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mav 06.2020

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Aus der Branche

Aus der Branche Werkzeughersteller Walter und Werkzeugmaschinenproduzent Mazak über Chancen und Herausforderungen Wie beeinflusst die Corona-Krise die Industrie? Sonja Ayasse, Vice President Communication, Walter AG und Martin Engels, Geschäftsführer der Yamazaki Mazak Deutschland GmbH geben Antworten. „Der Energiesektor ist derzeit am stärksten“ Sonja Ayasse, Vice President Communication, Walter AG. Sonja Ayasse, Vice President Communication, Walter AG. Bild: Walter mav: In welcher Region (Nordamerika, Europa, Asien) läuft die Produktion derzeit am besten? Ayasse: Derzeit laufen alle Walter Produktionen und wir passen unsere Kapazitäten flexibel der Nachfrage an. Unsere Produktvorräte befinden sich insgesamt auf einem ausreichenden Niveau und wir tun alles, um die Lieferkette für unsere Kunden aufrechtzuhalten. Dank unseres globalen Netzwerks von Vertriebszentren ist die Liefersituation weitgehend stabil. mav: Welche Branchen sind momentan am stärksten? Ayasse: Generell profitieren wir von unserem breit angelegten Kundenportfolio vom großen Hersteller bis zum mittelständischen Zulieferer über verschiedene Branchen hinweg, die momentan unterschiedlich stark von der Corona-Krise betroffen sind. Als stärkste Branche ist momentan der Energiesektor hervorzuheben. Durch größere globale Projekte mit langen Durchlaufzeiten und weniger Abhängigkeit von privater Kundennachfrage ist dieses Segment von der Krise weniger betroffen. Die Automobilbranche stand schon vor der Corona-Krise vor großen Herausforderungen. Durch sinkende Zahlen bei Neuzulassungen und vorübergehende Produktionsschließungen der Hersteller spüren wir die Auswirkungen nun noch mal deutlicher. Wir haben in letzter Zeit einige erfolgreiche Projekte mit Automobilisten umgesetzt, die in der Corona-Krise die Medizinbranche unter anderem mit der Fertigung von Beatmungsgeräten unterstützen. Die Luft- und Raumfahrtbranche kämpft derzeit mit dem drastischen Einbruch der Passagierzahlen und weniger Nachfrage nach Flugzeugen. Dies schlägt sich auch auf die Lieferkette, sprich die Werkzeughersteller nieder. Hier ist enge und partnerschaftliche Zusammenarbeit gefragt: Im März konnten wir beispielsweise zwei große Projekte per „Remote Engineering“ umsetzen. Dabei haben die Kunden per Videostream live die Zerspanung ihres Bauteils in unserem Technologie Center in Tübingen mitverfolgt und wir konnten so standortunabhängig gemeinsam die ideale Lösung für die Zerspanung dieser Komponenten erarbeiten. mav: Kann man in bestimmten Regionen schon wieder eine konjunkturelle Erholung nach dem „Lockdown“ erkennen? Ayasse: Nach der Osterpause zieht es in vielen Regionen wieder leicht an, es ist aber zu früh, um von einer konjunkturellen Erholung zu sprechen und verlässliche Prognosen abzuleiten. Generell gehen wir von einem schwachen zweiten Quartal aus. In allen Regionen nutzen wir verstärkt digitale Möglichkeiten, um mit unseren Kunden in Kontakt zu bleiben und sie in dieser besonderen Situation bestmöglich zu unterstützen. Dies sind neben virtuellen Meetings auch der verstärkte Einsatz unserer Online-Angebote wie das Zerspanungs-Navi Walter GPS oder der Walter Toolshop. 16 Juni 2020

„Wiederauferstehung von ‘Made in Germany’“ Martin Engels, Geschäftsführer, Yamazaki Mazak Deutschland GmbH. mav: In welcher Region (Nordamerika, Europa, Asien) läuft die Produktion derzeit am besten? Engels: Sicherlich in Japan aber auch in China. Japan ist aufgrund seiner Geographie und der jüngeren Vergangenheit ein Land welches daran gewöhnt ist, mit Krisensituationen sehr professionell und geordnet umzugehen. Darüber hinaus ist der hohe Automatisierungsgrad unserer Werke ein wesentlicher Bestandteil der derzeit reibungslosen Produktion in diesen Regionen. mav: Welche Branchen sind momentan am stärksten? Engels: Die Medizintechnik und Lebensmittelindustrie sind wie immer sehr stabil und krisenunabhängig. Darüber hinaus sind die finanziell gesunden kleinen- und mittelständischen Betriebe auch jetzt in der Lage antizyklisch zu investieren. mav: Kann man in bestimmten Regionen schon wieder eine konjunkturelle Erholung nach dem „Lockdown“ erkennen? Engels: Das ist derzeit noch nicht möglich. Aus meiner Sicht sind die ökonomischen Auswirkungen noch nicht abzuschätzen. Die weltwirtschaftliche Lage ist sehr komplex und es fällt den Ökonomen ja bereits schwer, in einer „normalen“ Lage Vorhersagen zu treffen. Für den Industriestandort Deutschland gibt es sowohl sehr negative, bis hin zu moderat positiven Vorhersagen. Vieles hängt davon ab, welche Schlüsse aus der Situation gezogen werden und wie schnell wir zur Normalität zurückkehren. mav: Haben Sie Sorge, dass der vorübergehende „Lockdown“ protektionistische Tendenzen in bestimmten Weltregionen fördern könnte? Martin Engels, Geschäftsführer der Yamazaki Mazak Deutschland GmbH. Bild: Mazak Engels: Wir befanden uns schon vorher in einer protektionistischen Strömung. Es ist möglich, dass diese nun verstärkt wird. Auf der anderen Seite könnte eine globale wirtschaftliche Eintrübung auch Druck auf einen Abbau von Handelshemmnissen ausüben. Ich denke wir tun gut daran, die Chancen zu sehen, welche die ohnehin nicht rückgängig machbare Lage bietet. Die Stärkung der nationalen Industrie durch Modernisierung, Automatisierung und Digitalisierung erfährt nun endlich eine Beschleunigung. Eine Neubewertung der Kosten und Risiken von internationalen Fertigungs- und Lieferketten findet bei vielen deutschen und europäischen Unternehmen gerade statt. Dies kann zu einer Wiederauferstehung des „Made in Germany“ führen. Genau das sollte die Politik mit industrieübergreifenden Investitionsanreizen gerade jetzt unterstützen. Bearbeitungstechnologien für elektronische Anwendungen ZORN Maschinenbau GmbH Höllstraße 11 · 78333 Stockach www.zorn-maschinenbau.com MIKROAUTOMATION DRAHTVERARBEITUNG KAMERAUNTERSTÜTZTE ROBOTERANWENDUNGEN Juni 2020 17

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