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2019-1 REISE und PREISE

CHILE DIE REPORTAGE Das

CHILE DIE REPORTAGE Das Herz von Santiago de Chile: der zentrale Plaza de Armas mit der Kathedrale (links). Die Hafenstadt Valparaíso versprüht einen rauen Charme (rechts) Zwölf Stunden gart sein Lamm aus Patagonien, und von dort serviert er auch das Regenwasser. 16 bis 18 Gänge hat sein Menü »Endemica« – und kostet moderate 89 Euro. Ganz so abgedreht muss es aber nicht alle Tage sein: Der deutschstämmige Koch Kurt Schmidt vom »99 Restaurante« sorgt ebenfalls für frischen Wind in der Küche. »Bei mir soll man jeden Mittag zum Essen kommen können«, sagt er und nimmt für sein sechsgängiges Tasting Menu 33 Euro. Und selbst an der Straßenecke gibt man sich Mühe, die riesigen Sanguches, wie man die Sandwiches nennt, neu zu erfinden. Dazu gibt es nicht nur chilenischen Wein, sondern auch den aus Traubenmost destillierten Pisco in allerlei Variationen. Fotos: Helge Bendl, David Coleman/Alamy Stock Photo, iStock.com/miralex Höchst unterhaltsam und ein sinnliches Erlebnis: das Tapati-Fest alljährlich im Februar Tapati-Fest auf der Osterinsel Wenn alles gutgeht, ist heute der Tag, an dem sich junge Männer in echte Helden verwandeln. Wenn es schlecht läuft, werden sie sich die Knochen brechen. Beim Tapati-Festival küren die Bewohner der Osterinsel die Inselkönigin und ihren Vogelmann. Das Ganze ist ein zweiwöchiger Mix aus Karneval, Kulturevent und Olympischen Spielen. In der spektakulärsten Disziplin geht es darum, mit aus Bananenstämmen gebauten Schlitten den Vulkan Maunga Pu’i herunterzurutschen. Manche Athleten schaffen es bis ins Ziel, andere landen unsanft im nassen Gras. Am nächsten Tag, beim Pferderennen, kämpfen auch Frauen darum, die besten Reiter zu sein. Es werden Lanzen geworfen, Ka nus aus Schilf gepaddelt und Wellen geritten. Am Abend gibt es Tanzvorführungen und Theater. Viele hundert Teilnehmer machen mit, Tausende feuern sie an: Es ist ein spannendes Spektakel. Die Insulaner feiern und bewahren damit ihre Kultur. Einst mussten junge Krieger zu einer Insel schwimmen, um dort das Ei einer Rußseeschwalbe zu erbeuten und heil zu - rückzubringen. Viele verletzten sich beim Klettern in den Klippen oder ertranken im Meer, doch der Sieger wurde als spiritueller Herrscher und Inselkönig verehrt. Heute sind die Disziplinen des Festivals nicht mehr ganz so gefährlich. Und beim großen Umzug dürfen auch Touristen mitmachen – im Lendenschurz und mit Federkostüm. Das Tapati-Festival findet immer in den ersten zwei Februarwochen statt. Der Eintritt ist frei. Die Details des Programms werden erst kurz vor dem Start veröffentlicht, online auf www.rapanui.net. Valparaíso – lebendige Hafenstadt des 19. Jahrhunderts Wer eine Auszeit braucht, fährt an die Küste: In den beliebten Badeort Viña del Mar oder in die benachbarte Hafenstadt Valparaíso sind es nur knapp hundert Kilometer. Zwischendurch aber ist ein Stopp im Valle de Casablanca Pflicht: Hier werden einige der besten Chardonnays und Sauvignon Blancs des Landes gekeltert, dazu ein exzellenter Pinot Noir. In Valparaíso empfangen einen dann kunterbunt angestrichene Häuser und Street-Art-Parolen wie »We are not Hippies. We are Happies«. Kein Wunder, dass man sich hier schnell zu Hause fühlt. Valparaíso war bis zum Bau des Panama-Kanals Südamerikas wichtigster Hafen am Pazifik. Nach der Umrundung von Kap Hoorn schlugen Handelsschiffe hier ihre Waren um. Wer es sich leisten konnte, wohnte nicht am Wasser, sondern auf den dahinter steil aufragenden Hügeln – diese Viertel boten bessere Luft und den Blick aufs Meer. Im ehemaligen Haus von Paul Neruda, dem kritischen Dichter und Literaturnobelpreisträger, 10 REISE & PREISE 1-2019

findet sich folgendes passende Bonmot: »Wenn wir alle Treppen Valparaísos begangen haben, sind wir um die Welt gereist.« Weil das Treppensteigen auf Dauer zu beschwerlich war, suchte man nach einer technischen Lösung, um den Höhenunterschied zu überwinden. Ascensores, also Aufzüge, nennt man die historischen Verkehrsmittel in Chile, auch wenn es sich um Standseilbahnen handelt. Früher gab es über 30 davon, heute existieren noch 16. Die Gefährte bringen inzwischen Hipster aus aller Welt auf die Hügel – auf den Cerros zu wohnen ist nach Jahren des Niedergangs wieder schick geworden. Valparaísos historischer Stadtkern ist inzwischen UNESCO-Weltkulturerbe – auch die mehr als hundert Jahre alten Standseilbahnen zählen dazu. Nur 80 Sekunden dauert die schönste Fahrt: 175 Meter Schienen führen 48 Höhenmeter auf den Hügel Artilleria. Hier gibt’s die beste Aussicht auf die weite Bucht von Valparaiso. Osterinsel: Die Touristen kommen wegen der Steinriesen Hinterm Horizont aber, da geht’s weiter: Dort liegt, mitten im Pazifik, die von Chile verwaltete Osterinsel. Der Inlandflug dauert stolze sechs Stunden. Auf Rapa Nui, wie die 8.000 Einheimischen ihr Eiland nennen, befindet sich ein großer runder Stein namens Te Pito O Te Henua, angeblich der Nabel der Welt. Dafür will man nun nicht unbedingt die Hand ins Feuer legen. Und wendet sich schnell den Moai zu: So heißen jene Statuen, die von den Ahnen der heutigen Inselbewohner aus dem Tuffstein gemeißelt worden sind. Die größten sind über 20 Meter lang und viele, viele Tonnen schwer. Sie liegen und stehen herum, als hätten Riesen nach dem Spielen ihre gigantischen Lego-Steine verstreut. Der Vulkan Rano Raraku war einst der Steinbruch der Osterinsel. Mit Hämmern aus Basaltgestein, Obsidian-Splittern und Mu - scheln müssen die Menschen dem Berg einst zu Leibe gerückt sein, um ihm im Laufe der Jahrhunderte ungefähr tausend Statuen abzuringen. Manche wurden niemals fertig und verblieben mit dem Werkzeug in den Felsnischen, überwuchert von Moos und Gras. Andere sind Meisterstücke der polynesischen Steinmetzkunst: Die übergroßen Köpfe haben ein hervorstehendes Kinn, eine prägnant ausgebildete Nase und tief liegende Augenhöhlen. Sie sehen nur auf den ersten Blick alle gleich aus, sind aber alle verschieden – die Rücken zieren Petroglyphen als individuelle Tattoos. Man geht davon aus, dass die Figuren berühmte Häuptlinge und respektierte Ahnen darstellen, ein Bindeglied zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Ein Großteil der Osterinsel ist heute als Nationalpark geschützt. Guides erklären Besuchern die Geschichte des Territoriums. Doch schriftliche Überlieferungen gibt es nicht, bei der Ankunft der ersten Europäer war der Kult verblasst, die exakte Datierung der Fundstücke ist kompliziert. Die ersten Moai wurden wohl im achten oder neunten Jahrhundert gefertigt, die letzten um das Jahr 1700. Es muss ein irrer Aufwand gewesen sein, sie über die Insel zu verteilen und auf Plattformen aufzustellen. Doch eines Tages galten sie nichts mehr, wurden alle umgestoßen und blieben liegen, wie gefallene Ritter mit dem Gesicht nach unten. Heute stehen die Statuen aber wieder in den Buchten, eine neben der anderen mit dem Rücken zum Meer. Manche sind schlicht, andere verziert mit weißen Augen aus Korallenkalk und Haarknoten aus feuerroter Gesteinsschlacke, die auf den ersten Blick wie Hüte wirken. Bei Sonnenaufgang am Ahu Tongariki, der größten Zeremonialanlage, spüren auch Besucher, die sonst mit esoterischem Hokuspokus wirklich nichts zu tun haben wollen, die mysteriöse Aura der Moai... INFO Chile auf S. 12 ENTDECKE DEIN COSTA RICA # LIEBLINGSORTNATUR Das subtropische Klima und das 20 bis 25 Grad warme Wasser locken viele Besucher der Oster - insel an ihre Strände Wikinger Reisen GmbH Kölner Str. 20, 58135 Hagen Tel.: 02331 – 9046 REISE & PREISE 1-2019 11 Wikinger Reisen GmbH Kölner Str. 20, 58135 Hagen Tel.: 02331 – 904 741

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