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OCEAN7 2011-06

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Sie gelten als die Rolls Royce unter den Segelyachten - die Schiffe aus der Hallberg Rassy Werft in Schweden. In einem großen OCEAN7-Test geht unser Team in dieser Ausgabe dem legendären Ruf der schwedischen Yachten auf den Grund.

32 Wenn der Westwind mit

32 Wenn der Westwind mit Sturmstärke weht, und das tut er hier im Frühjahr oft, dann weiß man, warum dies die Küste des Todes genannt wird. Riesige Atlantikseen rollen heran, brechen gischtend nicht nur auf den Felsen und den dazwischen sehr romantisch versteckten, feinsandigen Stränden, sondern auch auf etlichen tückischen Untiefen und Riffen, die der eigentlichen Küste vorgelagert sind. Hier scheiterten schon viele Schiffe, ertranken Tausende. Und der wilde Atem des Meeres reicht sogar bis in die kleinen Fischerhäfen hinein, wie zum Beispiel hier in Corme, an der Mündung des Ría de Corme y Lage am Nordwestzipfel Galiziens. Auch hinter der vermeintlich schützenden Mole ist das Wasser unruhig, hebt und senkt sich drohend im Rhythmus der tosenden See draußen. So kommen die bunt bemalten Fischerboote selbst hier nicht zur Ruhe, sondern zerren an den Festmacherleinen, dass es nur so knirscht und knarzt. Solch eine Umwelt stimmt vielleicht den Reisenden an Land romantisch, ansonsten härtet sie eher ab. In der kleinen Bar am Hafen hocken Männer mit wettergegerbten, zerfurchten Gesichtern und mit riesigen Händen zum Anpacken und Festhalten. Heute können sie nicht zum Fischen raus, der Sturm lässt selbst die Möwen Schutz suchen, und der Leuchtturm, draußen auf der Huk von Punta Roncudo, ist in eine dauerhafte Gischtwolke gehüllt. 1 3 2

Revier 33 Galizien an der Nordwestspitze Iberiens gehört zur „Keltischen Kante“ Fotos: Shutterstock (4), Volvo Ocean Race (1) „Aber sonst fahren wir fast jeden Tag!“, versichert José: „Putt, putt, putt, putt!“, so imitiert er ganz eingängig das monotone Geräusch eines zuverlässigen Schiffsdiesels und zeichnet mit der rechten Hand wellenförmige Bewegungen in die dicke Luft über der Bar. „Jeden Tag, wenn es nicht gerade so saumäßig stürmt wie heute. Aber was soll man sonst auch schon machen …“ Es ist ein harter Job, und ich möchte nicht mit ihm tauschen, aber dennoch klagt er eher halbherzig, denn der Job ernährt ihn und seine große Familie auch ganz gut. Zumindest, so lange es noch Fisch gibt. Immer weiter hinaus in den Atlantik müssen sie, um noch einen guten Fang zu machen. Wer Galizien wirklich begreifen will, kommt am besten über See, auf eigenem Kiel, wie all die unzähligen Seefahrer vorher, von Kolumbus bis zum Volvo Ocean Race, das 2005 in Vigo gestartet wurde. Schon durch ihre geografische Lage war diese Provinz an der Nordwestspitze Spaniens eher abgeschnitten vom Iberischen Festland, im Rücken die Berge der Kantabrischen Kordilleren, voraus der freie Atlantik. So gehört auch Galizien zur sogenannten Keltischen Kante, die sich am östlichen Atlantik von Nord nach Süd zieht, von Schottland und Irland über Cornwall und der Bretagne bis hierher. Keltensiedlungen wurden an verschiedenen Stellen gefunden, Reste davon sogar in einem Park mitten in der Großstadt Vigo. Keltisch aber ist auch die Landschaft irgendwie, vielleicht durch das 1 Abweisend. Die Ansteuerung nach La Coruña. 2 Sicherer Hafen. La Coruña ist für viele Segler der erste Hafen nach der Biskaya-Überquerung. 3 Moderner. Der neue Yachthafen in Vigo. 4 Historisch. Geschichte auf Schritt und Tritt. 4 ebenfalls keltische, feuchte Klima: Die gleichen bemoosten Bäume und Steine und weichen Farne wie an der schottischen Westküste oder in Cornwall. Von dort aus waren auch wir hierhergesegelt, damals, auf unserem langen Weg nach Süden, jedoch nicht nonstop. Das war vor Jahren, wir lebten an Bord, hatten also alle Zeit der Welt und haben uns deswegen alles unterwegs angesehen – mit langen Aufenthalten in der Bretagne und entlang der französischen Westküste. Heute allerdings reicht uns die gut ausgerüstete Charteryacht, die wir in La Coruña übernommen haben. So segeln wir weiter, in kurzen und gemütlichen Tagesetappen entlang der großartigen Küste und über die Mündungen der großen Rias, die tief in dieses bergige und auch fruchtbare Land einschneiden. Natürlich hat Galizien mehr zu bieten als diesen schmalen Küstenstreifen, aber wir brauchen nicht mehr. Nicht mehr als die vielen kleinen und großen Häfen, romanti- Ria de Corme e Laxe sche und geschützte Ankerplätze in den Camarinhas Rias und natürlich 009° W die Küstenorte. 43° N El Barquero ist solch ein Nest, Fisterra zauberhaft in seiner romantischen Ria de Corcubión Abgeschiedenheit klebt es zwischen Mole und Berg und blickt auf den breiten Fluss, der sich in einer großen Schleife vorbeiwindet. Für unser Schiff ist der zu flach, die Bucht davor bildet Ria de Arousa einen hervorragenden Naturhafen, in dem wir geschützt ankern. Mit dem Dinghi geht es in den Fluss und zu den zwei Bars des Dorfes, Ria de Pontevedra in denen wir den leckeren Albariño aus riesigen, bauchigen Gläsern trin- Illas Cies Bayona La Coruña Santiago de Compostela Vigo Pontevedra 33

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