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ocean7 1/2019

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Eiskalt. Unter Segel in die Antarktis. Ich bin ein Berliner! Mit dem einheimischen Nautilus-Hausboot durch Klein-Venedig. Neuseeland Nord. Schönwettersegler – bitte wenden! Fallen und Schoten. Was Leinen leisten. Bavaria C45. Highriser der See, probegefahren ab Biograd/HR. Seafaring 44 Fly. Stark aufgestockt; probegefahren ab Punat/HR. Heimliche Migranten. Die Unterwasser-Invasion mariner Tiere und Pflanzen. 50 Jahre boot Düsseldorf. Vorschau, Gewinnspiel und Interview mit Messedirektor Petros Michelidakis.

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xxxxx xxxx Heimliche Foto: Shutterstock Migranten Migrationsbewegungen flüchtender Menschen sind seit 2015 ein dominantes Thema in Politik und Medien. Die Ursachen, die Folgen und mögliche Strategien zur Bewältigung dieser Entwicklung werden heiß diskutiert. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt verlaufen weltweit Invasionen ganz anderer Art, nämlich unter Wasser. Gebietsfremde marine Tier- und Pflanzenarten werden unbeabsichtigt über riesige Strecken transportiert und in fremden Lebensräumen freigesetzt. Dazu kommt die Verbreitung der Arten über künstliche Wasserstraßen, die ehemals getrennte Meeresbecken verbinden. Text und Fotos Reinhard Kikinger 30 1/2019 Der Indische Rotfeuerfisch, Pterois miles, ist zwar eine prächtige Erscheinung, aber seine Einwanderung ins Mittelmeer und in die Karibik ist in ökologischer Hinsicht sehr bedenklich.

Die Lesseps‘sche Migration. Pläne zur Errichtung eines Kanals, der das Rote Meer mit dem Mittelmeer verbinden sollte, wurden bereits in der Antike und von den Venezianern geschmiedet. Aber es war der französische Diplomat Ferdinand de Lesseps, der Mitte des 19. Jahrhunderts den Bau des Sueskanals endgültig initiierte. Baubeginn war 1859 und bereits zehn Jahre später wurde der Kanal feierlich eröffnet. Schon vor dem Bau des Kanals wurde von Wissenschaftlern vermutet, dass durch die Verbindung zweier bis dahin getrennter Meeresbecken die Ausbreitung von Arten und die Vermischung der Faunenelemente gut zu verfolgen und zu untersuchen sein wird. Tatsächlich konnten im Mittelmeerhafen Port Said bereits zehn Jahre nach Eröffnung des Kanals Muschelarten aus dem Roten Meer nachgewiesen werden. Muscheln sind zwar festgewachsen, aber ihre Larven sind planktonisch und können sich mit Meeresströmungen weit verbreiten. Es wird vermutet, dass bis heute etwa 400 bis 500 Arten aus dem Roten Meer in das Mittelmeer eingewandert sind, in umgekehrter Richtung scheinen es etwa 50 Arten zu sein. Der Unterschied ist vor allem mit den vorherrschenden Strömungen im Kanal zu erklären. Diese Einwanderung durch den Sueskanal wird Lesseps‘sche Migration genannt. Qualle backbord voraus. Bei spiegelglattem Wasser ist diese knapp unter der Oberfläche schwimmende Qualle gut zu erkennen. Schwimmverhalten, Körpergestalt und Färbung weisen sie als tropischen Zuwanderer in dieser griechischen Bucht aus (Phyllorhiza punctata). Es wird immer leichter Die Invasion aus dem Roten Meer in das Mittelmeer wird für marine Organismen aus unterschiedlichen Gründen immer leichter. Einer davon ist der mehrfache Ausbau des Kanals. Sein ursprünglicher Querschnitt von 300 Quadratmetern ist bis heute auf 5.200 Quadratmeter angewachsen und seine Tiefe wurde auf 24 Meter erhöht. Dazu kommt, dass eine ursprünglich vorhandene Salinitätshürde verschwindet. Der Kanal wurde durch die stark salzhaltigen Bitterseen gebaut und sein dadurch sehr hoher Salzgehalt von über 70 ‰ war eine unüberwindbare Hürde für fast alle Lebewesen. Nun werden jedoch seit mehr als 100 Jahren die meterdicken Salzvorräte der Bitterseen ausgewaschen, die Salinität des Kanals sank beständig und liegt heute mit etwa 40 ‰ im Bereich des nördlichen Roten Meeres. Aber auch andersherum gab es ein Problem für potentielle Einwanderer, nämlich zu niedrige Salinität in der Nähe des Mittel - me eres. Dort ergossen sich die Wasser massen des Nils in das Mittel meer und süßten in diesem Bereich auch das Wasser des Kanals aus. Mit dem Bau des Assuan-Staudamms und durch viele Bewässerungsprojekte reduzierte sich die Wasserführung des Nils und damit der Effekt der Aussüßung. Eine weitere Barriere auf dem Weg ins Mittelmeer war damit verschwunden. Viele Möglichkeiten Der Sueskanal ist nur eine von mehreren Fahrrinnen für die Flotten der Welt. Der Panamakanal verbindet den Atlantik mit dem Pazifik, der Kiel-Kanal die Ost- mit der Nordsee und mehrere Kanäle verbinden die Ostsee mit dem Kaspischen Meer. Diese Verbindungswege können auch von aktiv schwimmenden Meerestieren erfolgreich genützt werden. Dazu kommt die Verdriftung von Larven, die mit Strömungen von einem Meeresbecken in das andere reisen können. Larven mariner Tiere werden auch mit dem Ballastwasser großer Frachtschiffe transportiert und im Zielgebiet zusammen mit dem nicht mehr benötigten Ballastwasser in einen womöglich tausende Kilometer entfernten Meeresteil entlassen. Aber auch als Anhalter lässt es sich gut reisen, indem man sich etwa als Muschel, Krebs oder Wurm an einem Schiffsrumpf festsetzt und über weite Distanzen transportieren lässt. Dieser Umstand ist jedem Schiffseigner als lästige Plage bekannt. Manche der sogenannten bioinvasiven Arten sind aber gar nicht freiwillig gekommen, sondern wurden aus wirtschaftlichen Gründen in Aquakultur-Anlagen gezüchtet. Oft ist es eine Frage der Zeit, bis einige Individuen entkommen und sich im neuen Lebensraum erfolgreich etablieren. Und schließlich sind es manchmal auch Leichtsinn oder Gedankenlosigkeit, wenn Aquarianer gebietsfremde Arten in die Natur entlassen. Das Auftreten dieser gebietsfremden Arten, Neobionten genannt, kann man als Bereicherung der regionalen Artenlisten sehen oder aber als Bedrohung der lokalen Fauna und Flora. Einige Beispiele sollen das demonstrieren. Ferdinand de lesseps Der französische Jurist und Diplomat Ferdinand de Lesseps überzeugte den ägyptischen Vize - könig Muhammad Said von der Idee eines Kanals, der Mittelmeer und Rotes Meer verbinden sollte. Heute versteht man unter Lesseps‘scher Migration die Einwanderung fremder Tier-und Pflanzenarten durch den Sueskanal. Foto: Wikipedia 1/2019 31

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