information & verhalten Erwartungshaltung: Die Kinder von heute WENN DU DAS KIND NICHT ACHTEST, WIRD ES DICH NICHT ACHTEN (Sprichwort von den Jabo) Patricia Weiner Coaching & Beratung www.nah-am-leben.at Die Kinder von heute sind Tyrannen. Sie widersprechen ihren Eltern, kleckern mit dem Essen und ärgern ihre Lehrer - lautete ein Zitat von vielen, dem ich bei einer Online-Recherche für einen Vortrag begegnete. In den letzten Jahren ist öffentlich mehrfach von verschiedensten Seiten davor gewarnt worden, das permissive elterliche Haltungen, tyrannische Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen fördern. Obwohl mir selbst der Begriff Tyrann als Eigenschaftsbezeichnung für ein Kind nur schwer über die Lippen kommen mag, kann ich den dahinterliegenden Inhalten fachlich durchaus zustimmen. Ein stark laissez-fairer Erziehungsstil exkludiert eine natürliche elterliche Führung, die dem Kind ein starkes Sicherheitsempfinden und damit freie Entwicklung ermöglichen würde. Das überforderte Kind verhält sich den Gegebenheiten entsprechend übermäßig gestaltend, leitend, durchsetzungswillig und egozentrisch – im schlimmsten Fall eben wie ein Tyrann. Von dieser Verwendung des Begriffs Tyrann sind wir allerdings beim eingangs erwähnten Zitat weit entfernt. Hier ist die Rede von den Kindern von heute, die sich nicht verhalten wie von der zitierten Person erwartet würde. Diese Erwartung wird heute von einem nicht unerheblichen Teil der Gesellschaft geteilt. Bei mir entsteht immer wieder der Eindruck, dass ein Teil der Gesellschaft das Verhalten von Kindern immer noch und immer mehr äußerst kritisch beäugt und bewertet. Überspitzt gesagt: Brave, stille, ruhig sitzende, ausgeglichene, sich selbst beschäftigende Kinder seien erwünscht. Lebhafte, quasselnde, auch quengelnde, Impulse und Emotionen ausagierende Kinder, seien demnach Produkte der mangelhaften Erziehungsqualität der Eltern und für die Gesellschaft nicht uneingeschränkt tragbar. „So ein Zornbinkel, das muss nicht sein“, hörte ich unlängst einen Kommentar zu einer Situation, die sich in meinem Umfeld zutrug. „Die Kinder heute lernen alle nicht mehr sich zu benehmen“, war eine private „Profi“-Meinung bei einem Kaffeeklatsch. Also untragbar solche Verhaltensweisen für unsere Gesellschaft. Oder haben Sie schon einmal schimpfende, Impulse unkontrolliert ausagierende Erwachsene erlebt? Erwachsene, die quengeln und spinnen, weil Bedürfnisse nicht befriedigt sind? Erwachsene, die ständig Ablenkung und Beschäftigung brauchen, um ruhig sitzen zu können? Erwachsene, die selbst während eines Vortrages ständig quasseln? „Oh doch“, sagen Sie jetzt? Dann haben Sie ähnliche Fotos:© pixabay.com 36 | SEPTEMBER 2019
Erlebnisse wie ich. In erwachsen gewordener Weise finden wir ähnliche Verhaltensweisen quer durch alle Altersklassen. Der Unterschied zwischen Erwachsenen und Kindern liegt rein darin, dass Erwachsene generell schon fähig sind ihre Impulse und ihr Verhalten zu regulieren. Diese Regulierungsfähigkeiten eignen wir uns in der Kindheit an, die auch dafür vorgesehen ist. Impulse dürfen kennengelernt werden, Emotionen gespürt und ausagiert werden, kindliche Verhaltensweisen den Alltag bestimmen. Ein Kind darf und soll und „muss“ ein Kind sein, um sich gut entwickeln zu können. Die Trotzphase, Sturm und Drang-Zeiten, Ausprobieren, Grenzen testen und setzen, Frustration zum Ausdruck bringen – das alles sind, wenn auch elterlich fordernde, doch wichtige Faktoren für den gesunden Entwicklungsverlauf eines Kindes. Die größte gesellschaftliche Lernaufgabe liegt hier nicht darin, herauszufinden, wie wir Kinder zu „braven“, „unkomplizierten“ Mitgliedern der Gesellschaft machen, sondern darin, dass bis in die letzten Winkel der Gesellschaft, das Kind als das respektiert und akzeptiert wird, was es ist – ein Kind. Das eingangs erwähnte Zitat stammt übrigens von Sokrates, dem griechischen Philosophen (470-399 v. Chr.). Der gesellschaftsweite Perspektivenwechsel ist also schon längst überfällig. IHR FERNLEHRGANG BEIM SPEZIALISTEN IHR AUFTRITT, IHRE PRÄSENTATION KOMMUNIKATION VERBESSERN WARUM IMMER ICH ?! KONFLIKT: KONSTRUKTIV LÖSEN LEBENS LANGES LERNEN POSITIVE KRAFT DER WUT www.improve.or.at
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