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2012-4 REISE und PREISE

KUBA Havannas morbider

KUBA Havannas morbider Charme verzaubert jeden Besucher Auf einen Daiquiri mit Hemingway: Gäste der Bar »El Floridita« (unten) Von HAVANNA auf die CAYOS Die meisten Kuba-Urlauber landen in Varadero. Die paradiesischen Cayos vor der zentralen Atlantikküste Kubas sind eine stillere Alternative – noch. Doch die Entwicklung geht in großen Schritten voran. Auch in Havanna. REISE & PREISE hat sich vor Ort umgeschaut. VON KATJA DAMMANN-KOHSIACK Die Luft ist weich, eine leichte Brise weht, Musik schallt aus der Kneipe auf die Straße. Menschen wiegen sich im Rhythmus der Musik. Lachen, plaudern, tanzen. Ein Abend in der Hauptstadt ist ein Muss: Kuba ohne Havanna ist wie Mojito ohne Rum. Die lebenssprühende Atmosphäre der Metropole am atlantischen Ozean ist legendär – und ansteckend. Schon seit einigen Jahren tut sich in der Stadt einiges. Überall in Havana Vieja wird renoviert. Es werden neue Leitungen verlegt, Gebäude saniert, die überbelegten Wohnungen in den vormals dem Verfall preisgegebenen Kolonialbauten modernisiert. Das kostet. Das Geld dafür wird im Viertel selbst erwirtschaftet: Wer hier ein Geschäft betreibt, muss Steuern zahlen, die für die Modernisierung eingesetzt werden. Seit einigen Jahren haben es die Kubaner leichter, ein privates Café oder Restaurant zu eröffnen. Genügend Geld für einen Drink in der berühmten »Bodeguita de Medio«, die »Papa« Hemingway einst berühmt machte, haben sie trotzdem nicht – hier bezahlt man in CUC, der Touristenwährung. Ein Mojito kostet in der »Bodeguita« 5 CUC (€ 3,80) – das ist zu teuer für Kubaner. Doch Alternativen gibt es jede Menge. Am besten geht man abends einfach den Ohren nach… Zu sehen gibt es auch genug: herrliche koloniale Plätze, die Kathedrale mit ihrer prächtigen Barockfassade, den Büchermarkt am Plaza de Armas, das berühmte Capitolio, die Festung La Cabaña mit dem Leuchtturm, das Revolutions- und das Rum-Museum... Nach drei, vier Tagen kann es dann allerdings weitergehen. Die Cayos Santa María und Ensenachos, Teil der Jardinas del Rey vor der zentralen Nordküste, sind ein Superziel für Bade- und Tauchurlauber. Und noch längst nicht so bekannt wie Varadero. In der Nähe liegen attraktive Orte und einzigartige Sehenswürdigkeiten. Ein Muss ist ein Besuch von Santa Clara, um dem gigantischen Che-Denkmal einen Besuch abzustatten. Schließlich ist man auf Kuba und nicht auf irgendeiner Badeinsel. Auch kulturell hat die Provinzhauptstadt einiges zu bieten. Ebenfalls lohnend ist eine Stippvisite im charmanten, verschlafenen Kleinstädtchen Remedios. 94 REISE & PREISE 4/2012

Familienfreundlicher Strand auf Cayo Ensenachos CAYO SANTA MARÍA Strandparadies erster Güte Schon die Anfahrt hinter der kleinen Küstenstand Caibarién auf die Cayos ist ein Erlebnis: Insgesamt 48 Kilometer lang ist der Damm Pedraplén, der auf die Inseln der Bahía de Buena Vista führt (Maut € 1,50). Die herrliche Strecke, die ein wenig an die Anfahrt nach Key West in Florida erinnert, führt über 45 Brücken und quasi übers Meer, vorbei an Mangroven und seichtem Wasser. Der Verkehr hält sich noch in engen Grenzen – allerdings ist Kuba energisch dabei, die Region zu einem All-inclusive-Touristenparadies zu entwickeln. Das Potenzial haben die Koralleninseln zweifellos: Die Strände sind weiß, feinsandig und flach abfallend, das Meer glasklar, ideal zum Schwimmen, auch für Kinder. Allerdings gibt es kaum Palmen direkt am Strand, Schatten spenden die Palmblatt-Sonnenschirme der Hotels. Taucher finden beste Bedingungen vor. Jahr für Jahr entstehen neue Hotels der gehobenen Kategorie, mit allem, was dazu gehört: Wasser- Die zu den an der Atlantikküste liegenden Cayos führenden Dämme erinnern an die Zufahrt zum Key West in Florida SANTA CLARA Zu Besuch bei Che Guevara Die Provinzhauptstadt Santa Clara (240.000 Einw.), verkehrsgünstig gelegen an der Autopista von Havanna gen Osten, ist eine lebendige Universitätsstadt – und eine Wallfahrtsstätte für Che-Verehrer. Die kurze »Schlacht um Santa Clara« im Dezember 1958 besiegelte den Sieg der Revolution und begründete Ches Ruhm. Das Monumento del Tren Blindado (Eintritt € 0,80) erinnert an diesen entscheidenden Sieg. 1988 wurden Che zu Ehren ein Denkmal und ein Museum errichtet, 1997 seine Gebeine in einem Mausoleum beigesetzt (Eintritt frei). Santa Clara hat aber noch mehr zu bieten. Zur Erinnerung an Che und die Schlacht um Santa Clara wurde in der Stadt ein gewaltiges Monument errichtet (links). Alte Dampflok im Zuckerfabrik-Museum bei Remedios (o. rechts) REMEDIOS Kirche mit schwangerer Jungfrau Die Kleinstadt (20.000 Einw.) mit dem gut erhaltenen historischen Zentrum ist be - schaulich-charmant. Sehenswert ist die Ka - thedrale am zentralen Parque Martí. Im ers - ten Seitenaltar links ist eine schwangere (!) Marienfigur in Santería-Farben zu sehen – auf Kuba verbinden sich Christentum und afrikanischer Geisterglauben. Bekannt ist Remedios für seine farbenfrohen Umzüge, an denen Kinder in Paradeuniformen teilnehmen. Nur ein paar Ein lebendiger Treffpunkt ist der von Kolonialgebäuden gesäumte zentrale Parque Vidal, auf dem u. a. Konzerte stattfinden. Livemusik, Theateraufführungen und Travestieshows bietet das alternative Kulturzentrum »El Mejunje« (Calle Marta Abreu 12 e/Zayas y Lubián). Einfach mal einen Blick hineinwerfen! Wer übernachten möchte: Gut wohnt man in der Bungalowanlage »Los Caneyes« 4 km außerhalb der Stadt (Av. Eucaliptos y Circunvalación, Tel. 0053-42-204513, www. cubanacan.cu; EZ/DZ ab € 22/47 inkl. Frühstück); mit Pool und Restaurant. Die Kirche von Remedios ist eine der schönsten Kubas Kilometer außerhalb lässt sich eine stillgelegte Zuckerfabrik besichtigen (Eintritt € 2,30) und als Gruppe eine Fahrt mit einem offenen, von einer alten Dampflok gezogenen Zug unternehmen (€ 7). Wer übernachten möchte: Zentral liegt das nette Kolonialhotel »E Mascotte« mit zehn einfachen Zimmern, z. T. mit Balkon (EZ/DZ ab € 27/38 inkl. Frühstück), Restaurant, Bar und charmantem Innenhof (Tel. 0053-42-395144, www.cubanacan.cu). REISE & PREISE 4/2012 95

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