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Industrieanzeiger 23.2019

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interview

interview Hermle-Vorstand Franz-Xaver Bernhard über Trends im automatisierten 5-Achsen-Fräsen „Intuitives Bedienkonzept erleichtert tägliche Arbeit“ Automatisierte Fräsprozesse sollen einfacher und intuitiver zu beherrschen sein. Daran arbeiten die Entwickler beim Maschinenbauer Hermle (Halle 12, Stand C36). Den aktuellen Stand der Technik und kommende Entwicklungen erläutert Entwicklungsvorstand Franz-Xaver Bernhard. ❧ Mona Willrett Herr Bernhard, Sie sagten mal, 5-Achs-Fräsen und Automation beherrsche Hermle. Jetzt gehe es darum, anspruchsvolle Prozesse für Nutzer möglichst leicht beherrschbar zu machen. Wie wollen Sie das umsetzen? Wir haben auf diesem Weg schon viel erreicht. Unsere ‚Digitalen Bausteine‘ schaffen die Voraussetzung dafür, automatisierte Anlagen möglichst einfach und komfortabel zu handhaben. Ein wichtiger Aspekt für die Akzeptanz automatisierter Prozesse bei den Werkern ist die Prozesssicherheit. Dazu ge- „Eine Kleinserien- oder Einzelteilfertigung erfolgreich zu automatisieren, das klappt nur, wenn auch die Prozesse im Unternehmen dafür ausgelegt sind“, sagt Franz- Xaver Bernhard. Er ist Vorstand für Vertrieb, Forschung und Entwicklung bei der Gosheimer Maschinenfabrik Berthold Hermle AG. Bilder: Autorin hört auch, dass der Bediener vor Schichtende die Gewissheit hat: Es sind alle nötigen Werkzeuge, Rohteile und NC-Programme für die anstehende mann lose Fertigung vorhanden, die Programme sind lauffähig und Kollisionen ausgeschlossen. Um hier Sicherheit zu schaffen, bietet beispielsweise unser Software-Modul HACS – Hermle Automation Control System – die Möglichkeit, Prozesse zu simulieren. Wir bieten solche Module seit Jahren an und entwickeln sie ständig weiter – vor allem mit dem Ziel, die Bedienung zu vereinfachen und den Nutzer intuitiv, schnell und sicher zu den benötigten Funktionen und Informationen zu führen. Das Leitthema der EMO – die digitale Vernetzung – spielt auch auf Ihrem Stand eine tragende Rolle. Wie unterscheidet sich Ihr Angebot hier von dem der Marktbegleiter? Fairerweise muss man sagen, dass auch Andere solche Systeme anbieten. Mit unseren ‚Digitalen Bausteinen‘ Digital Production, Digital Operation und Digital Service gehen wir aber eigene Wege. Ein Beispiel: Im Bereich Service bieten wir mit dem Modul ‚Vorbeugende Wartung‘ die Möglichkeit, Maschinendaten regelmäßig von unseren Experten auswerten zu lassen und so frühzeitig Anomalien zu erkennen. Wir können dem Kunden gezielt Hinweise auf sinnvolle und notwendige Wartungsarbeiten geben, ehe es zu Qualitätseinbußen am Werkstück kommt. Wichtig ist dabei: Diese Daten werden nicht automatisch an uns weitergeleitet. Der Kunde schickt sie uns im vereinbarten Umfang zu, wir werten sie aus und senden das Ergebnis zurück. Das passiert in einem bestimmten Betriebsstunden-Rhythmus. Eine automatische Auswertung mittels Künstlicher Intelligenz halten wir noch nicht für sinnvoll. Wird eine solche Auswertung mithilfe von KI in absehbarer Zeit möglich sein? Wir haben bereits Versuche durchgeführt und beschäftigen uns kontinuierlich mit dem Thema, aber bis dato gibt es keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Dabei geht es nicht um die Frage, ob KI das kann. Das möchte ich nicht beurteilen. Das vorrangige 38 Industrieanzeiger 23.19

Problem ist, dass die Daten in der Regel unstrukturiert und in unterschiedlichen Formaten bei den Kunden vorliegen – etwa als manuelle Aufschriebe, Word-Dateien, Excel- Tabellen, Sensordaten oder Bilder aus Thermografiekameras. Sie lassen sich mit Hilfe menschlicher Intelligenz und der Erfahrung unserer Experten schnell und einfach auswerten. Maschinell geht das derzeit noch nicht mit akzeptablem Aufwand. Wir arbeiten jedoch intensiv daran, künftig alle Daten strukturiert und in einem maschinell auswertbaren Format vorliegen zu haben. Welche Highlights Ihres Messe-Sonder - bereichs ‚Digitale Bausteine‘ sind aus Ihrer Sicht besonders interessant? Die Kombination unserer beiden Hauptmodule HACS und HIMS, dem Hermle Information Management System. Durch sie kann der Nutzer Prozesse nicht nur simulieren und prüfen, er bekommt auch aktuelle Prozessinformationen zugespielt oder er kann diese jederzeit und von jedem Ort aus abrufen und – bei Bedarf – auch Bearbeitungsprioritäten verschieben. Hinzu kommen Elemente wie unser neues, intuitives Bedienkonzept Navigator, das dem Nutzer die tägliche Arbeit an der Maschine wesentlich erleichtert. Wir haben damit eine sehr gute Lösung, um eine automatisierte Zelle relativ einfach zu beherrschen. In welche Richtung werden sich die digitalen Systeme künftig entwickeln? Im Fokus steht nicht die Erweiterung des Funktionsumfangs, sondern die weiter vereinfachte Bedienbarkeit der Anlagen. Denkt man allerdings an eine Smart Factory, dann ist eine einzelne automatisierte Zelle nur ein Zwischenschritt. Wenn viele Maschinen – auch unterschied licher Hersteller oder Technologien – vernetzt und mit Automationssystemen gekoppelt oder gar Bestandsmaschinen eingebunden werden sollen, dann ist noch einiges an Entwicklung zu leisten. Hermle beteiligt sich am EMO-Show-Case der Schnittstelle Umati. Was zeigen Sie? Es gibt ja bereits Schnittstellen, mit denen fast alles umsetzbar ist. Aber diese Lösungen sind eines nicht: standardisiert. Jeder erarbeitet eigene Lösungen. Was uns in der Mechanik sehr gut gelungen ist – Normierung –, gibt es im Bereich der Schnittstellen und der Software bislang nicht. Der fehlende Schnittstellenstandard ist derzeit noch die größte Hürde beim Vernetzen von Maschinen, Anlagen und übergeordneten Systemen im Betrieb. Umati soll die Lösung dafür sein. Wir werden eine Maschine zeigen, die in den Show Case eingebunden ist und die Daten über Umati mit dem Server austauscht. Und wir werden andere Maschinen, die über die Schnittstelle eingebunden sind, auf unserem Information Management INFO: VDW – Generalkommissariat EMO Hannover 2019 Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. Corneliusstraße 4 · 60325 Frankfurt am Main · GERMANY Tel.: +49 69 756081-0 · Fax: +49 69 756081-74 emo@vdw.de · www.emo-hannover.de Industrieanzeiger 23.19 39

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