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OCEAN7 2012-02

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Seglerlegende und Bestsellerautor Bobby Schenk verrät exklusiv die besten Tipps und Tricks für Skipper. Dazu gibt es Tests von Yachten und Zubehör, spannende Reiseberichte und opulente Fotostrecken.

82 Big Ben Die Causa

82 Big Ben Die Causa Ainslie Big Bens Ausraster reißt den Segelsport aus dem globalen Dornröschenschlaf, verfrachtet den Weltsegelverband in die Bredouille und spaltet die maritime Community. Eine Analyse von Dominik Marsano Den olympischen Segelsport medial in Szene zu setzen ist zwar ein hartes, aber unumgängliches Brot. Will man an den internationalen Marketingetats mitnaschen, bedarf es einer globalen Visibilität und der entsprechenden Vermarktung. tV-Stationen müssen mit Live-Footage versorgt werden, Fotoagenturen mit Bildmaterial, die Zunft braucht ihre Storys. So gesehen darf sich der Weltsegelverband nach den Worlds, die Anfang Dezember vor Fremantle ausgesegelt wurden, kräftig die Hände reiben. Die titelkämpfe waren gleichzeitig als olympia-nationenqualifikation ausgeflaggt und gipfelten in einer Leistungsschau der Extraklasse. Das Beste aus 160 Ländern gab sich in zwei Wochen und zehn Disziplinen Vollgas die Kante, die Schlagzeilen dominierten aber nicht sportliche, sondern andere Faktoren. Zuerst spielte das Wetter verrückt, dann erforderte Hai-Alarm eine Luftraumüberwachung und kaum war der Fisch wieder untergetaucht, knallten bei Ben Ainslie die Sicherungen durch. Der Ausraster des dreifachen olympiasiegers, den der Fahrer eines Medienbootes in Lebensgröße zu spüren bekam, ging in Bildern um die Welt und bestätigte wieder einmal, dass bad news die besseren nachrichten sind. Der Brite, in den vorangegangenen Wettfahrten nie schlechter als auf rang drei platziert, kassierte für sein Fehlverhalten zwei nicht streichbare Disqualifikationen (regel 69.1) und verpasste dadurch das Medal race. Der fünfte WM-titel war futsch, bereinigt ist die Angelegenheit damit aber noch lange nicht.

ReGATTA 83 Der Mike Tyson unter den Regattaseglern? Macht die ISAF ernst, drohen dem erfolgreichsten Segler des Vereinigten Königreiches zwei Jahre Sperre. Damit wäre der Lokalmatador bei seinen Heim-Spielen lediglich Zaungast. Auch wenn kaum einer damit rechnet, dass die Drohung tatsächlich wahr wird: Staub wirbelt die Causa gehörigen auf und bei genauerer Betrachtung steht nicht nur Ainslie, sondern auch die ISAF am Pranger. Und nun? Was genau war passiert? Ainslie duelliert sich auf der Zielgeraden des neunten Laufes mit Pieter-Jan Postma um den tagessieg, ein Medienboot ist hautnahe am Geschehen dran und beeinflusst den packenden Zweikampf mit Wellen. Der führende Holländer kommt immer wieder ins Surfen, der attackierende Ainslie wird sichtbar gebremst. trotz lauter Worte und deutlicher Handzeichen bleibt das Wellenbild bis zum Schluss beeinflusst, der Brite ist auf Hundert, passiert als zweiter die Linie und jagt vom Finn auf das Medienboot. Dort packt er den verdutzten Fahrer am Kragen und schreit ihm die Meinung ins Gesicht. Anschließend köpfelt der erfolgreichste Jollensegler der Gegenwart ins Wasser zurück, krault seinem Boot hinterher und segelt fluchend von dannen. Während die Öffentlichkeit von einem klaren Fehlverhalten spricht, zeigen Insider Verständnis, denn das aggressive Auftreten der Medienboote sorgt schon des Längeren für unmut im Fahrerlager. Während die Coaches das Feld in einem Abstand von 100 Metern verfolgen oder überhaupt hinter der Start- und Ziellinie verharren müssen, haben die Medienboote narrenfreiheit und das mitten im Feld. Dadurch ergibt sich ein zwangsweise gestörtes Wellenbild, es kommt auch zu ungewollten Kursänderungen durch im Weg stehende Boote und das geht den Aktiven, die sich mit ihrem Primgeiger überwiegend Gute Quote Für die heimischen Segler war das WM-Abenteuer vor Fremantle durchaus lohnend. in drei Bootsklassen wurde die Nationenquote erfüllt, und damit ein Startplatz bei den Spielen eingefahren, mit Andreas Geritzer und dem 49er-Duo Delle Karth/Resch schaffte es ein Trio in die Top10. Geritzer segelte lange Zeit auf Medaillenkurs, nach einer Kollision im Medal Race musste sich der Laserati mit Rang sechs begnügen, die heimische Skiff-Fraktion fi nalisierte auf Platz sieben. im kommenden Mai werden die restlichen Olympia-Nationenplätze ausgeschüttet, in den Klassen Starboot, 470er Damen und Finn gibt es noch berechtigte hoffnung auf ein Ticket für die england-Spiele. solidarisch zeigt, gehörig gegen den Strich. nun steckt die ISAF in der Zwickmühle. Auf der einen Seite will der Segelsport stärker in der Öffentlichkeit wahrgenommen werden. Dazu gehören möglichst dramatische Live-Bilder von der regattabahn. Auf der anderen Seite kann die mediale Bedrängnis auf dem Wasser das sportliche Bild verzerren. So gesehen in Fremantle. Eine Brise Professionalität in Sachen Medien-Management täte der ISAF sicherlich gut. Sich diese ins Boot zu holen kostet allerdings Geld und um dieses zu lukrieren, sind wiederum Sponsoren von nöten. Mal sehen, was daraus wird.

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