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NK 01_2016

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22 INTERVIEW „DEN

22 INTERVIEW „DEN KINDERN IN ALLER WELT EINE PERSPEKTIVE GEBEN“ Dr. Auma Obama, Gründerin der Sauti Kuu Foundation, im Network-Karriere-Interview „Wir müssen den Kindern zuhören, sonst werden sie als Erwachsene den älteren Generationen auch nicht zuhören. Denn Kinder vergessen nicht!“ Dieser Satz von Dr. Auma Obama geht unter die Haut, setzt sich im Gedächtnis fest. Network-Karriere-Herausgeber Bernd Seitz sprach mit Dr. Auma Obama bei den One World Family Days in Stuttgart, für die die Schwester des amerikanischen Präsidenten zusammen mit UNESCO-Sonderbotschafterin Dr. h.c. Ute Henriette Ohoven die Schirmherrschaft übernommen hatte. Die sympathische, selbstbewusste Kenianerin, die in Deutschland studiert und promoviert hat, will sich jedoch nicht über ihren Bruder definieren, sondern sich selbst beweisen: „Natürlich gehört er zu meinem Leben dazu, aber als mein kleiner Bruder und nicht als Präsident.“ Dass sie das kann, zeigt ihre Arbeit bei der von ihr gegründeten Sauti Kuu Foundation. NK: Die meisten Deutschen kennen Afrika nur aus den Nachrichten und Reisekatalogen. Auf der einem Seite Naturkatastrophen, Kriege, Armut, Hungersnot … auf der anderen Seite ein landschaftlich wunderschöner, exotischer Kontinent, der einen festen Platz in der Touristik hat. Was ist Afrika wirklich? Auma Obama: Afrika ist kein Land, sondern ein riesiger Kontinent, der die gesamte Bandbreite der Lichtund Schattenseiten unserer Welt in sich vereint. Afrika mit seinen unzähligen Sprachen, Kulturen und Traditionen kann man nicht als Ganzes sehen. Überwiegend gibt es nur das eine Bild von Afrika: Armut, Kriege, Naturkatastrophen. Eine Auma Obama, beziehungsweise eine gebildete Schicht von Afrikanern gibt es nicht in diesem Bild. Hinzu kommt, dass die gebildete Oberschicht in afrikanischen Ländern oft mit einer korrupten Elite gleichgesetzt wird, die ihr eigenes Land ausnimmt. Dabei sind das meistens ganz normale Leute. Sie arbeiten hart um ihre Erfolge, genauso wie im gehobenen deutschen Mittelstand. Es wird aber immer pauschalisiert. Ich bin Kenianerin und kenne und beschäftige mich zunächst mit den Sorgen und Nöten der Menschen, insbesondere der Kinder und Jugendlichen meines Landes, das flächenmäßig immerhin ca. eineinhalbmal größer als Deutschland ist. NK: Sie haben in Deutschland studiert und über das Thema Arbeit in Kenia Ihre Doktorarbeit geschrieben. Worin unterscheidet sich Deutschland von Kenia in der grundsätzlichen Einstellung zur Arbeit? A u m a Obama: In Deutschland hängen das Lebensgefühl der Menschen und der Rang in der Gesellschaft entscheidend von der beruflichen Stellung des Einzelnen ab. In Kenia ist das anders. Man identifiziert sich nicht allein über Arbeit, sondern auch über Familie, Kinder, Herkunft, die eigene Kultur und Traditionen. Die Arbeit kann jederzeit verlorengehen. Was bleibt dann noch? In Deutschland hat Arbeit mit Pflicht zu tun, mit der eigenen Ehre und Identität. In Afrika arbeitet man, aber definiert und identifiziert sich weniger darüber. Was ein Problem sein kann, da es nicht gleich dem eigenen Ruf schadet, wenn die Arbeit weniger gut erledigt wird. Ich wünsche mir hier von meinen Landsleuten manchmal ein bisschen mehr deutsches Pflichtgefühl. NK: Sie engagieren sich über Ihre Stiftung Sauti Kuu für benachteiligte Kinder in Kenia, aber zunehmend auch in anderen Ländern, wie Indien, Indonesien und sogar in Deutschland. Bevor wir auf Ihre Jugendarbeit in Deutschland zu sprechen kommen, ganz generell: Wie hilft man Jugendlichen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen? Das Thema ist ja international. Auma Obama: Indem man ihnen zuhört, über Identität und Selbstbewusstsein redet und sie provoziert, Stellung zu nehmen. Viele wissen oft nicht, dass sie eine Stimme haben, und das Recht auf eine eigene Meinung. Es geht dabei auch darum, den Charakter zu entwickeln. Sie müssen lernen, die Opferrolle abzulegen, in der sich viele sehen. Die jungen Menschen sollen verstehen, dass sie ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen müssen. Sie merken dann, dass sie, wenn sie selbst mitwirken, viel mehr erreichen können. Nur dann sind sie motiviert und arbeiten hart. Sie brauchen aber die Möglichkeiten dazu und unsere Unterstützung. Sauti Kuu heißt auf Kiswahili „Starke Stimmen“. Wir versuchen, jungen Leuten Mut zu machen, damit sie sich selbstbewusst in eigener Verantwortung etwas aufbauen. Zugleich sollten sie lernen, dass ihr Land eine äußerst wertvolle Ressource ist. Ein Schatz, der, wenn man ihn gut pflegt, langfristig auch wirtschaftliche Sicherheit bietet. Die Identität, die man aus einer Entwicklungshilfe bekommen hat, die es wohl immer gegeben hat, ohne Gegenleistungen zu fordern, hat viel Schaden angerichtet. Viele Menschen, vor allem in ländlichen Gebieten, halten sich für Opfer der Armut, obwohl sie Land haben – eine wertvolle Ressource. Wir müssen raus aus dieser Opfermentalität. Es gilt, die Verantwortung zu übernehmen, für das, was mit dem eigenen Leben passiert. NK: Die Millionen aus der Entwicklungshilfe sind also nicht der Weisheit letzter Schluss? Auma Obama: Ich habe schon immer die Entwicklungspolitik hinterfragt. Sie basierte meiner Meinung nach auf Vorurteilen und Stereotypen. Inzwischen wird ja von Entwicklungszusammenarbeit gesprochen. Aber ein entscheidender Fortschritt ist das noch nicht. Wichtig ist die Art der Zusammenarbeit. Es wird immer noch zu wenig mit den Menschen gesprochen, darüber, was sie wirklich brauchen und ob die von außen identifizierten Nöte auch tatsächlich Probleme sind. Mit Geld alleine erreicht man keine nachhaltigen Verbesserungen. Leider hat man lange Zeit bei uns den armen Menschen „geholfen“, ohne zu verlangen, dass sie auch für sich selbst etwas tun. Dadurch haben die Ärmsten der Armen gelernt, dass sie selbst nichts tun müssen – es kümmert sich ja jemand anderes um ihre Probleme. Das ist ein großer Fehler. Jeder Mensch ist selbst dafür verantwortlich, was in seinem Leben passiert. Das versuche ich bei meiner Arbeit mit den jungen Leuten zu vermitteln. Die Jugendlichen, mit denen ich auf dem Land arbeite, sind arm. Aber ganz ehrlich betrachtet, sind viele Familien arm, weil sie nicht wissen, wie sie vorhandene Möglichkeiten richtig nutzen, um finanziell zu profitieren. Den Menschen muss gezeigt werden, wie sie tun können, um sich selbst zu helfen. Sauti Kuu möchte Kinder und Jugendlichen dazu bringen, trotz aller schwierigen Herausforderungen, das eigene Leben in die Hand zu nehmen und mitzubestimmen, was daraus wird. Dabei reicht es nicht, dass man sich ein besseres Leben wünscht. Es geht darum, es auch anneh men zu können, ein Recht zu haben, ein besseres Leben führen zu dürfen, als man sich selbst zugesteht. NK: Wer in Kenia im Urlaub ist, hört von jungen Menschen sicher jeden Tag mehrfach den Wunsch „Ich will nach Europa!“ Was sagen Sie diesen jungen Kenianern, die den Traum vom europäischen Wirtschaftswunder haben? Auma Obama: Ich sage ihnen, dass es wirklich nur ein Traum ist, dass die Realität zumeist anders aussieht. Vielmehr geht es darum, zu wissen was man vom Leben will, und was der beste Weg ist, um dies zu erreichen. Jugendliche, mit denen wir arbeiten, wollen vor allem weg von den ärmlichen ländlichen Gegenden in die Stadt, nach Nairobi. Jeder junge Mensch will ein gutes Leben, will Geld verdienen können, ein Dach über dem Kopf, finanziell unabhängig sein. Fragt man ein sechsjähriges Kind in Kenia, warum es in die Schule geht, sagt es, dass es irgendwann einen Job haben will, um Geld zu verdienen. In Europa ist die Antwort meist, dass Papa und Mama wollen, dass es in die Schule geht. Ich pauschalisiere, aber die Verbindung Schule und Wohlstand ist in Kenia eine andere. 01.2016 Network-Karriere Exklusiv-Interview aus der Ausgabe 11/2013

DER GROSSE MEDICUS Interview mit Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer leiden häufiger unter einer depressiven Verstimmung. Die Seelenlage hat Einfluss auf den Muskeltonus: Die Muskeln verkümmern entweder überdurchschnittlich rasch bei denen, die sich verkriechen, oder sie verhärten bei denen, die einsam durchhalten. Ganz abgesehen die konkreten „Lasten“: Leider ist unsere Sitz- oder Arbeitshaltung oft nicht angemessen … Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer ist Inhaber des Lehrstuhls für Radiologie und Mikrotherapie der Universität Witten/Herdecke sowie Gründer und Leiter des Grönemeyer-Instituts für Mikrotherapie Bochum. Prof. Dr. Grönemeyer gilt zudem inter national als einer der gefragtesten Rückenspezialisten. Bernd Seitz sprach mit Prof. Dr. Grönemeyer über dessen liebstes Thema: die Gesundheit der Menschen. NK: Herr Prof. Grönemeyer, Sie sind ein hochspezialisierter Arzt für Mikrotherapie, bei dem viele Menschen ihre Rückenleiden abladen möchten. Sie sprechen aber nicht gerne über Rückenkrankheiten, sondern sehen Rückenschmerzen eher als eine Chance für den Betroffenen. Wie dürfen wir das verstehen? Prof. Dr. Dietrich Grönemeyer: Natürlich möchte ich den Betroffenen helfen, ihr körperliches Problem oder ihre Schmerzen loszuwerden. Andererseits verstehe ich jeden Menschen ganzheitlich, als ein Individuum, als Körper, Seele und Geist. Wenn der Rücken Beschwerden macht, gibt es so betrachtet auch eine Chance, darüber nachzudenken, was der Schmerz bedeutet. Woher er kommt, welche Last ich trage, was mich traurig macht. Gerade der Rücken ist ein psychosomatisches Organ. Rückenschmerzen weisen meist darauf hin, dass wir eine an- © Dieter Henne dere Haltung einnehmen sollten, körperlich und geistig. Aber wenn ich behandeln muss, dann so vorsichtig und mit so kleinen Instrumenten wie möglich. NK: Im Volksmund sagt man bei Rückenschmerzen, dass man sich zu viel aufgeladen habe. Können seelische Probleme auf den Rücken drücken? Prof. Dr. Grönemeyer: Der Rücken trägt viele Lasten, tatsächliche und oft auch psychische. Seelische und körperliche Beschwerden sind oft nicht voneinander zu trennen. Depressionen äußern sich z. B. nicht selten in Rückenschmerzen oder auch in einem akuten Hexenschuss. Stress z. B. bewirkt körperliche Anspannung; die helfen soll, anstehende Aufgaben zu bewältigen, „zu fliehen oder zu kämpfen“, wie das Muster der Evolution lautete. Dauerstress oder übergroßer Druck sorgen dafür, dass aus Anspannung Verspannung wird. Und chronische Verspannung kann schließlich zu Vorfällen oder Gelenkverschleiß führen. 80 bis 90 Prozent aller Patienten mit chronischen Rückenschmerzen NK: Leiden wir in der Regel mehr an seelisch bedingten Rückenschmerzen oder überwiegen in der Praxis dann doch mehr die organischen und mechanischen Störungen? Prof. Dr. Grönemeyer: Das lässt sich leider so eindeutig nicht beantworten. 90 Prozent der Rückenleiden sind diffus, mögliche körperliche Ursachen bleiben unklar. Oft wird der lokale Schaden operiert und das eigentliche Problem gar nicht gelöst. Ich darf als Arzt aber auch nicht den Fehler machen und den Patienten nach Hause schicken mit der Erklärung, alles sei psychisch. Dann lasse ich ihn in seinem Schmerz allein. Man kann vielfältige Heilungsmöglichkeiten anbieten, sie reichen vom regelmäßigen Schwimmen über Massagen bis zur Psychotherapie. Wenn ein Arzt über ein gutes Netzwerk an unterschiedlichen Therapeuten verfügt, kann er dem Patienten am besten helfen. NK: Einer der Hauptgründe für die Volkskrankheit Rückenschmerzen dürfte der allgemeine Bewegungsmangel sein. Brauchen wir unabdingbar mehrmals pro Woche den Sportverein oder das Fitness-Studio? Prof. Dr. Grönemeyer: Regelmäßiger Sport stärkt die Muskulatur und ist von zentraler Bedeutung für einen gesunden Rücken. Aber es braucht nicht immer das Fitness- Studio oder der Sportverein sein. Jeder Mensch ist anders, deshalb sollte jeder für sich eine Sportart finden, die ihm Spaß macht. Wozu ich auch immer wieder rate: Tanzen Sie! Und ganz wichtig: Allein ist es oft doppelt so schwer sich zu motivieren. Suchen Sie sich einen Partner oder auch eine Gruppe und üben Sie den Sport gemeinsam aus. Nordic Walking z. B. macht mit einem Partner erst richtig Spaß und man kann während des Laufens noch das eine oder andere besprechen. Mit Hilfe des Sports werden die Beschwerden allmählich weniger werden, und man gewinnt verloren geglaubte Lebensqualität zurück – ich kann mir keine bessere Motivation vorstellen. Network-Karriere Exklusiv-Interview aus der Ausgabe 04/2008

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