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NK 08_2016

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16 BRANCHE AUSGETRÄUMT:

16 BRANCHE AUSGETRÄUMT: FINANZ- POLIZEI SCHLÄGT BEI DREAM CAR NETWORK ZU ONECOIN NETWORK STOLPERT ÜBER MASTERCARD-KARTE Dream Car ist ein deutsches Network-Marketing-Unternehmen, das europaweit Geld einsammelt. Wie es scheint, mit Erfolg. Kaum zu glauben: Je schräger und unglaubwürdiger die Geschäfte sind, desto mehr steigen wohl Networker ein und legen Bares auf den Tisch. Nach einer Meldung der italienischen Polizei soll Dream Car innerhalb kurzer Zeit von 23.000 Mitgliedern zehn Millionen Euro eingesammelt haben. Worum geht es? Jeder möchte ein schönes Auto fahren. Leider kosten diese aber eine Stange Geld. Das kann man anders lösen, wirbt Dream Car: Zahle 430 Euro ein, dann bist du in einer Struktur, die deine Position mit jeder weiteren Einzahlung unter dir nach oben schiebt. Wenn du oben angekommen bist, kannst du dir für 24 Monate ein richtig schönes Auto aussuchen, z. B. einen Maserati (berichtet die italienische Polizei) und zwei Jahre fahren. Inklusive Reifenwechsel, Versicherung und Steuer. Was sagt Adam Riese dazu? Angenommen ein Auto kostet 100.000 Euro, dann müssten 232 Mitglieder die 430 Euro einbezahlen, damit einer ein Auto bekommt. Stimmt nicht ganz, denn im Network-Marketing- Vertrieb werden auch Provisionen ausgeschüttet und die Dream Car- Betreiber wollen auch etwas abhaben. Dann dürften wohl runde 500 ganz Gescheite die 430 Euro einbezahlen müssen, damit ein Einziger ein Auto bekommt. Würden sich allein in Deutschland alle 40 Millionen privaten Autofahrer an diesem Pyramiden-System beteiligen, bekämen nach dieser Rechnung gerade einmal 80.000 ein Fahrzeug. Dem Rest, also 39.920.000 Teilnehmern bliebe ein schöner Traum. Daher wohl auch der Name Dream Car. Da fragt man sich doch allen Ernstes, in welche Schule die 23.000 Dream Car-Mitglieder wohl gegangen sind, die für diesen kriminellen Unsinn jeweils 430 Euro zahlen. Dass dies ganz offensichtlich ein verbotenes Pyramiden-Spiel ist, bei dem sich auch die Vertriebler strafbar machen, kommt noch dazu. Wie dem auch sei: Die italienische Polizei hat die Dream Car-Webseite gekapert und einen Warnhinweis darüber gelegt. Auch in den deutschsprachigen Ländern dürfte die Justiz ganz schnell dafür sorgen, dass der Dream Car-Traum ausgeträumt ist. Dream Car mit Sitz in Essen hat zwischenzeitlich umfirmiert und heißt jetzt Dexcar Autovermietung UG (haftungsbeschränkt). Als Unternehmensgegenstand wird angegeben: Kurzfristige und längerfristige Vermietung von Personenkraftwagen ohne Fahrer auf internationalem Gebiet vor Ort und übers Internet sowie über Network-Marketing und Affiliate-Marketing. Aktueller Geschäftsführer ist Marco Gai mit Sitz in Italien. (Amtsgericht Essen Aktenzeichen: HRB 25768). Die Network-Karriere-Redaktion würde sich gerne mit einem betroffenen Dream Car-Mitglied oder Vertriebspartner unterhalten, um zu verstehen, warum man solche „Geschäfte“ in die Hand nimmt. Gerne auch vertraulich. Kontakt: herausgeber@network-karriere.com Network-Karriere berichtete in der letzten Ausgabe über OneCoin Network (nachzulesen in der Network- Karriere-Online-Ausgabe vom 15.06. 2016 unter http://kiosk.network-karriere.com/) und in diesem Zusammenhang auch darüber, wie Ex-Bonofa-Masterdistributor Christian Göbel gleich nach der Inhaftierung der Bonofa-Manager den bisherigen Bonofa-Vertrieb zu OneCoin Network umschichtet. Wie die Saarbrücker Staatsanwaltschaft diesen Coup von Christian Goebel beurteilt, wird sich zeigen. Nach einem Bericht des ORF-Fernsehen-Verbrauchermagazins „KON- KRET“ ermittelt auch die österrei- chische Staatsanwaltschaft gegen OneCoin Network. Das äußerst fragwürdige Network-Marketing-Unternehmen hat nach Auskunft des österreichischen MasteCard-Chefs Gerald Gruber gegenüber dem ORF Kreditkarten von von MasterCard ausgegeben, die nie autorisiert waren. Angeblich sollten über diese Master- Card-Kreditkarten von OneCoin die in Aussicht gestellten „riesigen Gewinne“ ausbezahlt werden. Wenn schon die von OneCoin Network ausgegebenen ein unautorisierter Fake sind, dürfte es wohl mit den in Aussicht gestellten „riesigen Gewinnen“ auch nicht weit her sein. HANDGELD & MEHR: „DIESES ANGEBOT KANNST DU NICHT AUSSCHLAGEN!“ Lassen wir einmal die „Network-Millionäre“ weg und gehen eine Ebe ne darunter: Eine Reihe von Top- Führungskräften im Network-Marketing verdienen im Monat zwischen 50.000 und 250.000 Euro und mehr. Dafür muss man in jeder anderen Branche in der Regel einen Vorstandsposten besetzen und Verantwortung für viele tausend Mitarbeiter tragen. Wer solche Summen verdient und nicht gerade gefeuert wird, weil er ein krummes Ding gedreht hat, bleibt schön brav auf seinem Chefsessel sitzen. Es sei denn, ein Headhunter macht ein Angebot, „das man nicht ausschlagen kann“: Noch mehr Geld, Macht und Ansehen? Die Klasse des Firmenwagens und die Höhe des Spesenkontos dürften nicht unbedingt die Motivation für einen Wechsel sein. Warum wechseln also Topverdiener im Network-Marketing? Nicht einoder zweimal in ihrer Network-Laufbahn, dies könnte man als Karrieresprung bezeichnen. Es gibt durchaus eine Reihe von allgemein bekannten Network-Hoppern, die immer dann dabei sind, wenn ein großes neues Unternehmen, meist aus Amerika oder Asien, in Europa schnell Fuß fassen möchte. Gar nicht so selten mit nicht zugelassenen oder Produkten, die gar keine sind. Auf deutsch: Mit viel heißer Luft, sonst nichts. Aber mit Geld in der Kriegskasse. Der kleine Vertriebspartner fragt sich zu Recht, ob diese Top-Leute denn jedes Mal wieder bei null beginnen und wie sie es schaffen, sich innerhalb von ganz kurzer Zeit mit einem riesigen Team an die Spitze zu ka- tapultieren? Ganz sicher nicht. Diese Leute haben einfach andere Startbedingungen. Denn die (ab-)werbenden Unternehmen gehen davon aus, dass ein/e solche/r Top-Mann/-Frau nicht alleine startet, sondern zumindest einen Teil seiner bisherigen Teampartner mitbringt und von Beginn an für Umsätze sorgt. Das kann aller- dings ins Auge gehen, wie vor einigen Jahren das Beispiel NWA zeigte. Trotzdem wird in vielen Fällen mit „Überbrückungsschecks“ gewunken. Schließlich fällt die Provision des Umworbenen im bisherigen Unternehmen zum Großteil von einem auf den anderen Tag weg. J e nach Bedeutung der (ab-)geworbenen Führungskraft ist zunächst einmal die finanzielle Grundausstattung fällig. Das Leben ist schließlich teuer, bis zu 100.000 Euro „Handgeld“ sind durchaus im Bereich der Möglichkeiten. Dazu können dann die laufenden monatlichen Grundbezüge von 10.000 bis 100.000 Euro kommen. Plus natürlich vom ersten Tag an die provisionsbeste Top-Position in der Vertriebs-Hierarchie des Unternehmens. Um die Provision gleich von Anfang an zu pushen, kann man zur Not auch irgendwo eine ganze Struktur umschichten. In großen Dingen ist man oft nicht so kleinlich! Nun muss der neue Shooting-Star nur noch seine Schäfchen auf die neue Weide treiben und die Welt ist in Ordnung. Gelingt ihm dies nicht, ist schnell Schluss mit lustig. Dann hören wir bald, dass die Top- Führungskraft erneut das Unternehmen wechselt. „Zu einem, das schon bald in der Weltspitze der MLM-Firmen sein wird.“ Und wie der erwartet alle, die mitgehen, eine kometenhafte Karriere mit einem gigantischen Einkommen. Dabei hat „erwarten“ meist etwas mit warten zu tun. Was bleibt ist die Hoffnung, dass der „Anführer“ ein noch besseres Geschäft mit noch besseren Produkten anschleppt und das Kommando gibt, dass die Karawane weiter zieht. 08.2016

TITELINTERVIEW 17 WIE WIR UNS GEGENSEITIG DIE BUTTER VOM BROT NEHMEN Billig, billiger, am billigsten ... Nicht alles, aber vieles kostet heute so gut wie nichts mehr. Lebensmittel werden regelrecht verramscht. Die Hersteller bleiben auf der Strecke. Landwirte bauen massiv ihre Viehbestände ab, weil sie für ihr Fleisch und ihre Milch weniger erlösen als sie tatsächliche Kosten haben. Statt Getreide und Gemüse wird Raps angebaut, der dann im Diesel landet. Die meisten unserer Lebensmittel kommen aus aller Herren Länder und haben schon tausende Kilometer auf dem Buckel, wenn sie in unseren Supermärkten eintreffen. Willkommen beim Klimaschutz! Wo führt diese Entwicklung hin? Wer sind die Verursacher? Der internationale Markt? Die Hersteller? Die Discounter? Oder wir, die Verbraucher, die immer noch billiger einkaufen wollen und es sehenden Auges hinnehmen, dass mit den ruinösen Preisen auch jegliche Qualität der Vergangenheit angehören dürfte? Der schwäbische Unternehmer und Autor Kurt-Georg Scheible hat sich mit diesem Thema intensiv beschäftigt und darüber das Buch „AUSGE- REIZT! Wie wir uns gegenseitig die Butter vom Brot nehmen“ geschrieben, das vor einigen Wochen auf den Markt gekommen ist. Network- Karriere-Herausgeber Bernd Seitz hat sich mit ihm unterhalten. Network-Karriere: „AUSGEREIZT! Wie wir uns gegenseitig die Butter vom Brot nehmen“, der Titel Ihres Buches rüttelt wach. Sparen wir uns zu Tode oder worum geht es? Kurt-Georg Scheible: Das mit dem „zu Tode sparen“ trifft den Kern der Sache ziemlich genau. Es geht unter anderem aber auch um das ewige „Genug ist nicht genug“ in vielen Bereichen der Wirtschaft und die Auswirkungen auf unser Berufs- und Privatleben. Ein wichtiger Aspekt ist der extreme Preis- und Konditionsdruck auf die Zulieferer der Automobilhersteller und die Lieferanten des Handels, speziell in Deutschland, und die negativen Folgen für alle Beteiligten – also die Hersteller, den Handel und die Verbraucher. NK: Woher kommt der Druck und was sind die negativen Folgen für die Hersteller, den Handel und nicht zuletzt für uns Verbraucher? Kurt-Georg Scheible: In den letzten Jahren ist es in Deutschland auf Nachfrageseite zu einer immensen Konzentration gekommen. Nehmen Sie zum Beispiel den Lebensmittelhandel. Dort kontrollieren die großen Vier – Edeka, Rewe, Schwarz Gruppe (Lidl und Kaufland) und Aldi – über 85 Prozent des Umsatzes in Deutschland. Und die Konzentration geht weiter, denken Sie an die Übernahme von Tengelmann durch Edeka oder Coop durch die Rewe. Für die Lieferanten konzentriert sich der Umsatz also auf immer weniger Kunden, manche Hersteller machen mit nur einem Kunden bis zu 40 Prozent ihres Umsatzes. Die Händler werden immer mächtiger, erhöhen den Druck auf die Lieferanten und verlangen bessere Preise und höhere Konditionen. Wer nicht spurt, verliert neben der Gunst des Einkäufers auch Regalplatz, Umsatz, Marktanteil und Ertrag. Die zwangsläufigen Folgen sind bekannt. NK: Der Verbraucher fordert die günstigsten Preise und kauft dort ein, wo er meint besonders viel sparen zu können. Welches sind die negativen Auswirkungen für den Verbraucher, die er vielleicht auf den ersten Blick gar nicht erkennt? Kurt-Georg Scheible: Die erwähnten großen vier Handelsketten bestimmen über ihre Einkaufsmacht zu großen Teilen neben den Preisen auch die Sortimente. Produkte, die sich „nicht so gut drehen“, werden aus dem Markt genommen. Neuheiten werden meist nur nach Zahlung von sogenannten Listungsgeldern ins Regal genommen. Und wenn die Produkte dann endlich im Sortiment

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