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Industrieanzeiger 23.18

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Themenheft für Fachmesse AMB, Stuttgart, Spanende und spanlose Fertigungstechnik, Digitalisierung, Werkzeug- und Formenbau, Werkstoffe und Komponenten

werkzeugmaschinen bauend

werkzeugmaschinen bauend als auch zerspanend arbeiten konnte, war das Interesse der Kunden durchaus gegeben. Die Bereitschaft, in eine solche Anlage zu investieren, hielt sich damals hingegen in Grenzen. Ähnliche Erfahrungen machten andere Hersteller – etwa Mazak oder WFL –, die 2015 anlässlich der EMO in Mailand ebenfalls hybride Maschinenkonzepte vorstellten. Der Zwang zu mehr Flexibilität und Agilität sowie die inzwischen in vielen Bereichen etablierte additive Fertigung metallischer Gebrauchtsteile könnte solche Kombinationsmaschinen künftig aber durchaus interessant werden lassen. Bei generativ aufgebauten Teilen müssen die Funktionsflächen spanend nachbearbeitet werden, oft gilt es, Stützstrukturen zu entfernen. Auf dem Weg Richtung Komplettbearbeitung bietet die Das Wissen um die reale Maschinenbelastung ermöglicht neue, auf der Nutzung basierende Bezahlmodelle, die Kunden einen größeren finanziellen Spielraum lassen. Bilder: Heller Treffen all diese Technologien in einer Fertigungseinheit aufeinander, heißt das aber auch, dass die Steuerung ganz unterschiedliche „Sprachen“ beherrschen und die notwendigen Schnittstellen haben muss. Schnittstellen sind auch bei der digitalen Vernetzung ein zentrales Thema. Dass der deutsche Maschinenbau laut Markus Frank, Abteilungsleiter für „Net4Industry“ bei Grob (Halle 10, Stand B11) in der Vergangenheit nicht auf den Hype Industrie 4.0 aufgesprungen ist, liegt sicher auch daran, dass sich die Vision mit den verfügbaren Insellösungen nicht umsetzen ließ. Erst auf der EMO vor einem Jahr in Hannover wurden offene Systeme und die Möglichkeit, diese zu koppeln, von vielen Anbietern thematihen unter dem Label „Heller4Industry“. Neben einer höheren Maschinenproduktivität konzentriert sich Heller auf die Unterstützung durchgängiger Engineering-Ketten. Kernaspekte sind ergänzende Maschinenfunktionalitäten, erweiterte Servicemöglichkeiten und Dienstleistungen on demand. Als Neuheit wird auf der AMB – in Kooperation mit Siemens – das Heller Services Interface zu sehen sein. Für den schrittweisen Einstieg in die vernetzte Produktion präsentiert DMG Mori unter dem Schlagwort Integrated Digitization integrierte und durchgängige Digitalisierungslösungen. Fokusthemen sind Celos, mit dem sich digitale Workflows realisieren lassen und das die präzise Bauteilfertigung Im Service, bei der technischen Unterstützung, der vorausschauenden Wartung oder Remote-Diensten, bietet die digitale Vernetzung erhebliche Effizienzvorteile. Kombination dieser Verfahren beim passenden Teilespektrum durchaus Vorteile – auch hinsichtlich der Materialeffizienz. Spannend wird zudem sein, wie sich die Einsatzfelder von Robotern künftig entwickeln werden. Neben ihrer angestammten Tätigkeit im Teilehandling übernehmen die Kollegen aus Stahl inzwischen auch ein - fache Bearbeitungsaufgaben, etwa das Entgraten, oder parallel laufende Hilfsprozesse wie das Reinigen oder Prüfen der Werkstücke und sorgen so für eine weitere Steigerung der Effizienz in der Fertigung. Und auch fürs flexible Bearbeiten von Großteilen arbeiten Industrie und Forschung an Roboterlösungen, die mit erstaunlicher Präzision bohren oder fräsen. siert. Und der Werkzeugmaschinenverband VDW stellte seine Initiative zur Entwicklung eines Konnektivitätsstandards vor. Insofern ist es nicht verwunderlich, wenn Frank sagt: „In den letzten 18 Monaten ist eine deutliche Steigerung der Aktivitäten in diesem Bereich zu beobachten.“ Für ihn steht fest: „Industrie 4.0 bildet die Grundlage, um ressourcenschonend, flexibel und produktiv Maschinen und Anlagen zu betreiben.“ Klaus Winkler, CEO der Heller-Gruppe, sieht in Industrie 4.0 den Ansatz, den Zustand von Werkzeugmaschinen jederzeit transparent zu machen und gewonnene Informationen mit bereits vorhandenen Daten zu einer zielgerichteten Diagnose auszuwerten. Der Nürtinger Maschinenbauer bündelt seine Aktivitäten, die im Zusammenhang mit der Digitalisierung der Prozesskette steunterstützt, Softwareprodukte für digitale Prozesse in der Arbeitsvorbereitung oder neue Lösungen für die erweiterte Produktionsplanung. Daneben zeigt das Unternehmen mit dem NETservice ein modernes Tool für den Remote Service. Klar ist: Vernetzung muss sich rechnen. Hinzu kommt, dass für viele potenzielle Anwender bisher angebotene Lösungen zu wenig praxistauglich waren. Mit den jüngsten Bemühungen, hersteller- und verfahrensübergreifend vernetzen zu können, entsteht die Basis, Digitalisierungsmodule schrittweise und nach Bedarf einzuführen. Damit das aber am Ende zum Erfolg wird, brauchen auch kleine und mittlere Unternehmen von Anfang an eine klare Vision dessen, was sie erreichen wollen. Und diese Strategie gilt es dann konsequent umzusetzen. • 38 Industrieanzeiger 23.18

Das Bild zeigt wesent - liche Kriterien, mit deren Hilfe Zerspaner weiterhin erfolgreich bleiben können: Digitalisierung, Automatisierung, clevere Prozessführung und die Rund-um-die-Uhr-Verfügbarkeit der Anlagen. Bild: FFG Experten-Umfrage: Werkzeugmaschinen Passende Lösungen sind gefragt Fertigungstechnik | Neben der Digitalisierung gibt es laut unserer Expertenrunde noch andere Themen, um die Wettbewerbsfähigkeit auszubauen – etwa clevere Automation und maximale Verfügbarkeit. ❧ Mona Willrett Geht es nach den Experten unserer Werkzeugmaschinen-Umfrage, dann werden Industrie 4.0 und digitale Vernetzung die alles überragenden Themen der AMB 2018 sein. Jeder spricht darüber, doch nicht jeder ist euphorisch. So stellt Axel Spinner, Geschäftsführer des gleichnamigen Maschinenbauers in Sauerlach, die Frage in den Raum, wie praxistauglich diese Lösungen bereits sind. Er empfiehlt Zerspanern, die aktuell gute Konjunktur zu nutzen, um auf Anlagen höherer Technologien – etwa der 5-Achsen-Bearbeitung beim Fräsen oder dem simultanen Drehen – umzusteigen. Diese seien noch nicht flächendeckend im Einsatz. Bei Investitionsentscheidungen sollten die Verantwortlichen auf alle Fälle darauf achten, dass die Anlagen universell nutzbar sind, um bei wechselnden Teilespektren flexibel reagieren zu können. Ebenso sollte es möglich sein, Automationsmodule oder Industrie-4.0-Lösungen nachzurüsten. Auch Martin Engels, Geschäftsführer von Mazak Deutschland in Göppingen, ist sicher, dass sich die digitale Vernetzung nicht aufhalten lässt. „Im Moment drückt der Schuh gerade bei vielen kleinen und mittleren Betrieben aber noch an anderer Stelle.“ Viele Unternehmen arbeiteten an ihren Kapazitätsgrenzen und hätten mit dem Mangel an Fachkräften zu kämpfen. Um ihre Fertigungskapazitäten vergleichsweise unkompliziert zu erweitern, seien passgenaue Automationslösungen aktuell oft sinnvoller als digitale Vernetzung. Markus Piber, Bereichsvorstand Vertrieb und Technologie Exzellenz bei DMG Mori, sagt: „Für das produzierende Gewerbe geht es darum, maximale Effizienz bei minimalen Kosten zu erreichen. Dazu müssen intelligente Arbeitsabläufe und Automationssysteme eingeführt werden.“ Das bestätigt Manfred Maier, COO bei Heller in Nürtingen. Immer kleinere Losgrößen, kürzere Lieferzeiten sowie komplexe Bauteile mit hohen Qualitätsanforderungen stellten Zerspaner vor Herausforderungen. Wichtig sei deshalb – neben Produktivität, Flexibilität und Präzision – die maximale Verfügbarkeit der Maschinen rund um die Uhr sicherzustellen. Erreichen lasse sich das mittels passender Automationssysteme und der Komplettbearbeitung. Unterstützung durch verlässlichen Partner ist wichtig Systemverfügbarkeit und die Gesamtbetriebskosten sind auch laut Dr. Gerald Weber entscheidende Kriterien bei Investitionsvorhaben. Der CEO von FFG Europe & Americas betont: „Dazu braucht man einen verlässlichen Partner, der möglichst viel aus einer Hand bieten kann und der in der Lage ist, kontinuierliche Optimierungen umzusetzen.“ Heben ließen sich viele Potenziale mittels für das jeweilige Unternehmen passender digitaler Lösungen und durch die Flexibilisierung mit Hilfe intelligenter Automation. Komplettbearbeitung, Automation, clevere Produktionssteuerung und die vorausschauende Wartung der Anlagen, das sind auch laut Jochen Nahl, Geschäftsführer Vertrieb bei Grob in Mindelheim, und Gisbert Krause, Geschäftsführer bei Hommel in Köln, wichtige Erfolgsfaktoren. Und Sascha Gersmann, Marketingleiter bei Citizen in Esslingen, betont: „Genauso flexibel wie unsere Maschinen sind, müssen auch die Fertigungsbetriebe werden. Sich auf einen Bereich zu fokussieren, reicht am Ende nicht. Denn der aktuelle Boom wird nicht ewig andauern.“ • Industrieanzeiger 23.18 39

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