit sollen übrigens bis 2030 laut der International Renewable Energy Agency (Irena) bis zu 50 Millionen Elektroautos auf den Straßen unterwegs sein. Ladenetze im Ausbau Damit sich Elektromobilität weiter durchsetzen kann, ist aber vor allem eines notwendig: eine flächendeckende Ladeinfrastruktur. Das ist sowohl in Österreich, wie auch in Deutschland und in fast allen Ländern Europas immer noch ein schwer umzusetzender Punkt. Um die Attraktivität von Elektromobilität weiter zu erhöhen, arbeitet die Branche neben weiteren E-Auto-Modellen vor allem am Ausbau der Ladeinfrastruktur. Auch die Integration innovativer Technologien und Konzepte rund um das Thema „Strom-Tanken“ stehen auf dem Programm. Denn für längere Fahrtstrecken sind flächendeckend öffentliche Ladestationen notwendig, um das Reichweitenproblem zu lösen. Aktuell befindet sich noch der Großteil der Ladeinfrastruktur im privaten Bereich – das heißt beim Eigenheim, auf Parkplätzen und Tiefgaragen von Wohnanlagen, Mehrfamilienhäusern und Wohnblocks sowie auf Firmenparkplätzen. Das soll sich bald ändern. Insgesamt 4.730 öffentliche Ladesäulen gibt es derzeit in Deutschland, davon sind 530 Schnellladesäulen. Erst im November hat das Joint Venture Ionity Foto: Wien Energie/Markus Wache 1.000 E-Ladestellen für Wien bis 2020: Wien errichtet Basis-Ladenetz für E-Autos im öffentlichen Raum - Die Wiener Bevölkerung kann sich am Ausbau über ein Gutscheinmodell beteiligen. (v.l.n.r.: Harald Bekehrti, Elektromobilitätskoordinator Stadt Wien, Michael Strebl, Wien Energie- Geschäftsführung, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und Stadträtin für Umwelt Ulli Sima) aus führenden Automobilherstellern nun aber ein europaweites Ladenetz angekündigt – mit Schwerpunkt in Deutschland. Rund 400 Schnellladestationen entlang der Hauptverkehrsachsen in Europa sollen bis 2020 entstehen. Darüber hinaus stattet das deutsche Bundesverkehrsministerium die rund 400 eigenen Raststätten an Bundesautobahnen der Autobahn Tank & Rast GmbH mit Schnellladesäulen und Parkplätzen für Elektrofahrzeuge aus. Hinzu kommt, dass die EU-Kommission das 300-Millionen-Euro-Förderprogramm des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) genehmigt hat. Ziel ist es hier, eine flächendeckende Ladeinfrastruktur mit bundesweit 15.000 Ladesäulen aufzubauen. Wien: 1.000 neue E-Ladestellen Mit 35 öffentlichen E-Ladestationen pro 100.000 Einwohner liegt Österreich im Europa-Vergleich an siebter und in der EU an 5. Stelle (insgesamt 3.008 E- Ladestationen), wie eine aktuelle VCÖ-Analyse (Verkehrsclub Österreich) zeigt. Europas Spitzenreiter bei den Ladestationen sind die Niederlande und Norwegen. Innerhalb Österreichs gibt es in Niederösterreich die meisten E-Ladestationen, informiert der VCÖ. E-Autos werden vor allem zu Hause und am Arbeitsplatz geladen. Deshalb ist der Ausbau von Ladestationen bei Wohnhausanlagen und bei Firmenparkplätzen wichtig. „Die E-Ladeinfrastruktur in Österreich ist deutlich besser als im EU-Schnitt und auch besser als in Deutschland oder Frankreich. Im Vergleich zu den Spitzenreitern Niederlande und Norwegen hat Österreich aber noch einiges aufzuholen“, fasst VCÖ-Experte Markus Gansterer eine aktuelle VCÖ-Untersuchung zusammen. Insgesamt gibt es in der EU bereits mehr als 104.000 öffentliche E-Ladestationen. Innerhalb Österreichs gibt es in Niederösterreich mit 994 die meisten öffentlichen E-Ladestationen, macht der VCÖ aufmerksam. In Oberösterreich sind es 579, in der Steiermark 462 und in Kärnten 438. Wien will dieses Verhältnis nun ändern: So startete der Energieversorger Wien Energie Anfang Februar mit dem Ausbau des öffentlichen E-Ladestellennetzes. 1.000 E-Ladestellen werden bis Ende 2020 errichtet und schaffen so ein flächendeckendes Ladenetz für die Stadt Wien. Es begann im 7. Wiener Gemeindebezirk, hier wurden die ersten zehn Ladestellen mit jeweils elf Kilowatt Leistung zum beschleunigten Laden errichtet. Als nächster Bezirk folgte in der Semesterferienwoche Floridsdorf. „Im Wochentakt geht es dann bis zum Sommer mit jeweils zehn Ladestellen pro Bezirk weiter. Bis Mitte 2018 entstehen so 230 neue öffentliche Ladestellen in ganz Wien“, so Wien Energie-Geschäftsführer Michael Strebl. „Der Erfolg der Elektromobilität steht und fällt mit einer starken Infrastruktur. Wien Energie hat das frühzeitig erkannt. Schon jetzt betreiben wir rund 550 Ladestellen im Großraum Wien.“ Die Inbetriebnahme der ersten Ladestellen erfolgte Anfang März. Bis dahin wurde gebaggert, fundamentiert, Kabel verlegt, die Ladestellen ans Netz angeschlossen und schließlich vom TÜV zertifiziert. Der Vollausbau auf 1.000 E-Ladestellen wird bis 2020 abgeschlossen sein. Wiener beteiligten sich mit zwei Millionen Euro Bei der Standortauswahl für die neuen Stationen werden unterschiedliche Kriterien wie die Attraktivität des Standortes (Umsteigemöglichkeit auf Öffis, Einkaufsmöglichkeiten, etc.), Frequenz und Auslastung, Anschlussmöglichkeiten an das Stromnetz und Wirtschaftlichkeit berücksichtigt. Ein wichtiger Baustein im Projekt ist die Bürgerbeteiligung. Zur Finanzierung entwickelte Wien Energie ein Partizipationsmodell für die Bevölkerung, das im Herbst auf reges Interesse stieß. Mit dem Kauf von Gutscheinpaketen konnte sich die Wiener Bevölkerung im Herbst am Ausbau der Elektromobilität beteiligen und von attraktiven Vergütungen profitieren. Statt 2.500 geplanten Beteiligungspaketen wurden 8.000 verkauft. Insgesamt investierten die Wiener so zwei Millionen Euro in die Mobilitätswende. Großes Potenzial für mehr E-Autos gibt es derzeit vor allem in den Regionen, insbesondere bei nicht-kommerziellem E-Carsharing, wie erfolgreiche Pilotprojekte zeigen. So arbeiten im steirischen Vulkanland 23 Gemeinden und 16 Betriebe zusammen, rund 60 E-Fahrzeuge umfasst der Carsharing-Pool. Auch im Mühlviertel haben sich mehrere Regionen zusammengeschlossen und bieten Carsharing mit 17 E-Autos an. In Niederösterreich gibt es bereits in mehr als 70 Gemeinden nicht kommerzielles E-Carsharing. Reichweitenangst bei überregionalen Fahrten? Nicht nur in den Großstädten und vereinzelten Regionen aber muss die Zahl der Ladepunkt steigen. Denn noch müssen Besitzer eines Elektroautos vor allem bei überregionalen Fahrten sehr genau planen, um nicht plötzlich und ungewollt durch eine leere Batterie ausgebremst zu werden. Mit dem Wort „Reichweitenangst“ bekam diese Befürchtung sogar einen eigenen Namen. Nun soll aber bald Schluss sein mit den Bedenken – auch für überregionale Fahrten. Allein im Rahmen des Mobilitätsprojekts „Central European Green Corridors” (CEGC) wurden etwa insgesamt 115 Schnell-Ladestationen für E-Autos in fünf europäischen Ländern errichtet. Über 20 Ladestationen gibt es zum Beispiel auf der 520 Kilometer langen Strecke zwischen München, die von Österreichs führendem E-Mobility Provider Smatrics errichtet wurden. Auch auf den rund 400 Kilometern von Wien nach Ljubljana stehen mehr als 20 Ladestationen. Bei einer durchschnittlichen Reichweite von E-Autos von über 200 Kilometern sollte sich damit also jede Reichweitenangst erübrigt haben. „Mit den Central European Green Corridors wird die grenzüberschreitende Nutzung von Fahrzeugen ermöglicht“, sagt Jörg Wojahn, Vertreter der Europäischen Kommission in Österreich. In Österreich beispielsweise finden E-Mobilisten auf den Autobahnen bereits rund alle 60 Kilometer eine Smatrics- Schnellladestation. Weitere sind in allen Ländern in Planung. Damit wächst das Schnellladenetz rasant weiter. Reichweitenangst wird damit bald völlig der Vergangenheit angehören.

März 2018/ UmweltJournal SMART MOBILITY 9 AIT-Innovation: Standortplanung für Bike-Sharing optimiert Im Rahmen von PlanBiSS entwickeln Forscher des AIT ein Tool, das Nachfrage, Umverteilung und Wartung von Leihfahrrädern berücksichtigt. Nicht zuletzt aufgrund des Markteintritts großer asiatischer Leihfahrrad-Anbieter wurde in den letzten Monaten das Thema Bike-Sharing insbesondere in Wien höchst kontrovers diskutiert. So werden einerseits Vorteile wie die Verringerung des innerstätischen Kfz-Verkehrs, die im Idealfall leichte Verfügbarkeit der Räder und die positiven gesundheitlichen Aspekte des Radfahrens ins Treffen geführt, andererseits jedoch die Sammlung und Auswertung der ortsbezogenen Nutzerdaten und Behinderungen von Fußgänger durch falsch abgestellte Fahrräder als Probleme genannt. Experten des AIT Center for Mobility Systems haben nun (gemeinsam mit den Partnern FH Oberösterreich, TU Wien und Rosinak & Partner ZT) ein System entwickelt, das eine vorausschauende Planung von Standorten eines Bike-Sharing-Systems mit fixen Stationen ermöglicht. Verfolgt wird dabei ein integrierter Ansatz, mit dem die potenzielle Nachfrage abgeschätzt und Standorte unter Berücksichtigung der zu erwartenden Umverteilungslogistik geplant werden können. Anschließend entwerfen sie Szenarios, beispielsweise mit unterschiedlichen Planungsregionen, Budgets oder Anbietern. Für jedes Szenario wird mittels PlanBiSS-Werkzeug ein Vorschlag für die optimale Platzierung der Stationen berechnet. Anschließend können Planer die Szenarios adaptieren und weiterentwickeln. Zur tatsächlichen Realisierung des Bike-Sharing-Systems ist nach der Auswahl eines Szenarios, als letzter Schritt, die Detailplanung im Straßenraum nötig. Diese hängt stark von lokalen Begebenheiten ab und wird daher von Planern mit der nötigen Ortskenntnis durchgeführt. Markus Straub, Forscher am AIT Center for Mobility Systems, fasst zusammen: „Welches Gebiet kann ein Bike-Sharing-System mit einem vorgegebenen Budget sinnvollerweise abdecken? Was ist die Nachfrage nach Bike-Sharing-Fahrten an einem bestimmten Ort? Wo sollen im Bestand neue Stationen ergänzt werden? Diese und noch weitere komplexe Fragen aus dem Planungsalltag können mithilfe von PlanBiSS beantwortet werden.“ Das Thema Bike-Sharing wird in Großstädten immer kontroverser diskutiert. Oftmals stellen abgestellte und abgelegte Fahrräder Störfaktoren im Verkehr oder im Stadtbild da. Ein neues AIT-Planungstool, namens PlanBiSS, soll nun helfen Bike-Sharing-Systeme effizienter betreiben zu können. Für ihre Forschung zur Effizienzsteigerung von Lithium-Ionen-Batterien erhielt die AIT-Forscherin Arlavinda Rezqita den Staatspreis Mobilität 2017. Foto: Clemens Fabry, Die Presse Foto: colourbox Realisierung funktionierender Bike-Sharing-Systeme Der Planungsprozess funktioniert folgendermaßen: Zu Beginn definieren Planer die Planungsregion, akquirieren unter anderem demografische Daten sowie Informationen über die Verortung von Stationen des öffentlichen Verkehrs und definieren Rahmenbedingungen wie das verfügbare Budget oder Preise von Bike-Sharing-System-Anbietern. Weitere Mobilitäts-Innovation im AIT Eine weitere Innovation innerhalb der AIT im Themengebiet Mobilität führte jüngst sogar zum Gewinn des „Staatspreises Mobilität 2017“. Den erstmals ausgelobten Zukunftspreis in der neuen Kategorie „Zukunftspotenzial entfalten“ gewann im November letzten Jahres Arlavinda Rezqita, Junior Scientist im Batterieforschungsteam am AIT Austrian Institute of Technology. Sie hat in den vergangenen drei Jahren ein verbessertes Material für eine Antriebsbatterie für E-Fahrzeuge entwickelt. Das Ziel der Forschungsarbeit war die Steigerung der Effizienz von Lithium-Ionen-Batterien, die in Smartphones wie auch Elektrofahrzeugen vorkommen. Rezqita setzte bei der Anode, dem negativen Pol der Batterie, an und ersetzte den herkömmlichen Graphit durch Siliziumpartikel, die mit mesoporösem Kohlenstoff umhüllt wurden. Der größte Vorteil von Silizium ist seine höhere Energiedichte. „Silizium kann zehn Mal mehr Energie speichern als Graphit. Dadurch werden die Autobatterien leichter, brauchen weniger Platz und die Autos können länger fahren“, erklärt Rezqita. Der Zukunftspreis ist nun ihr Ticket zur Transport Research Arena (TRA) im April 2018 in Wien, wo sie ihre Forschung einem internationalen Publikum präsentieren wird. 30% Kostensenkung im ersten Jahr im Vergleich zu herkömmlichen Antriebssystemen VLT® AQUA DRIVE FC 202 Flexibel, modular und anpassungsfähig. Beste Wahl für alle Wasseranwendungen. Tägliche Lastschwankungen in der Wasserversorgung machen eine moderne Drehzahlregelung aller Pumpen, Ventilatoren und Gebläse wirtschaftlich notwendig. Danfoss Drives bietet Ihnen das umfangreichste Portfolio im Markt. Antriebe von 1,1 kW bis 5,3 MW sorgen für optimale Prozesse und minimierte Kosten. Weitere Informationen finden Sie unter: www.drives.danfoss.at Danfoss Gesellschaft m.b.H. · Danfoss Drives Telefon: +43 720 548 000, E-Mail: cs@danfoss.at Danfoss_AZ_VLT_AQUA DRIVE_2017_275x196,5_A.indd 1 16.02.18 19:01