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2-2022 REISE und PREISE

TANSANIA DIE AUTORIN

TANSANIA DIE AUTORIN INFORMIERT Serengeti National Park Den Mythos Serengeti (»endlose Weiten«) schuf Bernhard Grzimek durch seinen Film. Der älteste Nationalpark Tansanias ist fast so groß wie Schleswig-Holstein (14.763 km²) und berühmt für die jährliche Wanderung riesiger Herden von Zebras und Gnus. Attraktion sind die Raubkatzen. Ngorongoro-Krater Der rund 20 km breite Ngorongoro-Krater, Einbruchkessel eines urzeitlichen Vulkans, ist Heimat von 25.000 Tieren. Die Stars hier sind ein gutes Dutzend der vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner. Giraffen gibt es nicht im Krater, dafür sind die Kraterwände zu steil. Vom Baum hat die Löwin im Serengeti National Park einen guten Überblick Flamingos über dem Lake Manyara Manyara National Park Der Manyara-See dominiert den kleinen Park (330 km²), der im Westen durch die Klippen des Großen Afrikanischen Grabenbruchs (Rift Valley) begrenzt ist. Berühmt ist er für seine Baumlöwen und seine bis zu 2 Millionen Flamingos. Arusha National Park Der 143 km² kleine Nationalpark liegt zwischen den Gipfeln des Mount Meru und des Kilimandscharo und ist deutlich grüner als die meisten anderen. Neben einer großen Giraffenpopulation gibt es eine Vielfalt an Vögeln. Tarangire National Park Der Fluss Tarangire ist die Wasserader des Parks (2.800 km²). An seinen Ufern löschen vor allem in der Trockenzeit viele Tiere ihren Durst. Berühmt ist der Park für die größte Elefanten-Population des Nordens und die eindrucksvollen Baobab- Bäume. »Im Ngorongoro- Krater drängen sich die Wildtiere wie in einem gigantischen Amphitheater.« 10 REISE-PREISE.de 2-2022

VON ELKE HOMBURG Fotos: agefotostock/ imago images, Ariadne Van Zandbergen/ Alamy, Javier Sanchez, Morgan Trimble/ Alamy, Panthermedia/ imago images, Terry Allen/ Alamy Mit unvergleichlicher Eleganz spazieren Giraffen und Zebras über den Catwalk am Rande des Arusha-Nationalparks. Ein paar Büffel mustern die Parade aus der Ferne – vielleicht genauso fasziniert von diesem Anblick wie ich. Die Gäste der »Hatari Lodge« haben den Logenplatz beim allabendlichen Spektakel und prosten sich mit einem Kilimanjaro-Bier am Lagerfeuer zu. Schnell sinkt die Sonne über dem Buschland tiefer, und der Kilimandscharo auf der einen und der Mount Meru – der zweithöchste Berg Tansanias – auf der anderen Seite hüllen sich in Wolken, als wollten sie sich auch zur Ruhe begeben. Plötzlich ist da dieses ganz besondere Prickeln: Ich bin in Afrika! Hollywood drehte 1960/61 im damals gerade eröffneten Arusha-Nationalpark den Film »Hatari« mit John Wayne und Hardy Krüger in den Hauptrollen. Krüger verliebte sich in die Landschaft und baute unweit der Film-Lodge seine eigene kleine Farm. Als er Anfang der 1970er- Jahre nach Deutschland zurückkehrte, verfiel sie. 30 Jahre später hauchten ihr Jörg Gabriel und seine Frau neues Leben ein. »Ich hatte nie geplant, Hotelier zu werden«, erzählt der Deutsche, der in Tansania aufwuchs. Als das Angebot kam, aus der heruntergekommenen Farm eine Lodge für Safaritouristen zu machen, nahm er die Herausforderung an. So entstand nach und nach ein kleines Paradies mit einer Handvoll Zimmer und »John Wayne Bar«. Hier können sich Besucher inmitten der Retro-Kulisse bestens auf ihre Safari einstimmen. »Karibu, willkommen.« Nach dem Early Morning Tea holt Meshak Peter unsere kleine Gruppe am nächsten Tag ab. Er wird uns als Guide durch die bekanntesten Nationalparks im Norden Tansanias führen. Doch bevor wir in den Land Cruiser steigen, lädt er zur Walking Safari ein. Die erste hautnahe Begegnung mit der Wildnis. Im Gänsemarsch und mit reichlich Gänsehaut geht es zu Fuß durchs grüne Buschland an den Hängen des Mt. Meru. Meshak läuft voraus, ein bewaffneter Ranger bildet die Nachhut. Büffel, Warzenschweine und Wasserböcke ziehen in wenigen Metern Entfernung vorbei, Stummelaffen und Steppenpaviane hangeln sich von Baum zu Baum. Für die Giraffen, die genussvoll an Akazienblättern naschen, ist der Arusha-Park wie ein riesiger Gemüsegarten. Nach so viel Wildlife gibt’s eine Atempause mit Picknick oberhalb der salzigen Momella-Seen, in denen sich Tausende von Flamingos tummeln. Affenbrotbäume und Kaffeeplantagen Das Grün des Arusha-Parks lassen wir am nächsten Tag hinter uns. Als wir die Tore zum Tarangire-Park passieren, ziehen die Autos längst Staubfahnen hinter sich her. Wir sind in der Savanne angekommen. Unter mächtigen Baobabs suchen Zebras Schatten. Gnus, Impalas und Elefanten sammeln sich am Tarangi- re-Fluss, um ihren gewaltigen Durst zu stillen. Eine friedliche Szenerie, in der von Jägern und Gejagten wenig zu spüren ist. Auf dem Weg zum Ngorongoro-Schutzgebiet türmt sich der Ostafrikanische Grabenbruch wie eine Mauer vor uns auf. Rund 500 Meter geht es in Serpentinen bergauf ins tansanische Kaffeeland mit seiner fruchtbar roten Erde. An den Hängen Kaffeesträucher in Reih und Glied. Hier ist Meshak aufgewachsen. In der Kirche, in der er getauft wurde, probt gerade der Gospelchor der Gemeinde. Ein großes Hallo für unseren Guide, den hier jeder kennt. Meshak hatte Glück, dass der Lehrer der Missionsschule sein Sprachtalent entdeckte und ihn zur Reiseleiter-Ausbildung nach Arusha schickte. Heute führt er Touristen auf Englisch, Deutsch und Französisch und kann seiner jungen Familie einen bescheidenen Wohlstand bieten. Nach der Corona-Durststrecke kommen auch langsam die Besucher zurück. In Tansania erwarten sie viele Menschen sehnlichst, denn der Tourismus ist der wichtigste Wirtschaftszweig des Landes. Rangerin im Arusha National Park Freundliche Barkeeper in der »John Wayne Bar« Nirgends ist die Wildtierdichte höher als im Ngorongoro-Krater Aus 2.450 Metern Höhe ein Blick in die Tiefe. Noch liegt Dunst im Kessel des Ngorongoro-Kraters, der durch eine gigantische Vulkanexplosison entstand. Nirgendwo auf der Welt ist die Wildtierpopulation dichter als hier. Kurve für Kurve schrauben wir uns abwärts. Rund 25 Jeeps verharren an einem Platz, riesige Teleobjektive recken sich aus den Dachluken. Auch wir suchen eine gute Position für Rhino-Fotos. Schließlich leben im Krater noch einige der vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner, die zusammen mit Büffel, Löwe, Leopard und Elefant zu den Big Five zählen. Doch denen ist der Rummel heute wohl zu groß. Ein bisschen enttäuscht fahren wir weiter. Meshak zaubert dafür andere Attraktionen aus dem Hut. Rund um einen Salzsee grasen riesige Herden von Gnus und Zebras, die in ein paar Monaten auf große Wanderschaft gehen werden. Wir sehen aber auch Hyänen beim Mittagsschlaf und einen Hippo-Pool mit schläf- Aus den Safari- Jeeps wird eine Löwin fotografiert Elefantenherde und Baobabs im Tarangire National Park 2-2022 REISE-PREISE.de 11

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