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Die Zeitschrift "monat" 4/2023

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Aufstehen für die Rechte von Menschen mit Behinderungen

BildungBildungskonferenz

BildungBildungskonferenz 2023Miteinander. Das Recht auf inklusive Bildung.Von Andrea StrohrieglAm 28. September 2023 fand im Veranstaltungszentrum Catamaran die diesjährige Fachkonferenzdes Österreichischen Behindertenrats statt.Fotos: Lukas IlgnerMit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonventionam 26. September 2008 verpflichtetesich Österreich, ein inklusives Bildungssystem zuschaffen. Im Rahmen der Staatenprüfung Österreichsdurch den UN-Fachausschuss für die Rechte von Menschenmit Behinderungen im August 2023 wurde erneutfestgestellt, dass Kinder mit Behinderungen in Österreichkeinen gleichberechtigten Zugang zu qualitativ hochwertigerBildung haben. Die einzelnen Aspekte inklusiverBildung wurden bei der Fachkonferenz beleuchtet.Eröffnung der KonferenzDie Konferenz wurde mit einer Videobotschaft von BundespräsidentAlexander Van der Bellen eröffnet, in derer die Wichtigkeit von Inklusion in der Bildung und derenBedeutung für die Demokratie unterstrich. Darauf folgteneine Videobotschaft von Bildungsminister Martin Polaschekund eröffnende Worte der Gastgeberin KorinnaSchumann vom ÖGB, die sich für umfassende Inklusionim Bildungsbereich aussprach.Rede Behindertenrat-Präsident Klaus WidlKlaus Widl, Präsident des Österreichischen Behindertenrats,erklärte in seiner Eröffnungsrede, dass mangelndeInklusion im Bildungsbereich bei der diesjährigenStaatenprüfung besonders kritisch hervorgehoben wurde.„Immer noch bekommen Schulkinder mit Behinderungenin der Regelschule nicht jene Unterstützung, die siebenötigen“, so Widl. „Ich hoffe und wünsche mir, dassder Bildungsminister einen Handlungsbedarf erkennt.Bestehende inklusive Modellregionen zur Umsetzungvon inklusivem Unterricht wurden 2017 einfach eingestellt.“Es gebe in der Umsetzung des Rechts auf inklusiveBildung in Österreich somit nicht nur Stillstand, sondernRückschritte, so Widl. „Wir, der Österreichische Behindertenrat,werden daher nicht müde werden, das Menschenrechtauf inklusive Bildung und damit auf chancengleicheZukunft immer wieder vehement einzufordern“, schlossWidl.Keynote UN-Berichterstatter Markus ScheferMarkus Schefer vom UN-Fachausschuss für die Rechtevon Menschen mit Behinderungen und zuständiger Berichterstatterim Rahmen der Staatenprüfung Österreichsberichtete in seiner Keynote von den Ergebnissen der8 www.behindertenrat.at

Ausgabe 4/2023Staatenprüfung mit einem Fokus auf das Thema Bildung.Schefer bestätigte, dass es in verschiedenen Bereichenaus Sicht des Fachausschusses Rückschritte gab. Dies seieine Entwicklung, die aus Sicht des UN-Fachausschussesnicht positiv sei.Schefer zufolge sei deutlich geworden, wie stark in Österreichdie Vorstellung weit verbreitet sei, dass Menschenmit Behinderungen in wesentlichen Bereichen ihresLebens in einem getrennten Umfeld leben sollten. „DieseVorstellung, dass für Menschen mit Behinderungen ingewissem Maße eine Parallelwelt eingerichtet wird – eineParallelwelt aus der fürsorglichen Überzeugung, dass dieGesellschaft eben anders funktioniert und keinen Platzhat für die vollständige Aufnahme von Leuten mit Behinderungen– ist jedenfalls bei der Überprüfung vonÖsterreich sehr klar zum Ausdruck gekommen“, bedauerteSchefer.Keynote Jugendbeirat desTiroler MonitoringausschussesFoto: Thomas IrschikDie zweite Keynote wurde von Vertreter*innen des Jugendbeiratsdes Tiroler Monitoringausschusses gehalten.Elias, Pia, Emily, Karoline und Luzius berichtetenvon ihren Erfahrungen und erklärten: „Wir sind Jugendlichemit Behinderungen und Lernschwierigkeiten, diebeim Jugendbeirat für den Tiroler Monitoringausschussmitmachen. In der UN-Konvention steht: Kinder mit Behinderungenmüssen mitreden können. Und sie müssendafür gute Unterstützung bekommen. Deshalb gibt es seitein paar Jahren den Jugendbeirat für den Tiroler Monitoringausschuss.Es ist uns sehr wichtig, dass wir mitsprechenkönnen“, betonte Luzius. Der Jugendbeirat treffesich einmal monatlich in einem für Menschen im Rollstuhlbarrierefreien Jugendzentrum in Innsbruck. Die Tätigkeitumfasse etwa Diskussionen über Themen wie Menschenrechtefür Kinder und erwachsene Menschen mit Behinderungen.„Wir überlegen, was sich ändern muss“, schlossLuzius.Die Redner*innen des Jugendbeirates erzählten in ihrerergreifenden Keynote über ihre persönlichen Erfahrungen,die sie im Laufe ihrer Bildungslaufbahn gemachthaben, was für sie besonders prägend war und welcheWünsche sie für die Zukunft haben.Panel: Fahrplan zur Inklusion:Expressbahn statt Bummelzug.Nach einer Videobotschaft von Katrin Langensiepen(EU-Parlament) diskutierten Claudia Rauch (PH Niederöstereich/Uniability),Bundesrätin Doris Hahn (SPÖ),Bildungssprecherin Sibylle Hamann (GRÜNE) undBildungssprecherin Martina Künsberg Sarre (NEOS) aufder Bühne, wie Inklusion im Bildungsbereich umgesetztwerden kann.Die Kernforderungen des Panels:• Das Denken, Kinder in der Bildungslaufbahn „sortieren“zu müssen, aus dem System und aus den Köpfenbekommen.• Es muss selbstverständlich sein, dass der nächstgelegeneKindergarten oder die nächstgelegene Schuleder richtige Ort für jedes Kind ist, ganz egal, ob dasKind eine Behinderung hat oder nicht.• Die Ressourcen und die Expertise, die ins getrennteBildungssystem gesteckt werden, müssen in inklusiveSettings gebracht werden, um bestehende Ressourcenbesser einsetzen zu können.• Es müssen mehr Menschen mit Behinderungen in denLehrerberuf gebracht werden. Dazu müssen die pädagogischenHochschulen sowie zukünftige Arbeitgeberbefähigt werden, die Potentiale von Menschen mitBehinderungen zu sehen.• Das Recht auf ein 11. Und 12. Schuljahr muss gesetzlichverankert werden.• Es braucht ab sofort einen System- und Kulturwandel,weg vom defizitorientierten Denken, hin zum Potential-und Ressourcenorientierten Denken.• Weg von der Trennung im gesamten Bildungssystem.MarktständeDie Besucher*innen der Konferenz hatten die Möglichkeit,sich während der Pause bei vielen Marktständenrund um das Thema Bildung über verschiedene Angebotezu informieren. Dabei waren die Agentur Sonnenklar,der Österreichisch Gehörlosenbund, die beruflicheAssistenz & Akademie des BSVÖ, Mellow Yellow, diewww.behindertenrat.at9

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