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2012-4 REISE und PREISE

ITALIEN In den Langhe

ITALIEN In den Langhe bei Alba werden die Weinreben für den »Barolo« angebaut Augenweide für Genießer Das Land am Fuß der Berge – al Piè dei Monti – ist die Heimat großer Weine wie Barolo und Barbera, aber auch der berühmten weißen Trüffel aus Alba. Das gute Essen wird hier zelebriert wie in kaum einer anderen Gegend Italiens. Genießer kommen voll auf ihre Kosten. VON SABINE BECHT Wer sich auf Reisen ins Piemont begibt, sollte vor allem eines nicht sein: auf Diät. Zu verlockend ist das Angebot in den oft so ungemein stilvollen Restaurants zwischen Weinbergen und den kleinen Osterien in beschaulichen Städtchen, als dass man hier widerstehen könnte. Und gerade im Oktober und November wird die Weinlese ebenso gefeiert wie die kostbaren Funde des Trifolao, des Trüffelsuchers. Was die feine Nase seines Trüffelhundes in den Wäldern aufspürt, erzielt auf den Märkten von Asti und Alba astronomische Preise – kein Wunder, denn der weiße Albatrüffel adelt selbst die einfachste Pasta zur Delikatesse. Die Piemontesen nehmen sich Zeit zum Genießen. Wenn sich sonntagmittags die Gäste im Restaurant um die festlich gedeckte Tafel versammeln, kann sich das Essen schon einmal bis in den späten Nachmittag hinziehen. Bei den Speisen lässt sich oft nicht sagen, ob es sich um feinste Hausmannskost oder bodenständige Gourmetküche handelt. Doch das Piemont ist mehr als nur ein kulinarisches Highlight auf der Italienkarte, hier stößt man auch ganz unverhofft auf die herrlichsten Landschaften. Wie ein schützender Umhang legen sich die Westalpenbogen um Italiens größte Festlandregion (nur Sizilien ist minimal größer als das Piemont), die sich vom Lago Maggiore ganz im Norden bis zu den Alpi Marittime (Seealpen) im Süden erstreckt. Echte Entdeckungen sind in den wilden Bergtälern Richtung Frankreich möglich – manche still und abgelegen wie das Valle Maira, andere mit spektakulärer Passstrecke nach Frankreich wie das Valle Varaita. Über allem thront majestätisch der fast 4.000 m hohe Monviso, dessen eindrucksvolle Pyramide die Landschaft weithin überragt. In den südöstlich gelegenen Weingegenden blickt man dann auf schier endlos aneinander gereihte Hügelketten, fast alle gekrönt von Dorf und Burg. Hauptstadt des Piemont ist Turin, die elegante Residenz der Savoyer, für die man sich unbedingt ein paar Tage Zeit nehmen sollte. 52 REISE & PREISE 4/2012

TURIN Elegante Hauptstadt des Piemont Die aristokratische Noblesse vergangener Zeiten findet man hier noch immer an jeder Straßenecke, schließlich war Turin über die Jahrhunderte vor allem eines: Zentrum savoyischer Macht und somit ein besonderer Ort zum Repräsentieren. Über 18 km Arkadengänge ließen die Regenten hier bauen, in denen man unbehelligt von Sonne oder Regen durch die Stadt flanieren kann. Edle Barockpalazzi beherbergen heute hochkarätige Museen und auch in den Kirchen wurde in puncto Ausstattung an nichts gespart. Das heutige Turin ist eine pulsierende, wohlhabende Stadt und ein Zentrum für zeitgenössische Kunst, die u. a. im Museum GAM (Via Magenta 31, www.gamtorino.it, Eintritt € 10) und im Castello di Rivoli westlich der Stadt (www.castello dirivoli.org, Eintritt € 6,50) zu sehen ist. Die Silhouette der Stadt wird geprägt von der be rühmten Mole Antonelliana, mit un bedingt sehenswertem Kinomuseum im Inneren; von der Kuppel der Mole bietet sich eine grandiose Aussicht über die ganze Stadt (www.museonazionaledelcine ma.it, Eintritt € 9, mit Panoramalift € 12). Turin hat eine reiche Kaffeehaustradition. Das winzige »Al Bicerin« am beschaulichen Piazza Consolata 5 in der Altstadt wurde 1763 eröffnet und gilt als das älteste der Stadt. Spezialität des Hauses ist der Bicerin, eine köstliche Mischung aus Kaffee, Schokolade und Sahne. Mit Stuck und Gold üppig verziert ist das plüschige »San Carlo« am gleichnamigen Piazza im Zentrum. Gut essen kann man in Turin fraglos, am schönsten in historischem Ambiente wie z. B. im »Porto di Savona« am Piazza Vittorio Veneto nahe dem Po-Ufer (Menü ca. € 25) oder im »Tre Galline« im Ausgehviertel Quadrilatero Romano in der Altstadt (Via Bellezia 37, Menü € 35). MITTEL Im Herzen der Altstadt im Quadrilatero Romano liegt das sympathische »B&B Aprile« (Via delle Orfane 19, Tel. 0039-011-4360114, www.aprile.to.it; EZ/DZ € 60/90). GEHOBEN Absolut zentral liegt das 4-Sterne-»Grand Hotel Sitea« (Via Carlo Alberto 35, Tel. 0039-011-5170171, www.grandhotelsitea.it; EZ/ DZ ab € 158/198, zum speziellen Wochenendtarif kosten 2 Nächte im DZ € 169/Pers.). Die schönsten Landhotels Nirgendwo lässt es sich im Piemont schöner unterkommen als in den edel hergerichteten kleinen Landhotels, und das zu überaus günstigen Preisen. Weiterer Vorteil: Die meisten Hotels haben auch ein gutes Ristorante im Haus. EINFACH Ferien auf dem Bauernhof in den Weinbergen des Monferrato macht man im »Agriturismo La Mussia« in Castelnuovo Calcea. Das Anwesen mit nur zehn Zimmern und familiärer Atmosphäre liegt 20 km südöstlich von Asti. Das abendliche Menü (nur für Hausgäste, € 22) wird mit Produkten aus eigenem Anbau bereitet (EZ/DZ inkl. Frühstück € 50/85, Tel. 0039-0141-957201, www.lamussia.it). Gemütliches Zimmer im »La Mussia« 15 km südlich von Alba, im Herzen der Weinregion, liegt die kleine, familiär geführte Pension »La Giolitta« in Barolo, nur wenige Schritte vom Castello entfernt (EZ/DZ € 60/80 inkl. Frühstück, Tel. 0039-0173-560504, www.lagiolitta.it). Mit Gemeinschaftsküche und -salon. Das stilvolle Café »Al Bicerin« wurde 1763 eröffnet und begründete Turins Kaffeehaustradition (oben). Der Piazza Solferino im historischen Zentrum Turins (rechts) LANGHE UND MONFERRATO Die Heimat großer Weine Der herbstliche Nebel, la Nebbia, war es, der dem Wein in den Langhe seinen Namen gab: »Nebbiolo« heißt die Rebsorte, die seit Jahrhunderten Rohstoff für den berühmten »Barolo« ist, heute einer der besten und teuersten Weine Italiens. Nahtlos gehen die Weinberge in nördliche Richtung in das Monferrato über, in dem vor allem »Barbera« angebaut wird. Die ganze Gegend atmet förmlich den Wein und die kleinen und größeren Weingüter am Wegesrand gehen in die Hunderte – für jeden Geschmack und Geldbeutel ist hier das Passende dabei. Kulinarische und kulturelle Zentren der Gegend sind Asti (im Monferrato) und Alba (in den Langhe), beide mit imposantem gotischem Dom, be schaulichen Altstadtgassen und hoch aufragenden Geschlechtertürmen ausgestattet. Essen kann man hier fantastisch, nicht nur, aber auch Trüffel; traditionell z. B. bei »Aldo di Castiglione« in Asti (Menü ca. € 35, Via Giobert 8, 0039-0141-354905), ganz modern bei »Lalibera« in Alba (Menü ebenfalls um € 35, Via Pertinace 24a, Tel. 0039-0173-293155). MITTEL Mitten im Centro storico des idyllischen Dörfchens Neive (12 km nordöstlich von Alba) liegt das Albergo »La Contea«, ein einladender Palazzo mit historischem Mobiliar (EZ/DZ € 70/90 inkl. Frühstück, Tel. 0039-0173-67126, www.la-contea.it). Das dazugehörige Restaurant von Claudia und Tonino Verro, in dem traditionelle Küche auf höchstem Niveau geboten wird, ist weithin be - kannt (Menü mittags € 29, abends € 45–59). 22 stilvoll eingerichtete Zimmer um einen kiesknirschenden Innenhof hat das schön gelegene »La Corte« in den Weinbergen von Calamandrana (EZ/DZ € 80/115 inkl. Frühstück, Tel. 0039-0141- 769109, www.agrilacorte.com). 30 km südöstlich von Asti, mit Garten und Pool. Das Restaurant bietet für Hausgäste ein 4-Gänge-Abendmenü für günstige € 22 (sonst € 32). GEHOBEN Ein wunderschönes Anwesen ist die »Villa Tiboldi« bei Canale, steil am Hang gelegen zwischen Weinbergen, etwa 30 km südwestlich von Asti. Mit Pool und Terrasse, gehobenes Restaurant (Menü € 38-44), noble Zimmer mit Antikmöbeln (DZ € 110–130, Frühstück € 14/Pers., Tel. 0039-0173-970388, www.villatiboldi.it). REISE & PREISE 4/2012 53

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