16FoKusBockMückengitter / RollosMontage: Kt. ZH/TG/SH/SG/AGkeine Wegpauschale · Gratis-OfferteAusstellungRutschmann AGTel. 052 369 00 69 · www.rr-ag.chEigene Produktion seit 1993Prosit in MückengitterThemen-Vorschaudie Abhängigkeit/ RollosMontage: Kt. ZH/TG/SH/SG/AGUmbruchWandel auf dem Wasser.keine Wegpauschale · Gratis-OfferteAlkohol ist allgegenwärtig – am Apéro, an Feiern, im Alltag. Doch was als Genuss beginnt, kann schleichend zur Abhängigkeit werden. Oliver*Ausstellungerzählt seine Geschichte. Ehrlich, ohne Pathos und mit grossem Mut. Am Aktionstag Alkoholprobleme am Donnerstag, 22. Mai, lädt dasBlaue Kreuz ab 18 Uhr zur offenen Diskussion ins Living Museum Schaffhausen.Vom ersten Glas zum inneren Rückzug – wenn Alkohol langsam das Leben übernimmt.ALKOHOLSUCHTSCHAFFHAUSENRonny Bien«Ein Gläschen in Ehren kann niemandverwehren.» – «Prost und Stösschen.»Solche Sprüche sind tief in unserer Alltagskulturverankert. Ob an der Fasnachtmit Glühwein, bei Meisterfeiern mit Bierduschen,Sommerfesten mit Cocktailsoder Apéros mit Wein – Alkohol ist einständiger Begleiter. Früher war es nichtunüblich, dass der Sohnemann den Bierschaumvon Daddys Humpen wegschlürfendurfte, heute dürfte dieser «Brauch»wohl ausgestorben sein. Ganz anderswährend der Prohibition in den USA, alsAlkohol strikt verboten war und sich derKonsum in den Untergrund verlagerte –ein historisches Beispiel dafür, wie starkAlkohol mit Gesellschaft und Kulturverwoben ist. Doch hinter dieser scheinbarenNormalität verbirgt sich eine ernsteProblematik: Alkoholsucht. GemässBAG konsumieren in der Schweiz rund83 Prozent der Bevölkerung ab 15 JahrenMontage: Kt. ZH/TG/SH/SG/AGEigene Produktion seit 1993Eigene Produktion seit 1993Alkohol. Etwa 16,4 Prozent trinken missbräuchlich,rund 4 Prozent leben mitchronisch risikoreichem Konsum.Wie alles begannEin Suchtbetroffener ist Oliver*. Ersteht mitten im Leben und ist gernemit seiner Freundin auf Achse. Geradekulturelle Veranstaltungen locken sie indie Altstadt, wo sie das reichhaltige Angebotgeniessen. Er ist keiner, den mansofort mit einem Stigma in Verbindungbringt, wenn man ihn sieht. Und dochträgt Oliver seine persönliche Geschichtedurch sein Leben, wie seine Beziehungzum Alkohol überborderte. «Die erstenBerührungen zum Alkohol entstehendurch den Reiz, es auszuprobieren, wiedas fast jeder Jugendliche macht», sagt errückblickend. Sein erstes Bier war «gruusig»,nichts für ihn. Und doch blieb dererste Rausch haften. Irgendwie normal,irgendwie fremd. Der Verlust der Kontrollewar beängstigend. Also liess er eswieder sein, fürs Erste. Oliver war ein introvertierterTeenager, und der AlkoholRutschmann AGkeine Wegpauschale · Gratis-OfferteAusstellungTel. 052 369 00 69 · www.rr-ag.chRutschmann AGTel. 052 369 00 69 · www.rr-ag.chSymbolbild: Ronny Bien/KIschien ihm Türen zu öffnen. «Er machtemich locker, meine Schüchternheit wurdeplötzlich nebensächlich.»Der Einstieg in den AlltagGetrunken hatte er praktisch gar nichtmehr, bis er in die Lehre kam. «Ich habeeine Ausbildung in einer bürgerlichenKüche absolviert», erzählt Oliver. Dortgehörte das Feierabendbier nach getanerArbeit zur Pflicht, worauf Oliver jeweilsmittrinken musste. Ausgelacht hätten sieihn, hätte er einen Kaffee bestellt. «Undich war noch nicht 16. Aber ich gewöhntemich schnell daran und fand darindie erhoffte Entspannung. Auch weil esdann bald mal zwei oder drei Stangenwurden und man die Zeit mit dem Oberstiftverhockte.» Oliver fand seine Leidenschaftzwischendurch auch in Alcopopswie Swizzly, Pesca-Fritz, Hooch undwie sie noch alle hiessen. Der süsse Geschmack,das grelle Design, die unscheinbareGefahr. Der damalige Trend war soauffällig, dass 2004 sogar der Bundesratmit einer Sondersteuer eingriff. DiePreisaufschläge sorgten für eine spürbareMarktverdrängung, aber da hatte Oliverlängst Gefallen gefunden.Abgleiten im Zürcher AusgangMit der Zeit verlagerte sich sein Lebensmittelpunktnach Zürich. Arbeit in der Küche,und gleich daneben das Ausgangsleben.«Zuerst ging man einfach mal mit, aber irgendwannwar es mehr als das. Es war nichtmehr das ‹Obenabe cho›, sondern schonfast Kampftrinken.» Von sich aus wäre erwohl gar nie so tief ins Nachtleben eingetaucht.Vielmehr war es der Gruppendruck.Man wollte dazugehören, nicht als Spielverderberdastehen. Grillabende, Partys,Apéros. «Ich war wie ein Gelegenheitstrinkerund trank bei jeder Gelegenheit.» AlsMinderjähriger fand sich immer ein ältererKollege, der Nachschub besorgte. Mit 27floss das erste Bier schon um die Mittagszeit.Je öfter der Alkohol Platz fand, destomehr verdrängte er anderes. «Irgendwannreichte es nicht mehr bis zum nächstenZahltag, sodass man entweder die Freundezu sich nach Hause holte und mit Billigbiergamte oder trotzdem auf die Gasse ging,in der Hoffnung, irgendjemand spendieredann schon mal eine Runde.» Die drittePhase begann leise, aber bestimmend. «Dahabe ich schon gemerkt, irgendwie suchstdu es und brauchst es.» Alkohol wurde zurRüstung. Es war die Phase, in der sich dieGewohnheit schleichend in eine chronischeAbhängigkeit verwandelte. Die Emotionenverschwanden im Glas. Nicht mehr als exzessiverRausch, sondern als Mittel, dasdauerhafte Räuschchen stabil zu halten.Die Schulden wuchsen. «Ich habe die Steuernnicht mehr bezahlt. Ich gab lieber Geldaus für den Konsum, darum häufte sich derSchuldenberg über die Jahre stetig an.»Der WendepunktEines Tages kam die Frage auf, ob es so weitergehensoll und wie er aus diesem Teufelskreisherauskäme. «Kurz darauf gabes bei mir einen ordentlichen Knall, wasauf alles Auswirkungen hatte.» Über diesesSchlüsselerlebnis zu reden sei er nochnicht bereit, wohl gerade auch, weil es einegröbere Kiste war. «Durch den Schockhatte ich zuhause einen Entzug machenwollen, doch ich scheiterte kläglich.» Ermusste sich krankschreiben lassen und littstark unter den körperlichen und psychischenFolgen. Es ging nicht mehr allein.Schliesslich wendete sich Oliver an dieSchaffhauserc h a ffhhau ha u Kulturtageu ta ur taa ge 19.–22. 9 2 2..Juni u n2025202Fachstellen in Schaffhausen und beganneine psychiatrisch begleitete Therapie inder Forel Klinik in Zürich. «Es ist schwierigreinzukommen, da es in Schaffhausenzu wenig Fachstellen gibt», bemängelt er.Zehn Monate dauerte sein Entzug – einelange und intensive Zeit, die er sich jedochbewusst nahm. «Ich habe entschieden,dass ich mir diese Zeit nehme, um alleszu verarbeiten. Am Anfang hatte ich aberauch eine Trauerphase: Das Verabschiedenvom Alkohol fühlte sich an, als wennman eine Beziehung beendet.»Zurück ins LebenHeute, über zwei Jahre später, geht es ihmgut. Der Reiz, zu trinken, ist nicht verschwunden,aber er hat gelernt, ihn zu erkennenund damit umzugehen. Die altenLustgefühle rufen zwar noch, aber sie verstummenmehr und mehr im Hintergrund.Manchmal gönnt er sich ein alkoholfreiesBier. «Es passiert dann nichts mehr imKopf. Die Räusche haben sich verabschiedet.»Geblieben ist eine neue Klarheit unddas Bedürfnis, etwas weiterzugeben. «Esbraucht unbedingt mehr Sensibilität, dennman muss hinschauen. Die Gefahren derSucht liegen viel näher, als man zu glaubenmeint. Das Hinschauen muss schon in denSchulen beginnen.»*= Name der Redaktion bekanntPodiumsdiskussionAm 22. Mai, ab 18 Uhr, findet derNationale Aktionstag Alkoholproblemeunter dem Motto «verstehen stattverurteilen» statt. In Schaffhausenlädt das Blaue Kreuz Schaffhausen-Thurgau zu einer Podiumsdiskussionim Living Museum, Repfergasse 17,ein. Fachleute aus dem Suchtbereich,Menschen mit Suchterfahrung undAngehörige werden über Alkoholkonsumund Stigmatisierung sprechen.Zudem werden kreative Werkevon Betroffenen und Angehörigengezeigt, die ihre Suchtgeschichte oderMitbetroffenheit zum Ausdruck bringen.Der Event bietet eine einzigartigeMöglichkeit, das Verständnis gegenüberMenschen in suchtbelastetenSituationen zu erweitern. (rob.)SCHAFFHAUSER KULTURTAGE19. – 22. JUNI 2025Festivalbändel gibt‘s beiSchaffhauserland Tourismus025 www.kulturtage.shSHKT25_Inserat_Bock_286x90_Print.indd 1 05.05.25 08:53
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