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Departures Germany Winter 2021

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24 DEPARTURES TRAVEL

24 DEPARTURES TRAVEL GUTE SUBSTANZ Wilde Romantik Nach einer behutsamen Restaurierung erstrahlt ein 800 Jahre altes Familienanwesen in Siebenbürgen in neuem Glanz. Von Ann Abel „DIESES LAND HAT etwas Besonderes“, sagt Gladys Bethlen, die Inhaberin des neuen und außergewöhnlichen Bethlen Estates in Rumänien. Und tatsächlich: Siebenbürgen sucht weltweit seinesgleichen. Die Landschaft ist wunderbar idyllisch, die Kiefernwälder sind unberührt und die Tierwelt ist vielseitig. Es ist eine Gegend, in der die Menschen im Einklang mit der Natur leben und in der die wilden Wälder und blühenden Wiesen von mittelalterlichen Zitadellen und Märchenschlössern gesprenkelt sind. All das erinnert an eine Geschichte, die viel weiter zurückreicht als die letzten paar Generationen. Bethlen ist gebürtige Österreicherin und seit ihrer Hochzeit auch Rumänin. Sie könnte Rumänien gegenüber gemischte Gefühle haben. Denn das Bethlen Estates befindet sich auf dem Familiensitz ihres verstorbenen Mannes, Graf Miklós Bethlen. Vor rund 800 Jahren gründeten seine Vorfahren das Dorf Criş und errichteten dort die mittelalterliche Burg. Die nach dem Zweiten Weltkrieg in Rumänien herrschende kommunistische Diktatur erwies sich im Zuge der Verstaatlichung als besonders eifrig bei der Zerstörung von Adelsgütern. Wie Gladys Bethlen erzählt, wurde das Schloss ihrer Familie als Stall genutzt. Es wurden Hunderte von antiken Büchern in der Bibliothek verbrannt. „Wir haben nicht einfach bei null angefangen“, sagt sie. „Wir haben bei minus 20 angefangen.“

PHILIP VILE Das 300 Jahre alte Caretaker’s House bildet das Herzstück der Bethlen Estates Dennoch machte sie, gemeinsam mit ihrem Sohn und Geschäftspartner Nikolaus, beharrlich weiter. Sie kauften ein verfallenes Gebäude nach dem anderen zurück (ohne eine Art von Entschädigung oder EU-Hilfe, wie sie betont) und machten sich daran, nicht nur den früheren Zustand wiederherzustellen, sondern etwas zu schaffen, das gleichzeitig in die Zukunft blickt. Nach der ersten Phase einer Jahre dauernden sorgfältigen Restaurierung ist das Bethlen Estates nun wieder in Rechts: eine elegante Treppe im Caretaker’s House; unten: ein traditioneller Kachelofen im Esszimmer des Hauses Betrieb. Das Projekt gleicht einem Vermächtnis, dem ein sozialer Zweck und der Erhalt des kulturellen Erbes innewohnen. Ziel war es, die Ruinen in moderne Wunderwerke der Architektur und Horte der Gastfreundschaft zu verwandeln und dabei gleichzeitig die umliegenden Gemeinden zu unterstützen, indem Arbeitsplätze geschaffen und ein Beitrag zur Bildung sowie Hilfe für Bedürftige geleistet wird. Das erste restaurierte Gebäude ist das Caretaker’s House, ein hübsches und anmutiges Haus mit vier Schlafzimmern, das eine kultivierte Version des Landlebens bietet. Ein Teil des Projekts bestand darin, das Äußere der Häuser, Scheunen, Getreidespeicher und Schulbauten zu restaurieren. Das Innere des Caretaker’s House wurde jedoch moderner gestaltet. Die Innenarchitektinnen Stefanie de Castelbajac und Melanie Etten-Rüppell arbeiteten mit örtlichen Handwerkern zusammen und schufen ein lichtdurchflutetes Ambiente mit antiken Kilim-Teppichen, originalen Holzbalken und wärmenden Kachelöfen. Sie integrierten jedoch auch eine Beleuchtung von Tom Dixon und zeitgenössische skulpturale Treppen sowie architektonisch beeindruckende Schränke in die türkisblaue Küche. Wer in diesem Haus aufwacht, wird es schwer haben, nicht dem Klischee zu verfallen und zu sagen: Man fühlt sich wie zu Hause. Etwas intimer ist das Depner House mit zwei Schlafzimmern, ein traditionelles siebenbürgisch-sächsisches Landhaus aus dem 18. Jahrhundert. Mit seinen frei liegenden Balken, den traditionellen Schmiedearbeiten und einer gusseisernen Treppe hat es sich viel von seinem ursprünglichen Charme bewahrt. Es ist gemütlich, einladend und hat den Vorteil, dass es in der Nähe der Kitchen Barn liegt, einem der Herzstücke des Bethlen Estates. Alle Mahlzeiten können im privaten Ambiente der Häuser eingenommen werden. Doch die zentrale Kitchen Barn lockt mit ihrer Terrasse und der Möglichkeit, mit Tatiana, der hauseigenen Köchin, zu plauschen, während 25 DEPARTURES

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