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OCEAN7 2013-06

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Spannende Begegnung weit ab der Zivilisation. Wolfgang Hausner beschreibt unter dem Titel "Mörder, Säufer, Weltumsegler" die Szene der Aussteiger und Lebenskünstler auf den Philippinen. Außerdem: Inseln, Buchten & Visionen: Eine OCEAN7-Reportage aus dem Revier zwischen türkischer Küste und griechischen Inseln.

OCEAN7People Mörder, Säufer, Weltumsegler Seglerlegende Wolfgang Hausner, der als erster mit einem Katamaran die Welt umsegelte, lebt seit Jahrzehnten auf seinem Schiff, derzeit in den Gewässern der Philippinen. Alljährlich zur Regenzeit versteckt sich der Österreicher in einer geschützten Lagune in Tambobo, wo er notwendig gewordene Wartungsarbeiten an seinem Katamaran durchführt und dabei auf die abenteuerlichsten Typen trifft. Exklusiv für OCEAN7 porträtiert er sie hier. 24 OCEAN7 06/2013 | November/Dezember 2013

Typen auf den Philippinen Taboo III segelte wieder einmal von Cebu nach Negros. Es war Beginn der Regenzeit auf den Philippinen und mein Ziel, die Bucht von Tambobo, lag nur wenige Meilen voraus. Mit an Bord war Rodelyn, meine Lebensgefährtin seit mehreren Jahren. Eine leichte Brise blies den Kat die Küste entlang, wir umrundeten das letzte Kap und schlängelten uns durch die enge Riffeinfahrt. Der äußere Teil der Bucht war mit Fischerbooten in allen Größen vollgerammelt, aber weiter drinnen hatten sich über zwanzig Yachten breitgemacht. Einige davon seit mehreren Jahren. Mein Stammplatz ist am linken Ufer, wo mein Wiener Freund Karl ein größeres Grundstück besitzt. Ich motorte mit drei Knoten auf den Strand, bis der 18-Meter-Kat im Sand stecken blieb. Innerhalb der nächsten zwei Tage mit dem nahenden Vollmond würde ich weiter den Strand hochrobben und dann konnte mein Alltag in Tambobo beginnen. Tambobo selber ist eine spärliche Ansammlung von Hütten und Häusern am Ufer der äußeren Bucht. Der kleine Ort Siaton – 12 km entfernt – bietet nur beschränkte Einkaufsmöglichkeiten, für alles andere muss man nach Dumaguete, der Hauptstadt von Negros Oriental, 50 km weiter im Osten. Wer dann dort ohne eigenes Fahrzeug angekommen ist, nimmt einen Bus zurück nach Siaton und rumpelt mit einem Habel-habel nach Tambobo. Das ist ein Motorrad, dessen Fahrer zahlende Fahrgäste auf dem Sozius befördert. Wenn man dann endlich auf dem Rücksitz eines solchen Habel-habel sitzt, mit angeschnallten Kartons und möglicherweise eingeengt von weiteren unerwünschten Fahrgästen, geht es erst durch Reisfelder in allen Schattierungen von Grün und dann die palmengesäumte Uferstraße entlang, wo oft auf der Seite der Fahrbahn Maiskörner auf Planen getrocknet werden. Später windet sich die nur teilweise ausgebaute Straße den Berg hoch und plötzlich schlägt einem um die Mittagszeit die heiße Luft, reflektiert von der felsigen Steilwand, glühend ins Gesicht. Wem gehört der Tischler? Zuerst galt es, meinen Tischler Delfin ausfindig zu machen. Ein guter Mann hat immer Arbeit und momentan war er für einen Engländer tätig. Mark im Rasta-Look und um die 40 hatte vor längerer Zeit einen Gaffelkutter von dem Belgier Erik erstanden. Aber je mehr sich Mark in die Tiefen des Schiffes wühlte, desto mehr Schäden und Fäulnis kamen zum Vorschein. Außerdem hatte Erik eine kleine, aber bedeutungsvolle Episode unerwähnt gelassen. Einige Jahre zuvor segelte er seinen Eigenbau nach Boracay, um dort über die Weihnachtsfeiertage die Puppen tanzen zu lassen. Erik hatte Pech, er geriet in den Außenbereich eines Taifuns und wurde kurzerhand auf den Strand einer der Cuyo-Inseln geworfen. Er konnte von Glück reden, nur einen Streifschuss abbekommen zu haben. Egal wie, er hinkte zurück nach Tambobo, reparierte so gut es ging, aber ab dann wollte er verkaufen. Mark fand sich mit weniger als einem brauchbaren Viertel der angeknackten Yacht wieder und baute um diesen kläglichen Rest das Schiff wieder auf. Für diese Kosten und Zeitaufwand hätte er gleich einen Neubau in Angriff nehmen können, aber dafür war es jetzt zu spät. Zur Aufmunterung seines tristen Arbeitsalltages brachte er eines Tages ein Mädchen aus Cebu mit. Das junge, hübsche Ding kam aus einem Nachtclub, war lebenslustig 1 Mit Mark auf seinem Schiff, als es noch einer Werkstatt glich. November/Dezember 2013 | OCEAN7 06/2013 25

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