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KJ CLOUD.BOOK Dezember 2022

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#EXPERIMENTIERPLATZ Was

#EXPERIMENTIERPLATZ Was ist eigentlich „Effectuation“? Jede und jeder kennt Situationen, in denen man denkt: • Wahnsinn, jetzt wäre echt cool, wenn … und dazu hätte ich folgende Ideen … • Eigentlich würde ich mir jetzt von der Situation/dem Ort/den Personen wünschen Wenn so die Ideen sprudeln und für dich klar ist, dass du etwas machen/ initiieren/verändern willst (du hast einen Handlungsanlass), dann kannst du in den nächsten Schritten analysieren, entscheiden, planen und schlussendlich loslegen. Diese Schritte funktionieren dann gut, wenn dir schon sehr vieles von deiner Idee klar ist. Oft ist diese Klarheit, die Planbarkeit aber einfach nicht da. Du hast zum Zeitpunkt deiner Idee vielleicht nur ein vages Bild, eine ungefähre Richtung, mehrere mögliche Ziele, wo’s hingehen könnte. Ein großer Teil davon ist noch unsicher. Genau in solch einer Situation kann dir unternehmerisches Vorgehen – „Effectuation“ – helfen. Effectuation versus Lineares Planen Du willst wissen, ob für deine Idee/dein Projekt eher lineares Planen (Management) oder Effectuation sinnvoll ist? Dann beantworte die 5 folgenden Fragen: • Wenn du an die Zukunft denkst: Ist es klar, was kommt, ODER ist alles möglich? • Stehen deine Ziele fest ODER sind sie verhandelbar? • Hast du klare und eindeutige Informationen ODER weisen sie in alle Richtungen? • Ereignen sich Veränderungen langsam ODER passieren sie plötzlich und ständig? • Hast du die Komplexität deines Projekts unter Kontrolle ODER fühlst du dich eher überfordert? Liegen deine Antworten mehr nach dem ODER, dann ist Effectuation die wohl passendere Vorgehensweise. Die 4 Grundprinzipien von Effectuation 1. Das Prinzip der Mittelorientierung Hier blickst du auf dich und auf das, was du jetzt zur Verfügung hast. Du schaust darauf: a. Wer du bist – deine Identität, deine Werte, dein Charakter, deine Vorlieben und deine Kultur b. Was du weißt und kannst – dein Wissen, deine Fertigkeiten und Erfahrungen c. Wen du kennst – deine Kontakte und deine Netzwerke All diese Punkte sind deine dir zur Verfügung stehenden Mittel. Entsprechend deinem Handlungsanlass überlegst du dir, welche Ziele du damit erreichen kannst. Als Beispiel dazu: Du willst dir etwas zu essen kochen und machst den Kühlschrank auf, schaust, was alles da ist, und überlegst dir, welche unterschiedlichen Gerichte du dir damit kochen kannst. Du findest also Ziele/Ergebnisse, die du mit einem gegebenen Set an Mitteln (Lebensmittel im Kühlschrank) erreichen kannst. 2. Das Prinzip des leistbaren Verlusts Hier fragst du dich: „Was bin ich bereit für den nächsten Schritt einzusetzen und gegebenenfalls auch zu verlieren?“ Du wirst wahrscheinlich eher kleinere Schritte unternehmen und jedes Mal überlegen, was und wie viel du bereit bist einzusetzen (z. B. Geld, Zeit, Ansehen, Emotionen, Räume, Materialien etc.). Scheitern wird so akzeptabel und leistbar. Du stehst leichter wieder auf und versuchst es eben anders. 12

Mag. Markus Ferstl Pastoralassistent, Gestaltpädagoge IGB, systemischer Coach i. A. 3. Das Prinzip der Vereinbarungen und Partnerschaften 4. Prinzip der Umstände und Zufälle Sei auf deinem Weg offen für Unerwartetes, für das, was dir zufällt. So können neue Perspektiven und Ideen auftauchen, die dich weiterbringen; vielleicht auch zu einem neuen, passenderen Ziel. So kann es sein, dass du immer wieder deine möglichen Ziele Du erzählst vielen unterschiedlichen Menschen von deinem Projekt und holst jene ins Boot, die mit dir gestalten wollen. Jede*r trägt etwas bei und gemeinsam gestaltet ihr etwas Neues. anpasst, weil neue Ressourcen, neue Partner*innen, neue Sichtweisen hinzugekommen sind und deine Ziele konkreter, klarer oder anders geworden sind. Es entsteht ein zyklischer Effectuation-Prozess: Wenn du mehr über Effectuation erfahren willst, kann ich dir folgende Literatur empfehlen: • Michael Faschingbauer, Effectuation; Wie erfolgreiche Unternehmer denken, entscheiden und handeln • Florian Sabetzko, Matthias Sellmann, Gründer*innenhandbuch für pastorale Start-ups und Innovationsprojekte Mit Effectuation kann Ungewissheit in kalkulierbares Risiko transformiert und so dein Projekt planbarer werden. Abbildungen: basierend auf den Seminarunterlagen von Michael Faschingbauer, Effectuation, Jänner 2020, Diözese St. Pölten. 13