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Centurion Germany Summer 2022

Art & Design London

Art & Design London Interiors Design Studios „Man sollte sich überlegen, was jemand braucht, was er trinken und essen möchte und wie man das präsentieren kann. Auch das ist Kreativität.“ – Chris Cox, Gründer von Cox London Oben, von links: Im neuen Ausstellungsraum von Cox London in Pimlico stehen die spektakulären handgeschmiedeten Magnolien-, Eichen- und Olivenblattleuchter im Mittelpunkt, die über Stücken wie dem Tisch Lion Paw (inspiriert von römischen Marmorbeinen aus dem Soane Museum) und dem schmiedeeisernen Tisch und den Stühlen Rainforest Grove hängen; Nicola und Chris Cox mit dem biomorphen Dada-Sofa und -Stuhl mit Bronzebeinen, die erstmals für Collect 2020 entworfen wurden; der Schminktisch Tree of Life mit einer Platte aus Kalkutta-Viola-Marmor, mit passendem Spiegel und einem Hocker; coxlondon.com London in der Pimlico Road exquisite Handwerkskunst in den Mittelpunkt, von kunstvollen Kronleuchtern bis hin zu mit Marmorplatten versehenen Tischen aus geschmiedetem Eisen, die „die Grenzen zwischen dekorativer Kunst, Kunsthandwerk und Bildhauerei überschreiten“, wie Chris Cox erklärt. „Es ist erstaunlich, wie Leute, die sonst nur durchs Fenster schauen würden, sich jetzt mit einem Kaffee oder einem Glas Sekt hinsetzen und sich Zeit für unsere Arbeit nehmen“, fährt er fort. All dies entspricht dem Grundsatz von Charles Eames, demzufolge die Rolle des Designers die eines aufmerksamen Gastgebers sein sollte, der, wie Cox sagt, „die Bedürfnisse seiner Gäste vorhersieht. Man sollte sich überlegen, was jemand braucht, was er trinken und essen möchte und wie man das präsentieren kann. Auch das ist Kreativität“, zeigt er sich begeistert. Das elegant restaurierte Haus von The Invisible Collection in Marylebone ist Oben: Die Gründerinnen von The Invisible Collection, Isabelle Dubern-Mallevays und Anna Zaoui, vor ihrem neuen Sitz in Huntsworth Mews in Marylebone, in dem sie eine ständig wechselnde Ausstellung von Stücken präsentieren, etwa den Esstisch Swan von Francesco Balzano aus Breccia-Aurora-Marmor, die Esszimmerstühle Giraffe von Juliana Lima Vasconcellos und ein Teppich von Galerie Diurne (rechts); theinvisiblecollection.com FOTOS IM UHRZEIGERSINN VON LINKS OBEN: INGE CLEMENTE, ALUN CALLENDER (2), VIGO JANSONS (2) 48 CENTURION-MAGAZINE.COM

FOTOS JAMES MCDONALD „keine Galerie und kein Showroom, sondern ein heimeliger Raum“, so die Mitbegründerin Isabelle Dubern-Mallevays. Ganz in diesem Sinne belebt es die maßgefertigten, oft limitierten Artikel, mit denen die Marke bekannt wurde. Diese von etablierten und aufstrebenden Architekten und Designern, darunter Pierre Yovanovitch, Laura Gonzalez, Studio KO sowie Charles Zana entworfenen Stücke fügen sich neben Keramiken des aufstrebenden Stars Virginie Boudsocq, Kissen des schottischen Kaschmirproduzenten Barrie (jetzt im Besitz von Chanel) und neu aufgelegten Klassikern von Jean Roger und Oscar Niemeyer in den Raum ein. Im sechsten Jahr ihres Bestehens haben Dubern-Mallevays und ihre Partnerin Anna Zaoui durch die Pop-ups von The Invisible Collection – bei denen sich die zeitgenössischen Artikel der Marke bei Sotheby’s mit Werken alter Meister oder bei Féau et Cie in Paris mit jahrhundertealten Boiserie-Täfelungen messen – gelernt, wie wichtig das persönliche Kuratieren sein kann. „Wir mischen das, was wir lieben miteinander und lassen jedes Stück auf seine eigene Weise sprechen“, berichtet Dubern-Mallevays. In den neuen Räumlichkeiten werden auch Abendessen und Talks abgehalten. Es werden Designer eingeladen und eine sich ständig verändernde Ausstellung von Möbeln, Beleuchtung, Kunst, Kunsthandwerk und Accessoires gezeigt. Die Kunst, Altes und Modernes, Kostbares und Gefundenes sowie Raffiniertes und Naives in einer einladenden Umgebung zu vereinen, beherrscht Tobias Vernons 8 Holland Street in Kensington besonders gut. „Ich habe mich immer gefragt, wa rum Kunsthändler nur Dinge an die Wände hängen und Möbelhändler einfach nur Dinge auf den Boden stellen. Warum gibt es da kaum etwas dazwischen?“, zeigt sich Vernon verwundert. Bei 8 Holland Street „gibt es keine festen Genres und keine Hierarchie“, so Vernon. Seine einzige Faustregel ist, „dass alles über eine gewisse Patina und ein Narrativ verfügen muss“. Die maximalistische Mischung aus Stühlen von Paolo Buffa aus den 1950ern, Buffets im Arts-and- Crafts-Stil und alten marokkanischen Teppichen neben zeitgenössischer Keramik von Nicola Tassie und Freya Bramble-Carter, Siebdrucken von Sandra Blow und Kronleuchtern aus Murano wirkt „aufmunternd, verspielt und einladend für alle“, so Vernon. „Es ist nichts Einschüchterndes dabei.“ Und genau das ist das Schöne daran: „Einen physischen Geschäftsraum zu betreiben, ergibt aus finanzieller Sicht heutzutage kaum mehr einen Sinn. Aber wen interessiert das?“, lacht er. „Ich würde heute nie so arbeiten, wie ich es tue, wenn ich alles nur online gemacht hätte. Da steckt noch mehr dahinter.“ ¬ Von oben: Die Mischung aus Vintage und Zeitgenössischem von 8 Holland Street umfasst Stücke wie einen Sessel aus Korbgeflecht von Tito Agnoli, einen Couchtisch von Osvaldo Borsani, einen Seepferdchen-Tisch aus polychromer Keramik und Kunstwerke von Elisabeth Frink und Terry Frost; einen Sessel aus Nussbaumholz von Paolo Buffa, eine italienische Stehlampe aus den 1950er- Jahren, einen Glastisch von Fontana Arte, eine Collage von Sandra Blow und einen Wandbehang aus Papiergarn von Catarina Riccabona; 8hollandstreet.com CENTURION-MAGAZINE.COM 49

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