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Automationspraxis 05.2022

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_Robotik Handhabung von

_Robotik Handhabung von biegeschlaffen Textilien und Schnittteilen Griffige Roboter für die textile Revolution Damit die europäische Textilindustrie ihre Produktion aus Asien zurück nach Europa holen kann, hat Robotextile mit Kuka-Robotern eine überraschend griffige Robotiklösung geschaffen. die jeweiligen Absatzmärkte heranrücken und damit effizienter und vor allem nachhaltiger werden kann“, sagt Michael Fraede, Gründer und Geschäftsführer von Robotextile. Seit über 30 Jahren ist Michael Fraede in der Robotik zu Hause. Gemeinsam mit Michael Müller, dem Geschäftsführer der Erler GmbH aus Dormettingen, hat er ein speziell auf die Textilproduktion zugeschnittenes Robotersystem entwickelt und damit Robotextile gegründet. Ziel: neben dem eigentlichen Nähvorgang maximale Flexibilität im gesamten Handling. Ein anspruchsvoller (Werk-)Stoff Der KR Scara von Kuka macht Automatisierung in kostensensiblen Branchen wie der Textilindustrie einfacher. Einst war sie mit Wegbereiter der industriellen Revolution, heute steht die Textil- und Bekleidungsindustrie an der Weggabelung einer weltweiten Umstrukturierung. Dieser Wandel erhält durch das Streben nach Nachhaltigkeit und die vom Gesetzgeber eingeforderten Sozialstandards zusätzlich Dynamik. Aktuell führt dies zu einem Um- und Neudenken in der Textilproduktion, in der weltweit etwa 75 Millionen Menschen – überwiegend in Asien unter oft sehr fragwürdigen Arbeitsbedingungen – beschäftigt sind. „An der Textilherstellung war die Automatisierung bisher mehr oder weniger spurlos vorübergegangen, doch das ändert sich gerade. Denn die Automation schafft die entscheidende Voraussetzung dafür, dass die Produktion wieder näher an Bild: Kuka Gemeinsam mit Wissenschaftlern vom Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung der Hochschule Niederrhein gingen Michael Fraede und Michael Müller gezielt ein Problem an, für das Automatisierer zuvor keine wirtschaftlichen Konzepte vorlegen konnten: die Handhabung von biegeschlaffen, also leicht verformbaren, flexiblen Textilien und Schnittteilen. „Dies ist für einen Roboter etwas ganz anderes als die Handhabung von festen Werkstoffen wie Holz oder Stahl – eine Herausforderung, aber keine Unmöglichkeit“, weiß Professorin Maike Rabe, die das Forschungsinstitut für Textil und Bekleidung (FTB) an der Hochschule Niederrhein leitet. Eine Antwort auf diese Herausforderung bietet Robotextile. „Uns ist es gelungen, mit extrem wendigen und sehr flexiblen Kuka-Kleinrobotern aus der Agilus-, Scara- und LBR iisy-Serie sowie mit speziell hierfür konzipierten Greifern Stofflagen vom Zuschnitt-Stapel abzunehmen und dem nächsten Produktionsschritt vereinzelt zuzuführen, ohne dabei die untere Stofflage mitaufzunehmen. Das gab es bislang am Markt so noch nicht“, berichtet Michael Müller. 34 Oktober 2022

_Robotik Bild: Kuka Roboter übernehmen die Handhabung von leicht verformbaren und flexiblen Textilien. Die Robotextile-Macher sind überzeugt, dass europäische Textilproduzenten im internationalen Wettbewerb im Vorteil sind, wenn sie auf die Robotik setzen: „In der konventionellen Herstellung von Textilien entfallen etwa 40 Prozent der Personalkosten auf einfachste Stoffhandhabungstätigkeiten. Das sind oft sehr eintönige, ermüdende Vorgänge wie das bloße Auflegen von Hosentaschen oder Kragen vor dem Nähvorgang“, stellt Michael Fraede fest. Hier eröffne Automation neue Perspektiven. Interessant sei sie für Unternehmen, die mit weniger Personaleinsatz auch die On- und Nearshore-Produktion wirtschaftlich gestalten wollen. Neuer Strömungsgreifer nutzt den Coanda-Effekt Mit der neuen Robotextile-Lösung wissen sich die beiden innovativen Unternehmer auf einem guten Weg – auch weil sie Lösungen für die Herausforderungen gefunden hätten, bei denen „der Teufel im Detail“ stecke, berichtet Michael Müller: „Textilien können sich je nach Konstruktion oder Faserzusammensetzung während der Verarbeitung in ihrer Form verändern, Maschinen müssen sich deswegen bei der Herstellung ständig an den veränderlichen Stoff anpassen.“ In der Erler-Entwicklung in Dormettingen hat Robotextile daher gemeinsam mit Technologiepartnern eigene Greiftechniken für unterschiedliche Produktionsanforderungen entwickelt. Zum Beispiel einen Strömungsgreifer, der den Coanda-Effekt nutzt. Dabei lässt ein Luftstrom die Stoffecken hochflattern, sodass diese dann vom Greifer einzeln angesaugt und eingeklemmt werden können. Ein anderer spezieller Rollengreifer dient der Aufnahme sehr dünner Textilien. Ein entsprechend ausgelegter Gummi-Parallelgreifer kommt bei Sondertextilien zum Einsatz. Kleinroboter: Kompakt, schnell und präzise „Die eingesetzten Kuka-Kleinroboter aus der Agilus-, Scara- und LBR iisy-Serie sind dafür wie geschaffen“, erklärt Björn Märtens, Global Business Development Manager bei Kuka. „Sie bewegen sich auf kleinstem Raum und erreichen dank ihrer Bauweise maximale Wiederholgenauigkeit und kontinuierliche Präzision bei extremer Geschwindigkeit.“ So könne beispielsweise ein Kuka-Scara- Roboter in einem Arbeitsraum von 1,60 Meter Durchmesser mit einer Traglast von fünf Kilogramm eine Taktzeit von vier bis sechs Sekunden je Stofflage erreichen. Dabei nutze er eine innenliegende Medienversorgung für Luft, Strom und Daten. „Unsere Roboter können dank integrierter Sensorik in den Greifern absolut feinfühlig Stofflagen vom Zuschnittstapel nehmen und dem nächsten Produktionsschritt einzeln zuführen.“ ↓ Kuka Deutschland GmbH www.kuka.com Robotextile GmbH https://robotextile.com/ Oktober 2022 35

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