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Die Zeitschrift "monat" 4/2023

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Aufstehen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen

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Mitgliedsorganisation / KinderAusgabe 4/2023Bier „in richtigen Gläsern“ und die meisten Gäste freutensich nach der Exotik über ein gewohntes Budweiser,Ottakringer oder Zwickl Bier. Auf jeden Fall sorgte dasungewohnte Geschmackserlebnis für angeregte Gesprächeunter den Gästen.Vorstandsvorsitzender Elmar Fürst und Klaus Höcknerbetonten in ihrer Begrüßung den inklusiven Gedankendes gemeinsamen Abends, boten einen Überblick überdie Geschichte und die Leistungen der Hilfsgemeinschaftund wiesen auch darauf hin, dass die Arbeit der Organisationzum überwiegenden Teil aus Spenden finanziertwird.Elmar Fürst schloss mit einem Wunsch an die Anwesenden:„Seien Sie unsere Multiplikatorinnen und Multiplikatoren.Gehen Sie hinaus und erzählen Sie von diesemAbend und von unserer Arbeit. Gemeinsam können wirviel erreichen!“ •Wenn Kinder die Last derPflege übernehmenVon Birgit Meinhard-Schiebel, Interessengemeinschaft pflegender AngehörigerKinder kommen sehr oft undunerwartet in die Situation, einkrankes und pflegebedürftigesFamilienmitglied zu pflegen. Auchwas ihnen kaum zugemutet werdenkann, wird für sie zur Selbstverständlichkeit.Sie fragen nicht, sie tun es.Sie sind da, nehmen sich Zeit, erledigenBesorgungen, holen Medikamente,leisten Körperpflege, entwickelnkreative Ideen, um bei Mobilität zuhelfen - und kommen öfter in dieSituation, eine Dolmetschfunktion zuübernehmen. Selbst dann, wenn sieselbst eine Behinderung haben unddennoch alles tun, was möglich ist.Draußen vor der Türe läuft das Lebenweiter - und an ihnen vorbei. Oft sindsie sprachlos. Mit ihrer Sorge, mitFoto: Canvaihren Ängsten. Ziehen sich zurückund versuchen, die pflegebedürftigenMenschen, für die sie da sind, zuschützen. Die Sorge kann man nichteinfach in ihren Gedanken löschen.Sie stehen damit auf und gehendamit schlafen. Im besten Fall hilftihnen das Internet, dass Kontakteaufrecht bleiben - und der Ort ist, indem sie Informationen suchen. Wasist das für eine Erkrankung, wie gehtes weiter?Der Blick auf die Kinder, die eineBehinderung haben und oft fastausschließlich rund um die Uhr vonihrem alleinerziehenden Elternteilgepflegt werden, eröffnet auch denBlick darauf, dass Geschwisterkinderviele Aufgaben übernehmen undihr eigenes Kindheitsleben zurückstecken,um weder die Erwachsenennoch Schwester oder Bruder alleinzu lassen. Sie stützen nicht nur dieGeschwister, sie stützen auch ihreEltern, spenden Trost, helfen wo siekönnen und leben auch hier oft ineiner eigenen Welt. Über sich selbstreden sie kaum, über die eigeneFamilie selten.Was alle Kinder in dieser Situationzusätzlich bedroht ist die Sorge,in die Armutsfalle zu geraten. WeilPflege teuer ist, weil Erwachsenedabei oft bis an ihre Grenzen alleAusgaben bestreiten müssen, weilsie oft aus dem Erwerbsleben aussteigenmüssen, um 24 Stunden fürihre pflegebedürftigen Kinder oderErwachsenen da zu sein. Die Folgensind auf Dauer oft dramatisch. Siesollen, wenn sie Notstandshilfe beziehenmüssen, dem Arbeitsmarkt für16 Stunden zur Verfügung stehen,um ihren Anspruch nicht zu verlieren.Die Unvereinbarkeit von Pflege undErwerbstätigkeit bringt sie in ein unauflösbaresDilemma. Wir als Interessengemeinschaftpflegender Angehö-24www.behindertenrat.at

Kinder / VernetzungAusgabe 4/2023riger setzen uns seit einigen Jahrengemeinsam mit ihnen dafür ein, dasses eine Regelung gibt, die sie vorschwerer Überlastung befreit, in dereine zusätzliche Erwerbstätigkeit unmöglichist. Auch in dieser Situationsind es die pflegenden Kinder, die allesmittragen. Eine Kindheit in Armutschmerzt zutiefst und nicht nur sie,sondern auch ihre Eltern.Wo ist der Weg, um Lösungen zu finden?Wer kann auf sie zugehen? Wirhaben für die pädagogischen Berufeein Modul „Young Carers“, erstelltvom Jugendrotkreuz, zur Verfügunggestellt. Der Kontakt zu „Rat aufDraht“ mit der Kontakttelefonnummer147 ist ein „Auffangbecken“ fürdie, die Rat und Hilfe suchen. Auchhier werden oft Kinder beraten, diePflegeaufgaben übernommen haben.Die Initiative „Young Adult Carers“der AK Oberösterreich setzt ein Zeichen.Die App des Sozialministeriums„Young Carer“ hilft mit Infos undWissen weiter. Das alles hilft weiter,um sie zu beschützen und zu begleiten– ein Anfang ist gesetzt – seitlangem. •Austausch zur Altersanhebung beiÜberprüfung auf ArbeitsfähigkeitEine Gesetzesnovelle ermöglicht den Zugang zu Angeboten des Arbeitsmarktservice (AMS) fürbis dato als arbeitsunfähig geltende junge Menschen. Somit können Jugendliche und Personenunter 25 Jahren vom AMS betreut und vorgemerkt werden sowie entsprechende Dienstleistungsangebotein Anspruch nehmen.Für Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocherist Inklusion am Arbeitsplatz nicht nur ein Akt derFairness, sondern auch eine Investition in die Zukunft."Denn wenn wir junge Menschen von Anfang anunterstützen und befähigen, ihre Talente und Ideeneinzubringen, schaffen wir eine Gesellschaft, die aufInnovation, Kreativität und nachhaltigem Erfolg aufbaut.Daher müssen wir bestehende Barrieren abbauen undinsbesondere junge Menschen auf ihrem frühen beruflichenWeg unterstützen", betonte der Minister am 5. Oktober2023 bei einem Gespräch mit Vertreter*innen desÖsterreichischen Behindertenrats. Nur so könne volleInklusion am Arbeitsmarkt gelingen. Mit den geplantenÄnderungen würden noch mehr junge Menschen Zugangzu Angeboten und Ausbildungen des Arbeitsmarktserviceerhalten. •Vertreter*innen des Österreichischen Behindertenrats tauschten sich am 5. Oktober 2023 mit Bundesminister Martin Kocher undKabinettsmitarbeitern zur Abschaffung der automatischen Feststellung der Arbeitsunfähigkeit bei Personen unter 25 Jahren imRahmen der Novelle des Arbeitslosenversicherungsgesetzes aus. Von links nach rechts: Behindertenrat-Präsident Klaus Widl,Jurist Bernhard Bruckner, Behindertenrats-Vizepräsidentin Christina Schneyder, Kabinettsmitarbeiter Severin Grubner, BundesministerMartin Kocher und Kabinettsmitarbeiter Dorian AignerFoto: BMAW/Holeywww.behindertenrat.at25

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