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OCEAN7 2015-01

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California Dreamin'. Eine Reise in eine andere Welt. Ein OCEAN7 Team war im mexikanischen Mar de Cortez unterwegs, dem Golf von Kalifornien an der Pazifikküste und schildert Begegnungen Auge in Auge mit Seelöwen, Walhaien und Teufelsrochen. Es ist ein einzigartiges Revier, das der große Meeresforscher Cousteau wegen seiner Artenvielfalt das "Aquarium der Welt" genannt hat.

OCEAN7Service Drum prüfe, wer sich bindet Seit 25 Jahren bildet Willi Dibl in seiner Segelschule angehende Skipper aus. Für die Theorie hat sich der 68-Jährige eine professionelle Ausbildner-Crew aufgebaut, um sich den Rücken frei zu halten für sein Lieblingsrevier: der praktischen Wissensvermittlung auf See. Herr Dibl, wenn man den A-Schein hat, kann man grundsätzlich segeln. Wozu also ein Skipper-Patent machen, wenn man Mitsegler ist, der über die Jahre auch viel Erfahrung auf See gesammelt hat? Ohne Skipper-Patent kann man in der Regel keine Yacht chartern, man wäre also immer von anderen abhängig. Und selbst wenn man die Yacht auch dann führen könnte, wenn der Skipper z. B. nach einem Sonnenstich umkippt, so trägt man ohne Befähigungsnachweis das volle rechtliche und versicherungstechnische Risiko. Es geht ja bei der Skipper-Ausbildung auch nicht nur ums Segeln. Es geht ums Erlernen der Kartennavigation, Wetter- und Gezeitenkunde, Bootsbau und Bordpsychologie usw., also um Wissen, das man als Mitsegler so nicht in die Wiege gelegt bekommt. Wie hoch ist der Frauenanteil in Ihren Ausbildungskursen? Vor 20 Jahren war das ja noch ziemlich eine Männerdomäne, heute freue ich mich über einen Frauenanteil von durchschnittlich 30 Prozent. Bei meinem nächsten Ausbildungstörn in der Adria habe ich sogar nur einen jungen Mann und vier Frauen an Bord – das wird sicher nicht nur bordpsychologisch spannend. Ein Skipper ist auch Blau ist die Praxis. April 2014. „Schlange aus dem See…, kriecht um den Baum…, Bullshit!“ sagt Willi Dibl, während er ohne hinzusehen einen Palstek frei aus der Hand zaubert (am Ende unseres einwöchigen Ausbildungstörns beherrschen wir das alle). Backbord querab zieht gerade Grado an uns vorbei, mit gemischten Gefühlen blicken wir auf den Badestrand. Eine Segelyacht unter kroatischer Flagge, die im Sturm am Vortag in einen Legerwall geraten und auf Grund gelaufen ist, wird von den immer noch hohen Wellen überspült, während Schaulustige am Strand mit ihren Handys Fotos für Mark Zuckerberg schießen. Wir segeln am Wind weiter nach Portorož, um vor der Anlegestelle des Grand Hotel Bernardin das An- und Ablegen (längsseits und römisch-katholisch) zu üben. Alles klappt vor Ort überraschend auf Anhieb, sodass wir eitel Wonne Kurs auf Izola nehmen. Hier holt uns Seebär Willi Dibl wieder auf den Boden zurück, indem er unsere Madame Mim, eine 41-Fuß- Sun-Legend, unter Segel mit einem Aufschießer punktgenau an der Kaimauer von Izola andockt wie ein Astronaut seine Sojus-Kapsel an der Weltraumstation ISS … Kurz darauf werden wir auch schon vom MSVÖ-Präsidenten Herbert Rapp (Interview siehe Seite 45) und seiner Gemahlin herzlich an Land begrüßt. Woher sie wussten sie …? „Es gibt nur einen, der hier so anlegt“, sagt Rapp lachend, während wir im Marina-Restaurant die berühmten mit Schinken und Käse gefüllten Kalamari verspeisen. Als wir am Ende des Ausbildungstörns wieder mit Flaggenparade auf italienische Hoheitsgewässer wechseln, beherrschen wir nicht nur alle wichtigen Gibt es so etwas wie einen gesetzlich geregelten, einheitlichen Lehrplan für Österreich? Leider nein. Das Gesetz schreibt vereinfacht nur vor, dass Ausbildungsstätten ihre Kandidaten so auszubilden haben, dass sie selbstständig eine Yacht führen können. Wie viel und welches Wissen genau dafür zu vermitteln ist, bestimmen die prüfungsberechtigten Verbände selbst. Das führt teilweise zu Auswüchsen, dass man sich schon fragen muss: „Wollen die Sportschiffsführer oder Berufsschifffahrtskapitäne?“ Natürlich gibt es auch das andere Extrem: Wer eine FB2-Ausbildung komplett in Theorie und Praxis inklusive Prüfung in nur fünf Tagen anbietet, handelt wohl genau so fahrlässig wie derjenige, der sich auf so eine „Ausbildung“ einlässt. Welcher Verband prüft die Segelschule Dibl bzw. ihre Schüler? Wir bieten neben der Segel- auch eine fundierte Motoryacht-Ausbildung an. Daher war es mir wichtig, einen Partnerorganisation zu finden, die berechtigt ist, Prüfungen auf beiden Gebieten abzunehmen und Patente auszustellen. Wir haben uns für den MSVÖ entschieden, die haben ein sehr gutes Angebot und ein vernünftiges Anforderungsprofil.

Bordpsychologe Knoten, Segel-, Anlege- und Mann-über-Bord-Manöver sowie das Navigieren bei Tag und Nacht, sondern Willi sei Dank auch das Einhandanlegen unter Motor. Gepaart mit dem unbeschreiblichen Gefühl, dabei eins zu sein mit der Yacht wie ein Kunstreiter mit seinem Pferd, bildete diese Lektion das letzte und wohl größte Highlight der Ausbildungswoche auf See. Jetzt funkt’s. April 2014. „Alfa, Bravo, Charlie …“ – das internationale Buchstabieralphabet war noch die leichteste Übung. Doch jetzt sitze ich am Funkgerät und soll den ersten Urgency-Call meines Lebens absetzen. Vor lauter Aufregung feuere ich meinen zuvor ordnungsgemäß mit nautischen Fachausdrücken beschickten Funkspruch auf Englisch ins Mikro wie die Chinesen ein Feuerwerk in den Himmel. Und bestehe die Funkzeugnis-Vorprüfung nicht. „Laaangsam sprechen, sodass der Prüfer bei der Fernmeldebehörde jedes Wort mitschreiben kann, sonst war’s das“, beschwört mich Willi Gedlicka, Spezialist der Segelschule Dibl für Schiffsfunk und GMDSS („Global Maritime Distress Safety System“ – ist eine Prüfungsfrage!). 2 1 Längseits anlegen. Solange der Mariniero den Festmacher nicht um den Hals, sondern in die Hand geworfen bekommt, ist alles gut. 2 Boje über Bord. Wer das Notmanöver kann, hat alles schnell wieder im Griff. 3 In Grado wird zuerst am Teller gedreht und dann römisch-katholisch angelegt. 4 Einem guten Skipper dient der Plotter nur als Hilfs- und nie als Allheilmittel. 5 Teambuilding auf skipperisch: Ein Bordfrühstück auf See schweißt zusammen. 3 1 4 5 Jänner/Februar 2015 | OCEAN7 01/2015 47

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