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UmweltJournal Ausgabe 2019-02

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INNOVATIONEN … 2

INNOVATIONEN … 2 UmweltJournal /März 2019 Kohl-Dampf Max Bögl baut einige der höchsten Windkrafttürme Asiens Dies ist eine Krise: Sich dem Zeitalter der Umweltzerstörung stellen“ – mit diesem Titel veröffentlichte die „ britische IPPR (Institute for Public Policy Research) Mitte Februar einen Bericht über die möglichen Auswirkungen der menschlichen Naturvernichtung. Die Kernaussage: Es besteht mittlerweile das Risiko eines systemischen Zusammenbruchs, der es mit den großen Finanz- und Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte locker aufnehmen könne. Dieses Mal jedoch werden weder Hyperspekulation noch faule Kredite das System in die Knie zwingen, sondern „die Kombination aus globaler Erwärmung, Unfruchtbarkeit im Boden, Bestäubungsverlusten, Auslaugung von Chemikalien und Versauerung der Meere“. Es ist wahrlich nicht der erste Warnruf vor den Auswirkungen der Klimaveränderungen und Umweltzerstörungen – und er wird nicht als letzter aus der Riege der Klima- und Naturschutzskeptiker mit Verachtung gestraft werden. Doch ist an diesem Bericht ein Aspekt hervorzuheben: Bisher konzentrierten sich viele vergleichbare Studien vor allem auf die Auswirkungen in Ökosystemen. Hier jedoch wird gezeigt, dass eine massive Störung der natürlichen Abläufe zu einem Systemumschwung in der gesamten menschlichen Zivilisation führen wird. Der prognostizierte Zusammenbruch könnte wie bei einem Kippeffekt rasch und unerwartet eintreten, meinen die Forscher. Besonders besorgniserregend ist dabei der rasant voranschreitende Verlust der Biodiversität. Das Verschwinden ganzer Untergruppen aus der Nahrungskette sowie der massive Verlust von Bestäubern zeigt: Das Artensterben hat biblische Ausmaße erreicht. Vor allem den Insekten geht es an den Kragen. Das betont auch ein jüngst publizierter Artikel der Zeitschrift „Biological Conversation“: „Wenn wir unsere Methoden zur Nahrungsmittelproduktion nicht ändern, sind Insekten in ihrer Gesamtheit in einigen Jahrzehnten auf dem Weg zum Aussterben“, heißt es dort. Mittlerweile sieht auch die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) die weltweite Lebensmittelproduktion durch die schwindende Artenvielfalt bedroht. Ursachen dafür gebe es viele – doch fast alle ließen sich auf den Menschen zurückführen. „Einmal ausgestorben, können Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen, die entscheidend für unsere Nahrung sind, nicht mehr wiederbelebt werden“, stellte die FAO fest. Vor allem die Anfälligkeit unserer Nahrungsmittelsysteme sollte uns dabei zu denken geben. Derzeit stellen nur fünf Tier- und zwölf Pflanzenarten 75 Prozent der Welternährung bereit. Die mangelnde Vielfalt schwächt dabei jede Widerstandsfähigkeit eines Systems – egal also, ob es eine der fünf Tierarten trifft oder nicht: jede Art zählt. Die FAO fordert mehr Schutzgebiete, die IPPR ruft nach einem „Green New Deal“. Doch das Problem ist – wie all diese Studien auch betonen und wir längst alle wissen – systemisch. Es ist die allumfassende Naturzerstörung unserer Lebensweise: Allen voran der immense Einsatz von Pestiziden und „Pflanzenschutzmitteln“, die Versiegelung des Bodens, die Überfischung der Meere ... Hundertfach gesagt, tausendfach wiederholt. Und doch kann jeder Warnruf irgendwann der Weckruf sein. Wir dürfen nicht aufhören, es uns immer wieder vor Augen zu führen. Wir müssen konfrontieren, dass wir das Problem sind. Es ist die Art und Weise, wie wir versuchen eine längst aus den Fugen geratenen Weltbevölkerung und deren Bedürfnisse in ihrer Wohlstandswelt zu erhalten. Die Art und Weise, wie wir uns die Welt Untertan gemacht haben, und dabei vergessen wollen, dass dies auch Verantwortung bedeutet. Das ist der erste Schritt: zu erkennen, dass wir an unserer eigenen Sintflut arbeiten und ein rapider Systemumschwung jederzeit auftreten kann. Danach sollten wir etwas mehr auf diejenigen hören, die praktikable – wenn auch entbehrungsreiche – Lösungen für den Umweltund Artenschutz anzubieten haben und nicht auf jene, die umjubelt an Roboterbienen forschen oder uns mit noch leistungsfähigerer Chemie überschütten. Mag. Alexander Kohl alexander.kohl@sciam.at TERMINTIPP: 25. qualityaustria Forum: Wenn Kleines Großes bewirkt – Tipping Points Salzburg Congress, Europa Saal Auerspergstraße 6, 5020 Salzburg 13. März 2019, 09.00 – 17.00 Uhr Für jede Art? … nicht auf unsre Weise! Mag. Alexander Kohl Das qualityaustria Forum 2019 in Salzburg steht in diesem Jahr ganz unter dem Motto „Wenn Kleines Großes bewirkt – Tipping Points“. Tipping Points sind Kipp-Punkte, an denen eine zuvor geradlinig verlaufende Entwicklung abrupt beendet wird. Tipping Points können positiv oder negativ sein und Personen genauso wie Unternehmen und Organisationen betreffen. Wichtig ist immer die Betrachtung der versteckten Chancen, um diese für sich zu nutzen ... Zu diesem Thema konnte die Quality Austria in diesem Jahr charismatische Vortragende gewinnen, darunter Business Angel Johann „Hansi“ Hansmann, Pilot Philip Keil und Regisseur, Schauspieler und Diplompsychologe Severin von Hoensbroech. 90 Hybridtürme aus Mobiler Fertigung Die Max Bögl Wind AG erreicht einen Meilenstein im Windfarm Thepharak in Thailand: Der 90. Hybridturm im Projekt ist errichtet. Das Unternehmen stellt damit unter Beweis, dass Windkrafttürme in einer Mobilen Fertigung nach deutschen Qualitätskriterien auch fernab der Heimat produziert werden können. Im Dezember verließ der letzte Hybridturm in Huai Bong die Produktionshalle der Mobilen Fertigung. Damit hat die Max Bögl Wind AG erfolgreich 90 Windkrafttürme mit Nabenhöhen von jeweils 156,5 Metern fernab der Heimat in deutscher Werksqualität produziert. „Wir sind stolz, die mitunter höchsten Windkrafttürme Asiens beim Ersteinsatz unserer Mobilen Fertigung errichtet zu haben“, sagt Udo Hiller, Zentralbereichsleiter Windkraftanlagen bei der Max Bögl Wind AG. In den nächsten Wochen werden die Anlagen und Rotorblätter installiert, sodass voraussichtlich Anfang Februar die Gesamtanlagenmontage abgeschlossen ist. Im März sollen alle Anlagen am Netz angeschlossen und Thailand seinem Ziel, bis zum Jahr 2036 den Anteil an erneuerbaren Energien auf 30 Prozent zu erhöhen, ein Stück nähergekommen sein. Fertigung 17.000 Kilometer verschifft Im August 2017 begann die Max Bögl Wind AG, 267 Überseecontainer von Sengenthal in der Oberpfalz in das 17.000 Kilometer entfernte thailändische Huai Bong zu verschiffen. Am Zielort, gut 260 Kilometer nordöstlich von Bangkok, angekommen, entstand aus rund 3,5 Tonnen hochwertigem Equipment innerhalb weniger Monate die weltweit erste Mobile Fertigung für Windkrafttürme. Kurze Zeit später begann die Produktion mit lokalen Rohstoffen und rund 200 – zumeist thailändischen – Arbeitskräften. Die lokale Fertigstellung steigerte die Wertschöpfung vor Ort und belastete die Infrastruktur deutlich weniger aufgrund nicht benötigter Schwertransporte. Josef Knitl, Vorstand der Max Bögl Wind AG, ist stolz auf die Leistung aller Beteiligten: „Ein komplettes Fertigungswerk an jedem Ort der Welt möglich zu machen – das war unser Anspruch. Mit mutigen Ideen und engagierten Mitarbeitern ist uns auch dieses innovative Projekt erfolgreich gelungen.“ Schon bald sollen an einem neuen Standort Hybridtürme nach Vorgaben deutscher Ingenieurskunst die Produktionshallen verlassen. Mit dem Innovationsgrad der Mobilen Fertigung hat sich die Max Bögl Wind AG mittlerweile in der gesamten Baubranche einen Namen gemacht. Das flexible Fertigungssystem ist unter den Top drei Nominierten für den bauma Innovationspreis 2019 in der Kategorie „Bauverfahren“. Der Baubranchen-Award wird alle drei Jahre vergeben. Die diesjährigen Gewinner werden im April bekannt gegeben. Als Attraktion der besonderen Art präsentiert der Vergnügungspark Ark Encounter im US-amerikanischen Kentucky eine lebensgroße Nachbildung der Arche Noah aus Accoya-Holz. Die sehr gute Dimensionsstabilität und ausgezeichnete Haltbarkeit des Holzes waren für die Besitzer ausschlaggebend, um für die Außenverkleidung des Arche Noah Nachbaus auf Accoya-Massivholz zurückzugreifen. Bei Ark Encounter handelt es sich um einen einzigartigen, evangelischen Vergnügungspark, der schon im Juli 2016 eröffnet wurde. Entworfen von der Troyer Group bildet der Arche-Nachbau das Herzstück des Parks, der seinen rund 1,4 Millionen Besuchern Foto: Max Bögl Wind AG Produziert mit lokalen Rohstoffen: Hybridtürme der Windfarm Thepharak. Arche Noah Nachbau – Größtes freistehendes Holzkonstrukt pro Jahr die biblische Geschichte näher bringen will. Hierfür ließ die Troyer Group eigens originalgetreu ein Gebäude in Fotos: Accoya, Courtesy Troyer Group, arkencounter.com Form der Arche Noah erbauen, welches mit seiner Länge von 155 Metern und Höhe von 24 Meter die größte freistehende Holzrahmenstruktur auf der Welt darstellt. Auch weil das Gebäude mit seiner Holzverkleidung im Freien steht, entschied sich die Troyer Group bei der Außenverkleidung für Accoya- Holz. Dieses weist eine große Stabilität und lange Haltbarkeit ungeachtet der Witterungsverhältnisse auf. Für den Bau kamen insgesamt bis zu 400 Kubikmeter Accoya zum Einsatz. arkencounter.com

März 2019/ UmweltJournal ... UND PERSPEKTIVEN 3 Themenreihe – Umwelt*Protagonisten make the world „greta“ In nur wenigen Monaten ist Greta Thunberg aus Schweden zum Gesicht der Klimaschutz-Szene geworden. Ihre öffentlichen Aktionen hat sie mit einem freitäglichen Schulstreik vor dem Schwedischen Reichstag in Stockholm begonnen. Seither folgen tausende Schüler auf der ganzen Welt der Protestaktion – nicht allen gefällt das. ZAPPAR HOLEN Video ansehen Seit ihrer Rede am Klimaforum in Katowice ist die 16-Jährige Greta Thunberg der Popstar der Klimaschutz-Community. Dort hatte die junge Schwedin den anwesenden Politikern gehörig die Leviten gelesen (siehe Video der Rede via AR-Code anbei), ihnen Ignoranz und Versagen beim Thema Klimaschutz vorgeworfen und angeklagt, sie würden ihren Kindern die Zukunft rauben: „Wir sind hier um Euch mitzuteilen, dass eine Veränderung auf Euch zukommt – ob Ihr wollt oder nicht.“ Schon im Alter von acht Jahren engagierte sich Greta Tintin Eleonora Ernman Thunberg, wie ihr voller Name lautet, erstmals für Energieeffizienz und Klimaschutz – damals noch zuhause, wo sie laut ihren Eltern, der Opernsängerin Malena Ernman und dem Schauspielers Svante Thunberg, begann die Beleuchtung zur Energieeinsparung rigoros auszuschalten; sie beschloss nicht mehr mit in Urlaub zu fliegen und sich vegan zu ernähren. Skolstrejk för Klimatet Im europäischen Hitze- und Dürresommer 2018 begann Greta Thunberg mit der Aktion Schulstreik für das Klima. Seither schwänzt sie jeden Freitag die Schule und demonstriert für den Klimaschutz. In der Aktion #fridaysforfuture schließen sich ihr nun immer mehr Schülergruppen in der gesamtem Welt an. Seit 21. Dezember 2018 finden jeden Freitag von zehn bis 13 Uhr vor dem Heldenplatz in Wien Klimastreiks statt; seit Januar 2019 in Innsbruck und Linz, seit Februar auch in Graz. Ende Januar nahm Thunberg am Weltwirtschaftsforum in Davos teil. Wieder rüttelte sie die anwesenden Politiker und Wirtschaftsvertreter auf, endlich den Klimaschutz an die erste Stelle des Handelns zu setzen: „Ich will, dass ihr in Panik geratet.“ Prompt wurde sie danach in sozialen Netzwerken mit Hasskommentaren konfrontiert. Diese zielten auch auf ihr Alter, ihr Geschlecht und das Asperger- Syndrom ab, das bei ihr in jungen Jahren diagnostiziert wurde. Greta Thunberg antwortete darauf in einem Interview (Spiegel) mit den Worte: „Es ist ein gutes Zeichen, dass sie … mich hassen. Denn das zeigt, dass sie mich als Bedrohung ansehen.“ Thunberg gilt zudem als bekannte Vertreterin der „Flugscham-Bewegung“ (schwedisch Flygskam) ihres Landes und reist daher zu ihren Auftritten grundsätzlich nur mit klimafreundlichen Verkehrsträgern, etwa als Mitfahrerin im Elektroauto oder dem Zug. 2 1a 1b 1c 1d 1e 1f 1g 1: Fotos: Greta Thunberg, cop24, instagram | 2: Seit 21. Dezember 2018 finden jeden Freitag von zehn bis 13 Uhr vor dem Heldenplatz in Wien Klimastreiks statt; seit Januar 2019 in Innsbruck und Linz, seit Februar auch in Graz. Fotos: Kohl 30% Kostensenkung im ersten Jahr im Vergleich zu herkömmlichen Antriebssystemen VLT® AQUA DRIVE FC 202 Flexibel, modular und anpassungsfähig. Beste Wahl für alle Wasseranwendungen. Tägliche Lastschwankungen in der Wasserversorgung machen eine moderne Drehzahlregelung aller Pumpen, Ventilatoren und Gebläse wirtschaftlich notwendig. Danfoss Drives bietet Ihnen das umfangreichste Portfolio im Markt. Antriebe von 1,1 kW bis 5,3 MW sorgen für optimale Prozesse und minimierte Kosten. Besuchen Sie uns auf der SPS IPC Drives 2018 in Halle 3A, Stand 430 Weitere Informationen finden Sie unter: drives.danfoss.at Danfoss Gesellschaft m.b.H. · Danfoss Drives Telefon: +43 720 548 000, E-Mail: cs@danfoss.at Danfoss_AZ_VLT_AQUA DRIVE_2018_275x196,5_A.indd 1 05.07.18 10:07