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2013-2 REISE und PREISE

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TANSANIA SANSIBAR Wer

TANSANIA SANSIBAR Wer Sansibar sagt, meint eigentlich Unguja. Die Hauptinsel des Archipels zieht mit dem Weltkulturerbe Stone Town und den Strandhotels jedes Jahr mehr Touristen an. Noch weitgehend unberührt ist dagegen die ebenso große, grüne Schwesterinsel Pemba. VON FLORIAN SANKTJOHANSER ZWEI UNGUJA & PEMBA ungleiche SCHWESTE Der Markt am Rand von Stone Town lässt Besucher den lauten, quirligen Alltag der Insel erleben 100 REISE & PREISE 2-2013

Am Strand von Matemwe gehen die Fischer wie früher mit traditionellen Holzbooten (Dhaus) auf Fischfang RN Die Strände von Pemba sind noch weitgehend naturbelassen und menschenleer Ein Dutzend Tänzer, die nackten Oberkörper und das Gesicht mit Farbe geschwärzt, wirbelt mit erhobenen Speeren durch die Straßen von Stone Town, dahinter marschiert eine Blaskapelle. Ein dünner Bursche mit riesigen Rinderhörnern auf dem Kopf macht den Moonwalk, Capoeira-Tänzer schlagen Flik-Flaks und Salti, angefeuert von Jugendlichen und beglotzt von Mütterchen, die in den Türen und auf den Balkonen stehen. Die überdrehte Parade ist der Startschuss zum Musikfestival Sauti za Busara. Das Fest im Februar, bei dem Bands aus ganz Ostafrika im alten Fort auftreten, zieht Jahr für Jahr mehr Touristen an. Während die Malaria in den neunziger Jahren noch ein großes Problem darstellte, gilt Sansibar mittlerweile als fast malariafrei, politisch stabil und sicher (obwohl in den vergangenen eineinhalb Jahren drei Fähren sanken und dabei mehrere Hundert Passagiere ertranken). Mittlerweile kommen etwa 200.000 Touristen jährlich, fast alle bleiben auf der Hauptinsel Unguja. Dort haben sich längst teure Hotels die Filetstücke der Postkartenstrände an der Nord- und Ostküste gesichert. In Jambiani lässt sich die Entwicklung gut beobachten. »Vor drei Jahren wurde die Straße geteert«, sagt Neil Cabe vom »Coral Rock Hotel«. »Vorher hat es eine Stunde aus dem Nachbarort Paje hierher gedauert, jetzt sind es acht Minuten.« Noch vor neun Jahren gab es weder Wasserleitung noch Elektrizität, damals war das »Coral Rock« ein einfaches Backpacker-Hostel. Jetzt ist es ein Honeymooner-Nest mit schicken Bungalows und Pool. Der Tourismus auf Sansibar wird hochwertiger und teurer. Sansibars Strände: schneeweiß und unendlich breit Verglichen mit dem Mittelmeer oder der Karibik sind die weißen Strände Sansibars freilich weiterhin menschenleer. Wenn das Meer sich zur Ebbe kilometerweit zurückzieht, kann man auf dem von der Tropensonne hart gebackenen Sand mit dem Fahrrad nach Norden strampeln, zu den Kitesurfern in Paje oder noch weiter bis Bwejuu, wo Fischer ihren Fang direkt am Strand versteigern. Wer auch bei Ebbe baden will, sollte nach Nungwi oder Kendwa an der Nordspitze fahren. Hier fällt der Strand tiefer ab, und es ist weniger windig. Dafür muss man mehr Touristentrubel in Kauf nehmen. Zum Nobelstrand hat sich Matemwe im Nordosten gemausert. Vor dem mehlweißen Strand ankert eine Armada von Ausflugsbooten und Dhaus, den traditionellen Holzschiffen. Frühmorgens fahren sie durchs seichte Meer hinaus, die Fischer zu ihren Fanggründen, die Touristen zum Mnemba-Atoll. Die Luxusinsel selbst dürfen die Ausflügler nicht betreten, sie ist den Gästen der dortigen Luxuslodge vorbehalten. Aber das Riff davor ist für alle da, und so dümpelt bald ein Dutzend Holzboote im Photoshop-türkisen Indischen Ozean. Eine Schnorchlergruppe nach der anderen hüpft über Bord. Zum Glück ist das Kichwani-Riff lang genug, so dass man nicht ständig Flossen vor der Maske hat. Vom sandigen Grund am Ankerplatz fällt es in Stufen bis auf 30 Meter ab, bestanden von Büscheln rostroter Weichkorallen und Hartkorallen. Darüber paradiert eine Schule von gelb-weiß-schwarz gestreiften Halfterfischen. Im Blau stehen Hunderte von Füsilieren und gestreiften Sergeants. Khamis, der Kapitän, taucht mit einer selbstgebastelten Harpune immer wieder am Riff hinab, 10, vielleicht 15 Meter tief. Nach einer Weile klettert er freudestrahlend ins Boot zurück. Er hat einen Zackenbarsch erlegt, einen halben Meter lang, vier Kilo schwer, schätzt er. 20.000 Shilling (€ 9,50) erhofft er sich davon auf dem Fischmarkt. Der orientalische Zauber von Stone Town Auf der Fahrt von den Stränden nach Stone Town erleben Reisende das alltägliche Sansibar – besonders wenn sie in ein Dalla-Dalla steigen, einen Minibus. Am Fenster fliegen Lehmhütten mit Wellblechdächern vorbei, durch die Bananenstauden sieht man bunte Tücher an der Wäscheleine trocknen. Vor den Gemischtwarenlädchen lungern junge Männer, Schulkinder in dunkelblauer Hose und weißem Hemd, die Mädchen mit Kopftuch, schlendern nach Hause. Am Jozani Forest huscht eine Familie von Colobus-Affen über die Straße. Alle paar Minuten bremst der Minibus ruckartig und ein neuer Passagier quetscht sich dazu, irgendwo ist immer noch Platz. Auch in der Altstadt von Stone Town ist es eng, hier schieben sich Horden von Urlaubern durch die engen Gassen, vorbei an Souvenirläden und Restaurants. An jeder Ecke quatschen junge Sansibaris den reichen Besuchern alles Mögliche auf, von Bootsausflügen über Musik-CDs bis zu Marihuana – wer Drogen kauft, wird oft Opfer eines abgekarteten Spiels von Dealern und Polizei und muss sich freikaufen. Der Verfall der arabischen Altstadt ist unübersehbar. Das Tropenklima nagt an vielen der rund 2.000 alten Häuser aus Korallenblöcken, die in Stone Town noch stehen. »Die meisten Bewohner sind arm und können sich eine Renovierung nicht leisten«, sagt Issa Makarani mit besorgter Miene. Er hat allen Grund dazu, er ist Direktor der örtlichen Denkmalschutz-Behörde und der fehlt es an Geld.. Doch trotz allem gibt es Momente, in denen Stone Town noch immer verzaubert. Nachts etwa, wenn die Jungs in weißen Dschellabas und Betkappen aus den Koranschulen nach Hause laufen und die Alten wie vor Jahrhunderten auf den blank gescheuerten Steinbänken vor den kunstvoll geschnitzten Türen sitzen und plaudern. REISE & PREISE 2-2013 101

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