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OCEAN7 2007-09

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Vier Meere in 12 Tagen - der österreichische Schriftsteller Alfred Zellinger segelte auf Odysseus' Spuren. Außerden in dieser Ausgabe: Ein Porträt von Florian Raudaschl - wie lebt es sich mit dem Namen eines großen Vaters?

30 piere wieder einmal

30 piere wieder einmal nicht schnell genug und statt sie einfach für den Abend nach Rom einzuladen, unterhalte ich mich nur unverbindlich weiter. Einkaufen im Marinezubehörgeschäft, Essen an Bord, abends noch Bummel durch die weitläufige, großzügig ausgestattete, aber jetzt in der Vorsaison nahezu menschenleere Marina, einzig bei McDonalds einige Gäste. Lese wieder die Odyssee, die mich mein Leben lang begleitet und die meine europäische Identität prägte „… und den Gesang der Schiffer nehmen die Wellen auf, tragen sie zur Küste“ – so entsteht Geschichte, so entstehen Mythen, so werden diese weiter gegeben. Die Odyssee wird erzählt von einer Hafentaverne zur nächsten, Homer war nicht selbst Segler, aber er hat mit den Seemännern seiner Zeit gesprochen. Seine navigatorischen Angaben entsprechen der Realität, sind plausibel. 04.05.07 Freitag Stürmischer Wind aus Süd mit Böen bis 80 Km/h, infolge der langen Fetch baut sich eine starke Welle auf, dazu regnet es – kein Wetter um auszulaufen. Verlängere bei der netten Dame an der Rezeption den Liegeplatz um einen Tag. Vollenden den Einbau der Hifi-Anlage, mit Boxen außen und innen, guter Sound, die KATAWA ist jetzt nicht nur ein Regattasondern auch ein Partyschiff. Spielen als ersten Song meine Aufnahme (gemeinsam mit dem Spitzenpianisten Roland LOGBUCH TEIL II THYRRHENISCHES MEER/JONISCHES MEER/ ADRIATISCHES MEER/ ROM-PULA Batik) von „That’s Life“. Segelprofi Fritz Schnauder kommt als Skipper an Bord, mit Gerhard Weiß und Karl Hinterleitner, die erste Crew fliegt nach Wien zurück. 05.05.07 Samstag Neben der Odyssee nahm ich auch Vergils Aeneis an Bord, eine Art Fortsetzung der Odyssee: die Verbindung des alten Griechenland mit Rom, des Orients mit dem 01 01 am ruder. Das Schiff läuft unter Segel auf den Stadtkai von Zadar zu. Die Crew wartet auf das Kommando für die Wende. 02 am mast. Beim Anschlagen des Großsegels legt der Eigner gern selbst Hand an. Occident. Das „Heilige Römische Reich“, gegründet von einer Dynastie aus dem kleinasiatischen Troja. 0500 Ablegen von Rom, 21 Grad, bewölkt, Regen, unter Motor 7 Knoten, Dünung schiebt von achtern, kein Wind. Passieren das Kap Circeo, ein Bergkegel, der trotz schmaler Verbindung zum Festland wie eine Insel aussieht. Auch Odysseus hielt dieses Land - wo er bei Kirke ein Jahr verbrachte und ihr einen Sohn zeugte - für eine Insel. Passieren die Pontischen Inseln, steuern durch zwischen der Isola di Ponza und der früheren Gefängnisinsel Santo Stefano, die jetzt um angeblich 20 Millionen Euro zum Verkauf steht. 1700 einlaufen in Ventotene, gehen an die seltsamste, aber malerischste Tankstelle, die ich je gesehen habe: oben auf einer senkrechten Wand aus dunkelbraunem Fels die Zapfsäule, keinerlei Steg oder sonstige Anlegevorrichtungen, die Wassertiefe erlaubt es, bis an die Felswand heranzufahren; zwei Typen die uns die langen Schläuche von oben reichen. Fritz legt ein meisterhaftes Anlegemanöver hin, längsseits zur Wand, Karl hantiert mit dem Prellfender. 121 Liter, 150 Euro, Log 1912. Legen uns danach hinüber zur Hafenmole und gehen in den Ort hinauf um zu essen. Alte Häuser, enge Gassen, vor der Pizzeria ein Tisch mit Blick übers Meer und italienische Musik. 1900 Ablegen von Ventotene unter Motor, kein

EviEr 31 erst mit dem segeln beginnt das meer zu leben Wind, Bewölkung ½, Kurs auf Ischia, das wir um 2100 in etwa 10 Meilen Abstand passieren. Dahinter ist Capri zu erkennen, sind die Sireneninseln zu erahnen. Kirke hat Odysseus genaue Anweisungen gegeben, wie er der Sirenen Lied hören kann, ohne ihnen zu verfallen. Es ging dabei nicht nur um Musik, glaube ich, sondern wieder einmal um Erkenntnis, die bewirkt, dass Entscheidung vor dem Stromboli Vor der eindrucksvollen Kulisse des feuerspeienden Stromboli hatte Odysseus sich zu entscheiden: Sollte er westwärts segeln auf dem längeren Weg um Sizilien herum oder nach Süden zu Scylla und Charybdis. der ihr Verfallene sein früheres Leben nicht mehr fortsetzen will. Ein Gleichnis wie auch das von der sinnlichen Kirke, die Odysseus Crew in „Schweine“ verwandelt haben soll. Jede schöne Frau schafft so was, zumindest vorübergehend. Ein Ankerlieger mitten auf dem Meer bereits im Abenddunkel, wenn auch mit der vorgeschriebenen Beleuchtung, mahnt uns, wachsam zu sein. Nachtfahrt, 02 Wie kamen Sie zum Segeln? Alfred Zellinger: Ich bin am Traunsee aufgewachsen. Schon mein Vater war Segler, ich habe das Segeln praktisch zugleich mit dem Gehen erlernt, wahrscheinlich hat mein Vater mir schon als Kleinkind die Pinne seiner O-Jolle in die Hand gegeben. Später als Student hab ich das fortgesetzt, etliche Jahre war der Karriere wegen das Segeln auf Sparflamme, später hab ich’s wieder intensiviert. WaS reizt Sie am Segeln? Segeln ist der komplexeste Sport den es gibt; vom körperlichen und mentalen Einsatz, über die Gruppendynamik bei Crews bis zur Natur, dem Gefühl für Wetter, Wind, Wellen; vom Design und von der Konstruktion der Boote bis zur Taktik der Regatten. Das Segeln verbindet High-Tech Elemente aus der Weltraumfahrt, z.B. Kevlar oder GPS, mit archaischen Elementen, z.B. Seemannsknoten, wie sie die Menschheit schon seit Tausenden Jahren verwendet. Dazu die kulturelle Seite: Meine Identität als Europäer korreliert mit meiner Identität als Segler und egal in welchem Meer des mediterranen Raums ich segle, ich sehe immer zugleich den Grund der Gewässer die ich befahre, sehe die Schichten, die verschiedene Kulturen hier hinterlassen haben, ihre versunkenen Schiffe mit all ihren Gütern und Menschen, ihre Geschichten… die Geschichte des Odysseus, die des Aeneas, der von Troja floh und Rom gründete, vorher die der Fahrt der Argonauten auf der Argo, dem ersten Kriegsschiff der Antike. Ohne das Befahren der Meere gibt es keine Zivilisation, erst mit dem Segeln beginnt das Meer zu leben, kann Kultur sich ausbreiten. Sie beWegen ein eleganteS boot am traunSee, fahren ein ebenSolcheS am mittelmeer - Wie geht Sich daS auS? Ich lebe sonst ziemlich bescheiden. Wenn man wie ich neben seiner Tätigkeit in der Wirtschaft Schriftsteller ist und daher viel liest und viel schreibt, hat man nicht viel Zeit, Geld auszugeben. Als Schriftsteller verdient man zwar nichts, erspart sich aber viel. Außerdem finde ich nichts an Schiurlauben, ich brauche keine Badeurlaube in exotischen Gebieten, ich spiele weder Tennis noch Golf, Moden ignoriere ich ohnedies seit je. WaS unterScheidet für Sie Segeln auf dem See vom Segeln auf See? Sie ergänzen einander; ich will beides nicht missen. Im August, wenn die Marinas und Häfen des Mittelmeeres überfüllt sind, ist Segeln auf dem Traunsee angesagt. Gerade unsere Seen in Österreich sind ja weltweit einmalig und – wie die internationalen Regattaergebnisse, auch bei Olympiaden, zeigen – kann man bei uns offensichtlich auch richtig segeln lernen. Dazu die Infrastruktur und das amikale Umfeld unserer Yachtclubs. Wichtig ist es übrigens, auf Jollen gleichwie auf Yachten zu segeln, nur so lernt man es richtig. Wenn am See der Sturm bläst, so dass mir schon um die Yacht schade ist, sagt sicher meine Tochter: „Geiler Wind heute“ und nimmt mich mit, um ihren Laser gewichtmäßig zu trimmen.

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