Diözese St. Pölten „Warum werden gemachte Zusagen nicht eingehalten, sodass die Treibhausgasemissionen immer noch steigen, und mit ihnen Temperaturen und unverantwortbare Konsequenzen weltweit?“ Helga Kromp-Kolb Klimaforscherin Foto: © Mitja Kobal, Greenpeace Nr. 08 Dezember 2022 Magazin der Caritas-Auslandshilfe mit aktuellen Informationen aus unseren Schwerpunktländern Albanien, Pakistan und Senegal Caritas St. Pölten Aktuell Erscheinungsort St. Pölten Energiekrise und Klimakatastrophe Schaffen wir die Wende? Warme Luft aus Sharm el-Scheikh Die Klimakonferenz COP27 ist vorbei. Insgesamt zählte man 33.000 Teilnehmer aus 196 Staaten. Erstmals wurde ein Fonds zur Entschädigung für Klimaschäden in ärmeren Ländern beschlossen. Eine erfreuliche Errungenschaft, allerdings ist dieser Fonds vorerst (noch?) bloß mit lauwarmen Versprechungen gefüllt. Die Einzahlungen erfolgen auf freiwilliger Basis. Wir sind gespannt. Es wurde außerdem über den Ausstieg aus der Kohle diskutiert. Öl und Gas schafften keine Erwähnung in der Abschlusserklärung. Die nächsten Schritte bleiben in ihrer Planung gewohnt vage. Zusammenfassend – auch der 27. Versuch innerhalb von 30 Jahren ging knapp daneben. Vorbei die Hoffnung, eine Kehrtwende im Klimaschutz zu erzielen. Es wäre ja schon einmal ein gutes Signal, wenn Zusagen aus früheren Klimakonferenzen einmal eingehalten werden, meint die österreichische Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb. Nach wie vor steigt ja der Treibhausgasausstoß und mit ihm Temperaturen und unverantwortbare Konsequenzen weltweit. Im Jahr 2021 erreichten die Emissionen sogar den höchsten Stand aller Zeiten. Es mag banal klingen, ob die Temperaturen nun um 1,5 Grad oder doch 2,0 Grad steigen. Das spürt der menschliche Körper ja nicht einmal, so die allgemeine Annahme. Der Unterschied bedeutet aber nicht nur ein halbes Grad auf dem Thermometer, sondern dass 2 Milliarden Menschen ihre Lebensgrundlagen verlieren, abgesehen von Krankheiten, die auf uns alle zukommen und Naturkatastrophen, die in Intensität und Häufigkeit zunehmen werden. Die Hochwasserkatastrophe im Sommer 2022 in Pakistan beispielsweise hat ein Drittel des Landes (eine Fläche dreimal so groß wie Österreich) unter Wasser gesetzt. Derzeit stehen wir bei 1,1 Grad Erderwärmung. Ein wenig erinnern die Klimakonferenzen an Erich Kästners Kinderbuchklassiker aus dem Jahre 1949 „Die Konferenz der Tiere“. Darin treffen sich die Menschen insgesamt sogar 87 Mal – jedes Mal ohne Ergebnis –, bis Tiere, angeführt von Giraffe, Elefant und Löwe, beginnen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Und, siehe da, es gelingt mit unkonventionellen Methoden und der Devise „jetzt oder nie“, den Weltfrieden zu sichern. So wollen wir hoffen, dass es nicht noch weitere 60 COPs benötigt, bis sich etwas ändert und sich bald genug Tiere zu engagieren beginnen. Autor: Andreas Zinggl Am Wort Die Nachfrage nach Photovoltaikanlagen und Stromspeichern ist in Österreich weiterhin auf Rekordniveau. Die Frage drängt sich auf, ob Herr und Frau Österreicher plötzlich zu Vorzeige-Klimaschützern geworden sind und deshalb möglichst rasch auf erneuerbare Ressourcen setzen? Möglich, doch vor allem steigende Energiepreise und wachsende Energieunsicherheit, etwa infolge der starken Abhängigkeit von russischem Gas, befeuern den Trend, den eigenen Energiebedarf möglichst autark und kostengünstig decken zu können. Gleichzeitig ist dieser Umstieg ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz, um die Abkehr von fossilen Energieträgern zu schaffen. Michael Tanzer Fundraising Caritas der Diözese St. Pölten Energiesicherheit und Klimaschutz begleiten auch unsere Arbeit als Caritas in den Projektländern. Mehrere Projekte beweisen, dass diese beiden Themen auch Hand in Hand mit einer Steigerung der Lebensqualität gehen. So können etwa Kinder in pakistanischen Schulen, die von der Caritas unterstützt werden, durch die Stromgewinnung mit Photovoltaikanlagen statt Dieselgeneratoren nun in einer ruhigen Umgebung lernen – frei von gesundheitsschädlichen Abgasen. Eine massive Verbesserung. Was Klimaschutz auf lokaler wie auf globaler Ebene verbindet ist, dass eine Kehrtwende nicht allein durch Verzicht erfolgen kann. Der aktuelle Umstieg vieler Österreicher*innen auf Photovoltaikanlagen zeigt beispielhaft, dass ein Umstieg funktionieren kann, wenn dadurch etwa die Versorgungssicherheit steigt und es sich auch finanziell auszahlt. Auch die Projekte in unseren Partnerländern beweisen, dass nicht nur „die Umwelt“, sondern vor allem die Menschen vom Umstieg auf erneuerbare Energien profitieren. Gerade jetzt, nach der 27. Weltklimakonferenz, wird wieder augenscheinlich: Nicht nur auf lokaler, auch auf globaler Ebene muss rasch gehandelt werden, um die Klimaziele noch zu erreichen. Denn nicht nur der Umwelt zuliebe sollten wir alle den Klimaschutz vorantreiben – vor allem uns Menschen zuliebe.
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