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NK 02_2024

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18 TITEL STORY

18 TITEL STORY Selbstbestimmung ist die Voraussetzung dafür, auch in der Zukunft zu bestehen. Ilia Grzeskowitz erklärt in seinen Veranstaltungen und in seinem Buch „Die Mindset Revolution“ die Zusammenhänge. © Ilja Grzeskowitz © AdobeStock/Mr. © Xxxxxx Muzammil Strategie begegnet, sondern sich flexibel anpassen kann, dann sind die Erfolgsaussichten wesentlich höher. Und Perfektion ist dann erreicht, wenn man wie Wasser ist. Denn dieses Element kann man ganz einfach nicht greifen. Gleichsam ist es aber auch in der Lage, sich seinen Weg durch undurchdringbares Terrain zu bahnen und scheinbar übermächtige Gegner zu besiegen. Während der letzten Monate musste ich fast täglich an Bruce Lee und seine Metapher vom Wasser denken. Denn nicht erst seit der weltweiten Pandemie hat sich die Welt massiv verändert. Der Alltag vieler Menschen ist von einer nagenden Zukunftsangst geprägt, Prioritäten haben sich verschoben, und die große Masse der Bevölkerung teilt das immer intensiver werdende Gefühl, den Launen des Schicksals hoffnungslos ausgeliefert zu sein. Und wie das bei einschneidenden Veränderungen nun mal der Fall ist, versuchen wir diese Unsicherheit damit zu überwinden, indem wir 03.2023 uns an gewohnten Dingen festklammern, den Alltag an Routinen ausrichten und möglichst wenig Risiken eingehen. So absurd es klingen mag, aber je unsicherer die externen Umstände sind, desto wichtiger wird das Gefühl innerer Sicherheit für uns. Sicherheit ist das Ergebnis von Selbstbestimmung Doch wo gibt es diese Sicherheit heute noch? Ein Job als Beamtin in der Verwaltung? Natürlich, man bekommt bis zum Lebensende jeden Monat pünktlich sein Gehalt aufs Konto überwiesen. Aber zu welchem Preis, wenn die Tage von mangelnder Kreativität, Eintönigkeit und dem oftmals sinnlosen Abarbeiten von Formularen geprägt sind? Auch die vermeintlich sichere Karriere in einem großen Unternehmen existiert nur noch in der Theorie. Durch die Transformation von der Industrie- zur Wissensgesellschaft werden Millionen von Jobs in der Zukunft wegfallen. In so gut wie allen Branchen werden immer mehr Stellen massiv abgebaut und die Coronakrise hat die Insolvenzwelle noch einmal richtig beschleunigt. Und selbst wenn es gelingt, als Angestellter in einer zukunftsorientierten Branche Karriere zu machen, sind die organisatorischen Zwänge, der Stress durch zunehmenden Leistungsdruck und die kaum vorhandene Work- Life-Balance der Hauptgrund, dass sich immer mehr Menschen die Frage stellen: „Soll es das jetzt gewesen sein? Soll ich für die nächsten dreißig Jahre jeden Tag in das graue Großraumbüro fahren, um einen Job zu machen, der mich nicht erfüllt, oft frustriert und schon lange keinen Spaß mehr macht?“ Glauben Sie mir, liebe Leserinnen und Leser, ich kenne diese Gedanken nur zu gut, denn sie gingen mir früher in einer Art Dauerschleife durch den Kopf. Und ich wäre wahrscheinlich in der negativen Spirale aus Hoffnungslosigkeit und Frustration ertrunken, hätte ich damals nicht die Biografie eines meiner Jugendidole als Hörbuch im Auto gehört. Ich spreche von John Michael Osbourne, dem Sänger der legendären Hardrock- Band Black Sabbath, den Sie möglicherweise nur unter seinem Rufnamen Ozzy kennen. Da muss es doch mehr geben, als sich für andere aufzureiben und die Tage bis zur Rente zu zählen. ILJA GRZESKOWITZ Gehen Sie Ihren eigenen Weg und hinterlassen Sie Ihren eigenen Fußabdruck. Was Sie von Ozzy Osbourne über Selbstbestimmung lernen können Er wuchs in den 1950er Jahren in ärmlichen Verhältnissen in Birmingham auf und beschloss als Teenager, eine Facharbeiterausbildung zu absolvieren. Und zwar zum Autohupenstimmer. Klingt nicht besonders sexy, oder? Ozzy begründete den Schritt wie folgt: „Damals dachten die, du nimmst das bisschen Bildung mit, das du ergattern kannst. Dann lernst du einen Beruf und bekommst eine Scheißarbeit, auf die du gehörig stolz bist, obwohl es eine Scheißarbeit ist. Und diese Scheißarbeit machst du dann für den Rest deines Lebens. Diese Scheißarbeit bedeutet dir einfach alles.“ So kam es, dass der spätere Weltstar begann, sich in die Kunst des Autohupenstimmens einweisen ließ. Wenn Sie jetzt denken: „Kunst? Das klingt eher nach einer sehr stupiden Tätigkeit“, dann haben Sie vollkommen recht. Denn der Tagesablauf des jungen Ozzy sah wie folgt aus. Er saß am Fließband und griff sich eine Hupe. Stimmte diese mit dem Schraubendreher. Testete den Klang. Darauf folgte die nächste Hupe. Der gleiche Handgriff mit dem Schraubendreher. Wieder stimmen und den Klang testen. Dann die nächste Hupe. Und die nächste. Wieder und immer wieder. Greifen. Stimmen. Testen. Den kompletten Tag lang. Die Arbeit war so frustrierend, laut und eintönig, dass er fürchtete, wahnsinnig zu werden. Also fragte er den Kollegen neben sich, einen älteren Herrn mit Halbglatze und riesigen Augenringen: „Sag mal Jimmy, wie lange bist Du eigentlich schon hier?“ Worauf dieser antwortete: „Neunundzwanzig Jahre und sieben Monate. Und weißt du, was das Beste daran ist? In fünf Monaten bin ich genau dreißig Jahre hier. Dann werde ich pensioniert und bekomme meine goldene Uhr vom Betrieb.“ Dem späteren Multimillionär ging in diesem Moment folgender Gedanke durch den Kopf: „Lieber sollen die Russen eine Bombe auf die Fabrik werfen, bevor ich dreißig Jahre in diesem Raum verbringen muss.“ Und er sagte: „Hör zu, Jimmy, wenn du unbedingt eine goldene Uhr haben willst, dann hättest du beim Juwelier in der Fußgängerzone eine klauen sollen. Selbst wenn sie dich erwischt hätten, hättest du höchstens ein Zehntel der Zeit abgesessen, die du in diesem Loch hier zugebracht hast. Und das wäre zweifellos die bessere Wahl gewesen.“ Dann verließ er wortlos seinen Arbeitsplatz und traf die Entscheidung, die Frustration gegen ein selbstbestimmtes Leben einzutauschen. Das zu tun, was ihn wirklich erfüllte und wovon er seit Jahren träumte. Und dieser Traum war die Musik. Gemeinsam mit seinen Jugendfreunden Tony Iommi, Geezer Butler und Bill Ward gründete er die Band Black Sabbath und prägte die Musikgeschichte mit Hits wie Iron Man, Paranoid oder War Pigs. Wenn man den Superstar heute fragt, was ihn wäh-

TITEL STORY 19 rend seiner langen Karriere am meisten angetrieben hat, dann erzählt Ozzy Osbourne gerne, dass ihn die Erinnerung an die goldene Uhr mehr als einmal gerettet hat. Immer wenn er einmal daran zweifelte, ob er noch auf dem richtigen Weg sei, immer wenn es zu Krisen und Rückschlägen kam, tauchte vor seinem geistigen Auge das riesengroße Bild einer goldenen Uhr auf und erinnerte ihn schlagartig an die Zustände in der Autohupenfabrik und wie sein Leben möglicherweise geworden wäre, wenn er nicht die Wahl getroffen hätte, den Weg der Selbstbestimmung zu beschreiten. Selbstbestimmt leben und Freiheit genießen Dies ist nur ein Beispiel von unzähligen anderen, wo die Entscheidung gegen traditionell vorgegebene Pfade und für ein eigenverantwortliches Leben mit folgender Erkenntnis begann: „Da muss es doch noch mehr geben als Rechnungen zu zahlen, sich für eine anonyme Organisation aufzureiben und die Tage bis zur Rente zu zählen.“ Schon mal gehört? Vielleicht schon häufig selbst gedacht? Ich hoffe doch sehr, denn in der Tat hat das Leben so viel mehr zu bieten als einen öden 9 to 5 Job, einen monotonen Büroalltag ertragen zu müssen und sinnlose Anweisungen auszuführen. Wenn man es bei den Hörnern packt und sich nicht darauf verlässt, dass andere schon die richtigen Entscheidungen für einen treffen werden. Es mag auf den ersten Blick kontra indikativ erscheinen, aber die traditionellen Beschäftigungsmodelle werden in Zukunft mit maximaler Unsicherheit verknüpft sein. Weil sie bei jeder externen Veränderung von anderen Menschen abhängig sind. Und so hart es klingen mag, diesen sind Sie leider vollkommen egal. Der Autor: Ilja Grzeskowitz Ilja Grzeskowitz ist Gründer der Change Leaders Academy, Wirtschaftswissenschaftler, Autor und Keynote-Speaker für Veränderung. Als jüngster Geschäftsführer Deutschlands bei Karstadt, Hertie, Wertheim und IKEA leitete er insgesamt elf Standorte in ganz Deutschland, führte Tausende von Mitarbeitern und verantwortete ein Umsatzvolumen von über 500 Millionen Euro. In Zeiten, die von permanenten Umstrukturierungen, Personalabbau und drohenden Filialschließungen geprägt waren, gelang es dem Change Experten, an den unterschiedlichsten Locations motivierte und anpackende Teams zu entwickeln. Auf dem Höhepunkt der Warenhauskrise erkannte er schnell, worauf es wirklich ankommt: Die Menschen in den Mittelpunkt zu stellen. Nur mit dem richtigen Mindset gelingt, die Angst vor Veränderung zu nehmen und Lust auf Zukunft zu machen. Mit den Erfahrungen und Learnings aus dieser Zeit inspiriert und bewegt er heute als Keynote-Speaker Menschen aus der ganzen Welt. Der begeisternde Vortragsredner war Lehrbeauftragter an der Berlin School of Law and Economics und hat als Autor bereits dreizehn Bücher veröffentlicht (darunter die Bestseller „Attitüde“, „Mach es einfach“ und „Radikal Menschlich“). Seine große Mission ist es, Unternehmen dabei zu unterstützen, eine Kultur der Veränderung zu etablieren, die von kraftvollen Werten, Sinnhaftigkeit und einer Macher-Mentalität geprägt ist. Dabei hat sich der Name „Mr. Change“ etabliert, denn Ilja Grzeskowitz steht vor allem für eines: gelebte Veränderung, die Lust zum Umsetzen macht. https://www.grzeskowitz.de Zu seinen Kunden gehören internationale Marken wie Accor, Allianz, Audi, Bayer, BASF, BMW, Capri Sun, Daimler, DPD, EON, Lufthansa, Marriott, Nespresso, PayPal, Puma, Ritter Sport, Roche, SAP, SWISS, Telekom, Zalando, aber auch zahlreiche mittelständische Unternehmen. Als global gefragter Vortragsredner hat Ilja bereits auf fünf Kontinenten gesprochen und gilt als „Deutschlands erfolgreichster Experte für Veränderungsprozesse“ (OÖ-Nachrichten). Wenn er nicht gerade auf einer Bühne rund um den Globus steht, dann spielt er leidenschaftlich gerne Golf, drückt dem HSV die Daumen oder genießt sein Lieblingsgetränk Kaffee (viel und immer schwarz). Die Mindset Revolution 234 Seiten · 19,99 € ISBN-13: 978-1955655927 Es spielt keine Rolle, ob es sich um Politiker, Manager großer Konzerne, Beamte in den unterschiedlichsten Verwaltungen, Vorgesetzte in der Firma oder Bürokraten des Staates handelt: sie alle sind einzig und alleine darauf bedacht, ihre eigenen Besitzstände, ihre eigene Macht und ihren eigenen Status zu erhalten. Und um das zu erreichen, verfolgen sie ausschließlich ihre eigenen Ziele. Und diese sind von den ihrigen weiter entfernt als der HSV von der nächsten Deutschen Meisterschaft. Die alten Regeln gelten schon lange nicht mehr Sollten Sie für das Erreichen dieser fremden Ziele als nicht mehr gut genug abgestempelt werden, wird man Sie fallenlassen wie eine heiße Kartoffel. Dabei spielt es übrigens keine Rolle, wie gut, fleißig oder loyal sie in der Vergangenheit waren. Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Menschen ich kenne, die Jahrzehnte lang mit Leidenschaft und Herzblut für eine Firma tätig waren, und von heute auf morgen vor die Tür gesetzt wurden. Ohne ein einziges Dankeschön. Ohne Wertschätzung. Ohne Beachtung der früheren Verdienste. Ein kurzer Händedruck, eventuell ein Blumenstrauß zur Wahrung des Scheins und dann war es das. In vielen Organisationen sind Menschen leider nur noch eine Kostenstelle, die beim kleinsten Druck umgehend und mit mathematischer Präzision gekürzt wird. Und wenn Sie jetzt denken, dass Ihnen so etwas nie passieren könnte, dann schauen Sie sich nur an, welche Branchen gerade dabei sind, sich gesundzuschrumpfen: Die Banken, die Automobilhersteller und damit ihre Zulieferer, der Einzelhandel oder traditionelle Medienunternehmen sind nur ein paar prominente Beispiele von vielen. Und da der ausschließliche Fokus auf Kosteneinsparungen noch nie zu entsprechenden Resultaten geführt hat, ist das Ende der Entwicklung noch lange nicht erreicht. So mancher namhafte Konzern konnte nur aufgrund von massiver Unterstützung durch den Steuerzahler überleben. Bekannte Marken wie Galeria Karstadt Kaufhof, Vapiano, Esprit oder die Modekette Adler mussten hingegen Insolvenz anmelden. Too big to fail ist lange vorbei. Dafür gilt heute mehr denn je: Je schlanker und anpassungsfähiger, desto größer die Erfolgsaussichten in der Zukunft. Flexibilität als Schlüssel für den Umgang mit einer unsicheren Zukunft Je unsicherer die Zeiten werden, desto wichtiger wird die Selbstbestimmung. Desto wichtiger wird es, das eigene Leben selbst zu gestalten, mit maximaler Flexibilität auf sich verändernde Rahmenbedingungen reagieren zu können und Verantwortung zu übernehmen. Für die eigenen Ziele. Die eigenen Träume. Für das eigene Leben. Natürlich gibt es auch hier eine Menge Unwägbarkeiten, Dinge, die Sie nicht beeinflussen können und Hürden, die es zu überwinden gilt. Aber gleichzeitig haben Sie die volle Kontrolle über Ihre Vision, Ihre Ziele, Ihre Entscheidungen und das, was Sie jeden einzelnen Tag tun oder auch nicht tun wollen. Und ist nicht genau das die wahre Definition von Freiheit? Es bedeute nämlich nicht, dass man (endlich) machen kann, was man will. Vielmehr ist es das befreiende Gefühl, nicht mehr das machen zu müssen, was man nicht machen will. Selbstbestimmung ist die neue Sicherheit: Ein Fazit Und mit diesem Gedanken schließt sich der Kreis dieses Artikels, denn um die alten Denkmuster des „sei fleißig in der Schule, such Dir einen guten Job und genieße das Leben dann ab der Rente“, „die Firma und der Staat werden sich schon um Dich kümmern“ und „es gibt keine Alternativen zur Karriere als Angestellter“ zu durchbrechen und durch eine zukunftsorientierte, selbstständige Lebensgestaltung zu ersetzen, müssen wir wie Wasser sein. Im besten Bruce Lee´schen Sinn sollten wir nicht darauf hoffen, dass der uns im Weg liegende Stein von allein verschwindet, von Managern aus der Teppichetage entfernt oder von einer Behörde umgesetzt wird, sondern selber aktiv zu werden. Sich einen Pfad um den Stein herum, durch ihn hindurch oder über ihn Je unsicherer die Zeiten, desto wichtiger wird Selbstbestimmung! ILJA GRZESKOWITZ hinweg zu bahnen. Oder sich möglicherweise einen vollkommen neuen Fluss zu suchen. In unserem Fall können wir die Metapher des Wassers durch das Wort Selbstbestimmung ersetzen. Wer selbstbestimmt denkt, der wird zur Lösung. Wer selbstbestimmt entscheidet, der kreiert Chancen. Wer selbstbestimmt lebt, der erschafft sich eine Zukunft nach seinen eigenen Vorstellungen. Und genau aus diesem Grund wird die Selbstbestimmung in den kommenden Jahren zur neuen Sicherheit. Zu einer neu gewonnenen Freiheit, die uns tief von innen heraus motiviert. Zu einer Unabhängigkeit, die uns mit einem Lifestyle beschenkt, der aus dem ganz speziellen Mix aus Dankbarkeit, Sinn und Erfüllung basiert. Und es gibt eine Form der Lebens- und Arbeitsgestaltung, die all das in einer einzigartigen Form vereint: Die Selbstständigkeit als Arbeitsmodell, das die Abhängigkeit von externen (und damit schwer bis wenig beeinflussbaren) Faktoren minimiert und gleichsam die Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt. Selbstbestimmung macht unabhängiger von den Entscheidungen anderer und gibt dadurch auch Sicherheit. © Xxxxxx © AdobeStock/Treecha

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