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NK 12_2023

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28 EINER MUSS WAS SAGEN

28 EINER MUSS WAS SAGEN © AdobeStock / piai GENERATION WEICHEIER: HOHE ANSPRÜCHE FÜR WENIG LEISTUNG Arnold Schwarzenegger, so ist er nun mal und so gefällt er mir. Während einer Vorstellung seines neuen Buches „Be useful“ hat er vor einer verhätschelten „Generation Weicheier“ gewarnt. Wie recht er hat. Ich bekenne mich offen zu dieser Schwarzenegger-Aussage und es ist mir bewusst, dass diese Bekennung in Reihen meiner Leser und Leserinnen eventuell einen kleinen Shitstorm auslösen kann. Aber es ist doch Weihnachten, das Fest der Liebe, und so hoffe ich, dass dieser kleine Beitrag, als Anstoß zu einer weiteren Diskussion gesehen werden kann. Das Thema „Generation Weichei“ erscheint mir wichtig. Ich möchte bewusst provokativ an die Sache herangehen, weil ich davon überzeugt bin, dass „Weicheitum“ zur Auslösung so mancher Probleme in unserer heutigen Gesellschaft beiträgt. Natürlich darf ich hier nicht generalisieren. Ich bin mich auch sicher, dass es in der heutigen Zeit, auch „Nicht-Weicheier“ gibt. Zu welcher Fraktion Sie sich zählen, überlasse ich Ihnen selbst. Zur Begriffsklärung. Der Ursprung liegt Anfang der 80er Jahre. Männer schlossen sich in Selbsthilfegruppen zusammen, um über sich selbst als sanftmütige, nachgiebige, linksalternative Individuen nachzudenken, also als Gegenstück zum Macho, dem Ausdruck und Sinnbild des Patriarchats. Selbst der Duden bewertet ab dem Jahr 2000 den Gebrauch des Wortes Weichei als umgangssprachlich ab und fügt die Bedeutungen Weichling und Schwächling hinzu. Heute wird der Begriff „Weichei“ vor allem in der Mundart und in gendergerechter Sprache sowohl für männliche, weibliche und diverse Personen verwendet, die allgemein betrachtet als verweichlicht, wenig belastbar und kaum leistungsbereit gelten. In diesem Sinne möchte auch ich meine Ausführungen verstanden wissen. Woran liegt es, dass die genannte Generation nicht belastbar bzw. leistungsbereit erscheint? Einen Teil tragen sicherlich Erziehung und Bildung bei. Blicke ich auf meine Schulzeit zurück, so waren Vormittags- und Nachmittagsunterricht, Samstagsschule und Hausaufgaben Selbstverständlichkeiten. Diese wurden auch nicht in Frage gestellt. Lehramtspersonen behandelten wir mit Respekt und wer sich nicht benahm, musste mit Konsequenzen in Form von Strafarbeiten oder Nachsitzen rechnen. Unsere Eltern ließen sich maximal einmal im Halbjahr bei den Elternabenden in der Schule blicken, mehr Zeit hatten diese nicht, denn die meisten waren ja am Aufbau „Made in Germany“ beteiligt und standen jeden Tag in der Firma oder im Büro ihren Mann oder ihre Frau. Heute schwirren Helikoptereltern nicht nur um ihre „hochbegabten“ Kinder herum, sondern kreisen zusätzlich um die Lehrkräfte ihrer Sprösslinge, die sie im Notfall bei nicht entsprechender Honorierung von guten Noten sogar vor Gericht zerren. Im Sportunterricht wurden Wettkämpfe verboten, denn es könnte ja Verlierer geben und eine solche psychische Belastung, kann man seinem Kind nicht zumuten. Unzählige weitere solche Beispiele ließen sich hier anführen. Lehrjahre sind eben keine Herrenjahre. Seitens vieler Eltern ist eine Tendenz erkennbar, dass die kleinen Digital-Natives mit Handy oder Tablet ruhiggestellt werden. Wir konnten mit drei, vier Jahren klettern, Purzelbaum schlagen, wir waren draußen in der Natur. Zehnjährige verbringen heute fünfmal so viel Zeit in sozialen Netzwerken als beim Sport oder mit Vereinstätigkeiten. Weiterhin nimmt auch die Zahl der Jugendlichen, die in den Ferien arbeiten und früh morgens die Zeitungen austragen, bei Wind und Wetter stetig ab, um sich einen Urlaub oder den Führerschein zu finanzieren. Das Heranwachsen der Jugendlichen findet heute vorwiegend in den sozialen Medien statt und sollte es dort doch zu einer ernsthaften Diskussion, einem Online-Wettkampf oder Ahnlichem kommen, schaltet man das Gerät einfach ab. Konflikte werden nicht mehr ausgetragen, sondern einfach aus der Freundesliste gelöscht. Die Auswirkungen. Erstens wird vermittelt, dass Leistung nicht mehr wichtig ist. Zweitens wird der Eindruck erweckt, dass immer jemand auf sie aufpassen und richten wird, egal ob Eltern, Lehrer, Unternehmen oder gar der Staat. Wohin das führen kann, bekommt gerade die deutsche Wirtschaft von der Bundesregierung zu spüren. Einerseits Fachkräftemangel, höhere Steuern und eine Erhöhung der Lebensarbeitszeit. Gerade die Generation 60+, bei der viele über 40 Jahre gearbeitet haben und Deutschland zu dem gemacht haben, was es ist. Diese Gruppe darf in naher Zukunft bis 67, 68 oder vielleicht auch 70 Jahre arbeiten. Diese Generation kann eben noch anpacken im Gegensatz zur „Generation Weicheier“. Diese Generation zeigt sich dann in den sozialen Medien weinend und völlig aufgelöst, weil sie feststellen müssen, dass von ihr erwartet wird, 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Zur Information, 1984 hatte ich noch eine 42 Stunden Woche und 20 Tage Jahresurlaub. Aber wir werden mit der „Generation Weicheier“ arbeiten und leben müssen. Im krassen Gegensatz zu meiner „Generation Babyboomer“, die um Arbeitsplätze und Ausbildung zittern mussten, sind wir leider als Gesellschaft heute auf jeden angewiesen, egal wie belastbar der- oder diejenige ist. Dies sollte uns trotzdem nicht davon abhalten, stolz auf das zu sein, was wir die „Generation Babyboomer“ erreicht haben. Darüber hinaus dürfen wir der „Generation Weicheier“ immer wieder mitteilen, dass sie für weniger Leistungsbereitschaft und weniger Belastbarkeit nicht gleichviel oder sogar mehr verlangen können, als die Generationen zuvor. Diese Aufgabe sehe ich beim Staat, bei Unternehmen, bei Lehrkräften und ja auch bei Eltern. Lust auf Leistung muss honoriert werden und diese Leistung muss in ein positiveres Licht gerückt werden. Es ist eine gesellschaftliche Verantwortung, sich um Menschen zu kümmern, diese zu fördern und auch um gefordert zu werden. Sie sollen nicht verhätschelt oder gar entmündigt, sondern empowert werden. Frohe Weihnachten. Peter H. Buchenau Unternehmer, Speaker und Führungsthemen-Kabarettist. Peter Buchenau, „Mr. Chefsache“ und Ex perte für den privaten und beruflichen Neu anfang im deutsch sprach igen Raum, ist ein Mann von der Praxis für die Praxis. www.peterbuchenau.de 12.2023

GENERATION Z 29 © Adobe Stock | Immersive Dimension DIE GENERATION Z TICKT (TEILWEISE) ANDERS … UND DAS IST GUT SO! Die Angehörigen der Generation Z bieten Unternehmen viele Chancen, sich zukunftsfit zu machen – sofern es ihnen, gelingt diese an sich zu binden und ihre Stärken gezielt zu nutzen. „Die Angehörigen der Generation Z ternehmens SAP, dies einmal konstatierte „jeder 18-Jährige heute im ticken anders als unsere älteren Mitarbeiter.“ Diese Klage hört man oft Schnitt schon 10.000 Stunden Online-Spiele gezockt“. Und auch hier- von Führungskräften! Stimmt, sie ticken teilweise anders – doch primär, bei brannte sich eine Erwartungshaltung in den Köpfen der jungen Frauen weil sie unter anderen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwuchsen oder – wie Soziologen und Pädalen Leben zeigt. Denn Online-Spiele und Männer ein, die sich auch im reagogen dies sagen würden – „anders sind nahezu ausnahmslos wie folgt sozialisiert wurden“ als beispielsweise die Baby-Boomer. aufgebaut: Es gibt klare Ziele, die es zu erreichen gilt, Auf Augenhöhe mit der Generation Z kommunizieren viele Etappenziele (bzw. zu erreichende Levels) auf dem Weg dorthin, und So versuchten zum Beispiel die Eltern der Gen-Z-ler – verallgemeinert formuliert – mit ihren Sprösslingen, jede Menge Online-Tools, wie „Superkräfte“, die dabei helfen, erfolg- soweit möglich, auf Augenhöhe zu kommunizieren. Sie banden sie zudem in ihre Entscheidungen ein: reich zu sein. „Was sollen wir heute Abend essen?“ „Wohin sollen wir in den Urstreit mit dem Computer oder ande- Und während der Gamer – im Wettlaub fahren?“ „Welches Handy willst ren Spielern – versucht, in der Bestenliste möglichst weit aufzusteigen, du?“. Ähnliches gilt für die Erzieher in den Schulen. Das prägte sie. Deshalb können sich die Gen-Z-ler mit wird er fortwährend „Chefs“, die sie in ihren Augen von gelobt („Schön, dass du wieder da oben herab behandeln, nur schwer bist.“ „Wow, du hast Ausdauer.“, identifizieren. „Du bist ein echter Meister.“) und einer „Community“ zu sein. Dort erfahren sie oft auch die gewünschte Anerkennung, und zwar in der Form von „Likes“, die sie für ihre geposteten Kommentare, Bilder und Videos erhalten – und zwar sehr zeitnah und im Idealfall von vielen Seiten. Auch das prägt ihre Erwartungshaltung, weshalb Führungskräfte den Gen-Z-lern oft ein positives Feedback geben sollten – und zwar durchaus auch für Dinge, die aus ihrer Warte selbstverständlich sind, wie dass sie regelmäßig pünktlich zur Arbeit kommen oder eine Routine- oder Teilaufgabe wie erwartet erledigt haben, denn dann sind sie auch für Verbesserungsvorschläge von ihnen offen. Die Gen-Z-ler Teil einer Community werden lassen Zudem sollte es in Unternehmen, die Gen-Z-ler nicht nur als Mitarbeiter gewinnen, sondern auch emotional an sich binden möchten, (Online-)Plattformen zum informellen Meinungsund Erfahrungsaustauch mit Kollegen geben; zudem Team-Events, die ist sie so heterogen wie meine eigene dies im Teen- und Twen-Alter war. Der Generation Z vorurteilsfrei begegnen Dies ist der erste Schritt, um Vorurteile, die gegenüber der Generation Z bestehen, wie sie sei egozentrisch und arbeitsscheu, abzubauen. Und dies ermöglicht es wiederum, ihre Stärken wahrzunehmen und gezielt zu nutzen. So zum Beispiel den Befund, dass die Gen-Z-ler die digitalen Medien ganz selbstverständlich zum Sich-Informieren, Kommunizieren und Beziehungen pflegen nutzen. Dies eröffnet Unternehmen unter anderem die Chance, ihre firmeninterne Kommunikation und Kooperation sowie die mit Kunden ganz neu zu gestalten – und zwar so, dass dies den Bedürfnissen der Gen-Z-ler und den künftigen Marktanfordernissen entspricht. Ähnlich verhält es sich mit dem Befund, dass die Gen-Z-ler, wenn sie etwas wissen möchten, dies einfach „googeln“. Oder sich Erklärvideos auf YouTube anschauen. Oder eine entsprechende Frage in Internetforen posten. Auch weil sie so meist sehr schnell eine Antwort erhalten. Zudem nutzen sie ganz selbstverständlich, wenn sie zum Beispiel eine Sprache oder Meditationstechnik erlernen möchten, hierfür Online-Apps; auch weil sich diese Art zu lernen, leicht in ihren Alltag integrieren lässt. Dies ermöglicht es Ihnen, eine ganz neue Lernkultur in Ihrem Betrieb zu etablieren – mit Lerndesigns, die dem Bedarf und den Möglichkeiten in der modernen, digitalen Welt entsprechen. Sich bewusst sein: Die Generation Z ist die Zukunft Sie sehen, die Generation Z bietet Ihnen viele Möglichkeiten, Ihr Unternehmen zukunftsfit zu machen – unter folgenden Voraussetzungen: Sie sind bereit, ihr vorurteilsfrei zu begegnen und ihre Interessen und Bedürfnisse ernst zu nehmen. Und: Sie akzeptieren, dass die Generation Z zwar anders als Ihre ist. Schlechter ist sie deshalb aber nicht! Eines ist sie jedoch gewiss: Sie und die ihr nachfolgenden Generationen sind die Zukunft Ihres Unternehmens. Also sollten Sie sich mit ihnen befassen. Felix Behm dem Auf- und Ausbau persönlicher Ein weiterer prägender Faktor war und ist: Die Generation Z ist die erste Generation, in deren Kindheit schon das Internet und die E-Mail-Kommunikation existierten. Und spätestens in ihrer Jugend waren die Social Media nahezu omnipräsent. Entsprechend selbstverständlich nutzen sie diese Tools zum Sich-Informieren, Kommunizieren und Beziehungen aufbauen und pflegen; aber auch um sich zum Beispiel mit Online-Spielen zu amüsieren. Die Bedürfnisse der Gen-Z-ler wahr- und ernstnehmen Auch das prägte sie! Schließlich hat, wie Christian Klein, der CEO des Un- belohnt (mit Likes, Herzchen, Extra-Leben usw.). Auch das prägt, weshalb viele Gen-Zler bevorzugt in Projekten arbeiten, die sich durch kurzfristige Sprints auszeichnen – bei denen sie also häufig ein Teilziel erreichen, wofür sie gelobt werden. Den Gen-Z-lern oft und zeitnah ein Feedback geben Diese Erwartungshaltung wird auch durch die Social Media genährt, in denen die Gen-Z-ler im Schnitt fast acht Stunden täglich verbringen. Denn Instagram, TikTok, YouTube & Co stillen nicht nur ihr Bedürfnis, Teil Beziehungen zwischen den Mitarbeitern dienen – speziell dann, wenn die Zusammenarbeit im Alltag weitgehend virtuell erfolgt. Dies sind nur einige der zahlreichen sozialisationsbedingten Effekte, die es beim Umgang mit der Generation Z zu beachten gilt. Auf diese können Führungskräfte nur adäquat reagieren, wenn sie diese kennen und wissen, was die persönlichen Interessen und Bedürfnisse der Gen-Z-ler sind. Das setzt unter anderem voraus, dass sie aktiv das Gespräch mit den nachrückenden Mitarbeitern suchen und ihnen zuhören. Dann wird ihnen in der Regel auch bewusst: Die Generation tickt zwar andere meine, doch letztlich Felix Behm ist Keynote Speaker und Experte für die Themen Generation Z und zukunftsorientierte Mitarbeiterführung. Als ehemaliger Personaler in Führungspositionen weiß er, wovon er spricht. 2022 wurde er als Deutscher Meister im Public Speaking ausgezeichnet. Im Oktober 2023 erschien sein Buch „Generation Z – Ganz anders als gedacht: Wie sie tickt, wie sie handelt und wie wir ihr Potenzial erschließen“.

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