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EPP 10.2021

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NEWS & HIGHLIGHTS » Interview Tobias Patzig, Feinhütte Halsbrücke, über die Entwicklung von Zinn aus Sekundärmaterial „Nachhaltigkeit fängt bei den eingesetzten Materialien an“ NACHGEFRAGT Tobias Patzig, Feinhütte, über Green- Mit GreenTin+ stellt die Feinhütte Halsbrücke GmbH erstmals Tin+ und welche ein in Deutschland produziertes Zinn mit einem Reinheitsgrad Gründe hinter dieser von bis zu 99,99 % vor, das vollständig aus Recyclingmaterialien Produktentwicklung gewonnen wurde. Die Gründe und Überlegungen, die hinter dieser stehen Produktentwicklung stecken, erläutert Tobias Patzig, Prokurist der Feinhütte Halsbrücke GmbH. Bild: Feinhütte EPP: Warum hat sich die Feinhütte Halsbrücke dazu entschlossen, mit GreenTin+ ein Zinn aus Sekundärmaterial, mit einem Reinheitsgrad von bis zu 99,99 %, auf den Markt zu bringen? Tobias Patzig: Wir freuen uns riesig dieses Produkt vorzustellen, denn mit GreenTin+ haben wir einen echten Meilenstein gesetzt. Die Gründe, die für uns bei der Produktentwicklung auf der Hand lagen, waren wirtschaftlich, ökologisch, und humanitär geprägt. Zum einen hat uns die Coronakrise gezeigt, wie anfällig Tobias Patzig: „GreenTin+ ist in erster Linie unabhängig von internationalen Lieferketten und weist eine Reinheit von 99,99 % auf“ unser Wirtschaftssystem ist, wenn Lieferketten zusammenbrechen. Grundsätzlich müssen wir uns überlegen wie wir uns in Deutschland und Europa auf der einen Seite unabhängiger von Importen machen und andererseits Normen und Standards bei der Erzeugung besser kontrollieren können, auch im Hinblick auf das kommende Lieferkettengesetz. Recyclingmaterial ist hier die Lösung, da wir es aus unserem Heimatmarkt beziehen können und zu Qualitätsprodukten verarbeiten. Der Wertstoffkreislauf bleibt so erhalten und sichert Lieferketten ab. Mit dem hohen Reinheitsgrad wollten wir dabei aufzeigen, dass wir mit diesen Sekundärmaterialien eine sehr hohe Qualität erreichen können. Wir sind also in der Lage hier ein absolutes Spitzenprodukt aus Recyclingmaterial anzubieten. Zum anderen kommt hinzu, dass wir dadurch auch die schwierigen Abbaubedingungen des Zinns in Südostasien umgehen können, die zum Großteil alles andere als human und umweltverträglich sind. Durch GreenTin+ eröffnen sich für Kunden mit höchsten Ansprüchen hinsichtlich der Reinheit des Zinns oder der jeweiligen Legierung in Kombination mit Nachhaltigkeit neue Möglichkeiten, ohne dabei von gewohnten Anforderungen abweichen zu müssen. EPP: Können Sie den Wertstoffkreislauf von Metallen kurz beschreiben und wie muss man sich den 360°-Kreislauf von Feinhütte, der Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit verbindet, vorstellen? Tobias Patzig: Der Ursprung von GreenTin+ sind nicht nur beliebige Rohstoffe, vielmehr haben wir gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern Recyclingkreisläufe erfolgreich entwickelt und implementiert. Die im Kundenprozess anfallenden Rückstände wie Krätzen, Aschen, Ausläufer, Schlämme, Späne oder Lotpasten werden von uns nach dem neusten Stand der Technik verarbeitet. Dadurch besteht GreenTin+ zu 100 % aus 12 EPP » 10 | 2021

ecyceltem Material. Durch den energiesparenden Vollrecyclingprozess in unseren pyro- und hydrometallurgischen Anlagen werden die enthaltenen Metalle, insbesondere Zinn, wieder nutzbar gemacht. Das aus diesem Prozess hervorgehende hochreine Zinn, als auch die elektrolytisch gereinigten Legierungen, stehen in den benötigten Formaten allen Abnehmern wieder zur Verfügung. Gemeinsam schließen wir so Kreisläufe. Das ist nicht nur ökologisch, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll. Unser 360 Grad Kreislauf, welcher insbesondere auf die Wiederaufbereitung der anfallenden Prozessrückstände der Kunden abzielt, ist hierbei von zentraler Bedeutung. Die kürzlich erfolgte ISO 14021 Zertifizierung belegt zusätzlich den Einsatz von 100 % Recyclingmaterial in GreenTin+. Damit sind wir weltweit der erste Hersteller von Zinn der das zertifiziert nachweisen kann. EPP: Was macht den Ankauf von Altloten und Metallen so anspruchsvoll und warum ist hier ein hohes metallurgisches Fachwissen unabdingbar? » Nachhaltigkeit fängt bei den Produkten an« Tobias Patzig: Altlote und andere Metalle müssen zunächst einmal als Wertstoff gesehen werden. D.h., dass wir deren Qualität und Wert ermitteln müssen, um unseren Kunden auch einen fairen und marktgerechten Preis dafür zu bezahlen. Hinzu kommt, dass die ermittelte Qualität natürlich auch ausschlaggebend ist, welchen Aufwand wir in den Recyclingprozess investieren müssen. Diese Entscheidungen können nur mit einem tiefen metallurgischen Wissen getroffen werden. Auf Basis von Kessel- oder Ofenproben erstellen wir mit genormter und geeichter Labor- und Analysetechnik exakte Analysen der Materialien und leiten von dort alle weiteren Entscheidungen und Schritte ab. EPP: Über Einsatz von Sekundärmaterialien, speziell was die Qualität dieser Materialien angeht, gibt es viele falsche Informationen, die in Märkten kursieren. Was ist dran an diesen Mythen? Tobias Patzig: Wir kennen diese Mythen natürlich, insbesondere wenn es um das Thema Qualität geht. Der Materialursprung sagt bei Metallen nicht zwangsläufig etwas über dessen Reinheit oder Qualität aus. Entscheidend sind der Umfang und die Art der Aufarbeitungsschritte, 30 YEARS FUJI IEUROPE ECO CORPORATION ORATION ◆ ◆ ◆ New highlight: AIMEXR for high-mix production Future innovation with NXTR-S/A, key for higher productivity Success of our modular system with > 100,000 sold machines worldwide Visit us at productronica 2021 November 16 th –19 th , 2021 in Munich Booth A3.317 FUJI EUROPE CORPORATION GmbH +49 (0)6107 6842-0 fec_info@fuji-euro.de www.fuji-euro.de EPP » 10 | 2021 13

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