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3-2022 REISE & PREISE

Beschreibung

FLORIDA Fotos: Kristina

FLORIDA Fotos: Kristina Blokhin/ Mauritius Images/Alamy, robertharding/ Sylvain Grandadam/ Axel_Schmies/ Novarc Images/ Mauritius images, Agefotostock/ blickwinkel/ imago-images, pisaphotography/ Shutterstock.com In Key West lassen sich lokale Meeresfrüchte-Spezialitäten verkosten. Wie hier im gemütlichen Restaurant »DJ's Clam Shack« um die Gunst der Durchreisenden buhlen. Fisch-Design ist auch ansonsten beliebt, selbst die typischen US-Briefkästen sind hier in allen erdenklichen Meerestierformen zu sehen. Insulaner gelten häufig als etwas verschroben. Die Bewohner der Florida Keys machen da keine Ausnahme: 1982 machten sie eine außergewöhnliche politische Aktion, um gegen Straßenverkehrskontrollen auf dem Highway zu protestieren: Sie erklärten den USA den Krieg, riefen die Conch Republic aus – die »Meeresschnecken-Republik –, kapitulierten innerhalb von 60 Sekunden bedingungslos und forderten eine Milliarde Dollar finanzielle Wiederaufbauhilfe von den Vereinigten Staaten. Die Aktion hatte Erfolg und untermauerte den Ruf der Insulaner als Freigeister Floridas. Einmal Insulaner, immer Insulaner: Einer der Charakterköpfe gehört Roxana Boonstra von der Coral Restauration Foundation in Key Largo. Ein Leben auf dem Festland käme für die Meeresbiologin kaum in Frage. Die blonde US-Amerikanerin liebt Fische, allen Wer auf einer Tour mit dem Airboat durch die Everglades rauscht, taucht in die vielseitige Tierwelt des Sumpfgebiets ein voran den Nassau-Zackenbarsch, und kümmert sich um die Bewohner des drittgrößten Korallenriffs der Welt: »Bis heute haben wir mehr als 120.000 Korallen auf einer Fläche von 17.500 Quadratmeter gepflanzt. Das entspricht der doppelten Fläche von Puerto Rico«, schildert sie stolz die Arbeit der Organisation, die mittlerweile weltweit führend bei der Korallenrestaurierung ist. Der Einsatz der Forscher ist bitter nötig: Seit den 90er-Jahren sind fast 40 Prozent der Korallen weltweit verschwunden, meist abgestorben wegen Krankheiten und Umweltverschmutzung, aber auch, weil Taucher und Schnorchler die empfindlichen Organismen zerstören. Floridas Korallenriff beherbergt heute nur noch zwei Prozent der Populationen der einst vorherrschenden Hirschhornund Elchhornkorallen, die es in den 1970er Jahren noch überall gab. Taucher können in den Keys zum Naturschutz beitragen Darf es ein bisschen Klischee sein? Ein Plymouth Belvedere Cabrio parkt auf dem Ocean Drive in Miami im Art Deco District Eine langjährige Attraktion für Schnorchler und Taucher ist die Statue Christ of the Deep, die 1965 in nur acht Metern Tiefe verankert wurde. Für Taucher ein besonderer Hit ist der »Shipwreck Trail« mit neun Wracks, darunter das 160 Meter lange Docklandungsschiff »Spiegel Grove« sowie der gewaltige Raketenträger »USS Vandenberg«. Beide Schiffe wurde als künstliche Riffe versenkt. Wir machen heute eine andere Art von Tauchgang. Entspannt wie ein Großstadtbusfahrer steuert Captain Scott das rot-weiße Boot der Rainbow Reef Divers durch die Kanäle von Key Largo auf dem Weg zu den aktuellen Aufzuchtspots der Coral Restauration Foundation. »Pflanzt mit uns eine Koralle und schützt die Unterwasserwelt«, fordert die Meeresbiologin Roxana Boonstra uns auf. Am Morgen hatte sie uns in eine Methode zum Farmen von Hirschhorn- und Elchhornkolonien eingeweiht. Fingerdicke Korallenfragmente werden dabei mit einer Schnur an den Ästen von Coral Trees befestigt. Unter Wasser ist das für uns Ungeübte gar nicht so einfach. In einer Tiefe von rund fünf Metern sollen die Korallenfragmente zu Traumhafter Blick auf Miami Beach Kolonien heranwachsen, bis sie groß genug sind, um in sechs bis neun Monaten an das Riff ausgepflanzt zu werden. Jeder dieser schwimmenden Bäume kann bis zu 100 Korallenfragmente aufnehmen. »Wir haben zur Zeit sieben Offshore-Korallenbaumschulen in Südflorida von Carysfort Reef bis Key West, von denen die größte so groß wie zwei Fußballfelder ist«. Für die Taucher, die an zwei Stellen die Gelegenheit hatten, aktiv am Korallenschutz mitzuarbeiten, bleiben diese Tauchgänge ein ganz besonderes Erlebnis. 10 REISE-PREISE.de 3-2022

Vom Drehort von »Flipper« zum Schildkrötenwaisenhaus Wir passieren weitere Brücken und langsam wird der Verkehr beschaulicher. Auf Grassy Key passiert man das Dolphin Research Center, das als Location für den ersten »Flipper«-Film von 1963 bekannt ist. Am beliebten Ferienort Marathon wartet dann mit dem Turtle Hospital ein Must-See der Tour. Das Schildkrötenkrankenhaus ist weltweit das einzige seiner Art. Schiffsschrauben-Verletzungen, Hai-Attacken, Umweltverschmutzungen und Krankheiten sorgen dafür, dass die OP-Räume häufig in Betrieb sind. Seit 1986 werden hier Meeresschildkröten medizinisch behandelt und aufgepäppelt, um sie nach Möglichkeit wieder ins offene Meer zu entlassen. Alte, kranke und blinde Schildkröten finden im Turtle Hospital ein sicheres Zuhause. Bei geführten Touren dürfen Besucher den Mitarbeitern über die Schulter schauen und mehr über die Pflege und den Schutz der Meeresbewohner lernen. Der optisch beeindruckendste Abschnitt der Tour folgt mit der Seven Mile Bridge. Die mit rund elf Kilometer Länge längste Brücke des Highways bietet einen unvergesslichen Ausblick und vermittelt an einigen Stellen das Gefühl, geradewegs über das türkisgrüne Wasser zu fahren. Sobald Big Pine Key und die Lower Keys passiert sind, ticken die Uhren spürbar langsamer. Im Key Deer Wildlife Refuge leben mehrere Hundert der kleinen, vom Aussterben bedrohten Key-Weißwedelhirsche. Flugzeugfans können Jagdflugzeuge an der Marineflugstation Key West in Boca Chica Key beobachten. Das Beste kommt zum Schluss: Key West, die Schönste der Keys Key West hat eine besondere Atmosphäre. »Come as you are« prangt auf dem Kennzeichen eines Ford-Mustang-Coupés, auf dem zwei Hühner hocken. Überall gackern und watscheln Hähne, Hühner und Küken durch die Gegend: Ein strenges Vogelschutzgesetz hat die Key West Chicken unter Schutz gestellt. Nett ist man hier nicht aber nur zu Hühnern. Die Key-West-Devise »One Human Family« gilt besonders für die große LGBTQ-Community der Keys. Und Key West ist auch noch schön: Die Old Town und der »Sloppy Joe's Bar« in der Duval Street in Key West. Hier gibt es kühle Drinks und Livemusik PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/florida »Auf den Inseln von Miami wohnen die Reichen und Schönen.« UNSER AUTOR EMPFIEHLT Auf Islamorada länger Pause machen Für Schnorchler und Taucher ein Pflichtstopp ist das History of Diving Museum auf der Insel Islamorada. Für alle anderen lohnt es sich auch. Das Museum (Eintritt US$ 15) wurde von Dr. Joe und Sally Bauer, zwei Tauchbegeisterten aus Cleveland, gegründet und verfügt heute über eine der größten und umfassendsten Sammlungen der Welt. Tipps geben die beiden ihren Besuchern auch gern: »Ein paar Brücken weiter solltet ihr mal einen kurzen Stopp bei Robbie‘s einlegen«, empfiehlt Sally uns. Dort kann man bis zu 2,5 Meter lange Tarpune füttern, Fische, die aussehen wie gigantische Heringe. Für 4,50 Dollar bekommt man einen Eimer mit Fischresten und muss aufpassen, dass einem nicht die zahlreichen Pelikane die Karkassen abluchsen – hin und wieder sind auch Manatees zu Besuch. Kajakfans können sich hier Boote leihen (halber Tag US$ 60) und die absolut empfehlenswerte Tour zur Geisterstadt Indian Keys starten (www.robbies.com). Die Insel Islamorada rühmt sich zudem, die »Welthauptstadt der Sportangler« zu sein. Im Restaurant »Islamorada Fish Company« gibt’s nicht nur Fisch in allen Variationen, z. B. Fish and Chips für US$ 21 – sondern auch das Angebot »You catch, we cook!«: Angler können ihren selbst gefangenen (aber bereits filetierten!) Fisch nach Wunsch zubereiten lassen (www.islamoradafishco.com). 3-2022 REISE-PREISE.de 11

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