architektur denkmalschutz mit ausblick moderne fassade – historisch inspiriert Bilder: Philipp Obkircher 14 1 I 2022_fassadentechnik
Die Erhardtstraße 10 passt sich trotz ihrer modernen Materialien harmonisch in die Reihe zwischen ihren denkmalgeschützten Nebengebäuden ein. Ein Münchner Neubau zwischen denkmalgeschützten Gebäuden, direkt an der Isar: Die Erhardtstraße 10 mit ihren 28 Wohneinheiten schlägt die Fassade eine Brücke zwischen klassizistischen Motiven der Vergangenheit und den Vorzügen durch Glaselemente der Moderne. In der direkten Nachbarschaft zur Isar, ist der Fluss nicht nur Ausblick, sondern auch Energielieferant. Die Erhardtstraße 10 am Isarufer ist fertiggestellt. Der Münchner Entwickler Euroboden hatte das Grundstück 2013 erworben, das Terrain von den Altlasten einer Lackfabrik im Hinterhof befreit und schließlich mit Thomas Kröger einen Architekten für die Planung gewonnen, der für seine sensiblen ortsbezogenen Bauwerke bekannt ist. Denn ein Baugrundstück in dieser repräsentativen Lage an der Isar verlangte nach einer Architektur, die sich einerseits selbstbewusst in die Reihe denkmalgeschützter Bauten entlang des Ufers eingliedert und den Blick auf den Fluss zelebriert, zugleich aber auch die Heterogenität des Viertels anerkennt. Krögers Entwurf zeichnet sich durch eine große Varianz an Wohnungstypologien und Außenräumen aus und ist eine Hommage an die gewachsenen Strukturen des Gärtnerplatzviertels: Das Ensemble vermittelt zwischen der Nachbarbebauung und dem Werkstattcharakter der für das Quartier so typischen Hinterhöfe. Durch seine differenzierten Gebäudevolumina ist mit insgesamt 28 Wohnungen weit mehr Wohnraum (in unterschiedlichen Preisklassen) entstanden, als sich zuvor auf dem Grundstück befand. München bis in die Nachkriegszeit Tradition hatte, heute aber nur noch selten angewandt wird. Bei der Erhardtstraße 10 wurden die mehrfarbigen Wandflächen nach der Dämmung verputzt und anschließend das Muster in mehreren Schritten mit Schablonen aufgemalt. Die Betonelemente sind eingefärbt. Der Fassade verleiht dieses grafische Muster Tiefe. Die beiden ikonischen Steildächer vermitteln zwischen den unterschiedlichen Höhen der Nachbarhäuser. Die Glasfassade im Dach zur Straße liegt hinter selbsttragenden eloxierten Aluminiumhohlkammerprofilen. Die glockenförmigen Aus- » städtische räume sind dann angenehm, wenn wir sie als gewachsen empfinden … « Auffällig ist die grafische Gestaltung der Fassadenelemente: Eine Reminiszenz an die Sgraffito- Technik, die auch in München bis in die Nachkriegszeit Tradition hatte. Mehrdeutige Fassade Thomas Krögers Entwurf spielt bewusst mit historischen und zeitgenössischen Referenzen. Denn: „Städtische Räume sind dann angenehm, wenn wir sie als gewachsen empfinden, wenn das Zusammenspiel unterschiedlicher Architekturen ein charismatisches Gesamtbild erzeugt“, so der Architekt. Zur Isar hin reiht sich der Neubau – im Rahmen der Auflagen des Denkmalschutzes und mit breiter Zustimmung der Gestaltungskommission – selbstbewusst in die Erhardtstraße ein. Mit ihrem Spiel aus vorgelagerten Säulen und Erkern greift die Fassade typisch klassizistische Motive des repräsentativen Wohnens aus der Umgebung auf. Raumhoch verglast, verkörpern die Erker gleichzeitig die Vorzüge der Moderne und machen den Ausblick auf den Fluss zum integrativen Bestandteil der Wohnräume. Die grafische Gestaltung der geschlossenen Fassadenelemente wiederum ist eine Reminiszenz an die Sgraffito-Technik der italienischen Renaissance, die auch in fassadentechnik_1 I 2022 15
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