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NEUES ESSEN No. 1

  • Text
  • Naturkost
  • Bio
  • Mischfruchtanbau
  • Lebensmittel
  • Demeter
  • Landwirtschaft
  • Gerste
In diesem Buch geht es um Wesentliches: Eine ursprüngliche, erfinderische, hochgesunde, ertragreiche und zukunftweisende Anbauweise von Agrarprodukten, die weit über Bio- und Demeter-Standards hinausgeht und zudem spannend ist wie ein Abenteuerroman, der gleichzeitig in der tiefen Vergangenheit, der prickelnden Gegenwart und dem Unbekannten künftiger Zeiten spielt. ISBN: 978-3-033-02144-0 EAN: 7640110517802 Verlag: NaturKraftWerke® Edition

die Ausnahme. Würdest

die Ausnahme. Würdest du hier auch noch mehr Fläche kriegen? UW: Wenn ich wollte, vielleicht schon. Wenn Land verkauft wird, wird mir das ab und zu angeboten. Deshalb ist es möglich, ja. Darauf will ich jedoch keinen Einfluss nehmen, das entsteht von selber. Einfluss kann ich nehmen mit meinen Maschinen und mit meinen Böden, aber nicht mit Landkauf oder Pachten. Könnte man eine Klimakatastrophe wesentlich abmildern, wenn man konsequent bodenbedeckende Landwirtschaft betreiben würde? DA: Auf jeden Fall. Die Landwirtschaft ist eine richtig grosse Nummer. Sie ist ein wesentlicher Faktor. UW: Durch den entsprechenden Umgang mit dem Boden könnte man am Klima einiges verändern. Das ist wohl so. DA: Die Landwirtschaft ist ein vergleichbarer Faktor für den Klimawandel wie der Strassenverkehr. Die Formel, dass die Landwirtschaft tendenziell durch Begrünungsoder andere Massnahmen eher gegen den Klimawandel arbeitet, stimmt definitiv nicht in jedem Fall. UW: Das ist so wie beim Auto und dem Strassenverkehr: Da wird viel zu verschwenderisch gearbeitet. Weil noch Potential da ist, kann man mit grossen Sprüchen leben. Aber langfristig kann sich die Menschheit das nicht leisten. Da kann man in der Landwirtschaft wie im Strassenverkehr einsparen. Beim Strassenverkehr begreifen es die Menschen langsam, dass es machbar ist; aber es tut sich vorläufig trotzdem nichts! Vor allem beim Verbraucher tut sich noch viel zu wenig. UW: Der Verbraucher kann sich das noch leisten. DA: Aber trotzdem bin ich der Meinung, dass die Politik gestalterisch eingreifen könnte. So wie man auch die ganzen Jahre gestalterisch eingegriffen hat, dass es zu der massiven Kapitalakkumulation in der Welt gekommen ist. Stichwort «Globalisierung». Das sind alles Folgen davon, dass bestimmte Wirtschaftsmethoden erlaubt sind oder gefördert werden. Andere sind untergraben worden. Man merkt es auch in der Landwirtschaft: Ohne grossartige Auszeichnungen giltst du schnell als Verrückter und man nimmt dich 110

nicht ernst. Das wirkt auf die Masse. Wenn dann ein Vertreter von Monsanto kommt, hat er sofort unglaubliche Möglichkeiten der Einflussnahme auf die Politik und wird in seiner Sache ernst genommen, weil da diffuse Ängste mitspielen. Man merkt das zum Beispiel in der Gen-Debatte: Wir können wirklich fundiert und mit harten Argumenten unseren Standpunkt vortragen und werden dann mit «Wenns» und «Abers» überhäuft, ohne in der Sache ernst genommen zu werden. In dieser Richtung gibt es politisches Potential, wie das Verbraucherverhalten gesteuert werden kann. Man kann fördern und bewerben, dass es toll ist, zum Beispiel ein 500 PS-Auto in der Garage stehen zu haben. Wenn das jeder predigt und die Politiker auch über ihre 500 PS-Autos reden, dann will es der Kleine auch. Wenn man dieses Ideal demontiert, wird der kleine Mann es auch früher oder später nicht mehr als wichtig empfinden. In der Marktwirtschaft beruft man sich gern auf das Argument «Das wird nicht nachgefragt!». Aber man muss ja auch die Möglichkeit haben, Alternativen nachzufragen, also zu kaufen. Natürlich fahre ich nur wegen einem Bio-Joghurt nicht in die nächst grössere Stadt, weil es ihn im Ort einfach nicht gibt, und kaufe den konventionellen. Das wäre ja verrückt! Dann zu kommen und zu sagen «Das wird ja nicht gekauft!», ist ein bisschen schwach von der Argumentation her. Genau so läuft es mit vielen Dingen, weil sie einfach nicht im Angebot sind. UW: Das Ding ist, es geht hier rein ums Geld. Uns ist wichtig, dass ganz normale Leute in den Hofladen kommen. Wir könnten unser Fleisch und Getreide anderswo verkau- 41 Slowfood-Bewegung, die. Die Slowfood-Bewegung wurde 1986 von Carlo Petrini in Italien als gemeinnütziger Verein zunächst zur Pflege regionaler Küchen gegründet. Slowfood zählt mittlerweile ca. 85.000 Mitglieder in über 130 Ländern. Im Zentrum stehen die Schlagworte Genuss, Qualität und Zeit. In der Folge kamen Begriffe wie (Ess-)Kultur, Biodiversität sowie Kritik an genveränderten Organismen (GVO) in der Landwirtschaft und der Agrarchemie hinzu. Heute engagiert sich Slowfood auch aktiv am Erhalt alter Nutzpflanzen und -tierrassen und der Pflege regionaler Spezialitäten. Slowfood veranstaltet und beteiligt sich an Fachmessen, organisiert Fortbildungen und sucht die Zusammenarbeit mit Organisationen, die ähnliche oder ergänzende Ziele verfolgen, zum Beispiel dem Terra Madre-Netzwerk unter der Schirmherrschaft des Britischen Kronprinzen Charles. Bemerkenswert ist die Gründung der ersten (privaten) Universität für gastronomische Wissenschaften in Pollenzo bzw. Colorno (Italien) und der Akademie für Kulinaristik in Bad Mergentheim (Deutschland). 42 Arche Noah. Der Verein Arche Noah wurde 1990 in Niederösterreich gegründet, um alte Kultursorten (Gemüse, Obst und Ackerfrüchte) zu erhalten, zu pflegen und zu betreuen. Mit diesem Ziel sind viele Erhaltungszüchterinnen und -züchter unter Arche Noah organisiert, die den Erhaltungsstand mittlerweile in dem jährlich erscheinenden Arche Noah Sortenhandbuch dokumentieren. Arche Noah betreibt verschiedene Schau- und Erhaltungsgärten. Weitere Aktivitäten sind Fortbildung, Öffentlichkeitsarbeit, Verkostungen und vieles mehr. 111