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DER BIEBRICHER, Ausgabe 262, September 2013

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Stadtteilmagazin für Wiesbaden-Biebrich, Erscheinungsweise monatlich

Die Türme der

Die Türme der Riehlschule sind ein Blickfang und ein Ort mit Weitblick Dass es auch an sehr bekannten Biebricher Orten immer wieder Stellen zu entdecken gibt, die der breiten Öffentlichkeit verborgen sind oder nicht direkt wahrgenommen werden, zeigt ein Besuch des BIEB- RICHERs in der Wilhelm-Heinrichvon-Riehl-Schule. Schaut man sich dieses prachtvolle Schulgebäude, das vor drei Jahren sein 100-jähriges Jubiläum feiern konnte, einmal von außen mit einem etwas größeren Abstand an, so kann man am Anfang und am Ende der etwa 100 Meter langen Dachkonstruktion jeweils ein imposantes Turmgebilde erkennen. Handelt es sich dabei nur um ein architektonisches „i-Tüpfelchen“ auf Schulleiter Thomas-Schwarze auf dem Nordturm der Riehlschule bei bester Fernsicht. Biebrichs unbekannte Orte hans-dieter herrmann diesem sehr repräsentativen Schulgebäude, das am 5. April 1910 als Reformgymnasium festlich eingeweiht wurde, oder gab es da noch andere Gründe hierfür Neugierig geworden, führte der Weg zum Schulleiter der Riehlschule Thomas Schwarze. Zum Zeitpunkt des Besuchs herrschte noch ungewohnte Ruhe im Gebäude, was an den Sommerferien lag. Schwarze erklärte, dass man erst seit kurzer Zeit und nur „aus internen Anlässen“ zu einem dieser Türme auf der Nordseite aufsteigen kann. Nach Betreten des Dachgeschosses im dritten Stock führt eine 65-stufige Wendeltreppe durch das Gebälk zum Turm. Oben angekommen schließt Schwarze eine Stahltür auf und man betritt eine Plattform. Rund um den Turm wird man mit einer faszinierenden Fernsicht über Biebrich überrascht. Bei der Dachsanierung 2005 waren die silbernen Türmchen denkmalpflegegerecht bei einer Spezialfirma im Osten Deutschlands saniert worden. Aber waren diese Türme tatsächlich nur ein architektonischer Blickfang aus einer Epoche Ein Besuch im Museum Biebrich brachte dann doch einen kleinen Hinweis auf die Riehlschultürme. Museumsleiter Georg Sack zeigte aus seinem Archiv einen Artikel der „Biebricher Tagespost“ vom 2. April 1910 mit einem zweiseitigen Bericht über den Bau und die Fertigstellung der Riehlschule. Und da ist unter der Rubrik „Dachgeschoss“ wörtlich nachzulesen: „Auf dem nördlichen Turm befindet sich das Observatorium.“ Ob es ein solches tatsächlich hier oben einmal gegeben hat, bleibt offen. Anhaltspunkte dafür sind heute auf dem Ein architektonischer Blickfang sind die Riehlschultürme, hier der Nordturm. Nordturm nicht mehr zu finden. Aber es hat wohl Zeitspuren durch Kritzeleien und Inschriften einiger Schülergenerationen in der Zinkblechverkleidung und im Holzgebälk gegeben, die jedoch teilweise im Zuge der Restaurierungen abhandengekommen sind und die man noch in den Jubiläumsschriften der Riehlschule nachlesen kann. Doch zurück in die Gegenwart. Wie schon erwähnt, wird dieser Turm bisher nur bei schulinternen Anlässen durch den Schulleiter geöffnet, wie etwa bei Klassentreffen von ehemaligen Riehlschülern. Schwarze wäre aber bereit, diesen Ort mit seinem herrlichen Rundumblick über Biebrich, gegen eine Spende für die Schulhofgestaltung auch für Externe zu öffnen. Er würde dabei persönlich nach vorheriger Absprache die Führung übernehmen. Dann wäre dieser Ort in luftiger Höhe auf dem Dach der Riehlschule kein unbekannter Ort mehr. Die Mühe des An- und Abstieges über die 65 Stufen wird jedenfalls durch die Aus- und Weitsicht bei gutem Wetter bestens belohnt. (hdh) hans-dieter herrmann Zaberner Straße 21 65203 Wiesbaden-Biebrich Tel. 0611 - 616 04 Fax. 0611 - 26 01 11 Schermuly-Bedachungen@t-online.de 8 DER BIEBRICHER / SEPTEMBER 2013

REPRO PETER-MICHAEL GLÖCKLER Eine Biebricherin war 1888 die erste Missionarin im Pazifik Die Tochter des Biebricher Schreinermeisters Georg Ott war die erste Missionarin auf Papua- Neuguinea. Das Abenteuer Missionierung war für Karoline Bergmann jedoch mit vielen Entbehrungen verbunden und endete mit dem Tod von Mann und Kindern. Vor genau 125 Jahren, am 9. Oktober 1888, bewarb sie sich mit Erfolg um die Stelle einer Missionarin bei der Rheinischen Mission in Barmen. Vermutlich lernte sie ihren späteren Ehemann Gustav Bergmann durch den Kollektenverein der Rheinischen Mission in Biebrich kennen. Der Missionar ging am 8. Januar 1888 nach Papua- Neuguinea. Zum Aufbau von Vertrauen bei den Papuas musste jedoch eine Frau kommen. Der Präses der Neuguinea-Mission bat in einem Brief nach Barmen, dass „Bergmanns Braut noch in diesem Jahr ausgesandt werde.“ Ihre Bewerbung vom 8. Oktober 1888 dürfte also nur pro forma gewesen sein. Die Neuguinea-Mission startete am 25. Januar 1889. Bergmanns bauten auf der Insel Siar eine Missionsstation. Sie sollten den Bewohnern der 18 Seemeilen weiten Inselgruppe östlich von Bogadjim das Christentum vermitteln. Bergmanns hatten jedoch einen schlechten Start. Sie kannten die vielen Sprachen der Papuas nicht. Es vergingen vier Jahre, bis sie die Kleinsten in den Grundfächern unterrichten konnten. Entscheidend waren jedoch die medizinischen Kenntnisse von Karoline Bergmann. Die Papuas waren hervorragende Chirurgen, aber bei inneren Erkrankungen dachten sie an Zauberei. Bei einer Massendyphterie half sie den Papuas mit dem Mittel „Antitoxin“ und wurde mit ihrem „guten Wasser“ schnell beliebt. „Massie“ (anstelle Misses) Bergmann erhielt von den Papuas viele Geschenke, unter anderem Schmuck und Gefäße. Plötzlich kamen auffallend mehr Menschen zu Bergmanns Gottesdiensten. Karoline Bergmann leistete auf Papua-Neuguinea Pionierarbeit Medikamente hatten die deutschen Missionare jedoch selbst dringend nötig. Sieben Missionare starben an den Folgen von Gelbfieber. 1892 starb Bergmanns ältester Sohn Wilhelm an einem Fieberkrampf. Als der zweite Sohn Heinrich 1898 am Gelbfieber erkrankte, reiste Karoline mit ihm zum Tropenrankenhaus Hamburg. Dort starb der Junge im Alter von zwei Jahren. Schließlich erkrankte Gustav Bergmann am Schwarzwasserfieber. Er starb im Alter von 48 Jahren am 26. April 1904 im Hafenkrankenhaus von Sydney/Australien. Karoline Bergmann kehrte daraufhin nach Biebrich zurück. Im Ersten Weltkrieg verlor sie 1918 ihren letzten Sohn Theophil. Sie selbst starb am 6. März 1952 im Alter von 88 Jahren im Elternhaus in der heutigen August- Laut-Straße 3. (pmg) Bevor Ihre Batterie Sie stehen läßt. Besser: Batterie-Check vom Volkswagen-Service für alle Volkswagen Pkw Bj. 2004 und älter, ohne Zusatzarbeiten, plus Material 0,- E Service Nutzfahrzeuge Service Die Biebricher Missionarin Karoline Bergmann auf einem Foto von 1888. DER BIEBRICHER / SEPTEMBER 2013 9

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