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2019-1 REISE und PREISE

TSCHECHISCHE REPUPLIK

TSCHECHISCHE REPUPLIK PRAG CITY- GUIDE PRAG ÜBER 15 BRÜCKEN MUSST DU GEHN Die »goldene Stadt« bietet Kulturschätze aus vielen Jahrhunderten und ein Architekturensemble der Superlative. Kein Wunder, dass sich die Besucher drängen. Abseits der ausgetretenen Pfade findet man aber auch eine coole junge Szene und immer noch tschechische Gemütlichkeit. VON ELKE HOMBURG Stolze Besitzerinnen eines mobilen Kaffeestands Auf dem Bauernmarkt an der Moldau trifft eine bunte Hipsterszene auf Alt-Prager Traditionen. Buchteln aus Omas Backstube auf veganen Lifestyle mit »Poppy-Seed«-Milch und »Birdsong Coffee«. Einheimische wie Besucher flanieren am Kai entlang, probieren hier und da ein Häppchen oder kaufen fürs Picknick ein. Ein paar Lokale schwimmen hinter dem Markttrubel auf Schiffen, der Wein fließt schon am Vormittag in Strömen und eine Jazzband sorgt für den passenden Sound. »Für diese Mischung aus Tradition und Lifestyle liebe ich Prag«, schwärmt Lenka, die ihre selbst gemachten Marmeladen an einem der Stände verkauft – vor einer Welterbe-Kulisse, die jeden zum Staunen bringt. Kunst und Architektur aus elf Jahrhunderten säumen die Ufer der träge dahinfließenden Moldau. Bewacht vom Hradschin, der größten geschlossenen Burganlage der Welt, die über Jahrhunderte zu einem Gesamtkunstwerk wuchs. Darunter ducken sich die Biedermeierhäuser der Kleinseite. Auf der anderen Seite des Flusses veredeln Perlen aus Mittelalter, Barock und Jugendstil die Flaniergassen der Altstadt und der Josefstadt, dem wohl beeindruckendsten Judenviertel Europas. Kein Wunder, dass Prag zu den beliebtesten Städtereisezielen Europas zählt. 20 REISE & PREISE 1-2019

Die Straßencafés in der Altstadt sind bei gutem Wetter immer gut besucht Das »Tanzende Haus« wurde 1996 erbaut (links). Flair haben Moldaufahrten auf alten Holzbooten Fotos: Shutterstock.com/Noppasin Wongchum, franz12, Vladimir Sazonov, mama_mia, RossHelen; Alamy Stock Foto/Charles Stirling (Travel) Die Moldau teilt Prag in zwei Hälften, die über 15 Brücken verbunden werden Doch während sich die meisten Besucher in der Innenstadt drängen, locken ringsum Stadtviertel voller Charme, die ebenfalls einen Besuch wert sind. Hier sind die Prager bis heute fast unter sich. Vor der »Vinotéka Noelka« im Prager Trendviertel Vinohrady beispielsweise sammelt sich die Nachbarschaft auf ein Gläschen, das Weinkenner Otakar bis an den Rand vollschenkt: »Für die Damen nur das Beste: unseren Chardonnay.« Und der ist ehrlich und süffig. Bei einem Probierschluck aus Böhmens unterschätzten Weinbergen mitten in der Bierstadt Prag plaudern die Stammgäste angeregt, streicheln Hund und Kleinkinder der Nachbarn und manch einer hat die Plastikflasche zum Abfüllen dabei. Längst ist »der Weinberg« eine angesagte Wohnadresse und ein schickes Café nach dem anderen eröffnet. Und doch prägt noch viel volkstümliches Flair das Viertel – in Innenstadtnähe und doch eine gefühlte Weltreise von der weltberühmten Karlsbrücke mit ihren Besucherschwärmen entfernt. 15 MOLDAU-BRÜCKEN VERBINDEN DIE STADTTEILE Die Seele Prags fließt gemächlich dahin und teilt die tschechische Hauptstadt in zwei Hälften: die Moldau. Über einem Ufer thront die Prager Burg (Hradschin), die seit dem 9. Jh. Sitz von Königen und Präsidenten war. Ein gigantischer Komplex, der sein Gesicht im Laufe der Jahrhunderte veränderte und immer wieder Filmkulisse war – zum Beispiel für den Kinohit »Amadeus« des tschechischen Starregisseurs Milos Forman. In wenigen Minuten steigt man von hier zur Kleinseite (Malá Strana) an der Moldau hinab, wo manches historische Adelspalais von der aristokratischen Vergangenheit des Viertels zeugt. Verwinkelt sind die Gassen, die immer noch reichlich Atmosphäre versprühen, mit ihren Keller- und Gartenrestaurants. Mittendrin ein Pilgerziel des jungen Prag: die John-Lennon- Mauer, vor der Besucher aus aller Welt Selfies schießen. Die mit Graffitis versehene Mauer ist ein Mahnmal für die freie Meinungsäußerung. 15 Bücken führen über die Moldau. Die schönste – und zweifellos die liebste Flaniermeile der Besucher – ist immer noch die mittelalterliche Karlsbrücke mit ihren barocken Heiligenfiguren. Am besten ist man hier im Morgennebel oder spät am Abend unterwegs und genießt die herrlichen Blicke auf Fluss und Stadt ohne die unzähligen Besucher, die sich tagsüber übers Kopfsteinpflaster schieben – vorbei an Dixieland-Bands, Souvenirhändlern und Porträtmalern. ➔ Der Veitsdom, Tschechiens größte Kirche REISE & PREISE 1-2019 21

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