Reportage: Mobiler Hospizdienst Unbezahlbar wertvoll Edda Kaufmann, Leiterin des Mobilen Hospizdienstes Adelheid Heindl, Freiwillige im Mobilen Hospizdienst Die MitarbeiterInnen des Mobilen Hospizdienstes Lilienfeld sind fest verankert im Leben, auch wenn ihre Arbeit oftmals todernste Herausforderungen mit sich bringt. Kann man mit Personen, die im Sterben liegen, auch lachen? Adelheid Heindl, freiwillige Mitarbeiterin des Mobilen Hospizdienstes, sieht darin überhaupt keinen Widerspruch: Bei einem ihrer Begleitgespräche saß sie neben einer sonst eher stillen alten Dame, die mit einer gehörigen Portion Ironie in der Stimme verkündete: „Mein Mann war der schlimmste Alkoholiker und jetzt habe ich Lebermetastasen!“ Heindl muss heute noch lachen, wenn sie an den Spaß zurückdenkt, den sie mit dieser alten Dame hatte. Doch manchmal hat der Tod auch seine buchstäblich todernsten Seiten. Einmal ist Adelheid Heindl aus einem Gefühl heraus länger als geplant bei einer Patientin im Klinikum geblieben. Zuerst haben sie noch gemeinsam geredet und gesungen, dann ist die alte Dame immer ruhiger und ruhiger geworden. „Ich habe ihr noch Grüße an meine verstorbene Nichte mitgegeben“, erinnert sich Heindl, die insgesamt viereinhalb Stunden mit der Sterbenden verbracht hat. Um 21:43 Uhr ist die Dame ohne Angehörige verstorben. „Ich habe ihr noch ein Kreuzzeichen gemacht und bin dann mit dem Lift hinuntergefahren“, sagt Heindl und schildert, wie sie mit dem Betreten der Liftkabine auch alle Emotionen und den Schock hinter sich gelassen hat. Daheim hat sie dann noch eine Kerze angezündet. 44
Für andere da sein Jetzt sitzt Adelheid Heindl im Büro des Mobilen Hospizdienstes in Lilienfeld. Wie so viele vor mir frage auch ich sie, wie sie das alles nur aushält. Heindl sieht ihre ehrenamtliche Leistung sehr gelassen: „Ich kann nicht heilen, aber ich kann da sein“, sagt sie voller Überzeugung. Dem pflichtet Edda Kaufmann, Leiterin des Mobilen Hospizdienstes der Caritas St. Pölten, bei: „Es geht einfach darum, da zu sein für die Betroffenen. Das ist das Dringendste.“ Viele von ihnen können es gar nicht glauben, dass jemand unbezahlt seine Zeit zur Verfügung stellt. Doch genau das machen die 135 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen im Mobilen Hospizdienst der Caritas St. Pölten. Im Jahr 2018 haben sie durch ihre Begleitung 9.276 Stunden Zeit geschenkt. „Die Arbeit ist zwar unbezahlt, aber unbezahlbar wertvoll“, weiß Kaufmann. Ihr ist durchaus bewusst, dass sehr viel von den Freiwilligen im Hospizdienst verlangt wird. Zum Beispiel eine Ausbildung, schildert Adelheid Heindl: „Vor fünf Jahren habe ich den Lehrgang zur Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung gemacht. Das waren acht Wochenenden plus noch einmal vierzig Stunden Praktikum.“ Auch nach der Ausbildung investieren die Ehrenamtlichen viel Zeit in Supervision und Weiterbildungen sowie zwei bis drei Stunden pro Woche in die Betreuung von schwerkranken Menschen. Edda Kaufmann, Marina Schmidt-Schmidberger und Adelheid Heindl mit Autorin Lydia Steininger im Gespräch 45
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