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Bock E-Paper 2025_KW45

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2HintergrundBock | Dienstag, 4. November 2025FossilienjägerAuf dem RandenWenn der Herbst kommt, zieht es Fossilienfreunde auf den Randen – auf der Suchenach uralten Schätzen aus dem tropischen Urmeer. Doch was für Sammler einAbenteuer ist, bedeutet für Landwirt Wilfried Leu oft Ärger und Mehrarbeit.FOSSILIENSUCHEHEMMENTALClaudia RiedelSie erzählen ein faszinierendes Stück Erdgeschichte:Die «Schneckensteine» und«Donnerkeile», also Ammoniten und Belemniten,Überreste einer Zeit, in der derRanden noch von einem tropischen Meerbedeckt war.Rund 190 Millionen Jahre später findensich die Fossilien dieser urzeitlichen Meeresbewohnerin den Kalkschichten derRegion wieder. Seit Generationen werdensie im Herbst von Spaziergängern undAusflüglern gesucht und gesammelt. ZurFreude der Finder und zum Ärger mancheines Bauern.Einer von ihnen ist Wilfried Leu. Er bewirtschaftetin Hemmental rund 60 HektarenLand mit Gerste, Weizen, Dinkel,Raps, Mais, Erbsen und Kunstwiese.Schon als Kind hat er die Steine von denFeldern gelesen, und auch heute, rund50 Jahre später, tut er es immer noch. EinFossiliensammler ist er jedoch nicht. «Dashat bei mir seit der Kindheit mit Arbeit zutun. Die Freude dabei ist darum eher verhalten»,lacht der Landwirt.Frauen, die keinenPlatz habenGASTKOLUMNESCHAFFHAUSENFranziska RamellaWer durcheinen Ortspaziert, bewegtsich durcheinen Raum vollerNamen. Strassen,Plätze, Denkmälerund Tafeln erzählen Geschichten,aber sie erzählen sie fast ausschliesslichaus männlicher Perspektive. DieStadtgeschichte, die im öffentlichenRaum sichtbar wird, trägt an vielenOrten und auch in Schaffhausenkaum je den Namen einer Frau.Während Heinrich Moser, JohannJakob Wepfer oder Walther Bringolfpräsent sind, sucht man vergeblichnach Mentona Moser, Ruth Blumoder Esther Bührer. Frauen, welchedie Geschichte und auch Schaffhausengeprägt haben, bleiben unsichtbar.Das ist keine Bagatelle, sondernein Symptom. Denn die Benennungöffentlicher Räume formt das Selbstbildeiner Stadt. Sie zeigt, wer alserinnerungswürdig gilt, wer übergangenund damit dem Vergessen preisgegebenwird. Andere Städte habendiesen Missstand bereits erkannt.Zürich, Bern oder Genf haben in denletzten Jahren begonnen, neue Strassengezielt nach Frauen zu benennen,um ein ausgewogeneres Stadtbild zuschaffen. In Schaffhausen dagegenverharren wir im Stillstand. Dabeigäbe es keinen Mangel an Vorbildern.Den Menschen sollten diese Namenein Begriff sein: Frida WilhelminaAuch wenn er schon imposante Stückefand. «Einmal habe ich einen Schneckensteinmit etwa 40 Zentimetern Durchmessergefunden. Ich habe ihn dann einemNachbarn geschenkt», erzählt er.Ärger mit SteinsuchernTrotzdem hat er gemischte Gefühle,wenn Menschen auf seinen Feldern nachFossilien suchen. Vor allem dann, wennder Acker frisch angesät ist. Für Laienist oft nicht zu erkennen, dass der Bodenbereits bestellt wurde. Doch das Saatgutliegt unter der Oberfläche, und die Steinewurden mit der Walze in den Boden gedrückt.Wenn Sammler nun grosse Steineanheben und sie achtlos zurückfallenlassen, bleiben diese schief und quer aufder Oberfläche liegen. Beim Mähen oderErnten kann das zum Problem werden:«Die Maschine bleibt hängen, muss angehaltenwerden und im schlimmstenFall geht sie sogar kaputt.»Darum kontrolliert Leu im Herbst meistschon vor der Ernte, ob wieder Steine aufdem Feld liegen. «Neulich hatte ich wiedereinen ganzen Tag Arbeit, nur um allequerliegenden Steine abzusammeln», erzählter. «Das hat mich wirklich geärgert.»Amsler-Rauschenbach, die in Schaffhausenfür das Frauenstimmrechtkämpfte. Esther Bührer, präsidierteals erste Frau den Kantonsrat undwar erste Schaffhauser Ständerätin.Ruth Blum, Autorin und Chronistindes Alltagslebens von Frauen. BertaRahm, war eine der ersten Architektinnender Schweiz, Verlegerin undFeministin. Mentona Moser, gilt alsSozialreformerin und eine der Pionierinnender modernen Sozialarbeit. ElsPeyer-von Waldkirch, war währenddes Zweiten Weltkriegs in Schaffhauseneine zentrale Figur im Zivilschutz,in der Flüchtlingshilfe und in dersozialen Versorgung. Es wird Zeit,diesen Frauen den Platz im kollektivenGedächtnis und in der Gegenwarteinzuräumen, der ihnen gebührt.Erinnerungspolitik beginnt nicht erstin Museen oder Geschichtsbüchern,sondern genau dort, wo wir leben.Namen im Stadtbild sind Wegweiser,sie spiegeln wider, was eine Gesellschaftehrt. Wenn über Jahrhundertenur Männer Namensträger sind,entsteht kein ganzes, sondern einverzerrtes Geschichtsbild, und damitkein Vorbild der Gleichberechtigungfür die Menschen der Zukunft. Esist höchste Zeit, Sichtbarkeit zuschaffen und diese politisch einzufordern,bei neuen Strassen, Arealenoder Plätzen. Solange die Wege, aufdenen wir wandeln nicht auch dieNamen von Frauen tragen, bleibt dieHälfte der Bevölkerung historischunsichtbar. Diese Namen sind mehrals Buchstaben auf einem Schild, siesind wichtige Spuren aus Erinnerung,Bedeutung und Zugehörigkeit.Manche reagieren unwirschImmer wieder klärt er Steinsucher auf.«Die meisten reagieren unwissend,manche aber auch unwirsch.» Sein SohnPhilip hatte kürzlich eine unangenehmeBegegnung mit einem uneinsichtigenSammler: «Er hat meinem Sohn mit derFaust auf die Motorhaube geschlagen»,sagt Leu kopfschüttelnd. «Das ist respektlos.»Manche Sammler seien gar im grossenStil unterwegs. «Einer hat die Steine späterin Zürich verkauft. Danach wittertennatürlich auch andere ein Geschäft.»Was erlaubt ist – und was nichtRechtlich gesehen muss man den Landbesitzerfragen, bevor man Steine vonseinem Acker mitnimmt. Denn sie gehörendem Eigentümer des Bodens. Es seidenn, sie sind von wissenschaftlichemWert. In diesem Fall fallen sie unter dasNatur- und Heimatschutzgesetz und gehörendem Kanton.Was genau als «wissenschaftlich wertvoll»gilt, ist im Kanton Schaffhausenallerdings nicht genau definiert. AufNachfrage des «Bock» heisst es: Vorallem Fossilien von Wirbeltieren undDinosauriern müssten dem PlanungsundNaturschutzamt gemeldet werden.Ammoniten und Belemniten dürfe manhingegen sammeln – sofern der Landbesitzereinverstanden ist.Hier wächst bereits Dinkel. Werden Steine nun von Fossiliensuchern umgedreht und unachtsamzurückgeworfen, kommt Wilfried Leu später nicht mehr reibungslos mit seinen Landmaschinendurch: «Im schlimmsten Fall gehen die Maschinen sogar kaputt.»Bundesfinanzen droht SchieflageHeute, Dienstag, 4. November, hält die FDP Schaffhausen aufgrund der aktuellenSession eine Sitzung im «Meetingpoint» ab. Der «Bock» wollte von StänderatSeverin Brüngger wissen, welche Themen gerade intensiv behandelt werden.POLITIKBERN/SCHAFFHAUSENSandro Zoller«Bock»: Was ist eigentlich eine Sessionund wie läuft sie ab?Severin Brüngger: Eine Session dauert3 Wochen und findet viermal pro Jahrstatt. National- und Ständerat tagen zeitgleich.Was in einer Session behandeltwird, bestimmen die Büros der Räte. DieTagesordnung ist sehr dicht gestaffelt. Inder vergangenen Herbstsession wurden145 Geschäfte beraten.Welche Aufgabe hast du bei einerSession inne?Brüngger: Ich vertrete im Ständerat denKanton Schaffhausen und setze mich fürunsere Bürgerinnen und Bürger ein. AlsMitglied des Ständerats debattiere ich imRat und versuche Mehrheiten und Lösungenfür mögliche Kompromisse zu schaffen.Mit welchen Themen beschäftigt ihr euchwährend der kommenden Session?Brüngger: Viel zu reden gibt das Entlastungspaket27 des Bundes. Die Bundesfinanzendrohen in Schieflage zu geraten.Ohne Sparmassnahmen droht schon imJahr 2027 ein Haushaltsdefizit von 2 bis3 Milliarden Franken. Dies ist erstensnicht nachhaltig und belastet zukünftigeGenerationen und ist zweitens nichtvereinbar mit der Schuldenbremse. VonWilfried Leu hat sich schon überlegt,Hinweisschilder aufzustellen. «Aber beiso vielen Parzellen, die von allen Seitenzugänglich sind, gäbe das einen regelrechtenTafelwald, das will ja auch keiner»,meint er.Mehr Rücksicht erhofftStattdessen setzt er auf Rücksichtnahmeseitens der Bevölkerung. «Manchmalvergessen die Leute, dass das Land jemandemgehört», sagt Leu. «Wir habenhier schon alles erlebt – von Feuerstellenauf unseren Wiesen über parkierte Autosauf Brachflächen bis hin zu aufgestelltenZelten.» Das könne er überhaupt nichtnachvollziehen. «Ich gehe ja auch bei niemandemim Garten zelten.»Seine Bitte ist klar: «Wer nach Fossiliensucht, soll das nur nach der Ernte im Stoppelfeldoder im frisch gepflügten Feld tun.»«kaputtsparen» kann trotzdem nichtdie Rede sein. Die soziale Wohlfahrt, alsoAHV, IV, Ergänzungsleistungen und Prämienverbilligungen,aber auch die Armeesind nicht betroffen. Scheitern die Sparmassnahmenim Parlament oder vor demVolk, muss der Bundesrat andere, schnellumsetzbare, Massnahmen erarbeiten.Zum Beispiel eine weitere Erhöhung derMehrwertsteuer. Sparen heisst Prioritätensetzen. Ich unterstütze sinnvolle Sparmassnahmen.Welche Punkte stehen sonst noch indeinem Fokus?Brüngger: Zusätzlich in meinem Fokussteht die Bildung. So soll ein praxisintegriertesBachelor-Studium möglichwerden. Absolventen der GymnasialenMatura könnten an einer Fachhochschulestudieren. Dies in den MINT-Fächern(Mathematik, Informatik, Naturwissenschaftenund Technik). Für die nötigePraxis wird ein Ausbildungsvertrag miteinem 40 Prozent Pensum parallel zumStudium verlangt. Auch wird spannend,ob das Parlament einer EventualhaftungAnzeigeAlternativ könne man auch in den sogenanntenSteinlesehaufen am Feldrandfündig werden. «Dorthin legen wir Bauerndie grossen Brocken, die wir vomFeld gelesen haben und dort darf mangerne suchen.»Das Objekt der Begierde.Severin Brüngger, Schaffhauser Ständerat, imGespräch mit dem «Bock».Bild: zVg.für Hauseigentümer im Falle eines grossenErdbebens zustimmt.Was erhoffst du dir von der Session?Brüngger: Selbstverständlich erhoffe ichmir, Mehrheiten für meine Anliegen zu finden.Insbesondere beim Entlastungspaketkönnte ein Kompromiss geschnürt werden.

Bock | Dienstag, 4. November 2025 3KulturEin Spiel aus Lichter und Bewegung. In der Rhybadi präsentiert der Italiener Angelo Bonello seine Lichtinstellation «Run Beyond».Bilder: Salome ZulaufSchaffhausen erstrahlt im lichtSeit dem 29. Oktober tauchen 21 Lichtinstallationen die Altstadt in ein magischesLeuchten. Noch bis zum 9. November verwandelt das Rheinlicht Festival die Stadt ineine Bühne und bietet dabei nicht nur viel für das Auge, sondern auch für das Ohr.RHEINLICHT FESTIVALSCHAFFHAUSENSalome ZulaufSobald die Dunkelheit die Gassen verschluckt,beginnt die Schaffhauser Altstadtzu leuchten. Wo sonst nur vereinzelte Schritteverhallen, bleiben nun interessierte Passantinnenund Passanten stehen und staunen.21 Lichtinstallationen lassen Schaffhausennoch bis am 9. November erstrahlen.Ein Rundgang durch die AltstadtIm Mosergarten sorgt die riesige Skulptur«Breathe!» des österreichischen KünstlersMarkus Anders für Aufsehen. In derRhybadi wiederum setzt die Installationdes italienischen Lichtkünstlers AngeloBonello das Wasser eindrucksvoll mitBewegung und Licht in Szene. Ein weiteresHighlight, das viele Besucherinnenund Besucher fasziniert, ist der gigantischeMond auf dem Herrenacker. DieInstallation des Kunstkollektivs Nominallässt einen beim Aufstieg von der Beckenstubebeinahe glauben, man befindesich mitten im Filmklassiker «E.T. – DerAusserirdische». Nebst dem Licht spieltam Rheinlicht Festval auch der Soundeine wesentliche Rolle: Bei mehrerenInstallationen verbindet er sich mit denProjektionen und macht das nächtlicheStaunen rund um die Schaffhauser Altstadtkomplett.Was aussieht wie ein loderndes Feuer, wärmt zwar nicht die Hände,beeindruckt aber umso mehr.Der Munot erstrahlt im Lichterglanz nicht nur an der Fassade, sondernbis hinunter in die Altstadt.Nein, wir befinden uns hier nicht im Film «E.T. – Der Ausserirdische», auch wenn es so wirkt, alswürde gleich ein Fahrrad vor dem Mond vorbeifliegen. Das hier ist der Herrenacker.neuer Pop-Up-Club «OFF» am HerrenackerSeit dem 12. Oktober sind die Türen des Casinos Schaffhausen endgültiggeschlossen. Für viele bleibt spannend, was mit den Räumlichkeiten geschehenwird. Wer heute einen Blick auf die Fassade des ehemaligen Casinos wirft,erkennt jedoch schon die ersten Veränderungen: Ein Pop-Up-Club namens«OFF» soll dort eröffnet werden.ERÖFFNUNGSCHAFFHAUSENSalome ZulaufIn dunkelblauen Grossbuchstaben prangtüber dem Eingang des ehemaligen CasinosSchaffhausen der Schriftzug «OFF». Washat es damit auf sich? In den vergangenenWochen wurde spekuliert, was mit denRäumlichkeiten am Herrenacker 7 nachder Schliessung des Casinos geschehenwürde. Seit dem 12. Oktober sind die Türenendgültig zu und nun kündigt sich fürDezember und Januar etwas Neues an. Wieauf der offiziellen Website «offclub. ch» zulesen ist, entsteht dort in den Wintermonaten(Dezember und Januar) eine temporäreErlebniswelt auf zwei Etagen. Ein herkömmlicherClub soll es jedoch nicht sein,«laute Musik, Drinks und Tanzen» gehörenzwar wahrscheinlich auch dazu, sollenaber nicht im Vordergrund stehen. Auchprivate Events und Firmenanlässe sollen inden Räumen möglich sein. Konkrete Datenoder Programmpunkte sind auf der Websitebislang noch nicht wirklich veröffentlicht.AnzeigeWussten Sie, dass:Geschnitzte KürbisseVERLOSUNGSCHAFFHAUSENSandro ZollerPassend zum Herbst und Halloween habenwir die Leserschaft aufgerufen, Bilder vongeschnitzten Kürbissen einzuschicken. Fürdie schönen Kunstwerke möchten wir unsbedanken. Die glücklichen Gewinnerinnenund Gewinner, etwa von ARANEA+-Eintrittstickets,wurden informiert. Weitere Bildersind auf schaffhausen24.ch zu finden.Kürbisse der Familie Ehrat.Chefinnensache: Im Jahr 2024 waren37,4 % der Führungspositionen vonFrauen besetzt, 1996 waren es 29,4 %.Bild: zVg.Neuer Pop-Up-Club «OFF» soll im Dezember und Januar auf dem Herrenacker eröffnen.Quelle: Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik

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