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2019-1 REISE und PREISE

USA SÜDSTAATEN Die

USA SÜDSTAATEN Die »Natchez« ist der letzte klassisch von einer Dampfmaschine angetriebene Raddampfer, der den Mississippi ab New Orleans befährt DIE HIGHLIGHTS DES Plantagenherrlichkeit und Mississippi-Feeling: Die acht Südstaaten sind ein Stück USA wie kein anderes. Das riesige Gebiet auf einen Rutsch zu erkunden, können Sie vergessen. Suchen Sie sich die Sahnestückchen aus – etwa im vierblättrigen Kleeblatt Louisiana, Mississippi, Tennessee und Alabama. VON MANFRED BRAUNGER Stolze Plantagenresidenzen mit schneeweißen Säulen, moosbehangene Eichenalleen, malerische Sümpfe und stille Bayous – ein idyllischer Roadtrip am mächtigen Mississippi entlang führt durch Landschaften, die wie von der modernen Zivilisation vergessen wirken. In den Südstaaten haben viele Ecken einen überwältigenden Zauber. Dieser amerikanische Romantikwinkel konfrontiert seine Besucher mit dem faszinierenden Flair des Gestrigen. Hie und da bekommen Sie es mit der wechselvollen Geschichte der Region zu tun. Etwa wenn Sie neben prunkvoller Plantagenarchitektur die primitiven Quartiere zu sehen bekommen, in denen die Sklaven unter unmenschlichen Bedingungen hausten. Oder Sie stoßen in bezaubernden Kleinstädten wie Natchez und Vicksburg auf die dunklen Kapitel des amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865), dessen Schrecken nach eineinhalb Jahrhunderten längst von einem melancholischen Kolorit überlagert werden. Einem anderen Pulsschlag des Südens können Sie auf Ihrer Reise ebenfalls nicht entkommen. Gleichgültig, ob Sie Gospel-, Blues-, Jazz-, Country- oder Rock ‘n’Roll-Fan sind: Zwischen New Orleans und Nashville wandeln Sie auf den Pfaden weltberühmter Musiklegenden wie Louis Armstrong, Elvis Presley, Johnny Cash, Jerry Lee Lewis, Dolly Parton, Aretha Franklin und vieler anderer, die nicht nur die Musikkultur in den USA, sondern auch in den meisten anderen Teilen der Welt geprägt haben. Machen Sie sich darauf gefasst, dass Sie vermutlich genüsslich in dem einen oder anderen schummrigen Honky-Tonk- oder Rock-Schuppen versumpfen werden, in dem schon manche große Karriere ihren Anfang genommen hat. Bliebe noch die Tatsache, dass sich auch Leib und Magen auf eine spannende Südstaatentour freuen können. Schon einmal von Voodoo-Pasta oder Coca-Cola-Ribs gehört? Wer es nicht ganz so absonderlich mag, entscheidet sich für die verbreitete Südstaatenküche mit Soulfood-Gerichten und eimerweise servierten Cajun- und Creole-Spezialitäten, die den europäischen Gaumen allerdings ebenfalls anmuten wie Abstecher in die kulinarische Exotik. Lassen Sie sich vom leichtlebigen New Orleans, von den Musikmetropolen Memphis und Nashville, von historischen Hochburgen des Bürgerkriegs und denkwürdigen Stätten der Bürgerrechtsbewegung verzaubern. 14 REISE & PREISE 1-2019

Straßenbahnen fahren in New Orleans seit 1835 (links). Haus im typischen New-Orleans-Stil mit verzierten umlaufenden Balkonen (rechts) Säulengeschmücktes Plantagenhaus in Vicksburg (links). Livemusik gibt es in New Orleans an jeder Ecke (rechts) NEW ORLEANS LEBENSLUSTIGE PARTYMETROPOLE TIPP Wetten, dieser Südstaaten-Cocktail hat es in sich! Hauptzutaten sind spanische Lebensfreude, karibische Heißblütigkeit, französischer Charme, amerikanische Unbekümmertheit und schwarzer Rhythmus. Atmosphärisches Herzstück der rund um die Uhr pulsierenden Mississippimetropole New Orleans ist das historische French Quarter mit prächtigen Häusern im Südstaaten-Look. Restaurants voller exotischer Cajun-Spezialitäten, Dixieland und Blues an jeder Straßenecke, prächtige Hausfassaden und ein gehöriger Schuss Reeperbahn. Anfang März beim legendären Mardi Gras toben knallbunte Paraden mit aufwändig dekorierten Festwagen und Kostümträger(innen) durch die Straßen. Außerhalb der Karnevalszeit demonstriert die tolle Zeit das Museum Mardi Gras World, wo überdimensionale Pappmaché-Köpfe, prunkvolle Umzugswagen und Berge von Faschingsdekos ausgestellt sind (1380 Port of New Orleans Pl., www.mardigrasworld.com, Führung US$ 22, Kinder US$ 14). Beginnen Sie den Tag stilecht im »Café du Monde« bei Café au lait und Beignets (Decatur St.). Das Café liegt nahe dem zentralen Jackson Square, auf dem Straßenmusiker das Publikum von ihrem Talent zu überzeugen versuchen und Pferdedroschken ihre Dienste anbieten. Nur einen Katzensprung entfernt wälzt der Mississippi seine schlammbraunen Fluten hinter einem Damm vorbei, über den ein Moon Walk genannter Panoramaweg mit Blick auf Frachter und Ausflugsschiffe führt. Dreh- und Angelpunkt im historischen Zentrum ist die Bourbon Street, der »längste Tresen« der Stadt. Den größten Teil des Tages ist sie für Autos gesperrt und zieht als Amüsiermeile voller Bars, Jazzclubs und Nachtlokale hauptsächlich abends Nachtschwärmer und Kneipenhocker an. Gleich um die Ecke sind Sie im Innenhof von »Pat O’Brien’s Bar« der Seele von New Orleans näher als sonstwo – vor allem, wenn Sie sich mit dem roten, nicht gerade harmlosen Hauscocktail »Hurricane« (US$ 9) gestärkt haben (718 St. Peter St.). Empfehlenswert ist ein entspannter Bummel durch den Garden District, ein piekfeines Viertel mit prächtigen Bürgerpalästen aus der Zeit vor 1860. Mittendrin liegt mit dem Lafayette Cemetery ein wunderbarer, mit alten Grabsteinen und prunkvollen Mausoleen ausgestatteter Friedhof. Stilecht fahren Sie dorthin mit der St.-Charles-Street-Tram, der Tennessee Williams in seinem Drama »Endstation Sehnsucht« ein literarisches Denkmal setzte (Haltestelle Washington St.). Wenn Sie Ihrem Mississippi-Abenteuer die Krone aufsetzen wollen, machen Sie mit dem alten Raddampfer »Natchez« einen Ausflug (Jazz Sightseeing Cruise Erw. US$ 48, Kinder US$ 24). ‘ Voodoo-Museum: schaurig-schön An der Wand hängt ein Knoblauchzopf neben winzigen Marienstatuen, Schildkrötenpanzern, Skelett-Teilen, Rinderschädeln mit magischen Zeichen. In trüber Flüssigkeit sind tote Reptilien konserviert. Im hintersten Raum ist ein von Kerzenlicht beschienener Altar aufgebaut. Im Voodoo Museum riecht es nach Räucherstäbchen, Zauberkult und Jenseits. Voodoo ist ein geheimnisvoller, auf schwarzer Magie beruhender Kult. Mit den Sklaven aus Westafrika kamen Naturreligionen und Fetischglauben nach New Orleans und verschmolzen dort mit christlich-katholischen Ritualen (724 Dumaine St., www.voodoomuseum.com, Erw. US$ 7). Fotos: Shutterstock.com/Sean Pavone, Chuck Wagner, travelview, Andriy Blokhin; Alamy Stock Foto/MARKA/Jim West REISE & PREISE 1-2019 15

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