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2008-3 REISE und PREISE

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NEPAL DIE REPORTAGE Der

NEPAL DIE REPORTAGE Der fantastische Himalaja, kurvenreiche Fahrten durch fruchtbare Land schaften, atem beraubende Tempelanlagen – Nepal beeindruckt jeden Besucher. Die ständige Militärpräsenz und haarsträubende Missstände sorgen allerdings für einen bitteren Beigeschmack. VON ANDREA BONDER Auf Augenhöhe mit dem Himalaja Die Straßen von Kathmandu sind überfüllt. Kleine Maruti-Suzuki-Taxis, uralte Busse, nagelneue Geländewagen und Mofas kämpfen auf den Schlaglochpisten um jeden Zentimeter Platz. Vollgestopfte Geschäfte verkaufen alles, vom Bonbon bis zur Eisenplatte. Fliegende Händler breiten auf Decken indisches Obst und chinesische Plastikwaren aus, hinter Mauern ragen Villen empor, auf einem Müllhaufen schläft eine Kuh, und dann kommen die besten 500 Meter Straße des gesamten Landes, vor dem Königspalast. Das Guesthouse, das wir ansteuern, liegt wie die meisten im Travellerdistrikt Thamel. Das Angebot in Thamels Gassen lässt Bangkoks Khao San Road glatt erblassen: Trekkingläden, Reiseagenturen, Souvenirläden, Klangschalenund Gemäldeläden, deutsche Bäckereien, jede Menge Kneipen und Restaurants. Die Supermärkte führen Milka-Schokolade und Prepaid- Handykarten. Wegen des heutigen Powercutsitzen die Shopbesitzer allerdings bei Kerzenlicht. Um 19 Uhr sind dann die meisten Geschäfte geschlossen, Ausgangssperre für Nepalis, heißt es. Die Kneipen sind so gut wie leer – wahrscheinlich liegen die Touristen schon in den Federn, den Trekkingführer in der Hand. Auch am nächsten Morgen früh um fünf Uhr ist alles noch ganz ruhig. Das Taxi tuckert einsam durch die leeren Straßen, einige Jogger sind unterwegs, dank der mauen Straßenbeleuchtung sieht man sogar den Sternenhimmel. Am Flughafen warten schon Dutzende auf ihren »Mountain Flight« in den Himalaja. Der Höhenunterschied zwischen Kathmandu (1.300 Meter) und den Berggipfeln auf fast neun Kilometern beträgt immer noch das Zweieinhalbfache der Zugspitze. Aus dem Flugzeug 8 REISE & PREISE 3/2008

Nichts für schwache Nerven: Überquerung des Kali Gandaki River auf einer Hängebrücke vor der imposanten Kulisse des Annapurna- Massivs ist der Himalaja dann auf Augenhöhe. Es er - streckt sich eine unwirkliche, atemberaubende Welt mit scharfkantigen Gipfeln, Gletschern und grauem Gestein, darunter die Wolken, darüber der blaue Himmel. Der Co-Pilot zeigt jedem Passagier den Mount Everest persönlich. Erst 1953 setzte Edmund Hillary als erster Mensch einen Fuß auf den Gipfel des höchsten Berges der Welt – heute gibt es einen Riesenandrang. Auf dem Weg zum Gipfel kommt es schon mal zum Stau. Ambitionierte Everest-Touristen blättern locker 50.000 Dollar für eine perfekt organisierte Besteigung hin. Hindutempel, Paläste – und die Freak Street Wieder zurück in Kathmandu, folgt eine Zeitreise einige Jahrhunderte zurück. An Kreuzungen und kleinen Plätzen sind Schreine und Wasserstellen, wo Frauen noch heute Haare und Wäsche waschen und Metallkrüge füllen. Geduckt geht es in den einen oder anderen Seitengang, an deren Ende ruhige Innenhöfe liegen. So muss Kathmandu früher gewesen sein, als seine Bevölkerung noch nicht auf über 1,5 Millionen angeschwollen war. Heute bleiben hier selbst Fußgänger eingekeilt im Stau stecken. Der Staub raubt den Atem. Erst am Durbar Square (Palastplatz) lässt sich wieder durchatmen – und staunen. Der Platz ist voll von traumhaften Palästen, Pagoden, Tempeln und Schreinen. Auf den Treppen sitzen plaudernde Männer beim Kartenspiel und zeichnende Studenten. Einige Tourguides zeigen kleinen Gruppen den Palast der hochverehrten Kumari, einem Mädchen, das als Inkarnation einer Hindu-Göttin gilt. Ein Blick in eine andere Welt. Keine hundert Meter weiter beginnt eine Welt, REISE & PREISE 3/2008 9

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