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OCEAN7 2012-01

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Wunderland Türkei - eine ganz besondere Küste und außergewöhnlich gastfreundliche Menschen machen einen Segeltörn in diesem Revier zu einem unvergesslichen Erlebnis.

32 1 Stühle und Tische

32 1 Stühle und Tische tun‘s doch allemal? Abgewaschen wird mit Tankwasser. Die Sonne erhitzt den schwarzen Tank ausreichend! Und wie Nicholas in dem windschiefen Hütterl diese köstlichen Gerichte zaubert, bleibt immer noch sein Geheimnis; und uns ein Rätsel. Das Kochgeschirr scheint aus dem vorvorigen Jahrhundert zu stammen. Zwischen den Gästen tummeln sich Enten und Schafe. Kalymnos, die Schwammtaucherinsel. Vielleicht ist es das Ethos der Schwammtaucher, das einen zu solch schlichter Lebensführung verpflichtet. Ein Leben, das von vielen Entbehrungen geprägt ist. Nicholas ist ein echtes Kind der „Schwammtaucherinsel“ Kalymnos. Als Sohn eines Schwammtauchers kann er über diese beeindruckenden Tiere breite Auskunft geben. Also bekommt jeder Gast zunächst mal einen Crashkurs in Sachen Schwämme. Wie gesagt, Nicholas ist Lehrer! Die Gewässer rund um Kalymnos wurden gnadenlos ausgefischt. Heute müssen die kalymnischen Schwammtaucher vor den Küsten Nordafrikas der begehrten Beute nachjagen. Aber es gibt die Tradition noch immer. Griechenlands schönster Fjord. Nur ungern und nachdem wir unsere Seebeine auf der „Wander- und Bergsteigerinsel“ Kalymnos ausgiebig vertreten haben, verlassen wir Palionissos. Doch kaum ist der „Bergsee“ hinter uns, siegt die Vorfreude über die Wehmut. Bei recht heftigem Meltémi sind wir froh, dass die Tagesetappe in die Vathí Bucht eine extra kurze ist! Kein 10sm trennen die beiden Superbuchten an der Ostküste von Kalymnos voneinander. Gleich nach Rundung des Kaps Karapsili flacht die See aus. So wird der Blick frei auf die ungeheure Klarheit des Wassers in der Vathi-Bucht. Blautöne in vollendeter Entfaltung und unter Ausreizung aller Schattierungen im Farbspektrum scheinen durch die Spiegelungen und Lichtbrechungen von den steilen Felsen links und rechts der Einfahrt noch verstärkt zu werden. Trompetenfische lieben glasklares Wasser. Und so nimmt es nicht Wunder, dass sich große Schwärme dieser der Gattung der Seenadelingen zuzuordnenden Schmalbrüstigen knapp unter der Oberfläche der glasklaren See tummeln. Zum Ankerplatz hin wird es immer enger und man glaubt zunächst, sich nur mit einem Schuhlöffel in die beliebte Bucht zwängen zu können. Zumal die ausgebrachten Anker der vor der kleinen Yachtmole an der Buchteinfahrt liegenden Yachten den Manövrierraum zusätzlich beschränken. Doch irgendwie geht‘s. Die Bucht ist gut geschützt und nur nach Osten offen. Der Flaschenhals an der Einfahrt bietet zusätzlichen Schutz.. Einst lag man in Vathí an der kleinen Yacht-Mole unterhalb einer Taverne am Anleger. Eine Besonderheit in Griechischen Gewässern: Speisen mit Blick auf die Yacht. Von oben! Die Taverne ist irgendwann abgebrannt. Doch das Lokalangebot am Fischerhafen entschädigt für den Wegfall dieser Annehmlichkeit. 2

Revier 33 Sieben Tavernen in dem kleinen Hafenort – eine für jeden Tag Pserimos – Dass es so etwas noch gibt! Einst wiesen uns die traditionell gebauten Ausflugskaïkis, die nur ein paar Meilen weiter östlich auf den Namen „Gulet“ hören, den Weg zu diesem Inseljuwel. Man könnte sonst glatt dran vorbeisegeln. Wäre ein echter Fehler! Jeden Morgen pünktlich um 11:00 Uhr fallen diese hübschen Vollholz-Motorsegler von Kos kommend in der Bucht ein, um die heilige Ruhe, die normaler Weise herrscht, kurz mal durcheinanderzuwirbeln. Alles raus zum Schwimmen. Sandstrand inklusive. Eine kleine Mole erleichtert Seglern das Anlegen und lädt zum Verweilen ein. Doch, wer es hier wagt, den herrischen Kaϊki- Kapitänen den Ankerplatz zu „rauben“, sollte gewahr sein, diesen auch standhaft zu verteidigen. Als uns die tonnenschweren Rümpfe einmal im Schwell zu zermalmen drohten, suchten wir sichrheitshalber aus eigenem Antrieb das Weite. Heute wissen wir, dass die Bucht am besten „antizyklisch“ zu befahren ist. Um 12:00 Uhr ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Denn ansonsten gibt es hier nichts zu mäkeln. Gegenüber liegt die bilderbuchartig geschwungene Sichel eines wahrlich güldenen Sandstrandes. Dahinter eine Handvoll Häuser. Oder ein bisschen mehr. Denn immerhin sieben Tavernen haben wir gezählt. Sieben - die magische Zahl – verheißt: für jeden Tag eine! Wer könnte dieses Angebot länger zu bleiben leichtfertig ausschlagen? Gleich hinter den paar Strandhäusern enden diese kleinen zivilisatorischen Einsprenksel schlagartig in der kargen Inselnatur. Spätestens dann fällt auf, dass die Insel frei von Straßen ist. Nicht aber von Autos! Die Wirte der Tavernen fahren ihre Pickups einfach über den Strand. Die Reifenspuren sind unmissverständlich verräterisch. Wenn die Versorgungskaïkis Bier und Cola liefern, dann herrscht reger Verkehr auf den vielleicht 200 befahrbaren Metern. Einmal pro Woche. Nisoros – Tanz auf dem Vulkan. Kos kann noch warten und außerdem ist ein Besuch der Vulkaninsel Nisiros immer eines der Highlights für Gäste an Bord der FORTUNA. Der kleine Hafen von Paloí (sprich Palí mit der Betonung am I), entspricht der Wunschvorstellung eines griechischen Fischerhafens wie ein Abziehbild. Die enge, nach Norden offene Einfahrt, und die tückische Ausflachung im Süden des engen Häfelchens machten ihn bei Meltémi jedoch zum gefürchteten Hasardspiel. Inzwischen wurde der Wellenbrecher um ein Stückchen verlängert und die Einfahrt an die Ostseite verlegt. Damit wurde die Einlaufsituation um einiges entschärft. Aufgrund der Legerwallsituation ist bei starkem Meltémi aber immer noch höchste Vorsicht geboten. Als Alternative stünde noch der „Haupt- und Fährhafen“ Mandraki zur Verfügung. Endlich drin,. liegt man im kleinen Hafen dann gut (und seit der neuen Einfahrt noch besser) geschützt und hat gleich gegenüber einige sehr ansprechende Tavernen zur Auswahl. Georgios (sprich „Jorgos“), einer der Tavernenbesitzer, erzählt stolz von seiner Zeit als Gastarbeiter in Großbritannien – in bestem British Eng- 1 vathi. Griechenlands schönster Fjord auf Kalymnos. 2 schwämme. Einst das „Gold“ der Insel. 3 Nikia. „Klein Santorin“, das Dorf am Kraterrand. 4 pserimos.Keine Straßen auf der Insel, aber zwei Autos ziehen Spuren im Sand. 3 4

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