#SONDERPLATZ!? Kirche, hast du einen Platz für so jemanden wie mich? Diese Frage hat sich vielleicht der eine oder die andere schon mal gestellt. Es kann schnell passieren, dass man mit dem eigenen Lebensstil und den gegebenen Lebensrealitäten in der Kirche keinen Platz findet, an dem man sich wohlfühlt. Geschieden und wiederverheiratet? Ein Problem für die katholische Kirche. Gleichgeschlechtlich liebend oder auf der Suche nach der geschlechtlichen Identität? Auch das findet sie nicht so prickelnd. Du verspürst als Frau den Wunsch Priesterin zu werden? Darüber darfst du nicht einmal laut nachdenken (vgl. Papstschreiben Ordinatio sacerdotalis aus dem Jahr 1994). Es ist nicht verwunderlich, dass dadurch immer mehr Menschen das Gefühl haben, in dieser Kirche nicht erwünscht zu sein, dass sie sich nicht verstanden fühlen und ihr daher den Rücken zukehren. Und trotzdem gibt es nach wie vor einige Menschen, die in dieser Kirche arbeiten, obwohl ihre Lebensrealitäten nicht in das teilweise sehr enge Wertekorsett der katholischen Kirche passen. Es könnte daran liegen, dass diese Menschen einen hohen Glauben an jene Botschaft haben, die Jesus verkündet hat. Denn „das Geheimnis der heiligen Kirche wird in ihrer Gründung offenbar. […] Jesus machte den Anfang seiner Kirche, indem er die frohe Botschaft verkündigte, die Ankunft nämlich des Reiches Gottes, das von alters her in den Schriften verheißen war: ‚Erfüllt ist die Zeit, und genaht hat sich das Reich Gottes‘“, wie es in der Kirchenkonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils „Lumen Gentium“ im fünften Absatz heißt. Im Spannungsfeld zwischen „befreiender Botschaft“ und „einengender Institution“ Den Kern der Kirche macht also die Verkündigung der Reich-Gottes-Botschaft aus und diese ist eine Botschaft der Befreiung. Diese Botschaft ist eine, die aufrichtet und nicht niederdrückt, die in die Weite führt und nicht in die Enge, weil Gott selbst aufrichtet und befreit. Mit dieser Botschaft wird uns zugesprochen, dass wir als aufrechte Menschen durchs Leben gehen dürfen und dass sie uns aus verschiedenen Zwängen des Lebens führen will. Der amerikanische Pastor und Künstler David Hayward versucht unter dem Künstlernamen nakedpastor (@nakedpastor.com) auf humorvolle Weise den Zustand des Auseinanderdriftens der Ursprungsbotschaft und der Institution Kirche in seinen Cartoons widerzuspiegeln. In seinen Zeichnungen thematisiert er Situationen, wo Kirche ihrem Grundauftrag nicht gerecht wird, unter anderem am Beispiel der Frauen oder der LGBTIQ+ Community. Beim Workshop am DiLK der Katholischen Jungschar und Plenum der Katholischen Jugend Oberösterreich haben die Teilnehmer*innen mithilfe dieser Cartoons konkrete Beispiele und Erfahrungen aus ihrem Umfeld gesammelt, wo die Kirche ihrer Meinung nach nicht dem Grundauftrag nachkommt. Es zeigt sich, dass hier leider nach wie vor viele zu finden sind. 10
Mag. a Stefanie Hinterleitner Theologin und Seelsorgerin in der Dompfarre Linz Wie kann man dem Auseinanderdriften von Botschaft und Institution entgegenwirken? Wenn die Kirche ihrem Grundauftrag nachkommen will, indem sie mit und aus der Reich-Gottes-Botschaft lebt, dann muss sie dafür Sorge tragen, dass Menschen sich in ihr sicher fühlen können. Nur wenn Menschen das Gefühl haben, dass sie nicht in Gefahr sind, dass sie nicht abgewertet werden und dass ihr Leben ernst genommen wird, nur dann kommt Kirche ihrem Grundauftrag nach. Die junge Theologin Lisa Quarch (@lisa_quarch) aus Limburg hat daher den Satz begründet „Faith Spaces must be Safe Spaces“. Über den eigenen Glauben sprechen zu können, über das, was einen ausmacht, erfordert eine Atmosphäre und Kultur, die nicht nur einladend ist, sondern auch sicher. Dann kann es für Menschen wieder leichter werden, einen guten Platz in dieser Kirche zu finden. Mag. a Stefanie Hinterleitner Fotocredits David Hayward, H nakedpastor.com Follow @lisa_quarch Sticker gibt es unter: H store.ruach.jetzt 11
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