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2009-1 REISE und PREISE

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TONGA DIE REPORTAGE Ein

TONGA DIE REPORTAGE Ein König, seine Untertanen und 176 wundervolle Eilande: Schlaglichter auf das südpazifische Inselreich Tonga zwischen Fototapete und Umbruch. Ein Land, das allen Südsee-Klischees gerecht wird und lang gehegte Robinson-Träume in Erfüllung gehen lässt. VON JOCHEN MÜSSIG s ist das Nichts, das für Europäer so faszinierend ist. Und Tonga hat viel von diesem Nichts. Von einem Eiland, das für jeden Inselwitz taugen würde und damit dem Postkartenideal und Traumformat eines Europäers entspricht, sagt ein Tonganer verwundert: »Aber da gibt es doch überhaupt nichts ...« Dieses unsereinem so wohlgefällige Nichts definiert sich über drei bis zehn Palmen, die ringsum von einem gleißend weißen Sandteppich umgeben sind. Der nächste Ring besteht aus Wasser, von kristalldurchsichtig über hellblau und grelltürkis bis zu tiefem Tintenblau. Natürlich lebt dort kein Mensch und mit anderen Touristen muss man so ein Inseljuwel auch nicht teilen. Auf so einem wunderschönen Nichts geht der viel gehegte Robinson-Traum in Erfüllung. Dutzende der 176 tonganischen Inseln sehen so aus. Von den drei Hauptinselgruppen Tongatapu, Vavau und Haa pai sind solche Musterinseln schnell erreicht und dann in zehn Minuten schlendernd umrundet. Sie heißen Malinoa, Tao oder Nuku und Robinson- Willige müssen nur für ein paar Dollar ein Boot chartern und dann – einfach nur noch in den Tag träumen, plantschen, schnorcheln, verliebt sein ... Das Picknickpaket bereiten gerne die netten Freitags vom Resort zu, denn eine Kokosnuss zu köpfen, ist gar nicht so einfach. 8 REISE & PREISE 1/2009

Zum Königreich Tonga gehören 176 zumeist unbewohnte Inseln, verteilt auf eine Meeresfläche von der Größe der Türkei. Traumstrände wie hier auf der Insel Haapai gibt es in Hülle und Fülle Corned Beef gilt als Delikatesse Das ist die eine Seite, die der Fototapete aus Touristensicht. Die andere Seite kann man vielleicht anhand von einer Dose erklären: Eine Dose Corned Beef geht bei uns eher als Hundefutter denn als Delikatesse durch. Auf Tonga steht Corned Beef dagegen in der Gunst vor Hummer und Mahi-Mahi, vor Rindersteak und Lammkeule. Natürlich will der Mensch immer genau das, was er gerade nicht hat. Siehe oben: der Traum vom Nichts. Aber ein Tonganer denkt da pragmatischer: Eine Dose Corned Beef ist leichter zu öffnen, als ein Fisch zu fangen. Und es ist außerdem viel sättigender sowie ein Symbol für den Wohlstand. Sitzt ein Mitglied des Königshauses bei einer Veranstaltung auf dem Podium, darf als Anerkennung eine Drei-Kilo- Dose Corned Beef nicht fehlen: Sie wird platziert wie ein Namensschild. Man stelle sich vor, bei einer Pressekonferenz der Bundeskanzlerin stünde neben dem Mikro eine Dose mit eingemachtem Fleisch ... In Tonga etwas ganz Normales. Stünde die Dose nicht da, wäre es ein Affront. »Fakalahi Meakai« steht auf jeder tonganischen Münze. Das heißt »Viel Essen« ... und abgebildet sind dazu Süßkartoffeln und Brotfrucht, Kokosnuss und Bananen. Für gutes Essen machen Tonganer fast alles. Gibt man ihnen Arbeit, erledigen sie diese ohne Elan, mal gerade so. Verspricht man aber Dankbarkeit und als Anerkennung genügend Essen anzubieten, dann sind sie mit Eifer bei der Sache. Tonganer leben in einer Art Familiensozialismus. Es reicht, wenn zwei oder drei aus der Großfamilie Geld verdienen, am besten in Neuseeland oder Australien, wo mehr zu holen ist als auf Tonga. Die anderen graben dafür die Süßkartoffeln aus oder schneiden die Taroblätter auf dem Familienfeld. Tonga ist autark wie kaum ein anderes Land der Erde. Auf der Insel der ‘ REISE & PREISE 1/2009 9

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