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2009-4 REISE und PREISE

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SÜDAMERIKA DIE

SÜDAMERIKA DIE REPORTAGE Argentinien · Chile · Uruguay 3 Wochen, 3 Länder und 5.000 Kilometer on the road. Eine Reise vom Atlantik bis zum Pazifischen Ozean – quer durch Argentinien über die Anden nach Chile. Mit einem abschließenden Badeaufenthalt in Uruguay. Das pure Erlebnis. VON ANJA KEUL Quer d die Pa Der hellblaue Lieferwagen fährt uns seit mindestens 50 Kilometern vo - raus. Seltsam, dass wir ihn nicht einholen! Als wir zum Fahrerwechsel anhalten und der helle blaue Fleck auch nach der Pause genauso weit entfernt erscheint, ist klar: eine Fata Morgana. Die Trugbilder sind nicht ungewöhnlich auf den schnurgeraden Straßen, beschränken sich meist aber auf die Illusion von silbrigem Wasser auf dem Asphalt. Da baut sich vor uns schon das nächste auf: Hui, das sieht ja fast aus wie eine Ziegenherde. »Das ist eine Ziegenherde!«, schreit mein Beifahrer und beherrscht sich gerade noch, mir ins Lenkrad zu greifen. Meckernd queren die höchst realen Erscheinungen die Straße. Noch 300 Kilometer bis La Cumbre. Da ist es wieder grün. Man braucht schon Sitzfleisch, um Argentinien mit dem Mietwagen zu erkunden. Dabei sieht unsere 5.000-Kilometer-Tour auf der Karte des achtgrößten Landes der Welt eher lächerlich aus: quer durchs Land von Buenos Aires nach Chile und über Uruguay wieder zurück zwischen 35. und 31. Breitengrad. Kein Abhaken entlegener Attraktionen wie den Wasserfällen von Iguazú im Norden oder gar Feuerland, keine Inlandflüge, kein Stress. Bloß das Land. Die Pampa. Und die Menschen, die mit Vorliebe Witze über die eigene Regierung machen. Grillmeister bei einem Straßenfestes (links). Gaucho im uruguayischen Tacuarembo (oben rechts). Bunte 6 REISE & PREISE 4/2009

Wer auf dem Landweg von Argentinien nach Chile will, kommt um die Anden nicht herum. Im Bild: der 6.860 Meter hohe Andenvulkan Cerro Tupungato an der argentinisch-chilenischen Grenze urch mpa Straßencafé mit Blick auf die Skyline am Puerto Madero (links). Kneipe im Viertel San Telmo (rechts) Ouvertüre: Buenos Aires Ein Schuss Barcelona, ein Hauch von New York, Pariser Flair und Londoner Hektik, gepaart mit italienisch-lässigem Lifestyle: Argentiniens Metropole wirkt erstaunlich europäisch. Ein paar Tage sollte man hier schon verbringen, um den Mythen und Ikonen der Nation nachzuspüren, Open- Air-Tango auf dem Plaza Dorrego im Viertel San Telmo zu sehen oder in den Desig ner- Shops des Ausgehviertels Palermo zu stöbern. Ein Besuch des Plaza de Mayo im Zentrum, seit Jahrzehnten der Brennpunkt des politischen Geschehens und der Protes - te aus dem Volk, gehört ebenso dazu wie die geschäftige Fußgängerzone Calle Florida oder ein Bummel über den Recoleta-Friedhof mit seinen steinernen Mausoleen, auf dem auch Evita Perón begraben liegt. Den besten Blick auf die Skyline hat man beim ca. eineinhalbstündigen Spaziergang durch die Reserva Costa Sur beim Hafen Puerto Madero – an den Eingängen zum naturbelassenen grünen Park am Río de la Plata duftet es nach Holzkohle, offerieren bunte Buden Choripán (Brötchen mit Bratwurst) oder Hamburguesas für € 0,50–0,90. Fassaden in Valparaíso (oben) Startpunkt: Buenos Aires, das Paris Südamerikas Nach Wirtschaftskrise und Staatsbankrott lag das Land 2002 am Boden. Zwischendurch ging es zwar wieder aufwärts, doch die spöttischen bis resignierten Klagen über die abgehobene Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner gehören zum Alltag. Gerade junge Argentinier empfinden ihr Leben wie einen Tanz auf dem Vulkan – vor allem die Porteños, wie die Einwohner der 3-Millionen-Metropole genannt werden. Insgesamt leben rund 14 Millionen Menschen im Großraum Buenos Aires. Jobs gibt es nur für einen Bruchteil davon – glücklich, wer sich selbst einen schaffen kann wie José. Er vermittelt Ausflüge auf eine Estancia im Tigre-Delta, wo wohlhabende Porteños an den braun schäumenden Kanälen ihre Wochenendhäuser haben, und lädt uns auf ein paar Schlucke des Nationalgetränks Mate ein: »Ohne Mate kann ein Argentinier nicht leben. Und er trinkt es niemals im Café, immer nur die eigene Mischung!« Also muss man ständig eine Thermosflasche mit heißem Wasser sowie eine Kalebasse mit sich führen, in der das bittere, Tee-artige Gemisch aufgegossen wird. Junge Argentinier tragen die Mate-Ausrüstung wie ein Lifestyle-Accessoire, bei den älteren wirkt ‘ Tango wird in Buenos Aires gern auf der Straße getanzt REISE & PREISE 4/2009 7

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