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NK 07_2018

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16 BRANCHE MIT DIESEM

16 BRANCHE MIT DIESEM BEITRAG MACHEN WIR UNS KEINE FREUNDE Die Welt ist ungerecht. Da haben wir nun diese tollen Produkte – aber niemand will sie kaufen. Und wir bieten diese einzigartige Geschäftsgelegenheit – aber keiner will mitmachen. Warum? Weil es einen Schuldigen gibt. Mit dieser Person werden wir heute abrechnen! Network-Marketing könnte so großartig sein – das unabhängige Leben, Gesundheit, Freiheit –, wären da nicht diese negativen Menschen. Die uns unser Geschäft schlechtreden, uns zurückweisen und sich über unser Angebot lustig machen. Dabei haben sie Fotolia/© milanmarkovic78 gar keine Berechtigung für ihre abschätzigen Bemerkungen. Oder viel- nen Vermögen in England bezahlt, leicht doch? bis sein Kapital vollständig aufge- In den Top-10-Formulierungen er- braucht war. folgloser Networker konkurrieren drei Ähnliches geschieht mit dem „Kapi- Sätze um den ersten Platz: „Ich ha be tal“, mit dem wir unser Network auf- niemanden mehr, den ich kontaktie- bauen wollen: Mit unserer wichtigs- ren kann!“, „Die Leute haben kein In- ten Währung, dem Ruf unserer teresse!“, „Meine Partner tun nichts!“ Branche, gehen auch einige Net- Offensichtlich muss natürlich der lie- worker ziemlich verschwenderisch be Gott für diese Misere verantwortlich sein. Weil er uns einfach mit zu Fotolia/© fizkes um, wodurch dann dieses „Kapital“ – wie in der Truppe um den oben wenigen Bekannten ausgestattet und genannten John – schneller ver- uns nur uninteressierte und unfähi- Was sind die drei Blockaden für schwert. Aber im Network-Marke- Bequemlichkeit zu überwinden und braucht ist, als es Früchte tragen ge Leute geschickt hat. Da wir ihn unseren Erfolg? ting glauben wir, dass man schlech- den langweiligen Aufgaben nach- kann. jedoch kaum vor Gericht zerren Es ist aufregend, in diesem Geschäft te Ernten kompensiert, indem man zugehen. Andere verschieben den Und dann kann keiner verstehen, wa- können, müssen wir einen anderen neu zu beginnen. Ebenfalls aufre- mit mehr Gier einfach nur Neues Schmerz der langweiligen Arbeit rum der Ruf unserer Branche ange- Schuldigen finden. gend ist, wenn man neue eigene pflanzt. Denn mit Sicherheit war et- und der nötigen Geduld lieber in die schlagen ist. Sorry, aber das ist eine Dabei helfen uns drei Fragen: Partner gewinnt. Doch wenn sich der was an den Setzlingen falsch, die Zukunft – und bezahlen in Form eines ähnliche Logik, als ob Boris Becker ❙ „Wer hat eigentlich die Leute, die Effekt des Neuen abnützt, tauchen sich nicht selber gegossen und ge- viel zu langsam wachsenden Ein- die Bank nicht versteht, die ihm kein nichts tun, ausgewählt und ins Ge- drei Hürden auf: Bequemlichkeit, düngt haben. kommens den Preis dafür. Ein Preis, Geld mehr leihen will ... schäft gebracht?“ Langeweile und Gier. Es gibt aber noch einen Grund für der zukünftig noch höher wird: Wir wissen nun, dass das Konto un- ❙ „Wer hat die eine oder andere Über- Gier führt – im Gegensatz zur Aussa- diese Vorgehensweise vieler Net- ❙ Denn mit den heutigen Technolo- serer Reputation in den vergange- treibung ausgesprochen, um die- ge von Michael Douglas alias Gordon worker. Denn neue Leute zu gewin- gien (Soziale Medien, E-Mails, Smart- nen Jahren mächtig überzogen wur- se Leute zu überzeugen? Damit Gekko („Greed is good!“) – weder im nen ist nicht nur eine Befriedigung phones etc.) könnten wir unseren de, dass aber niemand schuld dar- sie etwas tun, was sie eventuell gar Film „Wall Street“ noch im Network- des Wunsches nach mehr. Es ist auch Partnern mit noch mehr langweili- an sein will. Also müssen wir den nicht tun wollten?“ Marketing zu langfristig guten Er- weniger langweilig als den beste- ger Arbeit sogar noch schneller zum Schuldigen an anderer Stelle suchen. ❙ „Wer war, nachdem sie ins Geschäft gebnissen. Trotzdem denken zu vie- henden Leuten ständig das Gleiche Erfolg verhelfen. Dabei hilft uns Michael Jackson, der gebracht wurden, für deren Aus- le Networker, dass sie durch „mehr vorzumachen, bis sie es endlich ver- ❙ Da diese Möglichkeit jedem zur Ver- verstorbene „King of Pop“. Mit einem bildung verantwortlich?“ neue Leute“ auch automatisch mehr stehen. Und es ist für die meisten fügung steht, ist die langweilige Ar- seiner bekanntesten Songs: „I´m star- Zugegeben: Freunde machen wir uns verdienen. Networker bequemer. Dummerwei- beit des stetigen Nachfassens noch ting with the man in the mirror“ – mit diesen Fragen keine … aber sie Doch bereits jeder Gärtner-Azubi se verdient man mit ungeduldiger duplizierbarer geworden. Gleich- „Ich fange bei dem Menschen an, sorgen in einer größeren Runde in würde sich über den Dussel kaputt- Gier, mit dem Vermeiden von Lange- zeitig wird aber das Gewinnen neu- den ich im Spiegel sehe“. der Seminarpause für spannende lachen, der einen Setzling nach dem weile und durch Bequemlichkeit kein er Kontakte ständig teurer. Natürlich gebe ich zu, dass es der Diskussionen, wenn sich wieder ein- anderen pflanzt, diesen aber weder Geld. ❙ Soziale Medien machen es nicht bequemere Weg wäre, weiterhin mal jemand beschwert: „Meine Leu- richtig gießt noch düngt und sich Geld verdient, wer drei alte und lang- nur für uns leichter, unsere Botschaft den anderen „faulen, unfähigen und te tun nichts!“ dann über die schlechte Ernte be- weilige Statistiken beherzigt: zu verbreiten, sondern auch für die verständnislosen“ Menschen die ❙ 4 von 5 unzufriedenen Kunden oder Menschen, die wir unzufrieden hin- Schuld zuzuweisen. Nur ist der be- Partnern würden sich durch gute terlassen haben. Daher berichten quemere Weg selten auch der wir- Betreuung halten bzw. zurückge- sie nicht nur fünf-, sondern zehn- kungsvolle. Weniger bequem, dafür winnen lassen. oder fünfzehnmal so vielen Leuten aber unglaublich wirkungsvoll, ist ❙ Es kostet fünfmal so viel, eine neue von ihren negativen Erfahrungen. hingegen eine uralte Weisheit: „Wenn Person zu gewinnen als einen be- Zusammen genommen erinnert das jeder vor seiner eigenen Tür kehrt, stehenden Partner zu festigen. Ganze an die spannende Geschich- ist überall für Ordnung gesorgt.“ ❙ Unzufriedene Menschen sprechen te im Roman „Money“ von Martin Und hierbei können wir ständig aufs VITA fünfmal öfter über ihre negative Erfahrung als es zufriedene Men- Amis. John, ein erfolgreicher englischer Werbeprofi, erhält in Amerika Neue eine interessante Erfahrung machen: Je mehr wir selbst die Ver- Robert Pauly schen tun. Im Klartext: Wer die drei Hürden der ein nahezu unbegrenztes Budget für einen neuen Film. Er und alle Betei- antwortung übernehmen und Zusagen einhalten, umso zuverlässiger Robert Pauly ist Marketingcoach für ungeduldigen Gier, der Bequemlich- ligten werfen das Geld der geheim- werden auf einmal auch die Ande- Networker und Autor vieler Schulungs- keit und des Gefühls der Langeweile nisvollen Investoren nur so zum Fens- ren. Oder, anders ausgedrückt: In programme für mehr Erfolg im Network-Marketing. Sein Fokus liegt überwindet, hat bei lediglich einem ter hinaus – so lange, bis Johns per- vielen Fällen entstehen die außer- darauf, neue Partner umgehend zum Kontaktieren von Interessenten Fünftel der Kosten fünfmal so viel sönliche Kreditkarten und Konten gewöhnlichsten Erfolge gerade dann, zu bringen. Erfolg und produziert fünfmal weni- gesperrt werden – weil es die omi- wenn wir die gewöhnlichsten Dinge www.mlm-training.com ger unzufriedene „Kollateralschäden“. nöse Geldquelle nie gegeben hat. tun. Und auf einmal ist die Welt gar Für so manchen Networker ist diese Denn sämtliche Kosten wurden, un- nicht mehr so ungerecht, wie sie vor Aussicht Grund genug, um seine bemerkt von John, aus seinem eige- kurzem noch schien. 07.2018

TITELSTORY 17 © Prof. Dr. Max Otte „WAS WILLST DU WIRKLICH? WAS MACHT DIR SPASS?“ Ein befreundeter Professorenkollege an der FH Worms – er war damals Dekan –sagte mir vor einigen Jahren: „Lieber Kollege Otte, bei Ihnen ist das alles so einfach. Ihnen glückt alles, Sie sind in den Medien, alles geht so locker voran.“ Ich konnte darauf nur antworten: „Lieber Kollege, bei mir war nichts einfach, gar nichts.“ Tatsächlich habe ich oft bis zum Hals im Mist gesteckt. 1995 hat mich die Bertelsmann-Stiftung Knall auf Fall gefeuert. 1996, annus horribilis, war die Freundin weg, die Doktorarbeit noch nicht fertig, ich bekam einen Hörsturz, Aufträge und Geld wurden knapp, so musste ich ein wunderschönes Grundstück in Wyoming verkaufen. Da hieß es für mich: Fokussieren. Nicht mehr herumspielen. Es ging ums Überleben. Ich flog nach Amerika, blendete alles aus und machte meine Doktorarbeit fertig. Anschließend musste ich einen Job finden. Der war bei einem amerikanischen Beratungsunternehmen. Er sollte die einzige wirkliche Festanstellung in meinem Leben bleiben. Man feierte sich und mich auf amerikanische Manier: „Hi Max, großartig, dass du bei uns bist“, und nach einem Jahr hieß es ebenfalls sehr amerikanisch: „Du musst jetzt gehen, Max. Pack deine persönlichen Sachen zusammen und lass die Schlüssel liegen.“ Ganz ehrlich: Ich habe es genossen. Eine gefühlte volle Stunde lang habe ich mich von allen verabschiedet. Mein Vorgesetzter stand immer als Wächter hinter mir, damit ich auch ja nichts Falsches sage. Dann fiel die Tür zu. 1998 kam mir die Idee zum jetzigen Unternehmen. Es hat drei gescheiterte Joint Ventures, acht Rechtsstreite und zahllose schlaflose Nächte gedauert, bis ich da war, wo ich bin. Ich habe geheult wegen der Feigheit und des Verrats von Weggefährten oder ob der brutalen Dummheit von Joint Venture-Partnern, die sich mir überlegen fühlten und glaubten, sich alles erlauben zu können. Fast 15 Jahre hat es gedauert, bis das Unternehmen seine heutige, durchaus respektable Größe erreicht hat. Jetzt zumindest dürfte der weitere Weg für meine Unternehmen einigermaßen klar sein. Aber auch dafür gibt es keine Garantie. Was ich damit sagen will: Einfach ist es nicht, Unternehmer zu sein. Aber wenn man es wirklich will, dann ist es die beste Sache der Welt. Was also macht Entrepreneurship aus? Wähle den Job oder das Unternehmen, das du gewählt hättest, wenn du bereits reich wärest Mein Vorbild als Investor, der legendäre Warren Buffett, hat einmal gesagt: „Mache nichts allein deshalb, weil du glaubst, damit Geld verdienen zu können. Das führt wahrscheinlich in die Sackgasse.“ Der Mann hat Recht, wie ich selber schmerzlich lernen sollte. 1989/90 habe ich als 25-jähriger- Projektleiter die Entwicklungshilfebehörde der Vereinten Nationen umorganisiert. Ich war noch Masterstudent an der Princeton University. Aber ich hatte für meinen damaligen Auftraggeber, die Kienbaum Unternehmensberatung, ein Team zusammengestellt, an einer Ausschreibung teilgenommen und das Projekt gegen die großen amerikanischen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gewonnen. Das klingt toll. Aber für mich war das total langweilig. Mit Beamten sprechen, Kästchen malen, kleinste Veränderungen anstoßen – das ist nicht mein Ding. Kienbaum war damals dick im Behördengeschäft. Es folgte der UNO-Auftrag. Damit hatte ich den Stempel „Behördenberater“ weg. Auch beim nächsten Arbeitgeber war ich als Projektleiter mit der Reorganisation des Bundeswirtschaftsministeriums befasst. Eine Geschichte für sich. Im Rückblick waren diese Jahre beruflich eher eine verlorene Zeit. Ich hätte mir viel früher überlegen sollen: Was willst du wirklich? Was macht dir Spaß – auch dann, wenn du es gar nicht tun musst? Nichts anderes besagt dieser Satz: „Wähle den Job oder das Unternehmen, das du gewählt hättest, wenn du bereits reich wärst.“ Das klingt weder einfach noch ist es einfach. Aber es schafft ungemein Klarheit. Kenne dich selbst! Als Ableitung dessen: Belüge dich nicht selbst! Kenne dich selbst. Manche Glückliche wissen schon in jungen Jahren, wer sie sind und was sie wollen. Bei mir hat es in mancher Hinsicht bis weit in mein viertes Lebensjahrzehnt hinein gedauert. Als junger Mensch mit 16 oder 17 Jahren hatte ich eine Vision: Ich wollte in der amerikanischen Außenpolitik mitmischen. Denn nicht in Europa, sondern in Amerika fielen meiner Ansicht nach die wirklichen Entscheidungen, und da wollte ich dabei sein. Amerika als Imperialmacht der Gegenwart bestimmt das Schicksal der Welt. Einwanderer wie Henry Kissinger, Wernher von Braun und Andy Grove hatten vorgemacht, dass man es mit Ehrgeiz und etwas Fortune ganz weit bringen kann. Der Weg dorthin war mir klar: Ich müsste an einer Elite-Universität studieren (solche gab es nämlich in den USA im Gegensatz zu Deutschland, und sie öffneten viele Tore). Am besten promovieren. Natürlich müsste ich auch Amerikaner werden. Nur ging das nicht so einfach. Ich bin

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