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OCEAN7 2009-03-04

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Revierberichte über außergewöhnliche Törns: Einhand durch das Schwarze Meer, in den Kykladen und um Kap Hoorn. Ein Spitzenkoch gibt Tipps für die Bordküche.

22 1 2 3 der Verlust an

22 1 2 3 der Verlust an Höhe, den ich aufgrund des großzügigeren Aussteuerns der Wellen wegen der angeschlagenen Crew in Kauf nehme, rächen sich zum Schluss noch. In der Landab - deckung von Mykonos wird aus den großen Wellen eine kurze, steile, giftige Hacksee, die uns – im Zusammenspiel mit der unverminderten Windstärke – beharrlich am Näherkommen an die Leeküste hindert. Selbst mit zugeschalteter Maschine kämpfen wir uns nur mühsam zurück unter Land. Mykonos und Umgebung Gute Tipps sind goldwert So verwundert es unterm Strich nicht, dass wir kaum früher als die deutschen Nachbarlieger aus Agios Kirikos ankommen, die – etwas später aufgebrochen – tatsächlich ebenso wie wir heute den Sturmtörn gewagt haben. Es ist ihnen nicht besser als uns ergangen. Aber alle sind heil. Sie waren es auch, die uns den Liegeplatz in der weitläufigen Ornos-Bucht im Süden von Mykonos empfohlen haben. Unter den Felsen an der Westseite der Bucht sollten wir uns so tief unter Land verholen, wie es die Wassertiefen gerade eben noch zuließen. Solcher Rat kann in der Ägäis goldwert sein! Wenn man zuvor keine guten Tipps bekommen hat, sollte man bei der Suche nach einem geeigneten Ankerplatz deshalb immer auf Böenstriche achten. Lieber unter Maschine einige Runden drehen und die Situation begutachten, als später durch überhastete Liegeplatzwahl durchgebeutelt zu werden. Die Böen fallen meist in bestimmten Schneisen besonders heftig ein, während es in anderen Teilen einer Bucht relativ ruhig bleibt. So auch hier. Wir liegen sanft wie in Abrahams Schoß, während die in der Bucht frei ankernden Yachten wie wild an den Ketten zerren und in den Böen Boogie Woogie tanzen. Die Ornos-Bucht erweist sich bei Starkwind überhaupt als gute Alternative gegenüber allen Ankerplätzen in und um Mykonos Stadt. Der alte Hafen – heute für Yachten ohnehin gesperrt – war sowieso immer ein Desaster. Unzählige, heute schon legendäre Geschichten ranken sich um diesen Hafen. Um das Chaos, das jedes Mal ausgebrochen ist, wenn die ankernde Schar vom Meltémi seitlich getroffen wurde oder ins letzte (nordöstliche) Hafeneck verholen musste. Und dort dann womöglich von den Trossen der Fähren gefangen gehalten wurde. In der neuen „Marina“ am Fähr- und Kreuzfahrtschiff-Terminal liegt man zwar sicherer, ist aber bei Starkwinden auch heftigsten Fallböen ausgesetzt. Mykonos. Griechenland-Disneyworld? Oder: Mykonos nüchtern betrachtet. Von unserem Ankerplatz ist es nur ein kleiner Fußmarsch über den schützenden Hügel, an dessen Fuß wir ankern, zum Ornos- Beach. Auf dem Weg dorthin schon erste Eindrücke von Mykonos. Von seiner Jet Set-Seite. Die Mastspitze der (deutschen) Megayacht, die in der Bucht frei ankert, erreicht fast Augenhöhe. Der Hügel ist locker 50 Meter hoch. Dahinter wartet der 4

Revier 23 5 Helikopter eines Viele-Sterne-Resorts darauf, Gäste aus Athen ein- oder zum Golfen an Land auszufliegen. Paradise-Beach oder Superparadise-Beach verdanken ihre fantasievolle Namensgebung der blühenden Homosexuellenszene, die auf Mykonos seit den 1960er Jahren verankert ist. Und wenn man dann mit dem Bus von Ornos ins blütenweiß kalkgetünchte Altstadtgassengewirr eintaucht, findet man eine Dichte an Designer-Läden, Szene-Schuppen und In-Lokalen wie sonst kaum wo auf dieser Welt. Und ich muss zugeben, dass ich diese Art von „Schicki-Micki“-Szenerie jahrelang als „Griechenland-Disneyworld“ abgetan habe, als Fassaden-Ort für all jene, die Griechenland gar nicht wirklich kennen (lernen wollen). Doch da bin ich meinen eigenen Vorurteilen aufgesessen. Vorurteile haben es nun mal an sich, dass man urteilt, bevor man es besser weiß. Bevor man den Blick öffnen kann für den größeren, den gesamten Zusammenhang. Da ist auch das Mykonos der Einheimischen Bei mir ging dieses Vorurteil zurück auf einen Chartertörn im Jahre 1993, als ich das erste Mal hierher gekommen war. Nicht einmal beim Trampen, beim klassischen Inselhüpfen in den frühen 1980er Jahren, hatte es mich als damals jungen Mann nach Mykonos gezogen. 1993 dann – im typischen Eil-Tempo des Charterseglers – waren wir am Abend nach anstrengender Überfahrt von Kithnos seinerzeit noch im alten Hafen vor Anker gegangen. Rasch mal rein in den Trubel, Dinner im erstbesten Nepplokal, weil sich die Crew auf nichts Besseres einigen konnte, und um 1.00 wieder raus zur Nachtfahrt nach Astipalaia. Mal ehrlich, kann man da den „richtigen“ Eindruck von einem Ort gewinnen? Bei wiederholten Aufenthalten musste ich die Vorurteile Schritt für Schritt revidieren. Natürlich gibt es all die beschriebenen Elemente vom Jet Set bis zum entsprechenden Preisniveau, das nochmals ein Viertel über dem ohnehin schon hohen Preisen in den übrigen Kykladen liegt. Aber da ist auch das Mykonos der Einheimischen, die verwinkelten Hintergassen, wo die Wäsche wie eh und je zum Trocknen rausgehängt wird, wo die Männer Zeit finden für einen Plausch im Kafeníon. Wo die Einheimischen wieder unter sich sind, wenn die Tausenden modernen „Kreuzritter“ (das sind die Gäste der unzähligen Kreuzfahrtschiffe, die hier laufend vor Anker gehen) das Gassengewirr wieder verlassen haben. Da ist die (architektonisch) 1 versteckte idylle. Hintergassen auf Mykonos. 2 postkartenidylle. Kreuzfahrtschiff und weiße Häuser – das Mykonos, das jeder kennt. 3 Fourni. Impressionen vom Strand vor dem Ankerplatz. 4 Zeit zum spielen. Sandburgen bauen kann jeder – aber einen Fisch? 5 Ankern verboten. Vor diesem Traumstrand auf Delos müssen Yachten 500 Meter Abstand halten. Bitte besuchen Sie uns auf der boot Tulln!

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