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mav 06.2020

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TRENDDigitale

TRENDDigitale Plattformen Die Corona-Krise könnte der Verbreitung digitalisierter Einkaufsplattformen für Fertigungsteile einen Schub verleihen. Bild: Adobe Stock/Sikov Die Corona-Krise verschafft Plattform-Start-ups Oberwasser – doch der Markt sortiert sich bereits Einkauf 4.0 – der schnelle Weg zum Teil Die Corona-Krise lässt nicht nur die weltweite Nachfrage nach Industriegütern einbrechen, sie stört auch etablierte Lieferantennetzwerke empfindlich. Wasser auf die Mühlen derer, die endlich auch das produzierende Gewerbe in die digitalisierte Welt des E-Commerce führen wollen. Anbieter von Online-Fertigungsplatt - formen wittern nun ihre Chance. Schafft der „Einkauf 4.0“ für Fertigungsteile jetzt den Durchbruch? Autor: Dr. Frank-Michael Kieß ■■■■■■ „Aufgrund der aktuellen Krise steht die Existenz zahlreicher CNC-Betriebe auf dem Spiel.“ Einer von vielen derartigen Weckrufen, die uns aktuell erreichen – in diesem Fall kommt er von den Betreibern der Online-Fertigungsplattform Orderfox. Der Ausbruch von Covid-19 habe deutlich gemacht, wie verwundbar die komplexen, globalen Fertigungs-Lieferketten sind, so die Liechtensteiner. Unterstützung bekommen sie aus der Wissenschaft. „Corona hat uns gezeigt, dass unsere Lieferketten instabil sind und dass die Wege, die wir in der Vergangenheit beschritten haben, gefährlich sind“, bestätigt Wilfried Sihn, Professor für Wirtschaftsingenieurwesen und Systemplanung am Institut für Managementwissenschaften der Technischen Universität Wien. „Im Zuge der Globalisierung haben sich viele Unternehmen vor allem auf niedrige Preise konzentriert und häufig auf eine Single-Sourcing-Strategie gesetzt.“ Dass auch dieses Problem durchaus virulenten Charakter haben könnte, untermauern Zahlen des deutschen Maschinenbauerverbands VDMA: Laut Umfrage im April erwarteten drei Viertel aller Unternehmen für die nächsten drei Monate keine Entspannung der aktuell gestörten Lieferketten, 28 % rechneten sogar mit einer weiteren Verschlechterung. Sind das alles nur die Auswirkungen eines nie dagewesenen globalen Schocks? Oder manifestieren sich hier tiefere strukturelle Probleme? Letzteres versuchen zumindest die Betreiber von Online-Fertigungsplattformen zu vermitteln, die in den vergangenen Jahren wie Pilze aus dem Boden geschossen sind. Hinter Namen wie Orderfox, Facturee, Kreatize, Up2parts etc. stehen kreative Start-ups, aber auch Player wie das US-Unternehmen Xometry, das mit starker Unterstützung der Kapitalmärkte agiert, wollen in Europa mitmischen. 18 Juni 2020

Software als Schlüssel Den etwas seltsam anmutenden Begriff „Online-Fertigung“ könnte man vielleicht besser mit „Einkauf 4.0“ beschreiben – also die Beschaffung von CNC-Fräs- und Drehteilen oder 3D-Druckteilen über digitale E-Commerce-Plattformen. Der Schlüssel ist die Software, die eingehende CAD-Daten analysiert, die passende Fertigungsstrategie findet und in Echtzeit Angebote ausspuckt – mit Preis, Lieferzeit, Qualitätskriterien etc. Ein hoher Anspruch – doch die Online-Fertiger sind überzeugt, das einlösen zu können. Digitalisierte Prozesse wie das automatisierte Auslesen und Klassifizieren der CAD-Daten sowie der Einsatz von Machine-Learning-Algorithmen zur Preiskalkulation und Auswahl des bestmöglichen Zulieferers ermöglichten Effizienz und Schnelligkeit, verspricht etwa Facturee. Der Online- Fertiger operiert als Marke der Berliner cwmk GmbH und verfügt über ein umfangreiches Produktionsnetzwerk von über 250 Fertigungspartnern aus den Bereichen CNC-Bearbeitung und Oberflächentechnik. Mehr als 1500 CNC-Maschinen stehen konstant für Projekte bereit. „Durch diese zeitgemäße Art, Fertigungsteile zu beschaffen, verändert sich das Aufgabenfeld des Einkäufers“, erklärt Benjamin Schwab, Leitung Marketing & Sales der cwmk GmbH. „Projekte müssen nicht mehr nach Fertigungstechniken aufgesplittet und an verschiedene Fertiger vergeben werden. Somit sind Verträge mit unterschiedlichen Partnern, über die mehrteilige Fertigungsabläufe wie CNC-Bearbeitung mit anschließender Oberflächenbehandlung sonst aufwendig abgewickelt werden müssten, nicht mehr notwendig.“ Der Einkäufer werde in einem Großteil seiner bisherigen Aufgaben wie Zulieferersuche und -qualifizierung entlastet und von logistischem Aufwand befreit. Geschäftsmodelle im Vergleich Geschäftsmodell Lieferantensuche Zugang für Lieferanten Preisfindung Bestellung Auftragsabwicklung Logistik Vorteile Nachteile Marktplatz manuelle Suche nach passendem Lieferanten auf der Plattform offen durch bilaterale Kommunikation der Marktteilnehmer direkt zwischen den Marktteilnehmern direkt zwischen den Marktteilnehmern Versand durch den Fertiger · · direkte Beziehung bleibt bestehen Lieferantensuche wird erleichtert aufwendiger manueller Angebotsund Bestellprozess Händler/Pipeline Händler/Pipeline mit automatischer Preisberechnung · Plattform übernimmt Vergabe des · Plattform übernimmt Vergabe des Auftrags an passenden Lieferanten Auftrags an passenden Lieferanten · Lieferanten werden vorab qualifiziert · Lieferanten werden vorab qualifiziert und ausgewählt und ausgewählt beschränkt beschränkt manuelle Angebotserstellung durch algorithmische Sofortpreisberechnung Mitarbeiter des Plattformbetreibers auf der Plattform innerhalb von Stunden/Tagen Bestellung per E-Mail an die Plattform Online-Bestellung, per E-Mail oder direkt aus dem ERP-System i. d. R. ist die Plattform der Vertragspartner i. d. R. ist die Plattform der Vertragspartner für Kunden und Lieferanten für Kunden und Lieferanten Versand durch den Fertiger oder über das Versand durch den Fertiger oder über das Logistikzentrum der Plattform Logistikzentrum der Plattform ein Kreditor /Ansprechpartner ein Kreditor/Ansprechpartner · Angebotsprozess verkürzt sich auf · Angebot und Bestellung in wenigen etwa 48 Stunden; Plattformbetreiber Minuten; Plattformbetreiber übernimmt übernimmt Lieferantenmanagement Lieferantenmanagement · vollständig automatisierter Bestellprozess Wartezeit auf Angebote · Einschränkungen der automatisierten · überwiegend manueller Bestellprozess Preisberechnung z. B. bzgl. Stückzahl Übersicht aktuell vorherrschender Modelle für Fertigungsplattformen. Quelle: Spanflug Juni 2020 19

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